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  Kupfer
Für die Spurensuche nach Kultur- und Handelsbeziehungen unter den altorientalischen Ländern ist die Untersuchung von bestimmten Mineralstoffen, die ein beschränktes Vorkommen in der Region aufweisen, von Bedeutung. Die Analyse solcher Stoffe zeichnet ein eindeutiges Bild über die Quellen und Märkte des Alten Orients in den frühesten Perioden. Nach den archäoligischen und literarischen Zeugnissen zu urteilen, haben unter allen Mineralstoffen des Nahen und Mittleren Ostens Kupfer und Lapislazuli die weitesten Wege zurückgelegt, um an den Zielmarkt zu gelangen. Nach Zeugnis alter Texte und den archäologischen Funden waren Afghanistan und Ostiran die Quellen von Lapislazuli und zumindest einer besonderen Sorte von Kupfer. Der von Ostiran am weitesten entfernt liegende Markt war in den frühen Perioden sicherlich.

Kupfer kommt in Form von Nadeln und Schmuckperlen seit der Badari-Periode (ca. 4000 v.u.Z.)(1) und in Form von Armbänden, Fingerringen und weiteren kleinen Gegenständen seit der frühen vordynastischen Zeit (um 3400 v.u.Z.) in Ägypten vor.(2) Alle diese Objekte kommen vor der mittleren prädynastischen Periode nur selten vor, darüberhinaus sind sie klein und leicht; es wurden also zu jener Periode noch keine schweren Objekte wie Waffen etc. aus Kupfer hergestellt. Gegen Ende der prädynastischen Zeit waren die Ägypter aber schon im Besitz von kupfernen Waffen. Während der frühen Dynastie waren auch schwere Äxte sowie Beile, Dolche, Speere und Haushaltsobjekte aus diesem Metall in beachtlicher Anzahl in Gebrauch.(3)

In Ägypten kommt Kupfererz in brauchbaren Mengen kaum vor(4) Die kleinen Mengen von Kupfererz im Sinai und der östlichen Wüste sind für den heutigen Bergbau nicht ausreichend, da es viel einfacher wäre, diese von anderen Orten zu beziehen.(5) Das Gebiet des Wadi Maghara im Sinai, das Kupferminen beherbergt, war erst durch Djoser, dem letzten König der 2. Dynastie, erobert worden.(6) Danach konnte Kupfer im Sinai erst seit der 3. Dynastie (2660-2600 v.u.Z.) abgebaut bzw. aus dem Gebiet südlich des Toten Meeres bezogen werden.(7) Die Anlagen der Kupferverarbeitung in Buhen gehören der 4. oder 5. Dynastie an, wobei dort nur Fragmente von Kupfererz sowie Schlacken in Verbindung mit roter Keramik fremder Herkunft gefunden worden sind,(8) welche auf keine Gewinnung dieses Metalls, sondern bloß seiner Verarbeitung dort schließen lassen. Weitere Vorkommen von Kupfer in der östlichen Wüste ergeben kein anderes Bild, denn das Kupfer aus dieser Gegend wurde erst später, während des Mittleren Reiches erschlossen.(9) Ferner hören wir in den Inschriften früher Perioden kaum etwas von den Anlagen und Arbeitern zur Kupfergewinnung.(10) Somit scheidet Ägypten als Ursprung der dort in den prä- und frühdynastischen Perioden aufgefundenen Kupfergegenstände aus.

Die textlichen Quellen ergeben kein abweichendes Bild. In den ägyptischen Königsinschriften ist nur einmal von einer Expedition die Rede, die unter Sesostris III. (1878-1840 v.u.Z.) zu dem bereits genannten Wadi Maghara im Sinai geführt wurde, um von dort Malachit und Kupfer zu holen.(11) Dieser Feldzug wurde von manchen Forschern als Zeichen für ein Kupfervorkommen im Sinai gewertet, welches den Bedarf Ägyptens deckten sollte. Diese Vermutung fand anfänglich durch die im Sinai gefundenen Kupferschlacken Bestätigung. Jüngere Untersuchnungen haben jedoch ergeben, daß es sich beim Kupfervorkommen im Sinai allein um Schlacken aus den Resten der Verschmelzungen handelt.(12) Diese weisen aber bloß auf die Kupferverarbeitung im Sinai hin, nicht jedoch auf dessen Gewinnung dort.(13) Der Feldzug des Sesostris III. dürfte also der Erbeutung von Lagerbeständen fertiger Kupferobjekte und -barren gedient haben.(14) Demgegenüber existieren zahlreiche Erwähnungen von Kupfer fremder Herkunft. So findet man Berichte über Kupfer aus dem Land der Götter,(15) womit vermutlich Landschaften im Iranischen Hochland,(16) u.a. das alte Tapur (äg. Tefrer), später Tapuristan gemeint ist (s. unten), sowie aus Asien,(17) Rtnw bzw. Zahi (Syrien),(18) welches jedoch bloß als Umschlagsplatz für Kupfer und viele andere Waren aus Iran diente. So wurde das sog. asiatische Kupfer in mehreren Feldzügen der ägyptischen Könige als Beute mitgebracht.(19)

