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   Literatur & Lernen (364)
   Christiane Desroches Noblecourt (5)
  Autor/in  Thema: Christiane Desroches Noblecourt
Haremhab  maennlich
Member



Christiane Desroches Noblecourt 
« Datum: 10.10.2004 um 12:50:52 »   

Einen schönen Sonntag!
Ich habe mich in den letzten Wochen mit zunehmendem Frust (oder auch Ärger) durch das Buch „Ramses, Sonne Ägyptens“ mit dem Untertitel „Die wahre Geschichte“. Gerade der Untertitel ist es, der mich zunehmend geärgert hat. An anderer Stelle „Hatschepsut, die böse Stiefmutter“ hat Iufaa schon darauf verwiesen, dass es sich um eine populärwissenschaftliches Werk handeln würde. Aber ich hatte von einer Dame ihrer Reputation schon besseres erwartet.

Aber vielleicht sehe ich das ja falsch und meine Kenntnisse sind lückenhaft. Ich will daher einige Zitate anführen, wobei ich mich bei den Fundstellen auf die Taschenbuchausgabe beziehe).

Seite 106, zur Ausstattung des Grabs des Ramose (vier Menschentypen)

Zitat:
Ramses war sich sehr wohl bewusst, dass diese Szene ein künstlerisches Lieblingsmotiv des Ketzerkönigs Echnaton gewesen war,…….Trotzdem legte der heimliche Bewunderer der Armanazeit…

Da taucht er zum ersten Mal auf, der heimliche Bewunderer Echnatons – natürlich ohne Belegstelle.

Seite 164 – Heirat einer ägyptischen Prinzessin

Zitat:
Ramses nahm an diesen asiatischen Kriegen teil und kam dabei…..bis nach Ugarit, wo König Nikmadu nach Echnatons Tod eine ägyptische Prinzessin geheiratet hatte.

Ich hatte bisher nur gelesen, dass ägyptische Prinzessinnen nicht ins Ausland verheiratet wurden. Wenn die Prinzessin einer „Nebenlinie“ entsprungen wäre, wäre ein Hinweis auf Name und Abstammung hilfreich gewesen.

Seite 235/236 – Ramesseum

Zitat:
Beim Bau der Geburtshalle, die als eigenständiges Heiligtum die Theogamie des Amun und der Mutter Mut-Tuja beschwor, hatte Ramses also erneut unter dem Einfluß seines heimlichen Vorbilds gestanden.

Da haben wir ihn wieder, Echnaton als Vorbild. Und natürlich wieder ohne Hinweis auf weitere „Beweise“. Ich muss ohnehin sagen, dass sich die Dame verdächtig oft selbst oder ihren Mann zitiert. Gibt es für die Behauptung irgendwelche Beweise? Dabei meine ich nicht den Einfluss der Armanazeit auf die bildenden Künste.

Seite 274 – Ramses ein Humanist

Zitat:
Inschriften zeigen, dass er sich aktiv um das Wohl seiner Handwerker kümmerte….Ägypten offenbart sich als Land des beginnenden Humanismus.

Das möchte ich eigentlich unkommentiert stehen lassen. Aber ein Zitat aus wissen.de kann ich mir nicht verkneifen:

Zitat:
Der Humanismus entstand in Italien und breitete sich über ganz Europa aus. Die geschichtliche Leistung der Humanisten besteht in der Ausbildung einer wissenschaftlichen (d. h. vor allem: von biblisch-theologischen Richtlinien freien) Haltung, die auf allen Gebieten - auch in den Naturwissenschaften - fördernd wirkte.

Ansätze eines hochmittelalterlichen Humanismus zeigen sich schon im 12. und 13. Jahrhundert in der Literatur der "Specula"


Geradezu grotesk ist ein Foto auf Seite 295 (Abb. 188). Es zeigt Abu Simbel mit vier (!) unbeschädigten Monumentalfiguren von Ramses II. Und weder im Text noch beim Foto findet sich ein Hinweis, dass es sich um eine Fotomontage handelt. So etwas nenne ich Manipulation! Lustig wird es dann bei Abbildung 225 auf Seite 356. Die Bildunterschrift lautet jetzt „Fassade des großen Tempels von Abu Simbel nach dem Erdbeben“ Im Text schreibt sie, dass das Erdbeben zur Zeit Ramses II die Statue zerstört hat. Die Formulierung der Bildunterschrift legt nahe, dass Ramses II das Foto selbst gemacht hat.


