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   Alltag & Freizeit (232)
   Seilherstellung (2)
  Autor/in  Thema: Seilherstellung
Gitta  
Gast

  
Seilherstellung seile.jpg - 87 KB
« Datum: 14.09.2005 um 23:42:42 »     

Nachstehend eine Anfrage, die mich per E-Mail erreichte und die ich hiermit gern weitergebe:

Guten Tag
ich habe vom Forum gehört und mich angemeldet, weiß aber nicht wohin ich mich, mein Thema betreffend, wenden soll;
hier mein Anliegen:
ich habe zwei Bilder gefunden, auf denen das, was mich interessiert nicht erkennbar ist; die Technik der Herstellung von Seilen
Gefunden in "Antike Korb und Seilerwaren" -Wolfgang Gaitzsch 1986 herausgegeben: Wandbild im Grab eines Priesters Amenophis`I, Theben (Nr. 261), und ein Foto von 1914/15 welches vier Fellachen beim Seildrehen zeigt auf beiden Bildern ist die Tätigkeit des sich in der Mitte befindlichen nicht zu erkennen. Gibt es andere Bilder dieser Technik,oder vielleicht beschreibungen dieses Arbeitsvorganges?
Anbei die Bilder und ein herzliches Danke für die Bemühung


Gitta

Mubarek  
Gast

  
Re: Seilherstellung 
« Antwort #1, Datum: 15.09.2005 um 01:43:19 »     

Die Person links hält das Seilgeschirr und die rechte zwei Spindeln, im unteren Bild hat jeder der beiden rechten Fellachen eine Spindel. Die mittlere Person sitzt auf dem Übergang vom fertigen zum unfertigen Seil.
Mit den Spindeln werden beide Seelen getrennt und für sich verdreht, mit einem von den Händen zwischen den Oberschenkeln gehaltenem Führholz sorgt die Person in der Mitte für Abstand zwischen den Seelen auf der Strecke zwischen ihm und den Spindeln, wobei sich der Sitzende zunächst dicht am Seilgeschirr befindet, also links. Unter dem Gesäß kommen beide Seelen zusammen.
Das Seilgeschirr ist Haltepunkt beider Seelen und hält sie unter strammem Zug, beide Seelen sind am Seilgeschirr zusammengeführt.
Haben beide Seelen ausreichend Drill, werden sie mit dem Seilgeschirr langsam unter dem Sitzenden durchgezogen; beide Seelen verdrillen sich zwischen Holz und Sitzfläche durch die eigene Spannung und ergeben so ein festverdrilltes neues Seil mit stärkerem Querschnitt und höherer Belastbarkeit.
Würden zwei zwischen zwei Haltepunkte gespannte Seelen nur miteinander verdreht, käme es zu keinem Verdrillen und das entstandene Seil würde sich wieder "entdrillen".
Zu späterer Zeit wurde der Sitzende durch ein manuell auf einem Schlitten geführtes Leitholz von seiner aufreibenden Tätigkeit befreit.

Das Seilgeschirr ist in seiner einfachsten Form ein Stück Holz, welches wie ein Fahrradlenker in den Händen gehalten wird und in dessen Mitte beide Seelen in einem gemeinsamen Knoten befestigt sind.

Das Führholz ist ein längliches Holzstück mit jeweils einer etwa halbseelentiefen Einkerbung an den Enden, welches die Seelen auseinander hält und führt.

Die altägyptische Spindel wird aus einem etwa unterarmlangen Stab gebildet, an dessen Ende eine Öse und darunter ein Fliehgewicht an einer kurzen Schnur befestigt ist.
Wird der Stab in eine kreisende Bewegung versetzt, schwingt das Gewicht aus und nimmt den Stab in seiner Drehbewegung mit; der Stab dreht sich und dreht damit die in der Öse befestigte Seele.
Die fellachische Spindel in der unteren Abbildung ist im Prinzip ähnlich aufgebaut. An einem Stab ist als Fliehgewicht ein kurzes Brettstück befestigt, in welchem sich dicht unter der Verbindung zum Stab eine Bohrung zur Aufnahme der Seele befindet.
Wird der Stab in kreisende Bewegung versetzt, macht das Brettstück eine Kreisbewegung um den Stab und dreht damit die in der Bohrung befestigte Seele um die gemeinsame Achse.
« Letzte Änderung: 15.09.2005 um 13:02:32 von Mubarek »
> Antwort auf Beitrag vom: 14.09.2005 um 23:42:42  Gehe zu Beitrag
Thema wurde als gelöst markiert. Vielen Dank für eure Beiträge :-).
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