Für Südpalästina sind Kupferobjekte in Nahal Mishmar, in Westen des Toten Meeres, und weiteren Plätzen bereits in der Periode 4500-3500 v.u.Z. belegt,(20) also lange vor dem Beginn der Kupferverarbeitung in Mesopotamien, wo Kupfer erst mehr als ein Jahrtausend später vorkommt.(21)

Aufschlußreich für die Herkunft von Kupferobjekten Palästinas ist ferner die Beschaffenheit des verwendeten Metalls: Während das Kupfererz für die Herstellung von Gebrauchsobjekten Palästinas aus dem Wadi 'Araba und Feinan stammen könnte, kann die Quelle von den Prestige- oder Prunkobjekten unmöglich die dortigen Minen gewesen sein. Die Objekte selbst oder allenfalls das Kupfererz bzw. die -barren müssen von außwärts importiert worden sein. Diese Tatsache gilt durch metallurgische und geologische Untersuchungen als erwiesen, denn diese Kupferobjekte enthalten einen beachtlichen Anteil an Arsen, das einheimische Erz, wie etwa aus dem Wadi 'Araba-Gebiet, enthält dagegen kein Arsen.(24) Das arsenhaltige Kupfer war für die Herstellung von Prunkobjekten daher von Bedeutung, da es viel härter als das reine Kupfer ist und zudem eine glanzvollere Erscheinung hat. Dieses Erkenntnis hat erst viel später dazu geführt, daß man die Erhärtung von Kupfer durch Beimischung mit Arsen und später Zinn herbeiführte und Bronze erzeugte. Das Vorkommen von Objekten aus arsenhaltigem Kupfer in Palästina in den frühen Perioden ist nun von großer Bedeutung, da dadurch die Annahme auf der Hand liegt, daß die Prunkobjekte aus einem anderen Gebiet eingeführt wurden, wo arsenhaltiges Kupfer ausgebeutet und verarbeitet wurde; dieses Gebiet kann nur in Ostiran gelegen haben, denn nur dort konnte diese Art Kupfer ausgebeutet werden.

Für Syrien und die anderen nördlichen Länder haben wir nur sehr sporadische Angaben über das Vorkommen von Kupfer, welches dort ohnehin nur in späteren Zeiten belegt ist, und auch dann gelten diese Länder bloß als Umschlagsplatz für dieses Erz.(25) Erst in späteren Zeiten wurde Kupfer aus Zypern eingeführt. Zypriotisches Kupfer taucht in Ägypten(26) sowie in Ugarit und Syrien erstmals in der Amarna-Zeit (14. Jahrhundert v.u.Z.)(27) und in Babylonien erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts v.u.Z. auf.(28) So scheiden die Länder nördlich Ägyptens als Lieferant für Kupfer in den frühen Perioden aus.

Auch Mesopotamien, wo Kupfer (urudu) früher als in Ägypten belegt ist, kann als Lieferant dieses Metalls nicht in Betracht kommen, da Kupfererz dort sicherlich nicht vorkommt;(29) es mußte daher aus Magan (Makran), in Ostiran, oder Aratta, ebenfalls in Ostiran, Tilmun im nördlichen Persischen Golf und aus Kimash, im Zagros-Gebiet und östlich davon, in Form von Barren eingeführt werden.(30) Die ältesten Funde des kaltverarbeiteten natürlichen Kupfers stammen von Shanidar (9. Jahrtausend v.u.Z.) und Çayönü (8. Jahrtausend v.u.Z., RLA viii: 124b) im Norden Iraqs bzw. Südosten Kleinasiens, die vermutlich auf die Minen in Ergani Maden zurückzuführen sind, die Herkunft des Metalls ist jedoch noch nicht durch Laboranalyse bestätigt worden (Muhly 1983, RLA vi: 350a-351a). So finden die Kupferminen von Ergani Maden in Anatolien in früheren Texten Mesopotamiens keine Erwähnung; diese kommen erst seit der Zeit Erishums I. (1941-1902 v.u.Z.) als Lieferant von Kupfer für Assyrien in Betracht.(31) Der Mangel an Evidenz für eine Kupferlieferung aus Anatolien nach Südmesopotamien bestätigt indes die Feststellung, daß Kleinasien in früheren Perioden kein Kupfer dorthin exportierte.(32) Dazu kommt noch die Tatsache, daß die Kupfereinfuhr in Mesopotamien nur auf dem Seewege erfolgte,(33) da der Import aus dem Norden ökonomisch nicht wettbewerbsfähig war.(34)

