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   Pharao & Hofstaat (308)
   Senenmut beglückt Hatschepsut? (17)
  Autor/in  Thema: Senenmut beglückt Hatschepsut?
meri-wenenut  
Gast

  
Re: Senenmut beglückt Hatschepsut? 
« Antwort #15, Datum: 28.04.2004 um 12:46:16 »     

Hi Leute!

Ich kenne das Grafitto auch, und (@Udimu) was ich weis spielt es schon auf Hatschepsut und Senmut an.
Ich nehme mal an die Dokumentationen von Bob Brier (laufen meistens Samstag Mittag auf N24) sind bekannt, in der Doku "Hatschepsut-Die Königin die König sein wollte" oder so ähnlich, kommt diese Szene ja auch vor; er meinte so etwa: Hier machten sich Arbeiter einen Scherz über die Beziehung zwischen Hatschepsut und Senenmut, wie dieses Grafitto zeigt.
Aber wie ich mittlerweile rausgefunden habe darf man ja eh niemandem trauen  ; auch Brier ist mit Bedacht zu genießen (der Typ hat z.B. in seiner Ramses-Doku zum Teil Inschriften falsch übersetzt, die sogar ein Leihe (wie ich) richtig übersetzen könnte, und dann verwechselt er auch noch auf einem Relief Sethos I. mit Amenhotep III!  ; deshalb bin ich mir jetzt aber doch nicht mehr so sicher, ob ich seine Aussagen zu Hatschepsut auch für wahre Münze halten kann!
                             VLG,   Meri
> Antwort auf Beitrag vom: 24.04.2004 um 12:39:34  Gehe zu Beitrag
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Senenmut beglückt Hatschepsut? 
« Antwort #16, Datum: 29.04.2004 um 12:24:56 »   

Hi meri-wenenut,

Zitat:
Ich kenne das Grafitto auch, und (@Udimu) was ich weiss spielt es schon auf Hatschepsut und Senmut an.

Wirklich? Ich habe nicht mal das Gefühl, dass diejenigen es kennen, die es gesehen und fotografiert haben.

Gast_A hat uns freundlicherweise den Text der Neferhotep-Inschrift und die Literaturquellen dazu geliefert. Ich habe mir inzwischen mal die erwähnten Marciniak, 1981, Romer, 1982, und Wente, 1984, Publikationen besorgt und mal zusammengefasst, was sich sicher auf dieser Basis sagen läßt. Alle Aussagen beziehen sich auf das von Romer publizierte Bild, das ich an anderer Stelle hier schon vorgestellt habe.
Trägt man die Informationen aus diesen Publikationen zusammen, so ergibt sich folgendes Bild:
1. das Paar beim Geschlechtsakt "a tergo" hat keine Beischrift
2. die Texte in der Umgebung der erotischen Szenen nennen - sofern erhalten - Priester oder Beamte, ihre Namen, und vereinzelt den Tempel, dem sie angehören (Wente)
3. in allen benachbarten Texten finden sich keine Bezüge zu (Nennungen von) Hatschepsut oder Senenmut
4. zwischen den Texten und den Darstellungen lassen sich keine anderen Verbindungen herstellen, außer dass sie benachbart sind
5. alle Personenidentifikation beruhen daher auf Interpretationen der Darstellungen bzw. Vermutungen, z.B. solche
5.1 da die erotischen Szenen neben den Texten stehen (zu denen es keinen textlichen Bezug gibt), stammen die Szenen und die Texte aus der gleichen Zeit
5.2 die weibliche Figur des Paares zeigt eine Haartracht, die aussieht wie die Perücke einer Königin - daher muss es Hatschepsut sein (z.B. Romer)
5.3 der große Mann in der Mitte trägt eine ungewöhnliche Kappe (oder Hut), wie sie hin und wieder Oberaufseher trugen - das "muß" Senenmut sein (Romer)
5.4 der kleine nackte Mann hinter der Dame muß ebenfalls Senenmut sein, denn die Zeichnung seines Kopfes ähnelt der Zeichnung des Kopfes mit Kappe des großen Mannes (Z.B. Romer)
5.5 die "Königin Hatschepsut" trägt keine Uräen - d.h. der "Künstler" wollte sie erniedrigen (!)
5.6. die "Königin Hatschepsut" ist völlig "brustlos", d.h. der Herr hinter ihr "besteigt" biologisch die Königin und politisch den König - daraus "schliest" (Romer) das die Darstellung ein politischer Kommentar zur Tatsache ist, dass auf dem Pharaonenthron eine Frau sitzt - als "starker Stier ...".

Wenn ich sehe, was man(n) alles aus ein paar Graffiti herauslesen kann, werde ich wohl in Zukunft die Wanddekorationen einiger Toiletten mit mehr Respekt betrachten. Das einzige was ich mit Sicherheit aus diesen Darstellungen herauslesen kann, ist, dass man(n und frau) sich an gewissen sexuellen Praktiken schon länger erfreut hat und dass manche männlichen Wunschträume (siehe das kleine Männlein rechts mit dem riesigen erigierten Phallus) auch nicht sonderlich neu sind.

Iufaa

p.s. vielleicht hilft der Hinweis von Romer ja weiter, der die "Funktion" dieser oberhalb des Tempels von Djeser djeseru gelegenen Grotte mit den zahlreichen kaputten Bierkrügen, die sich noch in der Grotte finden, in Zsammenhang brachte - offensichtlich diente die Grotte für Beamte und Priester der nahegelegenen Tempel als stille kühles Plätzchen, um mal ein Bierchen zu trinken - und das vor allem sicher vor Überraschungen, denn von da oben aus sah man jeden Bonzen, der sich von Waset kommend den Tempeln näherte  


« Letzte Änderung: 29.04.2004 um 15:21:45 von Iufaa »
> Antwort auf Beitrag vom: 28.04.2004 um 12:46:16  Gehe zu Beitrag
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