Im letzten Beitrag habe ich den ersten Teil ja bereits übersetzt:
Zitat:TAz(=j) stp(.w) "(Mein) Ausspruch war (aus)gewählt,..." (Resultativ) |
|
Heute möchte ich den Satz vollenden.
mH "voll sein; füllen" (WB II.116.6-118.10)
gm(y)-wS "zerstört Gefundenes" (WB I.368.9-11; V.167.26-27)
(siehe unten)
An der Stelle hatte ich zwei verschiedene Ergebnisse, denn nun folgt die Präposition
r mit dem Wort
ar.t im Plural mit Erweiterung, wobei die Erweiterung wohl fälschlich von
n.(i)t zu
n.(i)w wurde.
ar.t „Buchrolle“ (WB I 208.17-209.1)
Die Präposition
r hat nämlich im WB 2 hier denkbare Übersetzungsmöglichkeiten angegeben.
1. WB II.387.16-17: "gemäß: gemäß dem Gesetze, gemäß den Schriften u.a.m."
2. WB II.387.24: "in einem Schriftstück (enthalten sein, sagen u.ä.)"
Beides klingt an sich Recht schlüssig in unserem Kontext. Also habe ich mir mal angesehen welche Zettel dazu im DZA zu finden sind. Dabei bin ich zu folgenden Ergebnissen gekommen.:
WB II.387.17: "gemäß den Schriften...": (DZA 25.322.050: "
Relativ (...)")
DZA 25.328.060: "...
(...und ihr Wasser kannte) auf Grund dessen, was in den Büchern steht,..." "...
...(und es beurteilte) nach dem, was in den alten Schriften war,..."
DZA 25.328.070: "...
(...if ye(?) say "May the...") in accordance with that which is in the writings..."
(...wenn ihr sagt "Ein Opfer, was...",) nach Art von dem, was in den Schriften ist."
(WB III.457.7-8)
DZA 25.328.090: "...
...(urteilend) nach dem, was in den Schriften steht."
WB II.387.16 "gemäß dem Gesetze": DZA 25.716.900: "...
„...(may he act in the correct manner and perform [folgende zwei Wörter für mich unleserlich] according to rules." (WB II, 488.25)
Übersetzungsvorschlag von mir (Andere sind gerne willkommen):
...(xpr=f m sxr-mAa.t) jr(i).t(w) mj xpr mj nt.(i)t r hp.w „(...Er soll existieren/entstehen nach Art der Ma’at,) auf dass folgendermaßen gehandelt wird, wie es den Gesetzen entspricht.: (...)“ (WB II, 488.25; WB III, 265.10-11)
Anderes: DZA 25.716.910: "...
...(was Ptah geschaffen hat,) nach der Zeichnung des Thoth"
[D40 ist vielleicht eigentlich eine andere Glyphe, die ich hier nicht abbilden kann. D40 ist aber ein Klassifikator für "Tätigkeit", weswegen ich nun vorerst das Zeichen so identifiziert habe. (HWB 1037)]
DZA 25.716.930: "...
...(du wirst jung) nach deinem Verlangen. ...
...(und alterst) nach deinem Wunsche."
[A2 hier wohl eigentlich A68!?]
Darüber hinaus kommen ähnliche Phrasen mit "nach xy Bewegungen" im DZA vor, die ich aus Platzmangel vorerst auslassen werde. Auf Nachfrage suche ich diese aber heraus.
Dazu kommt noch: DZA 25.335.840:
"...(in Gesetzen), wie sie den alten Schriften entsprachen. [wohl eher "... wie es den alten Schriften entspricht."]"
DZA 25.335.850:
„...(in ihren herrlichen Gestalten) wie es in dem großen Verzeichnis steht.“
DZA 26.347.130:
[
jx.t ist hier zerstört und eigentlich rekonstruiert, davor kann M17 stehen.]
„...to do all [things] according to what is in the law.“
Möglich wäre es nach den verschiedenen Belegen also definitiv. Es kommt wieder nur auf den Kontext des vorliegenden Textes an.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob das so in den Kontext passt.
"
...mH(=j) gm(y)-wS r ar.(w)t n.(i){w}(t) r'-pr(w) pn "... wobei (ich) füllte das zerstört Gefundene
gemäß den Buchrollen dieses Tempels."
Soweit klingt das ja ganz plausibel, Nespa. sagt von sich, dass er das nicht näher benannte "zerstört Gefundene" aufgefüllt hat, nach eben den Buchrollen, die zu dem Tempel gehören. Es wird nicht erwähnt, was genau zerstört war und lediglich benannt, dass es "gemäß der Buchrollen" hergerichtet wurde.
Aber passt das zu der Bedeutung von
gm(y)-wS?
Das WB I.368.9-12 sagt:
Zitat:gm wS etw. zerstört finden. Zumeist als fester Ausdruck "zerstört Gefundenes" (wiederherstellen, ausfüllen) bei Bauten9, in Büchern10 u.ä. auch als Lückenzeichen in Texten11. sS gm wS als Schreibertitel 12. A.R. |
|
bei Bauten und in Büchern also.
