Ich bin auf der Suche nach einer typischen Floskel (wie: "Worte zu geben [...]")die typischerweise am Anfang eines altägyptischen Briefes/Protokoll/jeglicher anderen Textgattung steht. Das Ganze soll als Verzierung für das Protokoll unserer Ägyptologie-Fachgruppe (Universität) stehen. Als Endphrase verwenden wir bereits "jwj=f pw". So etwas suche ich, bloss für den Anfang.
Hättet ihr eine Idee? Ich habe mir überlegt den Beginn des Oasenmanns (s pw wn, natürlich das s ersetzen durch Snw.t o.Ä.) zu verwenden oder z.B. "swDA-jb n Snw.t", wobei ich mit Snw.t irgendwie nicht ganz zufrieden bin (eventuell aSA.wt?).
Abgesehen davon eine weitere Frage: Gibt es Literatur zu diesem Thema (z.B. "Typische Floskeln der verschiedenen Textgattungen des MR")?
vielleicht etwas spät für Deinen Anlass, hoffentlich nicht zu spät:
Typischerweise am Anfang eines Protokolls
Für das Thema "Protokoll" ist heranzuziehen: Wolfgang Helck, Altägyptische Aktenkunde des 3. und 2. Jahrtausends v.Chr., München / Berlin, 1974 (MÄS 31) - soweit ich weiß, nicht online erhältlich. Ein Kapitel lautet: "Die Phraseologie der Urkunden", S. 117-134
Da würde vielleicht passen:
jrw m snn "niedergeschrieben als Protokoll" (S. 125 - vgl. auch Hannig, Ägyptisch - Deutsch, S. 720; Wb III, 460.1-4)
Weitere in Betracht kommende Termini: smj Bericht; sxA Memorandum; sSm Aufstellung (S. 131)
Typischerweise am Anfang eines Briefes
Hier ist wohl einschlägig: Abd el-Mohsen Bakir, Egyptian Epistolography from the Eighteenth to the Twenty-First Dynasty, Le Caire, 1970 (BdÉ 48) mit einem Kapitel "Introductory Formulae", S. 41-54
Es gibt verschiedene Varianten, die alle den Sender und Empfänger nennen (eigentlich nachvollziehbar bei einem Brief!).
Eine einfache Form ist:
"Sender - Empfänger" oder "Sender Dd n Empfänger" (S sagt dem E).
Komplizierter:
"Sender Hr swdA-jb n nb=f Empfänger" (S schreibt / macht eine Mitteilung (wörtlich: erfreut das Herz) seinem Herrn E) - vgl. Hannig, S. 682
"Sender Hr nD-xr.t (n) Empfänger" (S fragt nach dem Befinden des E) - vgl. Hannig, S. 448
Das alles passt meiner Meinung nach nicht zu einem Protokoll.
Gibt es Literatur zu den Floskeln der verschiedenen Textgattungen?
Jede Menge! Hier nur mal eine kleine Blütenlese zu einigen Themen:
Opferformel Winfried Barta, Aufbau und Bedeutung der altägyptischen Opferformel, Glückstadt, 1968
Biographie / Autobiographie Elmar Edel, Untersuchungen zur Phraseologie der ägyptischen Inschriften des Alten Reiches, MDAIK 13, 1-90 (1944) Nicole Kloth, Die (auto-)biographischen Inschriften des ägyptischen Alten Reiches: Untersuchungen zu Phraseologie und Entwicklung, Hamburg, 2002 Denise M. Doxey, Egyptian Non-Royal Epithets in the Middle Kingdom, Leiden / Boston / Köln, 1998
Fluch und Segen Katarina Nordh, Aspects of Ancient Egyptian Curses and Blessings, Uppsala, 1996 Scott Morschauser, Threat-Formulae in Ancient Egypt, Baltimore, Maryland, 1991
Königtum Elke Blumenthal, Untersuchungen zum ägyptischen Königtum des Mittleren Reiches, Bd. I: Die Phraseologie, Berlin, 1970 Mechthild Schade-Busch, Zur Königsideologie Amenophis' III., Hildesheim, 1992 (HÄB 35)
Eid J. A. Wilson, The Oath in Ancient Egypt, JNES 7, 129-156 (1948)
Insgesamt zu diesem Thema: LÄ IV, 1041-1043, Stichwort: "Phraseologische Gebundenheit"
Zitat:
Die ägyptische Kultur neige "in hohem Maße zur Beibehaltung geprägter Formen", also dazu, "auf sprachlichem Gebiet gleiche Sachverhalte mit gleichen Ausdrucksmitteln" wiederzugeben ...
Vielen Dank für diese tolle Auflistung. jrw m snn passt perfekt!
Besonderen Dank auch für die Literaturangaben. Die meisten Bücher werden sicher bei uns in der Bibliothek sein. Teilweise wäre das einfach super für die Texte wenn man bei den Standardfloskeln sofort weiss worums geht (macht auch Eindruck hihi). Danke also, dass du dir extra Zeit genommen hast.