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  Autor/in  Thema: Thron
Lutz  maennlich
Member



Re: Thron 
« Antwort #15, Datum: 25.08.2005 um 15:33:06 »   

Teil 2 :


Zitat:
Der  Hwt - Blockthron

Die älteste gesicherte Darstellung eines  Hwt - Blockthrones, wie ihn der König besitzt, findet sich auf der archaischen Speisetischplatte Nr. 41 ("Bankfield-Stele"), deren Besitzer dem Königshaus entstammte, selbst aber nicht regierte.

Im Alten Reich tritt diese Thronform seit der III. Dynastie in den hieroglyphischen Throndeterminativen und seit der
V. Dynastie auch im Relief auf, während sie rundplastisch erst ab der VI. Dynastie durch ein kleines Alabasterfigürchen Pepi's I. sicher zu belegen ist und in der Großplastik erst im Neuen Reich auftaucht.

Wollte man dem Augenschein der Darstellungen trauen, so zerfiele der Hwt-Blockthron seinerseits in eine Vielzahl von Dekorations-Varianten, ohne daß sich allerdings eine Regel in ihr Auftreten bringen ließe. Bei genauer Betrachtung in Tempeln und Gräber kann man aber an vielen Throndarstellungen erkennen, daß die meisten dieser vermeintlichen "Varianten" durch teilweisen oder gänzlichen Verlust ihrer Bemalung Zustandekommen und daher erwiesenermaßen oftmals nur Phasen eines mehr oder minder fortgeschrittenen Zerfalls der ursprünglichen Dekoration vorliegen.

Als Elemente dieses Dekors lassen sich bis in griechisch-römische Zeit hinein feststellen: (1) Verschiedenfarbige, horizontale Streifen; (2) feder-artiges Muster, in dem man nach Ausweis besonders sorgfältig gearbeiteter Thronhieroglyphen von der sog. "weißen Kapelle" Sesostris' I. in Karnak schuppenförmige Federplättchen zu sehen hat; (3) Das Symbol der Vereinigung der beiden Länder.

Die frühesten Belege gemalten Federdekors stammen aus der V. Dyn. (s.: L. borchardt, Sahu-Re). Aus der XI. Dyn. stammt ein Beleg, der Mentuhotep II. auf einem Thron zeigt, der noch Spuren von Federdekor aufweist (s.: H. G. evers, Staat aus dem Stein I, Taf. 10).

Exemplare aus dem Neuen Reich zeigen nun, daß gemalte Throne auf der um den Winkel in der Ecke verbleibenden
Seitenfläche zunächst die Farbstreifen als Untergrund erhielten und man dann mit Weiß (bzw. einer anderen, sich vom Untergrund abhebenden Farbe) die Kontur der Federplättchen auftrug.
Meist fielen zuerst die Farbpigmente dieser Federn teilweise oder gänzlich ab, so daß nur die Farbstreifen zurückblieben;
schließlich konnten auch diese noch verschwinden, desgleichen ein aufgemaltes Vereinigungssymbol, so daß alle möglichen Formen bis hin zum gänzlich undekorierten Thron vorkommen, dessen ursprüngliche farbige Bemalung nur noch durch Parallelen zu erschließen ist.

Nachdem sich nun einerseits für das Neue Reich an guterhaltenen, großen und repräsentativen Darstellungen in Tempeln und Gräbern feststellen läßt, daß der Blockthron des Königs und der Gottheit in der Regel Federdekor und ein  zmA-&Awj - Symbol in der durch den Eckwinkel unten ausgesparten Fläche besaß, und andererseits diese Dekoration auch schon in den weniger gut dokumentierten Zeiten des Alten und Mittleren Reichs auftritt, muß man wohl folgern, daß die Hauptdekoration des Hwt - Blockthrons aus Federdekor und Vereinigungssymbol bestanden hat und in ebendieser Form auch in den offiziellen, wichtigen Darstellungen in Tempeln und Gräbern abgebildet wurde; undekorierte Beispiele entsprachen sicher nicht der Norm, sie werden auf Verfall oder Nicht-Fertigstellung zurückzuführen sein, und wohl nur bei kleinen oder flüchtigen Darstellungen hat man diese aufwendige Dekorationsweise bewußt unterlassen.

