Normalerweise wird der Empfänger / die Empfängerin durch
n kA n NN "für den Ka des / der NN" eingeführt. Winfried Barta vermerkt in seinem bereits zitierten Werk
Opferformel, S. 252:
Zitat:Daß Name und Titel unvermittelt den Bitten folgen, ist im Alten Reich besonders häufig, später seltener zu beobachten. |
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Das heißt: tritt auch noch später gelegentlich auf.
Hs.t m Xnw n Jmn *Aj-As.t-jm=w sA.t n PA-xrj mAa(.t)-xrw r nHH "Sängerin im Innern des Amun Tschai-Aset-imu, Tochter des Pacheri (Pacharui), gerechtfertigt bis in Ewigkeit."
Wie kommt man zu dem Titel?
[1]
Hs.t "Sängerin" (Wb III, 165)
"in dem späten Frauentitel (ob hierher?)" (Wb III, 165.16)
[2] Im TLA findet man in der Folgezeile:
Xs.t-n.t-Xnw-n-jmn "Sängerin vom Innersten des Amun"
[3] Wir können unsere Schreibung mit der Präposition
m getrost als Variante betrachten, aber das Wort in der Mitte soll
Xnw sein? - Ja, wie ein Blick in Wb III, 369 zeigt; dort ist sie für die Spätzeit angegeben. Zudem lesen wir dort:
Xnw "Wohnort, Residenz (...) eines Tempels" (Wb III, 369.19).
Wir können also den Frauentitel Wb III, 165.16 mit der Bezeichnung des Frauentitels im TLA identifizieren. Aber in unserem Titel wird
Xn(w) mit den "laufenden Beinen" D54 determiniert, das ist die Schreibung für das Verb
Xn "herantreten" (Wb III, 373.9), und zwar in der Bedeutung "an eine Person", auch mit Präposition
n.
[4] An dieser Stelle hat man zwei Möglichkeiten: (a) Der Scheiber hat einen Fehler gemacht; es ist dieser Frauentitel. (b) Es ist nicht dieser Frauentitel. Es gibt aber eine Schwierigkeit mit
Xn "herantreten", denn das Wb hat hervorgehoben: "bes. dem König nahe kommen dürfen", nicht aber einem Gott! Was soll aber dann diese Stelle bedeuten?
Soweit kommt man mit den üblichen Bordmitteln. Nun zum Zugabenteil:
[5] Die Studie
Spätmittelägyptische Grammatik der Texte der 3. Zwischenzeit, 1996, von Karl Jansen-Winkeln beschäftigt sich mit den Eigenarten der späten Texte. Er hat einen Abschnitt dem Thema "Fehler" gewidmet (S. 27-30) und trifft folgende Unterscheidungen:
Zitat:a) Falsche Zeichen (...) b) Korrekturen (...) c) Verschleppte Lautzeichen (...) d) Verschleppte Determinative (...) e) Graphische Umstellungen (...) f) Auslassungen (...) g) Überflüssiges (...) h) Verschreibungen aus dem Hieratischen (...) i) Kontamination zweier Wörter (...) j) Scheinbare Reduplikation (...) |
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Ich meine, dass hier ein Beispiel für den Fall (i) "Kontamination zweier Wörter" vorliegt, nämlich der Wörter
Xnw "Wohnort, Residenz" und
Xn "herantreten".
[6] Der TLA-Eintrag zum Frauentitel nennt noch zwei Artikel aus GM ("Göttinger Miszellen"). Der Artikel von Erhart Graefe,
Die Adoption ins Amt der Hzwt njwt Xnw nj jmnj und der Smswt dwAt-nTr (zu Ritners Artikel in GM 164,1998,85ff), in: GM, Heft 166, S. 109-112 (1998) enthält die Information, dass Graefe in einem Dossier bereits 95 Einträge zu diesem Titel gesammelt hat; die Anzahl der Personen wird vermutlich aber geringer sein.
Aus alldem schließe ich, dass es sich um diesen Titel handelt, trotz der fehlerhaften Schreibung.
sA.t "Tochter" (Wb III, 411) - Für die Spätzeit ist dort die Schreibung mit zwei
t sowie der Anschluss des Vaternamens mit dem indirekten Genitiv angegeben. Beide
t sind bei den Hieroglyphen zu schreiben.
PA-xr.j "der Syrer" (PN I, 116.17) - offensichtlich ein Ausländer. Wb III, 232.13:
xArw.j, xrj "Syrer". Die letztere Variante interpretiert die Zeichen als "syllabische Schreibung" für ausländische Namen und Wörter.
mAa(.t)-xrw "gerechtfertigt" - ich habe dies auf die Besitzerin der Kartonnagehülle bezogen, nicht auf den Vater.
r nHH in Verbindung mit
mAa-xrw ist meines Wissens nicht im Wb aufgeführt. Vielleicht zu ergänzen zu
(anx.tj) r nHH "sie möge leben bis in Ewigkeit".