Ich war bisher der Meinung, dass die zusätzliche Titulatur neben kultischen auch aus politischen Gründen verwendet wurde, weil von einem gewissen Zeitpunkt an möglicherweise die Gottesrolle nicht mehr so recht vermittelbar war. Die Population hatte zugenommen, die Verwaltung wurde umfangreicher und die Menschen möglicherweise aufgeklärter. Und spätestens mit dem Bau der Großen Pyramide als Grabmal wurde überdeutlich, dass der König sterblich ist. Bei näherer Betrachtung und nachdem ich die Nase in einige Bücher gesteckt habe, komme ich aber auch zum dem Schluss, dass mit der Sohn-des-Re-Titulatur vielleicht doch eine noch größere Verbindung zum Göttlichen hergestellt werden sollte, denn der König war ja weiterhin Horus, also ein (Sonnen)Gott, nun aber zusätzlich noch göttlicher Abstammung, weshalb wohl auch der Titel mit dem Geburtsnamen verbunden wurde. Man kann hier vielleicht sogar eine Anspielung auf das Kamutef-Prinzip herauslesen, das ja einen Regenerierungsvorgang darstellt. Der Gott erschafft sich selbst immer aufs Neue, ist also gleichzeitig Vater und Sohn. Gundlach unterscheidet übrigens die Aspekte der Horus- und der Königsrolle: Horus, mit magischen Kräften ausgestattet, herrscht, der König als Herr der Administration, regiert. Zur "göttlichen Abstammung" gibt es ja später im Neuen Reich auch einige Beispiele, die im Wesentlichen der Legitimation dienten. Ob vielleicht auch in der 4./5. Dynastie auch irgendwann solche "Beweise" notwendig waren, weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung, ob es irgendwelche Hinweise dafür gibt. Gelesen habe ich darüber bisher nichts. Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 01.09.2003 um 16:44:06
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