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   "Afrika" - gibt es das als Wort bzw. Name? (5)
  Autor/in  Thema: "Afrika" - gibt es das als Wort bzw. Name?
Haiko Hoffmann  maennlich
Member



"Afrika" - gibt es das als Wort bzw. Name? 
« Datum: 24.04.2022 um 20:48:33 »   

Ich bitte um Auskunft, ob es in Hieroglyphen bzw. im Ägyptischen ein Wort bzw. einen Namen für "Afrika" gegeben hat?
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: "Afrika" - gibt es das als Wort bzw. Name? Welt_aus_aegypt_Sicht.pdf - 667 KB
« Antwort #1, Datum: 25.04.2022 um 08:56:06 »   

Hallo, Haiko,

"Afrika" als Bezeichnung oder gar als Vorstellung für den uns bekannten Erdteil gab es nicht im Alten Ägypten (Rainer Hannig, Großes Handwörterbuch Deutsch - Ägyptisch, Mainz, 2000, S. 1603 im Abschnitt Toponyme).

Die altägyptische Sicht auf die Welt ist z.B. im Grab Sethos' I. dargestellt, im Pfortenbuch, 5. Stunde (siehe Anhang). Danach sah sich Ägypten umringt von Nubiern im Süden, Libyern im Westen und Asiaten im Nordosten. Sie kannten auch das Land der Hethiter, Zypern, Kreta und andere Gegenden, die aber den genannten Volksgruppen irgendwie zugeschlagen wurden.

Die sog. Afrika-Umseglung Nechos II. (um 600 v.Chr.) ist eine moderne Fälschung, für die sogar der Fälscher identifiziert und bestraft werden konnte.

Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 24.04.2022 um 20:48:33  Gehe zu Beitrag
Chontamenti  maennlich
Member



Re: "Afrika" - gibt es das als Wort bzw. Name? 
« Antwort #2, Datum: 25.04.2022 um 16:16:16 »   

Meinen Quellen nach ist es ja nicht wirklich sicher, ob die Umsegelung stattgefunden hat - schließlich erwähnt Herodot sie ja in seinen Historien, und auch wenn Herodot zugegebenermaßen viele Märchen erzählt hat, immerhin ist für Necho ein intensiver Ausbau der Flotte belegt. Auch bestand die Besatzung hauptsächlich aus Griechen und Phöniziern, wie Herodot erwähnt. Und wie sollte Herodot bei der damaligen Vorstellung von einem abgeschlossenen Südmeer überhaupt auf eine Umrundung Afrikas kommen ? Noch dazu erwähnt er, dass die Sonne den Seefahrern am Kap zur rechten erschien - was durchaus der Wahrheit entspricht.

Quellen : Hauptsächlich "Illustrierte Geschichte der Seefahrt" von Rolf Temming
> Antwort auf Beitrag vom: 25.04.2022 um 08:56:06  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: "Afrika" - gibt es das als Wort bzw. Name? Gedenkskarabaeen_Nechos_II.pdf - 1,10 MB
« Antwort #3, Datum: 25.04.2022 um 17:30:21 »   

Hallo, Chontamenti,

bei der von mir erwähnten Fälschung handelt es sich um zwei Gedenkskarabäen, die 1908 auftauchten und Herodots Bericht über die Umschiffung Afrikas zu bestätigen schienen. Falls sich diese Inschriften als echt bewahrheitet hätten, wären sie als sensationell einzustufen gewesen. Der belgische Ägyptologe Jean Capart schickte Abklatsche nach Berlin zu Adolf Erman, der sie genauer unter die Lupe nahm. Als Capart stolz mit seinem angekauften Fund zu einem Kongress nach Berlin kam, wurde ihm ein Sonderdruck (Der angebliche ägyptische Bericht über die Umschiffung Afrikas) von Erman und Schäfer in die Hand gedrückt, der haarklein nachwies, dass es sich um Fälschungen handeln muss. Besonders demütigend muss der folgende Passus gewesen sein:

Zitat:
Somit sind also die Texte, die inhaltlich so Unerhörtes berichten, auch sprachlich durchweg anstößig, und zwar so sehr, daß es dafür nur eine Erklärung gibt: Der Mann, der sie geschrieben hat, war überhaupt kein alter Ägypter, sondern ein moderner Fälscher, jemand, der von der ägyptischen Sprache jene oberflächliche Kenntnis besaß, mit der sich die meisten Freunde des alten Ägyptens zu begnügen pflegen. Er wußte genug, um leichtere Texte zu verstehen, und hatte allerlei davon gelesen, insbesondere späte Inschriften, aber um den Bau der Sprache hatte er sich nicht viel gekümmert, und nun er selbst ägyptisch schreiben wollte, konnte es nicht gelingen.

Denn den Vorwurf, selbst "von der ägyptischen Sprache jene oberflächliche Kenntnis" zu besitzen, musste Capart auch auf sich selbst beziehen.

Tatsächlich konnten die Fälscher ausfindig gemacht werden: Es waren die Witwe des Ägyptologen Urbain Bouriant und ihr Sohn, die nach seinem Tode meinten, etwas Geld verdienen zu können. Auch der Steinmetz, der die Gedenkskarabäen in gutem Glauben angefertigt hatte, konnte identifiziert werden, ein gewisser Monsieur Beaubien in Paris. Bouriants Witwe wurde zu 8 Monaten, ihr Sohn zu zwei Jahren Gefängnis und zum Schadensersatz von 15.000 Francs verurteilt (siehe beigefügten Zeitungsbericht von 1909).

Unabhängig davon wird nach wie vor diskutiert, ob zumindest an Herodots Bericht etwas dran sein kann.

Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 25.04.2022 um 16:16:16  Gehe zu Beitrag
Chontamenti  maennlich
Member



Re: "Afrika" - gibt es das als Wort bzw. Name? 
« Antwort #4, Datum: 25.04.2022 um 18:24:08 »   

Entschuldigung - die Geschichte kannte ich leider nicht.
Ich dachte, dass sich dein Beitrag allgemein auf die Geschichte der Afrikaumseglung bezöge.
> Antwort auf Beitrag vom: 25.04.2022 um 17:30:21  Gehe zu Beitrag
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