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  Autor/in  Thema: (k)eine Osterlektüre
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(k)eine Osterlektüre 
« Datum: 03.04.2009 um 11:36:37 »   

Dirk Husemann
Vaterschaftstest für Pharao. Wie Genforschung archäologische Rätsel entschlüsselt.
Stuttgart, Theis 2008
Lizenzausgabe für WB Darmstadt 2008

13 Seiten des 206 Seiten starken Buches beschäftigen sich mit der schwierigen Entschlüsselung von Mumien-DNA. Enttäuschend wenig, wenn man sich vom Titel des Buches verleiten ließ.

Früher standen Verlagsnamen wie Theis und die Wissenschaftliche Buchgesellschaft  für qualitätvolle Bücher. Durchaus ein Kaufkriterium. Doch lässt sich das heute noch halten?

Zum Autor: Dirk Husemann, Jahrgang 1965, studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Ethnologie in Münster. Er arbeitet heute als Wissenschaftsjournalist (unter anderem für Tageszeitungen und archäologische Fachzeitschriften) und veröffentlicht Sachbücher zu historischen Themen. [Quelle: Perlentaucher.de]

Das Buch lässt sich flott lesen. Es ist amüsant geschrieben. Leichte Lektüre – seichte Lektüre, leider. Scheinbare Ergebnisse werden präsentiert, ohne dass dem Leser der Weg zu diesen aufgezeigt und damit nachvollziehbar gemacht wird.

Ein kurzer Auszug (S. 135):

Zitat:
Wie das Erbmaterial verriet, hatte Pharao Amosis I. (1550-1525 v. Chr.) seine leibliche Schwester Seknet-Re geheiratet.

Ich wüsste zugern wie das Erbmaterial die Gattin und deren Namen verrät? Und wer bitte ist Seknet-Re? Ich finde die Dame in keiner Abhandlung.

Es geht dann sofort weiter mit:

Zitat:
Ferner stellte sich heraus, dass die mtDNA des nachfolgenden Pharaos Amenophis I. (1525-1504 v. Chr.) sich von der mtDNA Amosis I. unterschied. Die Vermutung lag nahe, dass nicht Seknet-Re die Mutter des Amenophis war, sondern Ahmose Nefertari, ebenfalls Schwester und Frau des Amosis. Entgegen der herrschenden Meinung fand Woodward überdies heraus, dass Amenophis I. der Vater von Thutmosis I. (1504-1492 v. Chr) war. Bis dahin galt die 18. Dynastie, der Amosis und Amenophis angehörten, als verhältnismäßig kurzlebig. Thutmosis gehörte, so die bisherige Ansicht, einer anderen Familie an. Die Stammbäume mussten neu geschrieben werden.


mhh, wie gut, dass dies wohl nicht geschah. Schreibt er doch selber (S.139):


Zitat:
Wie ein Gentest in Kombination mit einer computertomographischen Aufnahme im Juni 2007 zeigte, war der bislang als Thutmosis I. geführte Leichnam der Körper eines jungen Mannes. Thuutmosis I. starb aber als Greis.


Aussenseitermeinungen werden propagandiert, so (S. 139):

Zitat:
Ein DNA-Test Tut-Ench-Amuns könnte neue Verwandschaftsverhältnisse innerhalb der 18. Dynastie ans Licht bringen, die der ägyptischen Regierung vielleicht nicht ins kulturelle Konzept passen. Wie von Historikern bereits mehrfach vermutet, waren die Mitglieder der 18. Dynastie Schwarzafrikaner. Ein Beleg durch Melanintest, dass auch Tut-Ench-Amun dunkelhäutig war, würde Teile der ägyptischen Kultur umschreiben.


Gut, die Mitglieder der 18. Dynastie waren demnach negroid, leider ohne Beleg – denn Melanintests stehen ja weiterhin aus, und dies nicht nur an der Mumie Tut-Anch-Amuns. Sorry …

Wen wundert es da, dass Thutmosis III. sofort nach Hatschepsuts Tod ihr Andenken ausmerzen ließ? Oder, dass man, wie so viele Berichte nach der „Zuweisung“ einer Mumie an Hatschepsut, aus der englischen nurse eine Krankenpflegerin macht (und das zu Zeiten wo eine Sitcom wie „Die Nanny“ Hochkonjunktur hat)? Obwohl, nach ihrem Gesundheitszustand zu schließen, hätte sie dringend einer Krankenschwester bedurft.

Für andere Teile des Buches, dass im Netz durchaus auch empfohlen wird (hat der Autor, der auf den folgenden Link verweist diesen tatsächlich gelesen?), verweise auch ich auf die Besprechung durch einen Biologen.

Ich bin froh das Buch nur geliehen zu haben - und es einfach wieder zurückgeben kann ohne mir Gedanken über diese Platzverschwendung in meinen Regalen machen zu müssen.

nauna
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