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Abaton
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  Philae (Tempel)
Der Tempel von Philae (altägyptisch Pi-lak) lag auf einer 140 x 460 m großen Nilinsel wenig südlich des 1. --> Kataraktes.
Noch im 19. Jahrhundert war die ganze ptolemäisch/römische Tempelstadt fast vollständig erhalten.
Beim Bau des ersten Assuan-Staudammes im Jahr 1912 nahm man jedoch darauf keine Rücksicht; nur noch die oberen Teile des Tempels ragten aus den Wassermassen.
Als 1960 der Bau des neuen Dammes anstand, schien dies das Schicksal des Tempels endgültig zu besiegeln, obwohl der neue Damm südlich der Insel gebaut wurde.
Man entschloss sich daher den Tempel auf die höher gelegene Nachbarinsel Agilkia umzusetzen; seit 1980 sind die wichtigsten Teile dort aufgebaut.  

Der Abbau des Tempels und Grabungen in den Fundamenten brachten Hinweise auf ein Tor des Taharqa, 310 wiederbenutzte Blöcke eines kleinen Tempels des Amasis, unter dem Hypostyl Umrisse eines älteren Vorgängerbaues und Reste eines kleinen Kiosks des Psametik II.
Die ältesten noch heute aufrecht stehenden Bauteile stammen von Nektanebos I, der das Gesamtkonzept entwickelt zu haben scheint mit einer Aufgangstreppe an der Südspitze der Insel und einer Barkenstation hoch über dem Nil: ein eleganter 14-Säulen-Portikus mit Komposit- und Sistrum-Kapitell-Säulen sowie ein Eingangstor.
Mit dem Aufblühen des --> Isis-Kultes stieg auch die Bedeutung des Tempels.
Der --> Portikus wurde unter Ptolemäus VIII Euergetes II mit zwei --> Obelisken ausgestattet.
Fortgeführt wurde das Bauprogramm vorwiegend unter Ptolemäus II Philadelphus und Ptolemäus III Euergetes I, denen vor allem der Isis-Tempel mit seinen beiden mächtigen, 20 und 13 m hohen --> Pylonen, den Vorhof und den --> Pronaos hinter dem zweiten Pylon zu verdanken ist.
Die Farben an den Kompositkapitell-Säulen waren noch im 19. Jahrhundert erhalten.
Das Geburtshaus ist ein schönes Beispiel eines --> Mammisi. Sein dreiräumiges --> Sanktuar ist allseitig von einem höheren Säulenumgang umgeben, der das schützende Dach über dem Sanktuar trägt.
Wegen der nun internationalen Bedeutung des Isis-Kultes folgten in der Römerzeit weitere Bauten. Unter Augustus errichtete man die beiden langen, die Prozessionsstraße flankierenden Säulenkollonaden, vielleicht auch den Trajan zugeschriebenen --> Kiosk am Ostufer, mit dem eine Ost-West-Achse geschaffen werden sollte.
Im Nordosten, gegenüber der Insel --> Abaton, wurde unter Hadrian ein monumentales Tor mit Treppenaufgang vom Nil errichtet.
Der Tempel war dicht umstanden von Ziegelbauten für Personal und Pilger.

Neben Isis verehrte man in Philae einen großen, bunten Falken als Abbild der Seele von --> Horus und --> Rê, der aus Äthiopien eingeflogen sein soll (Strabo).

Die Priesterschaft von Philae beherrschte das Zwölfmeilenland wie ein Gottesstaat und verstand es, wie ein Puffer zwischen dem meroitischen und ptolemäischen Reich zu wirken. Dank der privilegierten Stellung hielt sich der Isis-Kult noch lange nach der offiziellen Einführung des Christentums (391 n. Chr.). Erst unter Justinian im Jahr 536 wurden die letzten Tempel geschlossen.
Die letzten datierbaren Hieroglypheninschriften Ägyptens datieren von hier aus dem Jahr 394; die letzte demotische Inschrift von 452 n. Chr.
   

Lit.: Description, Bd. I
Prisse d´Avennes, Histoire de l´art égyptien (1878)
H.B. Lyons, A Report on the Island and Temples of Philae (1908)
E. Winter, Philae (1972)
W. Macquitty, Island of Isis. Philar Temple of the Nile (1976)
W.Y. Adams, Nubia Corridor to Africa (1977)
G. Haeny, A short architectural history of Philae BIFAO 85 online
E. Vassilika, Ptolemaic Philae (1989)
 



Quelle:
Arnold, D., Die Tempel Ägyptens. Augsburg 1996

Eingestellt durch: semataui (30.10.2003)
Bearbeitet durch:  semataui (03.11.2003), Iufaa (14.04.2005)
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