Von einer Variante zu dem oben angesprochenen Dekorationstyp muß man jedoch bei denjenigen Thronformen sprechen, die auf die Federplättchen verzichten und vereinfacht nur die Farbstreifen oder eine einfarbige Fläche zeigen. Sie treten zumeist in schematischen, anspruchslosen Darstellungen (wie z.B. Götterreihen in den Vignetten von Totenpapyri) auf und zeigen in der Regel kein Vereinigungssymbol in dem ausgesparten Eckwinkel.

Ganz vereinzelt wird das Verhältnis der Darstellungsflächen von Federmuster und Vereinigungssymbol variiert, indem die
Federplättchen in das ausgesparte Rechteck auf der Thronseite, in dem sonst das Semataui erscheint, versetzt werden oder die ganze Seitenfläche bedecken.

In der Ramessiden-Zeit findet sich anstelle des einfachen Symboles auch die mit zwei Göttern erweiterte Gruppe in dem
umgrenzten Eckwinkel der Hwt - Blockthrone.

Seit dem Alten Reich läßt sich der Gebrauch des Hwt - Blockthrons durch den König dann feststellen, wenn ihn die Darstellungen im Verkehr mit den Göttern zeigen; im Neuen Reich tritt er nun auch bei anderen Gelegenheiten auf, wie u.a. folgende thebanischen Gräber der der XVIII. Dynastie zeigen:

1. Theb.Grab Nr. 110 (Dhwtj); Zeit: Hatschepsut — Thutmosis III.;  Szene: König in Kiosk erhält Blumengebinde;
Anbringungsort: QRr (s. PM I, i, S. 228,9). Thron: zerstört, Spuren von Farbstreifen.

2. Theb.Grab Nr. 100 (Jrhj Mr-Rcw); Zeit: Thutmosis III. — Amenophis II.; Szene: König in Kiosk setzt Grabherrn als Vezir ein; Anbringungsort: QR1 (s. PM I, i,s-2°9>5)- Thron: zerstört, Spuren von Federdekor.

3. Theb.Grab Nr. 42  (Jmnw Msj); Zeit: Thutmosis III. — Amenophis II.;  Szene: König in Kiosk erhält Tribut; Anbringungsort: QR1 (s. PM I, i, S. 82,5). Thron: Federdekor und Vereinigungssymbol.

4. Theb.Grab Nr. 43  (Nfr-Rnpt); Zeit: Amenophis II (?);  Szene:  König in Kiosk erhält Blumengebinde; Anbringungsort:
QRr (s. PM I, i, S. 84,4). Thron: Farbstreifen.


(Anm.: Es folgen weitere Beispiele, alle aus thebanischen Gräbern des Neuen Reiches.)
« Letzte Änderung: 25.08.2005 um 18:28:30 von Lutz »
> Antwort auf Beitrag vom: 25.08.2005 um 15:31:38  Gehe zu Beitrag
Lutz  maennlich
Member



Re: Thron 
« Antwort #16, Datum: 25.08.2005 um 15:36:56 »   

Teil 3 :


Zitat:
Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, daß der  Hwt - Blockthron, obwohl mit Bestimmtheit der königlich-göttlichen Sphäre verhaftet und nicht wie der Löwenthron in vereinfachter Form auch in den oberen Gesellschaftsschichten Ägyptens verbreitet, gelegentlich auch bei Mitgliedern des Königshauses und sogar Privatleuten auftaucht, jedoch stets nur dann, wenn die Darstellung einem Toten gilt.

Symbolik

Der Hwt-Blockthron

Wenn, wie es vereinzelt geschehen ist, der Blockthron ohne Lehne dargestellt wird, oder man sich diese einfach fortdenkt, so gleichen seine Seiten überdimensionalen
Hieroglyphen, die einen ummauerten Bezirk darstellen.
Die Lesung des mit dem
- Zeichen geschriebenen Wortes
lautet Hwt, sein Inhalt umfaßt verschiedene Begriffe wie "Palast" und "Tempel" einerseits, "Umwallung" und "Verwaltungsbezirk" andererseits.