So werden also die östlichen Länder, Aratta, Magan und Meluhha, alle in Ostiran bzw. noch weiter östlich liegend, sowie Kimash, in Zentral- oder Westiran, nicht nur in den ältesten sumerischen Texten als exklusiver Lieferant für Kupfer erwähnt,(35) sie waren tatsächlich auch die einzigen wettbewerbsfähigen Quellen für den Export dieses Metalls nach Mesopotamien. Diese Feststellung findet ihre Bestätigung auch darin, daß das Kupfer Palästinas ebenso wie das Kupfer Mesopotamiens der früheren Perioden (4. Jahrtausend v.u.Z.) arsenhaltig war. Es wird allgemein angenommen, daß das Arsen im Kupfrerz enthalten war und nicht künstlich hinzugefügt wurde.(36) Arsenhaltiges Kupfer kommt aber nur im Iranischen Hochland, insbesondere in Anarak Talmassi, aber auch in Kaukasus, vor.(37) So lassen sowohl die literarischen wie auch die materiellen Evidenzen - soweit uns der heutige Forschungsstand lehrt - für die Quelle mesopotamisches Kupfers der früheren Perioden keine andere Alternative außer Iran zu.

Während die Kupfermetallurgie in Mesopotamien vor ca. 2500 v.u.Z. nur schlecht entwickelt war,(44) kann in Tal-i Iblis im Südosten Irans bereits um 4400 bis ca. 3900 v.u.Z. eine der ältesten Stätten für Kupferverschmelzung und -verarbeitung gesehen werden.(45) Auch die unterschiedlichen Schichten von Tepe Yahya, von 3800 bis 3200 v.u.Z., bieten eine Menge Funde an, die von der Herstellung dieses Metalls zeugen.(46) Eine metallurgisch hergestellte Nadel mit knopfartigem Kopf zeugt von der frühen Gußarbeit bei der Kupferverarbeitung bereits in Periode VB (3700 v.u.Z.) in Tepe Yahya.(47) Dieses Muster enthält 1,5% Arsen.(48) Auch das Kupfer von Sialk III bis IV (4. Jahrtausend) enthält zwischen 2,1% bis 5,8%,(49) von Tall-i-Nokhodi (Schicht II, Ende 4.- Anfang 3. Jahrtausend v.u.Z.) in Fars 1-10%,(50) Khurab, Makran, (ca. 2000 v.u.Z.) 1-10%(51) und in Susa 2-5%(52) Anteil an Arsen.

Das verbreitete Vorkommen von Arsenkupfer in Iran sowie die frühesten metallurgischen Werkstätten in diesem Land erhärten die Annahme, daß das gesamte hochwertige Kupfer des Nahen Ostens frühester Perioden iranischer Herkunft war. Der Stand der Forschung läßt z. Zt. keinen anderen Schluß zu, denn keine andere Region des alten Orients bietet das Kupfer in der beschriebenen Beschaffenheit.

