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   Führer zum Sethostempel (8)
  Autor/in  Thema: Führer zum Sethostempel
naunakhte  weiblich
Moderatorin



Führer zum Sethostempel rania3.jpg - 8 KB
« Datum: 25.03.2004 um 08:35:03 »   

Es gibt ihn wohl tatsächlich.  

Das Führungsheft zum Totentempel Sethos I in Qurna. Ich habe zwar die Nachricht im Rundbrief des DAI 2002 gelesen, allerdings noch keines gesehen.

Hat jemand das Heft? Wo bekommt man es her? Wie teuer?

nauna

Gast_A.  maennlich
Member



Re: Führer zum Sethostempel 
« Antwort #1, Datum: 27.03.2004 um 11:22:07 »   

R. Stadelmann, Der Totentempel Sethos’ I. in Qurna, Kairo, Deutsches Archäologisches Institut 2001.

Hab das Heft (21x15cm) gerade in der Hand und bin etwas ratlos...
Der „Führer durch den Sethos-Tempel“ ist in 4 Abschnitte unterteilt:
Dem deutschen (17 Seiten), englischen (16 Seiten) und arabischen (22 Seiten) Text schließt sich ein knapper Tafelteil mit 16 Abbildungen/Plänen (sw; 8 Seiten) an.

Wie das Impressum bereits anmerkt ist das Heft in Ägypten gedruckt worden (es entstand ja in Kooperation mit dem SCA). Sicherlich nicht zum Vorteil der eigentlich netten Abbildungen. Sie leiden merklich unter den chronisch veralteten ägyptischen Druckmaschinen.
Teilweise ist nicht nachvollziehbar, wieso etwa ein Plan von ganz (!) Theben-West im Format 8,5x6,5cm abgedruckt wird, wenn man auf ihm nichts mehr erkennen, geschweige denn lesen kann. Hier hätte mehr Sorgfalt nicht geschadet.
Pläne sind generell ohne Maßstab und Windrose gedruckt und ein Generalplan, der das gesamte Areal zeigt, fehlt völlig. Ein unbedarfter Besucher des Tempels dürfte sich bei den willkürlich angeordneten Fotos von Einzelteilen/-szenen etwas verloren vorkommen.
Auch eine Chronologie-Leiste findet sich nirgends. Einem halbwegs „geübten“ Hobby-Ägyptologen sollte dies nicht stören. Als allgemeines Touristenheft fehlt dem Führer damit aber eine wichtige geschichtliche Orientierungshilfe.

Einem knappen geschichtlichen Abriss zur Entstehung und Geschichte der „Tempel von Millionen von Jahre“ (S. 1-2) folgt eine allgemeine Beschreibung der Baustruktur der Anlage (S. 3-4) und von ausgesuchten Details (S. 4-13). Stadelmann folgt dabei dem Weg des Besuchers, beschreibt also von „außen“ nach „innen“. Abschließend erfährt der Besucher etwas zur „Erforschungsgeschichte“ des Sethos-Tempels (S. 13-15), sowie dem aktuellen Stand der Restaurierungsarbeiten (S. 15-16). Leider gibt es zu den beiden letzten Abschnitten weder Bilder noch Pläne.
Zum Text läßt sich dasselbe sagen wie bei den Abbildungen. Das Layout ist antik. Eine Bleiwüste sollte heute keine archäologische Publikation (gerade eine populärwissenschaftliche) mehr zieren. Verweise auf die Abbildungen finden sich in dem Fließtext nicht. Der interessierte Laie wird daher kaum einen Bezug zwischen Text und Bild herstellen können. Eine Verwendung des Heftes als „Besucherführer“ entfällt dadurch sowieso (mangels adäquater Pläne käme eine solche Verwendung auch nicht in Betracht).

Zwei Seiten (S. 16-17) verschwendet Stadelmann schließlich mit der Auflistung der Personen und Publikationen rund um das Sethos I.-Projekt. Völlig sinnlos ist m.E. auch die „Übersetzung“ dieses ja enorm wichtigen Abschnittes in der englischen Fassung, womit auch hier 2 Seiten vergeudet werden (Druckkosten!!!!). Den Laien dürfte der Abschnitt kaum interessieren, zumal er mit den genannten Namen eh nichts anfangen kann. Auch die Publikationsliste dürfte kaum dazu beitragen, dass Lieschen Müller sich plötzlich dazu stimuliert fühlt, etwa den Band von Karol Mysliwiec „Keramik und Kleinfunde aus der Grabung im Tempel Sethos’ I. in Gurna“ (antiquarisch für schlappe 290 Euro zu haben!) zu erwerben.

Generell zu bemängeln ist, dass Stadelmann nicht auf komplizierte Fachtermini bzw. ägyptologische Begriffe (Talfest, Portikus, Architrav, Sonnenhof, Hypostyl, Amun-Kamutef, Iunmutef-Prietser u.v.m.) verzichtet, bzw. diese unerklärt im Raum stehen läßt.

Den Rückendecken ziert schließlich eine farbige (!) Zeichnung des Tempels als perspektivische Rekonstruktion. Allerdings dürfte es sich beim „Künstler“ um einen Laien (zeichnerisch wie archäologisch) gehandelt haben, da sich zahlreiche (zeichnerische wie archäologische) Fehler eingeschlichen haben. Auch hier wirkt das ganze etwas improvisiert.

