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   Architektur & Kunst (513)
   Material der Entlastungskammern (19)
  Autor/in  Thema: Material der Entlastungskammern
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: Material der Entlastungskammern 
« Antwort #15, Datum: 24.07.2022 um 21:31:15 »   

Hallo, Leute,

der Horusname des Cheops ist schon lange bekannt, auch wenn man ihn vielleicht noch nicht "Horusname" genannt hat. In der hier früher genannten Arbeit Kurt Sethe, Der Lautwerth des Horusnamens des Königs Cheops, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde, Bd. 30, S. 52-56  (1892) ging es um die Lesung dieses Namens, bzw. speziell um den Lautwert des Zeichens

Aa23 - Aa24 (Bezeichnung nach Alan H. Gardiners Zeichenliste)

Sein Vorschlag, dieses Zeichen mDr zu lesen, wurde aber schon von den Verfassern des Ägyptischen Wörterbuchs in Frage gestellt (DZA 24.508.270) bzw. verworfen (Wb II, 192.10); ihre Lesung lautet vielmehr mDdw. So findet man den Horusnamen auch bei Jürgen von Beckerath, Handbuch der ägyptischen Königsnamen, 2. Auflage, Mainz, 1999, S. 52-53.

Sethes Artikel führt die verschiedenen Schreibungen auf und gibt ihre Quellen an. Eine davon ist Lepsius, Denkmäler, Abt. 2, Taf. 2 b (und d). Wann genau dieser Band bzw. diese Lieferung erschienen ist, weiß ich nicht; die Publikation wurde insgesamt 1859 abgeschlossen.

Die Abbildungen zum Horusnamen wurden aber von Lepsius schon weit im voraus veröffentlicht, und zwar in Auswahl der wichtigsten Urkunden des aegyptischen Alterthums, Leipzig, 1842, Taf. VII mit der Bildunterschrift "Alabastervase des Königs Chufu (Cheops)". Da sonst nichts auf dieser Vase steht, muss es sich um eine Namensvariante des Königs Cheops handeln.

Dass Lepsius es tatsächlich so verstanden hat, ergibt sich aus seinem späteren Werk Königsbuch der Alten Ägypter, Zweite Abtheilung, Berlin, 1858, Taf. V.

Richard William Howard-Vyse lebte bis 1853, aber seine Untersuchungen der Gizeh-Pyramide fanden 1837 statt, veröffentlicht 1840. Er konnte also die von mir zitierten Veröffentlichungen nicht kennen. Aber die These, dass der Horusname von Cheops im 19. Jahrhundert nicht bekannt gewesen sei, ist falsch.

Viele Grüße,
Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 24.07.2022 um 13:03:33  Gehe zu Beitrag
Thoth  maennlich
Member



Re: Material der Entlastungskammern Vogel-Grafitti.jpg - 27 KB
« Antwort #16, Datum: 26.07.2022 um 13:36:53 »   

Zu Michaels Ausführungen kann ich nicht mehr viel ergänzen, daher verweise ich auf Operations carried on at the Pyramids of Gizeh in 1837. Vol. 1. London. 1840. S.283. (Auf den Seiten 279-284 geht es um die Inschriften in den Entlastungskammern.)


Zitat:
...The symbols following the name are very indistinct, but apparently titles; other symbols written in characters more nearly the Hieratic also appear, but possess less interest than those previously described. The figure of a bird resembling a swallow, and used to express Ulep, "great, chief," &c., is of common occurrence, as is also the symbol of a priest, a man pouring water over his head...



Auf den Seiten wird (soweit ich gesehen habe) der Horusname nicht einmal in irgendeiner Weise behandelt. Weder wird beiläufig erwähnt, dass der Horusname in den E.-Kammern zu finden ist, noch wird darüber sonderlich gesprochen. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Kartuschenvarianten von Cheops. Stattdessen wird übersetzt das gesagt: ". . . Die Symbole, die dem Namen folgen, sind sehr undeutlich, aber anscheinend Titel; andere Symbole, die in Zeichen geschrieben sind, die dem Hieratischen ähneln, erscheinen ebenfalls, sind aber weniger von Interesse als die zuvor beschriebenen. Die Gestalt eines Vogels, der einer Schwalbe gleicht und Ulep, «grosser, Häuptling» usw. ausdrückt, kommt häufig vor, ebenso wie das Symbol eines Priesters, eines Mannes, der Wasser über seinen Kopf giesst. . ."

Sieht man sich ein Grafitti an, dass die Arbeiterkolonne nennt, die besagten Namen in ihrer Bezeichnung enthält, wird man bemerken, dass der Horusfalke sehr der Hieroglyphe G36:
ähnelt. Der Schwanz des Vogels hat ebenfalls das markante gabelförmige Ende. Der Mann, der sich das Wasser über den Kopf gießt ist dann wohl das vorletzte Zeichen A6:
.

Zur Zeit der Entdeckung der Grafitti hat also wahrscheinlich diesen Namen keiner gekannt.
Und man kann schlecht fälschen, was man nicht kennt.

Ich muss aber anmerken, dass ich mir jetzt nicht das ganze Buch vorgenommen habe, sondern nur den Teil zu den Inschriften aus Zeitmangel. Wenn jemand die Muse hat, sich das alles durchzulesen und irgendwo eine Erwähnung dieser Zeichen als Horusname finden sollte, dann verbesser ich mich gerne. Aus dem Teil oben halte ich das aber für unwahrscheinlich.

Gruß


- Vollbild -
> Antwort auf Beitrag vom: 24.07.2022 um 21:31:15  Gehe zu Beitrag
Lama  
Gast - Themenstarter

  
Re: Material der Entlastungskammern 
« Antwort #17, Datum: 23.09.2022 um 16:48:10 »     

Danke für die vielen Antworten. Ich habe aber noch eine Frage. Woher weiß man eigentlich, dass die Graffiti teilweise Namen von Bautrupps wiedergeben? Gibt es da außer dem Kontext der Kammern auch etwas in den Inschriften selber, was das ganze verdeutlicht?
> Antwort auf Beitrag vom: 24.07.2022 um 21:31:15  Gehe zu Beitrag
Chontamenti  maennlich
Member



Re: Material der Entlastungskammern 
« Antwort #18, Datum: 23.09.2022 um 20:38:50 »   

Um die Inschriften geht es auch hier: http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?board=guan&action=display&num=1624821212&pnum=062721211332&start=0#0
> Antwort auf Beitrag vom: 23.09.2022 um 16:48:10  Gehe zu Beitrag
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