Und so ist es auch das Werk eines Ägyptologen des frühen 20. Jahrhunderts, das die Rolle und das Wesen des Symbolismus im alten China am Besten erhellt. Der im Elsaß geborene Philosoph, Mathematiker und Alchimist R.A. Schwaller de Lubicz begann seine intellektuelle Karriere mit dem Studium des Werkes des symbolistischen Malers Henri Matisse. Im Zuge seiner fünfzehnjährigen Feldforschungen in Ägypten entwickelte er dann das Konzept des "symbolique"7. Symbolique definiert sämtliche Ausdrucksformen alter Kulturen, wie zum Beispiel Architektur, Hieroglyphen, Mythologie, als eine hochkomplizierte Wissenschaft, welche die vielfältigen Realitätsebenen in einem einzigen Kristall von Bedeutung verdichtet. Der Theorie des symbolique zufolge besteht die Hauptaufgabe des antiken Wissenschaftlers darin, der Beziehung zwischen Raum und Zeit, Funktion und Materie, oben, unten und dazwischen in einem sorgfältig ausgewählten Bedeutungsträger Ausdruck zu verleihen, der dem Reich der Natur entnommen wird- also ein Tier, eine Pflanze oder ein Himmelskörper. In seinem umfangreichen Werk, insbesondere in Le Temple de l´homme (1957), führt Schwaller im Einzelnen auf, dass antike Symbole sehr detaillierte Informationen enthalten, die von der Ding-Ebene (wie etwas aussieht) über die Funktions-Ebene (was etwas tut) bis zu den makrokosmischen Ebenen von Raum und Zeit (wie etwas von den Planeten und Jahreszeiten beeinflusst wird) reichen. |