Semantisch-etymologisch betrachtet hängt das Wort mit der semitischen Wurzel Hwj "einschließen, umfassen" zusammen, wird also die Grundbedeutung "Einfriedung, Umwallung" haben. In diesem Gebrauch hat es den heiligen Bezirk (temenos, templum) mit dem Wohnhaus des Gottes oder göttlichen Königs bezeichnet und ist durch Sinnberührung auf die Gebäude in diesem Bezirk, Palast und Tempel, übertragen worden; auf Grund von Sinnähnlichkeit kann es auch jede andere auf irgendeine Weise be- oder umgrenzte Fläche, z.B. eines Landes- und Verwaltungsbezirks, bezeichnen.

Da sich bei einem allseitig geschlossenen Sitzkasten wie dem Blockthron keine plausible Erklärung für den in der hinteren, unteren Ecke dargestellten Winkel finden läßt, wird man kaum fehlgehen in der Annahme, daß es sich hierbei tatsächlich um eine Verzierung handelt, die der Thronseite bewußt das Aussehen der Hwt-Hieroglyphe verleihen sollte.

Stellte man also Personen auf einer  Hwt  sitzend dar, so verband sich damit wohl zunächst einmal die Idee, sie als deren Besitzer zu kennzeichnen. Der tiefere Sinn dieser Kennzeichnungsabsicht wird jedoch augenblicklich klar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Bedeutung der Hwt als temenos den Thronenden als "heilig", Dsr, auswies, denn Heiligkeit kommt für den Ägypter in der "Absonderung", Dsr, von der Welt des Profanen zum Ausdruck und fand in den abweisenden Hofmauern von Tempel und Palast ein eindrückliches Sinnbild.
Mit dem Hwt-Zeichen versehene Throne sind daher eigentlich Göttersitze, sie symbolisieren in erster Linie die "Besonderheit" ihres Besitzers und weisen beim Herrscher auf dessen in Vertretung der Königsgötter ausgeübtes Amt hin.

Das erklärt nun auch, warum sich diese Dekoration nie an gleichartigen Sitzen "profaner" Personen findet, es sei denn, es handelt sich um Verstorbene; denn Tote sind ja der osirianischen Göttlichkeit teilhaftig geworden und führen nunmehr selbst ein abgeschiedenes Leben in tA Dsr, dem von der Welt der Lebenden getrennten, heiligen Bezirk der Nekropole.

Symbolwert besitzt am Hwt-Blockthron natürlich auch das Vereinigungszeichen, über dessen Bedeutung bereits oben gehandelt wurde und das deshalb hier nicht mehr erörtert zu werden braucht.
Was seine Anbringung in der rechteckigen Innenzeichnung der Hwt anbelangt, so könnte es sich dabei um eine rein ästhetische Lösung des Problems seiner Unterbringung handeln.

Geht man jedoch von der Möglichkeit aus, daß dieser Eckwinkel den Toreingang zum Palastbezirk darstellt, so läßt sich dahinter möglicherweise die Absicht entdecken, die Innenzeichnung dem Schmuck des Hoftores mit Binse und Papyrus anzugleichen.

Die Federplättchen auf den Thronseiten besitzen dagegen wohl eher Dekorationswert, wenngleich ein evtl. beabsichtigt
gewesener Symbolwert nicht ausgeschlossen werden kann.
Zwar erscheint der Bezug auf das Federkleid von Vöglen so signifikant, daß man unwillkürlich an ein Kennzeichen für den König als Falken auf dem "Horusthron" denkt, doch dürfte allein schon die Tatsache, daß dieser Schmuck bei allen Göttern und nicht nur auf Horus beschränkt am Thron erscheint, eine speziell das Horuskönigtum betreffende Symbolik ausschließen.

Federdekor könnte daher höchstens ein ganz allgemeines Symbol für der göttlichen Sphäre verhaftete Dinge sein, tritt er doch als Federkleid auch in der Götterikonographie auf.

Allerdings ist dasselbe Muster schon relativ früh (11. Dyn.) auch als Kleiderdessin bei Dienerinnenfiguren nachzuweisen;
folglich scheint es (späterhin ?) ein populäres Ziermuster für Stoffe gewesen zu sein.


Abbildungen Block-Throne

Gruß, Lutz.

Anm.: habe die Gardiner-Zeichen in Hieros umgesetzt
Gitta


Danke, Lutz.  
« Letzte Änderung: 28.08.2005 um 13:34:16 von Lutz »
> Antwort auf Beitrag vom: 25.08.2005 um 15:33:06  Gehe zu Beitrag
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