Anmerkungen:
1.      Hayce 1953, The Scepter of Egypt i: 16a; Helck-Otto: 57. 200.
2.      Lucas 1962, Ancient Egyptian Materials and Indusries: 200; Helck-Otto: 200.
3.      Lucas loc.cit.; Hayes 1953 i: 120, Abb. 74.
4.      Lucas 1962: 202.
5.      Lucas 1962: 201-202.
6.      Hayes 1953 i: 59b.
7.      Helck 1975, Wirtschaftsgeschichte des Alten Ägyptens im 3. und 2. Jahrtausend vor Chr.: 16.
8.      Emery 1962, "Editorial Foreword", JEA 48 1-2.
9.      Helck-Otto 1987, Kleines Wörterbuch der Ägyptologie: 200.
10.      Helck 1975: 126.
11.      Breasted 1905, Ancient Records of Egypt (ARE) i, 713.
12.      Gardiner & Peet 1955, The Inscriptions of Sinai: 5. 6. 8.
13.      S. auch Lucas 1962: 202-203.
14.      Vgl. auch Posener 1971, "Syria and Palestine c. 2160-1780 B.C.", CAH i, 2: 539.
15.      ARE iii, 274.
16.      Derakhshani 1998, Die Arier in den nahöstlichen Quellen des 3. und 2. Jahrtausends v.u.Z. : 42ff.
17.      ARE ii, 45. 104. 175. 614. 755; iii, 217. 537. 910.
18.      ARE ii, 447. 459. 460. 462. 471. 490. 491. 509. 536. 790.
19.      Helck 1971, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien: 384-385.
20.      Moorey 1988, "The Chalcolithic Hoard from Nahal Mishmar, Israel", World Archaeology 20/2: 173.
21.      Moorey 1988, Word Archaeology 20/2: 173.
22.      Gilead 1988, "Shiqmim and the Chalcolithic Period in Southern Israel", Journal of the Israel Prehistoric Society 21: 148, s. dort Hinweis auf Heskel & Lamberg Karlovski 1980, "An alternative sequence for the development of metallurgy: Tepe Yahya, Iran", T. A. Wartime & J. D. Muhly (eds.), The Coming of the Iron Age: 229-265, New Haven and London; Muhly 1993, Reallexikon der Assyrologie (RLA) viii: 125b.
23.      Moorey 1988: 174. 178, s. dort Hinweise auf Schmidt 1937, Excavations at Tepe Hissar, Damghan, Abb. 16; Calmeyer 1969, Datierbare Bronzen aus Luristan und Kirmanshah: .20-7. 117-22.
24.      Muhly 1993: 125b-126a; vgl. auch Kelso 1943. "Some Sixteenth-Century Copper Objects from Tell Beit Mirsim", BASOR 91: 28. 34.
25.      RLA vi: 346b.
26.      Geschenke des Königs von Alashia (Zypern), EA 33, 18; 34, 34, 18; 35, 10; 36, 6. 7. 13; 40, 7. 13.
27.      RLA vi: 347a.
28.      Millard 1973, "Cypriot Copper in Babylonia, c.1745 B.C.", JCS 211ff.
29.      RLA vi: 351a.
30.      Röllig 1983, RLA vi: 346.
31.      Lewy 1971, CAH i, 2: 758.
32.      Muhly 1973, Copper and Tin: 208 zit. von Mooery 1985: 9.
33.      Muhly 1983, RLA vi: 358a.
34.      Moorey 1985: 9.
35.      Für Aratta als Lieferant von Kupfer s. Cohen 1973. Enmerkar and the Lord of Aratta(ELA), 18; für Magan s. UET iii, 1689 sowie Lipshur Litanies, Reiner 1956, JNES 15: 132, 34: kurMá-gan-na/kururudu "Bergland von Kupfer"; für Meluhha s. UET iii, 368; für Kimash s. Gud Cyl A 16, 15 = SAK 107.
36.      Muhly 1993: 127b.
37.      Muhly 1993: 126-128; Potts 1993, WA 24: 394.
38.      Plinius vi, 26; Schoff 1912, The Periplus of the Erythraean Sea: 151.
39.      Malek Shahmirzadi 1979, AMI 12: 52.
40.      Heskel & Lamberg-Karlovski 1986, Excavations at Tepe Yahya, Iran: 208a.
41.      Muhly 1983, RLA vi: 351a.
42.      Heskel & Lamberg-Karlovski 1986, loc.cit.
43.      Muhly 1993, RLA viii: 125a.
44.      Muhly 1993: 125a-b.
45.      Hauptmann 1980, Peléorient 6: 120.
46.      Hauptmann 1980, loc.cit.
47.      Heskel & Lamberg-Karlovski 1986: 212a; s. dort Abb. 7.11:c.
48.      Muhly 1993, RLA viii: 126b.
49.      Muhly 1993, RLA viii: 126b-127a.
50.      Goff 1964, IRAN 2: 49-50, s. Abb. 8.
51.      Lamberg-Karlovsky 1969, IRAN 7: 164.
52.      Heskel & Lamberg-Karlovsky 1986: 208a-b.


Quelle:
Jahanshah Derakhshani (gekürzt): http://www.int-pub-iran.com/ipis06.htm

Eingestellt durch: manetho (03.11.2003)
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