Im alten Ägypten war vermutlich der Wunsch nach Kindern bedeutsamer als der nach Empfängnisverhütung. Kinderlosigkeit wurde offensichtlich als ein Unglück betrachtet, daher kennt man auch zahlreiche Amulette (z.B. tjt oder Isisblut-Amulett), die die Schwangerschaft fördern sollten, aber keines zur Verhütung. Wahrscheinlich dürfte Wissen über Möglichkeiten zur Empfängnisverhütung auf die kleine Oberschicht begrenzt gewesen sein. Einige medizinische Papyri beschreiben Verfahren zur Empfängnisverhütung, dabei fallen einige der genannten Verfahren in den Bereich der Magie (z.B. pBerlin 3038), andere beruhen auf praktischen Erfahrungen. So finden sich im pKahun und pGurob die Empfehlung, Krokodildung, Honig oder awAjt-Gummi vaginal einzuführen. Auch der pRamses IV empfiehlt die intravaginale Anwendung von Krokodildung. pEbers rät zur Einführung eines "Tampons" aus Zupflinnen mit Akazien-Spitzen (diese enthalten Gummi arabicum), Datteln und Honig als Verhütungsmittel. Die Wirkungsweise dieses Rezepturen dürfte einerseits auf einer rein mechanischen Blockierung der Muttermundes (Krokodildung) bestanden haben, andererseits hat die im pEbers empfohlene Kombination von Honig und Gummi arabicum auf Zupflinnen neben der rein physikalischen Blockade möglicherweise auch noch chemische Effekte auf die Fortbewegung der Spermien. Die Ausdehnung der Laktationszeit (= Stillzeit) auf eine Dauer von drei Jahre zum Zwecke einer Empfängnisverhütung dürfte wohl keine Rolle gespielt haben. Verfahren zur Empfängnisverhütung durch den Mann sind nicht bekannt.
Quelle: Sandison, A.T., in: Lexikon der Ägyptologie, Bd. I-VI. Wiesbaden 1975-86, Sp. 1227 Westendorff, W., Handbuch der altägytischen Medizin. Leiden, Boston, Köln 1999
Eingestellt durch: | Iufaa (15.05.2005) |
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