Lieber Berliner, einem Fachmann brauchst Du das hieratische Original nicht vorzulegen, denn die Fachleute haben sich mit der altägyptischen Liebespoesie im allgemeinen, mit dem Papyrus Harris 500 (= BM EA 10060) im besonderen und darüberhinaus auch mit den Beziehungen zum Hohenlied schon häufig befaßt. Das von Dir angeführte Beispiel stammt aus Kolumne 1 des pHarris 500, und zwar in den Zeilen 1-6. Die Abbildung des hieratischen Originals stammt aus W. Max Müller, Die Liebespoesie der alten Ägypter, 2. Auflage, Leipzig, 1932 Tafel 3, die hieroglyphische Umschrift ist die der Tafel 2. Im einzelnen gibt es inzwischen Verbesserungen bei der Umschrift. Auf der Webseite des Britischen Museums gibt es auch Farbphotographien dieses Papyrus', hier die Spalten 1 und 21. Der Text ist in Neuägyptisch abgefaßt. Mit der altägyptischen Liebespoesie und ihrem Verhältnis zum Hohenlied beschäftigt sich ausführlich Michael V. Fox, The Song of Songs and the Ancient Egyptian Love Songs, Madison/London, 1985. Auf Deutsch ist eine Zusammenfassung hier zu finden: Waltraud Guglielmi, Die ägyptische Liebespoesie2, in: Antonio Loprieno (Hrsg.), Ancient Egyptian Literature. History & Forms, Leiden/New York/Köln, 1998, S. 335-347. Sie schreibt speziell zu Deiner Fragestellung: Zitat:
Der Einfluß ägyptischer Liebeslieder auf andere Literaturen ist wegen ihrer kurzen Bezeugungszeit schwer zu fassen. Auf die Verwandtschaft, vor allem in der Metaphorik, mit dem sehr viel jüngeren Hohenlied wurde immer wieder hingewiesen. (S. 347) |
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Ausgehend vom Hohenlied gibt es auch eine kurze Betrachtung zu den altägyptischen Einflüssen im "Wissenschaftlichen Bibellexikon im Internet" von Anselm C. Hagedorn, Hoheslied3. Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 20.04.2009 um 16:03:23
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