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Verlauf:
User-hat (Schreiber, 18. Dyn, TT56)
Opfer (Ritual)
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  User-hat (Schreiber, 18. Dyn, TT56)
Wsr-HA.t



Userhat war ein Schreiber in der Zeit des   --> Amenhotep II und wahrscheinlich auch bereits unter --> Thutmosis III tätig.
Er hatte verschiedene Titel inne, wie z. B. "...großer Vertrauter des Herrn der beiden Länder, sein wahrhaft geliebter königlicher Schreiber, der Stellvertreter des Herolds, Vorsteher des Kleinviehs (des Amun)...". Sein wichtigster Titel war jedoch  "Schreiber, der die Brote in Oberägypten und Unterägypten berechnet". Er war also für die Getreidekontrolle der königlichen Bäckereien verantwortlich. Dazu gehörte die Buchführung über die Anzahl der Brotlaibe, und auch die Einhaltung des korrekten Gewichts.
An diesen schriftlich und bildlich festgehaltenen Beschreibungen wird die im Neuen Reich bestehende betriebswirtschaftliche Bürokratie und durchdachte Organisation der Verwaltung recht deutlich.
Der Name Userhat "starken Hauptes" ist bekannt als Name der Barke des Gottes --> Amûn.
Sein Grab (TT 56) hat Userhat am Rande des --> Sheik Abd el-Korna-Hügels (7/D) errichten lassen. Es liegt westlich vom Grab --> Chaemhat (TT 57) und wenige Meter südlich vom Grab des --> Ramose (TT 55) entfernt.

Foto: ©monja

Erforscht wurde das Grab 1899 von Lloyd und 1903/04 von Sir Robert Mond. Bekannt war es allerdings schon vorher, bereits Wilkinson hatte 1827/28 die Inschriften kopiert.

Zeichnung: ©semataui.de/Klaus Adams nach P&M

Angelegt ist das Grab im typischen T-förmigen Grundriß, es weicht aber wegen der örtlich-geologischen Beschaffenheit des Gesteins um etwa 180 Grad der gängigen Ausrichtung ab. Szenen die üblicherweise auf der Westwand erscheinen, sind hier deshalb auf der Ostwand dargestellt.

Das Grab behandelt auf seinen überwiegend in Pastelltönen dominierenden Malereien viele unterschiedliche Themen.

Dekoration:
Querhalle
1. Auf dem äußeren Sturz befindet sich eine Doppelszene: Der Grabherr und seine Frau vor Osiris. Die Türpfosten weisen Texte auf.
2. Der Grabherr gefolgt von seiner Frau und seiner Mutter mit Buketts weihen Opfergaben.
3. Fünf Register vor dem Grabherrn:
I. - III. Begutachtung von Rindern.
IV. + V. Getreide ernten und Transport, Frauen ziehen Flachs.
4. Doppelszene: Der Grabherr und Frau opfern dem --> Amunedjeh (TT 84) ein Bukett, links ein weiteres Paar. Darunter eine Stele mit zwei Registern an jeder Seite: links reinigen Priester Statuen des Grabherrn, rechts die Mundöffnungsszene.
Foto: ©monja
5. Hier ist Userhat mit seiner Frau Mutnofret, zwei Töchtern und einem Sohn abgebildet, welche Festgaben überreichen. Es wird aus der Darstellung, welche das "schöne Fest vom Wüstental" zeigt, nicht ersichtlich, ob der Grabherr hier als Lebender oder schon Verstorbener teilnimmt.
Userhat wird mit seiner Gemahlin sitzend mit einem Salbkegel und Perücken auf dem Kopf gezeigt. Sie hat ein langes, dünnes Trägerkleid an und er trägt über dem weißen Schurz ein durchsichtiges Gewand, wobei seine braune Hautfarbe durchscheint.
Gaben, wie Obst, Gemüse, Brot und Wein sind reichlich vor ihnen aufgebaut.
Namentlich werden die Töchter mit Henut-neferet sowie Nebet-tauj erwähnt.
Henut-neferet hatte offenbar eine bedeutende gesellschaftliche Stellung inne, was an ihren Titeln, wie "Hofdame, geliebt von ihrem Herrn" und "Gelobte des Guten Gottes (=König)" ersichtlich ist. Die typische Bezeichnung "Hausherrin" fehlt, daraus schließt man, daß sie wohl unverheiratet war. Auf Grund ihrer Herkunft ist anzunehmen, daß sie am Hofe mit den Prinzessinnen aufwuchs oder dort verkehren durfte.
Foto: ©monja
Ein Sohn, vielleicht der abgebildete(?) war Wab-Priester. Sein Name wurde in der Amarnazeit aus den Beischriften getilgt.
Hinter dem Opfertisch überbringt der Sohn einen Stabstauß. Die Überschriften über ihm sagen aus:"...er lobt dich, nämlich Amun-Re, wenn er in Ab-Achet ruht an seinem Fest des Westtales...".
Hinter dem Sohn befinden sich drei Register, auf denen oben eine Trankspende für die beiden Töchter gezeigt wird. Den beiden Schwestern wird durch ein Mädchen eine flache Schale mit Wein über dem Speisetisch gereicht.
Im Register darunter erkennt man Musikanten mit einem Harfenspieler und Doppeloboenspielerinnen.
6. + 7. Der Grabherr und seine Frau beim Opfer.
Drei Register: Drei Männer bit Buketts, ein Mann opfert einer stillenden Frau und Opferträger.
8. Stele