Nagut, aber was sagt das DZA dazu?:
"bei Bauten":
DZA 22.615.940: "(Der König restaurierte die Tempel [Wort unleserlich] schuf ihre Götterbilder)...es freut sich RE, wenn er sie sieht (über die sich Re freut etc.), die früher zerstört gefunden waren..." Mit "sie" ist dargelegt, wer zerstört gefunden ist, nämlich das, was der König wiederherstellte bzw. schuf.
DZA 22.615.990: "Ich gab dem seinen Glanz wieder, was ich auf seinem Platz (
s.t=s?) fehlend gefunden hatte,..." Hier ist
gm(y)-wS auf einen Platz bezogen (mit der Adverbialphrase
Hr s.t=s). Der Ort ist also benannt.
"in Büchern10 u.ä.":
DZA 22.616.010: "...der den Ausspruch fand (seinen [...]), auch wenn er "zerstört gefunden" war." Dieser Text dient als Inschrift auf einer Statue der 18. Dyn. Auch hier ist benannt was zerstört gefunden wurde.
DZA 22.616.020: "...der ausfüllt, was er [sic!] zerstört gefunden hat in den heiligen Schriften,..."
Dieser Auszug ist von einer ptol. Stele und scheint unserem Abschnitt bis auf die Präposition
Hr und das folgende Wort sehr zu ähneln.
In den Belegen im DZA habe ich also nur Beispiele gefunden, in denen benannt ist, wo genau das "zerstört Gefundene" sich zu dem Zeitpunkt befindet oder was das "zerstört Gefundene" ist bzw. war.
Würde man den Text wie oben vorgeschlagen übersetzten, dann käme folgendes heraus:
"
TAz(=j) stp(.w) mH(=j) gm(y)-wS r ar.(w)t n.(i){w}(t) r'-pr(w) pn - (Mein) Ausspruch war (aus)gewählt, wobei (ich) füllte das zerstört Gefundene gemäß den Buchrollen dieses Tempels."
Das "zerstört Gefundene" wäre also vielleicht im Tempel zu verorten, also quasi in dem Sinne, dass in den Buchrollen steht, wie es zu reparieren ist oder wie es früher einmal war. Dennoch ist eben nicht direkt auf den Ort verwiesen oder beschrieben was zerstört gefunden ist, wenn es um das "zerstört Gefundene" geht. Man muss also das ganze zusätzlich einfügen und greift damit in den Text ein, was normalerweise zu vermeiden ist, da man sonst seine eigene Denkweise in den Text einfügt und so meistens nicht akkurat die Aussage des Textes wiedergeben kann. Mit anderen Worten: "Kann der Satz alleine ohne Änderung stehen, während er in den Kontext passt, so ist diese Variante zu nehmen!"
Deshalb testen wir nun die andere Variante!
WB II.387.24: "in einem Schriftstück (enthalten sein, sagen u.ä.)" DZA 25.724.940:
"(Er brachte mir einen Erlass) Es war in diesem Erlass gesagt: "..."" Hier würde theoretisch auch "Es ist gemäß dieses Erlasses gesagt worden: "..."" passen.
DZA 25.724.950:
"...welcher im Buche steht, das in der Tempelbibliothek liegt."
DZA 25.724.960:
"... Du hast in diesem deinem Brief gesagt,..." (Gleiche Situation wie bei DZA 25.724.940)
DZA 25.724.970:
"Der Duft, der in den Schriften des Thot steht, die in der Tempelbibliothek sind."
(Ähnlich: DZA 25.724.980)
Mit diesen Informationen kommt man also zu folgender Übersetzung:
"
TAz(=j) stp(.w) mH(=j) gm(y)-wS r ar.(w)t n.(i){w}(t) r'-pr(w) pn (Mein) Ausspruch war (aus)gewählt, wobei (ich) füllte das zerstört Gefundene in den Buchrollen dieses Tempels."
(Resultativ, adverbieller Imperfektiv (wobei...))
Diese Übersetzung ziehe ich der Ersten vor, da hier
gm(y)-wS „das zerstört Gefundene“ wie üblich klar mit einer Angabe bzw. Beschreibung versehen ist. Hier eben „ in bzw. an (
r) den Buchrollen dieses Tempels.". Die erste Variante ist einfach zu unwahrscheinlich, eben weil der Ort nicht klar gemacht wurde, obwohl das durchaus möglich ist, beides unterzubringen. Z.B. durch eben eine zweite Adverbialphrase. Da halte ich mich lieber an „Das einfachste ist meistens das Richtige “. Aber vielleicht ist mir da ja was nicht aufgefallen.
Dazu möchte ich noch einmal darauf verweisen, dass die Unterschiede der Formulierungen an den Transskriptionen nicht zu unterscheiden sind, wie man ja oben bei z.B. DZA 25.724.940 gesehen hat. Das bedeutet, dass sich meine Entscheidung nur auf die DZA-Einträge von
gm(y)-wS in den Texten stützt. Wer da also ein passendes Beispiel anführen kann, der würde damit belegen, dass diese Wörter auch in Texten alleine stehen können (Dass sie in Titeln allein stehen können, ist oben belegt.) und würde höchstwahrscheinlich wieder beide Übersetzungen gleichwertig machen.