Die vorangegangenen Aussagen konkretisiere, bzw., korrigiere ich wie folgt: Schon in vordynastischer Zeit verfügte Ägypten über eine organisierte Armee und war ab der 18. Dynastie in der Lage, seine Nachbarn mit dieser zu dominieren. Im Mittleren Reich wurden die Festungen in Nubien errichtet. Durch Übernahme von Pferd und Streitwagen von den Hyksos sowie deren überlegener Metallverarbeitung wurden diese um 1535 v. Chr. aus Ägypten vertrieben. Als Bewaffnung sind Pfeil und Bogen bereits in vordynastischer Zeit nachgewiesen, dazu Keule und Stab, mdw, der spätere Spieß oder Speer. Erst ab etwa der 18. Dynastie kam das Schwert in Gebrauch. Das Langschwert sft war eine Stosswaffe, das Chepesch ein scharfes Krummschwert. Eine Berufsarmee gibt es ab dem Mittleren Reich, deren Soldaten im Regelfall aus der Belehnung mit Feldern für ihren Unterhalt sorgten. Im Kriegsfall, bzw., bei Expeditionen, lag die Leitung theoretisch beim königlichen Schatzmeister, praktisch bei den Beamten der Schatzhausverwaltung. Die sogenannte Sinai-Inschrift gibt Auskunft über die Aufteilung der Mannschaften; die dort genannten 100 Mann sind in Gruppen zu je 10 eingeteilt, wobei der Erstgenannte der Gruppenführer ist. Je 5 solcher Gruppen bilden eine "Hälfte". Der Gruppenführer der 1. Gruppe der zweiten Hälfte ist zugleich Leiter der ganzen Hälfte, während der Gruppenführer der 1. Gruppe als "General" zugleich die ganzen 100 Mann kommandiert. Bei den Fußtruppen ist dem gemeinen Soldaten (w'w) der "Standartenträger" und diesem der "Oberst" ((hrj pdt) vorgesetzt; die Führer grösserer Einheiten trugen den Titel "Soldatenvorsteher" (mr ms'). Die Versorgung wurde von den beiden "Heeresstellvertretern", die Aushebung und Rekrutierung sowie der Küstenschutz vom "Rekrutenschreiber" (zs nfrw) geleitet. In ramessidischer Zeit sind vier "Divisionen" nachgewiesen, nämlich Amun, Re, Ptah und Seth. Unbekannt ist, wie viel Abteilungen (z³) zu je 200 Mann auf eine "Division" kamen. Die Streitwagen waren mit zwei Mann besetzt, dem Kämpfer snn und dem Fahrer ktn. Mehrere Streitwagen, die genaue Zahl ist unbekannt und könnte auch variiert haben, standen unter dem Befehl eines "Stallvorstehers". Der "Stallvorsteher des königlichen Stalls an der Residenz" scheint einen besonders hohen Rang gehabt zu haben. Die oberste Leitung der Streitwagentruppe lag in den Händen eines "Pferdevorstehers". Die grundsätzliche Besetzung der Führungspositionen durch Mitglieder des Königshauses oder des Adels ist bisher durch nichts gesichert.
> Antwort auf Beitrag vom: 28.03.2004 um 14:22:48
|