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Verlauf:
Amenhotep III / Neb-maat-Rê (König, 18. Dyn)
Amenhotep sa Hapu (Baumeister, 18. Dyn)
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  Würfelhocker

§1 Wichtigste Untersuchung zu 335 Statuen des Mittleren bis Neuen Reiches von R. Schulz (s. Literaturangabe). Alle Daten des Beitrages beziehen sich auf ihre Analyse.
Niemals (!) werden bei Kuboiden („Würfelhockerstatuen“) Könige oder Götter als Kuboide abgebildet. Auch Frauen sind sehr selten. Kuboide entwickeln sich vermutlich aus so genannten „Sänftenhockfiguren“ (Abb. 1), die in der frühen 12. Dyn. für den Raum Saqqara/Dahschur belegt sind. Aus den im Grab aufgestellten Sänftenhockfiguren entwickelte sich mit dem Verschwinden der realen Hocksänfte im Mittleren Reich (abgelöst durch die Sitzsänfte) und dem Wunsch, vom königlichen Tempelkult zu profitieren die Hockstatue (Kuboid/Würfelhocker). Gelöst von einem formgebenden Vorbild (Sänfte) konnten sich nun auch Sonderformen entwickeln und Änderungen an der Kleidung, den Insignien und der Haltung vorgenommen werden.
Hockhaltung sowie gekreuzte Arme weisen auf eine Demutshaltung (Schulz, 1992:784) vor dem König/Gott hin („demütige Kultteilhabe“). Hauptgedanke ist wohl der Versorgungsaspekt. Die „stark verdeckten“ Körperformen der Kuboide weisen auch auf einen „Verhüllungsaspekt“  (Schulz 1992:777 Mumifizierung?) hin.

Foto: Schulz/Seidel: Ägypten. Die Welt der Pharaonen, S. 128 Abb. 46

§2 Bei der äußeren Gestalt der Kuboide unterscheidet man Typen:
streng kubisch27,9%
streng kubisch mit schräg abfallender Oberseite3,4%
mit schwach erkennbaren Körperformen43,3%
mit deutlich erkennbaren Körperformen15,1%
mit schräg vorstehendem Schurzteil8,6%
Sänftenhockfiguren1,7%

§3 Es zeichnet sich eine Entwicklung vom frühen Mittleren Reich (MR) (erkennbare Körperformen/Sänftenhockfig.) zum späten MR (streng kubisch) ab. In der Thutmosidenzeit bevorzugt schwach erkennbare Körperformen. Rückwärtige Entwicklung ab Amenophis III. (betont wieder die Körperformen). Die Ramessidenzeit präferiert wieder die schwach erkennbaren Körperformen (45%).

§4 Der kuboide „Normaltyp“ ist von den Sonderformen ( --> Erzieherstatue; --> Stelophor/ --> Naophor, mit Opferbecken; mit Hand vor Mund; mit Figur einer Privatperson) und den reliefierten Typen (Abbildung von Personen/Göttern/Opferszenen) zu trennen. Der „Normaltyp“ tritt ab dem MR in beschrifteter (häufiger) und unbeschrifteter Form auf. Die Sonderformen geballt in der Ramessidenzeit. Sog. „Erzieherfiguren“ in kuboider Form nur während der Zeit der Hatschepsut/Thutmosis’ III. (Senenmut! (Abb. 3)).


Foto: Schulz/Seidel: Ägypten: Die Welt der Pharaonen, S. 141 Abb. 67 - Hockerfigur des Sesostris-Senebefni, 12. Dyn.


Foto: Schulz/Seidel: Ägypten: Die Welt der Pharaonen, S. 158 Abb. 20

§5 Bis auf wenige Ausnahmen (ein Fayencekuboid und einige Holz- und Bronzekuboide) sind alle (99%) Statuen aus Stein gefertigt. (im MR 43% Kalkstein; im NR 40-50% Granodiorit).