Ich habe diesen Teil geschrieben (und im Zusammenhang mit der Verehrung von Ramses II für Echnaton hätte ich noch viel mehr zitieren können) um meine Empörung über solch einen hanebüchenen Unsinn auszudrücken. Aber vielleicht liege ich ja falsch und die Dame hat völlig recht.
Einen schönen Sonntag noch

Haremhab
Irjnefer_d.J.  
Gast

  
Re: Christiane Desroches Noblecourt 
« Antwort #1, Datum: 10.10.2004 um 13:07:20 »     

Hallo, der Untertitel ihres Werkes impliziert eigentlich, daß kurz nach Fertigstellung von Abu Simbel I Desroches Noblecourt selbst es gewesen ist, die das Foto gemacht hat.

Die Echnaton-Zeit als künstlerisches Vorbild der Nachfolgezeit ist, so diese sich als solches erweist, reguläre Interpretation für Verehrung von alten Vorbildern.

Gruß
Irjnefer d.J.
> Antwort auf Beitrag vom: 10.10.2004 um 12:50:52  Gehe zu Beitrag
Haremhab  maennlich
Member - Themenstarter



Re: Christiane Desroches Noblecourt 
« Antwort #2, Datum: 10.10.2004 um 14:02:28 »   

Hallo Irjnefer!

Zum zweiten Absatz Deiner Antwort:

??

Gruß
Haremhab

p.s. Die Dame spricht ja nun an mehreren Stellen nicht von der Verehrung für die Kunst, sondern für die angebliche Verehrung Echnatons. Damit geht sie m.E. über den Kunstgedanken hinaus.
> Antwort auf Beitrag vom: 10.10.2004 um 13:07:20  Gehe zu Beitrag
Lutz  maennlich
Member



Re: Christiane Desroches Noblecourt 
« Antwort #3, Datum: 10.10.2004 um 14:32:45 »   

Hallo Haremhab,
Hallo zusammen,

Zitat:
Ich hatte bisher nur gelesen, dass ägyptische Prinzessinnen nicht ins Ausland verheiratet wurden. Wenn die Prinzessin einer „Nebenlinie“ entsprungen wäre, wäre ein Hinweis auf Name und Abstammung hilfreich gewesen.

darüber sind Gitta und ich vor einiger Zeit auch schon gestolpert.
Die Diskussion dazu findest Du hier :

Ägyptische Prinzessin heiratet ausländischen König ?


Zitat:
Und natürlich wieder ohne Hinweis auf weitere „Beweise“. Ich muss ohnehin sagen, dass sich die Dame verdächtig oft selbst oder ihren Mann zitiert. Gibt es für die Behauptung irgendwelche Beweise?

In der Regel ist CDN ihre Sichtweise der Dinge Beweis / Beleg genug ...    
Vielleicht bräuchte sie einen "Gast_A" ...  

Gruß, Lutz.
« Letzte Änderung: 10.10.2004 um 14:50:55 von Lutz »
> Antwort auf Beitrag vom: 10.10.2004 um 12:50:52  Gehe zu Beitrag
Gitta  
Gast

  
Re: Christiane Desroches Noblecourt 
« Antwort #4, Datum: 10.10.2004 um 16:33:34 »     


Zitat:
Ich habe diesen Teil geschrieben (und im Zusammenhang mit der Verehrung von Ramses II für Echnaton hätte ich noch viel mehr zitieren können) um meine Empörung über solch einen hanebüchenen Unsinn auszudrücken. Aber vielleicht liege ich ja falsch und die Dame hat völlig recht


Wie CDN darauf kommt, Ramses II. sei ein heimlicher Verehrer Echnatons gewesen, würde mich auch interessieren. Dass der Sonnenkult unter Ramses eine Rolle spielte, ist unverkennbar, siehe z.B. Abu Simbel oder auch das Sonnenheiligtum im Sethos-Tempel in Qurna. Das ist aber auch schon alles. Ich würde eher sagen, dass das eine Reminiszenz an den alten Heliopolis-Kult ist.

Bei der Humanismus-Geschichte beruft sie sich wahrscheinlich auf die Stele aus Jahr 8 des Königs aus Heliopolis: eine Lobrede und Versorgungszusage an die Steinbrucharbeiter. Aber ohne weitere Hintergründe zu kennen ist es schon ein wenig gewagt, dies als Zeichen von Humanismus zu deuten. Diese Inschrift kann auch ganz andere, weniger hehre Gründe gehabt haben.

Gitta
« Letzte Änderung: 10.10.2004 um 16:43:15 von Gitta »
> Antwort auf Beitrag vom: 10.10.2004 um 12:50:52  Gehe zu Beitrag
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