- Vollbild -
Foto: ©monja
Die gemalte Stele mit rundem Abschluß flankiert von Opferträgern befindet sich auf der rechten Schmalwand in der Querhalle. Eine geflügelte Sonnenscheibe mit Osiris-Darstellungen ist im oberen Teil abgebildet. Darunter Texte.
An der Seite links drei Register:
I. Männer mit Zweigen und Opfergaben,
II.Fächerträger und
III. Soldaten
Rechts drei Register mit Männern, die Zweige und Opfer tragen.
Am Boden ist mit Maschendraht abgedeckt eine kleine Nische. Wenn man mit einer Lampe hinein leuchtet, sind tönerne Brotformen zu erkennen, die vielleicht Userhat selbst gehörten.
9. Der Grabherr opfert seinem König Amenhotep II ein Bukett und Früchte.
10. Vier Register:
I. + II. Vier Reihen Männer sitzen mit Kuchen vor einem Lagerhaus.
III. + IV. Männer bringen Angaben ins Lagerhaus.
11. Vier Register:
I. - III. Inspektion von Rekruten
IV. Männer unter Bäumen sitzend.

Längshalle
12. Auf dem äußeren Sturz eine Doppelszene, der Grabherr jeweils vor Osiris und Anubis. Auf dem Rahmen Opfertexte.
13., 14., 15. Zwei Register
I. Militäreskorte (an der Eingangswand), der Grabherr in einem Wagen auf der Wüstenjagd und mit seiner Familie bei Fisch- und Vogelfang.
II. Drei Frauen (an der Eingangswand), der Grabherr und seine Frau erhalten Waren aus dem Sumpfland, Männer fangen Vögel mit einem Schlagnetz, Weinernte.
16., 17., 18. Drei Register: Begrägnisprozession, Mundöpfnungsszene. Weinkrüge. Lieferung der Begräbnisausstattung mit Wagen und Booten.
19. Nische. Hier standen lebensgroße Statuen des Grabherrn und seiner Frau (zerstört).

Neben den Amarnazerstörungen wurde die Malerei auch durch eine koptische Bewohnungsphase beschädigt. Die beiden Grabschächte in der Querhalle sind undokumentiert, obwohl Mond sie evtl. teilweise freigelegt hat. Der Durchbruch ist nicht zu datieren.  




Quelle:
Hodel-Hoenes, Sigrid; Leben und Tod im Alten Ägypten. Darmstadt 1991
Weeks, Kent R.; Luxor. Illustrierter Führer durch Grabstätten, Tempel u. Gräber. Vercelli 2005
Porter & Moss, The Theban Necropolis Part One, Oxford 1994
Kampp, F., Die Thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie, Mainz 1996, S. 265 f.

Eingestellt durch: monja (11.06.2006)
Bearbeitet durch:  semataui (12.03.2007)
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