Fazit: Von dem ehemaligen DAI-Chef hätte man sicherlich etwas mehr „Liebe im Detail“ und ein besseres Präsentationskonzept erwarten können (sein Klassiker „Pyramiden“ war in der Hinsicht ja nicht zu beanstanden). Das ganze wirkt etwas überhastet und dürfte niemandem wirklich helfen, Baustruktur oder Geschichte des Tempels zu verstehen.

Das Werk muss man nicht haben! Ein Versuch die Tempel Theben-Wests durch knappe Einzelpublikationen einem breiten Publikum nahezubringen ist vorbildlich und sollte Schule machen. Solche „Führer“ sind ja ein ewiges ägyptologisches Desiderat.  Speziell bei solchen „populärwissenschaftlichen“, Touristen-orientierten Publikationen sollten aber „westliche“ Editionsstandards und -erfahrungen bemüht werden, zumal das Heft ja auch das DAI repräsentiert. So wie es vorliegt, ist es für niemanden wirklich zu gebrauchen!

Gruss A.
> Antwort auf Beitrag vom: 25.03.2004 um 08:35:03  Gehe zu Beitrag
naunakhte  weiblich
Moderatorin - Themenstarter



Re: Führer zum Sethostempel 
« Antwort #2, Datum: 27.03.2004 um 11:29:39 »   

ich gestehe, da hatte ich mir doch etwas mehr von versprochen  

Wie Du schon anmerktest, Stadelmann und DAI gaben ja ihren Namen dafür her. Das bürgt im Normalfall schon für eine gewisse Qualität.

Verrätst Du trotzdem noch, wo und für wieviel das Heft zu haben ist?

Gruß und Dank
nauna
> Antwort auf Beitrag vom: 27.03.2004 um 11:22:07  Gehe zu Beitrag
Gast_A.  maennlich
Member



Re: Führer zum Sethostempel 
« Antwort #3, Datum: 27.03.2004 um 12:03:12 »   

Hallo!

Das "gute" Stück ist bislang m.W. nicht im Handel erhältlich. Das hiesige Institut hat es via DAI erhalten. Eine Preisangabe kann ich daher nicht liefern. Da Stadelmann aber das Heft als Touristenführer konzipiert hat (so bereits für 2001 im 2002-Rundbrief des DAI auf S. 12 angekündigt), dürfte es irgendwann demnächst (insha'allah) am ägyptischen Kiosk ausliegen (vermutlich so ab 2010 )... Bis dahin könnte ich in dringenden Fällen mit einer Kopie aushelfen.

Gruss A.
> Antwort auf Beitrag vom: 27.03.2004 um 11:29:39  Gehe zu Beitrag
naunakhte  weiblich
Moderatorin - Themenstarter



Re: Führer zum Sethostempel 
« Antwort #4, Datum: 27.03.2004 um 22:58:27 »   

Danke Gast A,

nach deiner Beschreibung wird es wohl kein 'dringender Fall' werden.

Da kann ich auch bis 2010   warten.

Gruß
nauna
> Antwort auf Beitrag vom: 27.03.2004 um 12:03:12  Gehe zu Beitrag
Gitta  
Gast

  
Re: Führer zum Sethostempel elefantine.jpg - 5 KB
« Antwort #5, Datum: 28.03.2004 um 11:08:27 »     


Zitat:
Das hiesige Institut hat es via DAI erhalten


Dann dürfte es ein ähnlicher Fall sein wie bei dem Führungsheft "Elefantine". Das habe ich mir vor einigen Jahren bei einem Besuch des DAIK in Zamalek/Kairo direkt dort organisiert. Großzügigerweise erhielt ich sogar drei Exemplare, zwei habe ich weiterverschenkt. Inzwischen kann man es auf Elefantine im dortigen Grabungsmuseum kaufen (für 10 LE, wenn ich mich nicht irre)

Gitta
« Letzte Änderung: 28.03.2004 um 11:10:53 von Gitta »

> Antwort auf Beitrag vom: 27.03.2004 um 22:58:27  Gehe zu Beitrag
naunakhte  weiblich
Moderatorin - Themenstarter



Re: Führer zum Sethostempel 
« Antwort #6, Datum: 28.03.2004 um 12:27:27 »   

Hallo Gitta,

würdest Du die Qualität dieses Heftes ähnlich beurteilen wie Gast A das Sethostempelheft beurteilt hat?

lg
nauna
> Antwort auf Beitrag vom: 28.03.2004 um 11:08:27  Gehe zu Beitrag
Gitta  
Gast

  
Re: Führer zum Sethostempel 
« Antwort #7, Datum: 28.03.2004 um 15:25:50 »     

Nein, der Elefantine-Führer ist inhaltlich sehr gut (von der Druckqualität auch nicht so, wie man es hier gewohnt ist, aber passabel). Inhaltsverzeichnis:

Vorwort
Zur Geschichte der Stadt Elefantine
Rundgang durch die antike Stadt (nach der Ausschilderung vor Ort)
Karte zum Rundgang
Museum
Veröffentlichungen zur Grabung
Tafeln

Mein Büchlein (ca 80 Seiten) ist von 1998, also sicherlich nicht mehr aktuell, da die Grabungen zwischenzeitlich einige Fortschritte gemacht haben.

Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 28.03.2004 um 12:27:27  Gehe zu Beitrag
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