§6 „Der funktionale Ort kuboider Statuen erstreckt sich vorwiegend auf den Grab- und Tempelbereich.“ (Schulz 1992:559); Die Zuweisung zum Grabkontext ist i.d.R. problematisch, da nur wenige Stücke in situ geborgen wurden (Im MR ist nur für 3 Personen die Aufstellung im Grab sicher bezeugt; die Thutmosidenzeit ebenfalls nur 3 Statuen im Grabkontext. Für die Ramessidenzeit kann keine gesicherte Grabherkunft angegeben werden, obwohl für einige Stücke die Aufstellung in separaten Grabkapellen in heute zerstörten Oberbauten angenommen wird [J. Malek, in: RdE 38, 1987, S. 122ff.]).


Insgesamt sind etwa 68% aller Stücke, wegen der häufigen Herkunft aus dem Handel oder Raubgrabungen, einem Kontext zuzuordnen:
Ort (gesichert):12,5%
   - Grab gesichert4,9%
   - Tempel gesichert55,6%
Ort (sekundär erschlossen):17,5%
   - Grab erschlossen0,0%
   - Tempel erschlossen7,2%
   - Angaben Dritter2,3%


§7 Das Verhältnis von (nachweislicher) Tempel- zu Grabstatue beläuft sich auf etwa 14:1. Die frühen Sänftenhockfiguren (s.o. und Abb. 2) sind klar dem Grab zuzuordnen und funktional als Prozessionsbegleiter bei Festumzügen der Nekropole zu sehen.

§8 Die Herkunftverteilung der Kuboide weist v.a. zwischen dem frühen MR und NR Verschiebungen auf:
frühe 12. Dyn.92,3% memphitischer Großraum (Saqqara, Lischt, Dahschur, Riqqeh)
mittlere 12. Dyn.40% memph. Großraum; 40% Abydos; 20% Randgebiete
späte 12. Dyn.50% Oberäg.; 33% Memphis; 17% Delta
Thutmosidenzeit70% Theben; 15,6% übriges Oberäg.; 6,3% memph. Großraum; 4,7% Randgebiete; 3,1% Nubien
späte 18. Dyn.46,1% Theben; 23% memph. Großraum; 7,7% Delta
19. Dyn.48,8% Theben; 19% übriges Oberäg.; 22,6% memph. Großraum; 3,6% Delta; 2,4% Randgebiete; 3,6% Nubien
20. Dyn.64,7% Theben; 23,5% memph. Großraum; 11,8% übriges Oberäg.


Problematisch ist hierbei die schlechte Belegsituation für die früheren Epochen, die die Statistik verfälschen dürften.

§9 Über 90% der Kuboide sind Einzelstatuen. Der Rest sind Gruppenstatuen und Sonderformen (besonders häufig im MR). Für das MR lässt sich feststellen, dass Kuboide im Grabkontext paarweise aufgestellt wurden. Für die Thutmosidenzeit, Vor- und Nachamarnazeit sowie die Ramessidenzeit lässt sich dazu keine eindeutige Aussage treffen, da kein entsprechender Befund vorliegt (allerdings sind von mehreren Beamten zwei oder mehr Statuen erhalten, was eine solche Vermutung stützen würde). Paarweise (oder mehr) Statuen einer Person im Tempelkontext sind dagegen durch das ganze NR gut belegt. Sie flankierten wohl Prozessionswege.

§10 Da für die Phase der III. Zwischenzeit und der Spätzeit liegen keine umfassenden Analysen vor, so dass hier auf eine Darstellung verzichtet werden muss. Es scheint aber deutliche Veränderungen im Konzept und der Funktion dieses Statuentypus gegeben zu haben. Dies legt z.B. die Beobachtung nahe, dass wir aus der Phase vor der III. Zwischenzeit keine familiären Beziehungen bei den Statuen nachweisen können, während ab der III. Zwischenzeit ganze Familien durch Statuen nachweisbar sind. In dieser Phase dominierte auch klar der beschriftete bzw. reliefierte „Normaltyp“ (s.o.), wobei die teils sehr dichte Beschriftung charakteristisch ist. Repräsentiert sind dabei v.a. Priestergruppen.



Quelle:
Schulz, R., Die Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, HÄB 33, Hildesheim 1992 (mit weiterer Literatur).

Eingestellt durch: Gast_A. (20.04.2005)
Bearbeitet durch:  Apedemak (20.04.2005), naunakhte (17.02.2007)
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