Hallo Irjnefer, die Pfeilerfiguren im Inneren kann man aufgrund ihrer äußeren Gestalt wohl eher nicht als Osirispfeiler bezeichnen (wie etwa bei PM VII, S. 104 „Osiride Pillars“). Auch ihre Beschriftung spricht dagegen. Es handelt sich um königliche Statuen, die den Pharao in einer sehr komplexe Beziehung zu drei Gottheiten (Amun, Atum und Re-Harachte) darstellen (Gundlach nennt dies „Der Pharao erscheint in göttlicher Qualität“; R. Gundlach, Das Dekorationsprogramm der Tempel von Abu Simbel, ÄAT 33.1, Wiesbaden 1995, S. 53). Ich habe mal die Darstellung aus Gundlachs Beitrag (S. 65) reingestellt. Wenn sich die erste Verwirrung vor lauter Pfeilen und Strichen gelegt hat wird daran hoffentlich einiges deutlich: Sie südl. Pfeilerreihe in der Großen Halle (F) des Großen Tempels (Statuen F V-VIII) entspricht in der Statuenbenennung exakt den Statuen vor (hier Kürzel: D) dem Großen Tempel (D I-IV). Die Statuen heißen (F V + D I) = „Ramses“-„geliebt vom Herrscher der Beiden Länder“ (F VI + DII) = „Ramses“-„geliebt von Amun“ (F VII + D III) = „Ramses“-„geliebt von Atum“ (F VIII + D IV) = „Ramses“-„geliebt vom Re der Herrscher“ Die nördliche Statuenreihe (F I-IV) weist einige Besonderheiten auf: Der König erscheint in Statue F III als „Ramses“-„Atum“. F II nennt „Ramses“-„geliebt von Re-Harachte“. Gundlach möchte hierin eine Trinität „Atum – Re-Harachte – Amun“ sehen, bei der der König die kultische bzw. mythologische Rolle des Atum einnimmt. Auch zwischen den nördlichen und den südlichen Statuen des Raumes F vermutet Gundlach subtile Verknüpfungen: F VIII und F IV seihen auf die aktiven Aspekte des Königs bezogen (Herrschaft über Ägypten und das Fremdland). F VII und F III „zeigen eine Abhängigkeit zwischen „Atum“ und „auserwählt von Atum“.“ F VI und II nennen einem den südlichen/thebanischen (Amun-[Re]) und einmal den nördlichen/heliopolitanischen Reichsgott (Re-Harachte), beziehen sich also auf die landesweite königliche Kulttopographie. F V und I seien nach Gundlach insofern „parallel zu sehen, als nach Ausweis der Texte des Kleinen Tempels auch der „Herrscher der beiden Länder“ von „Amun ausgewählt worden ist“...“ (S. 55). Aufgrund der sehr ähnlichen bzw. identischen Namensgebung der äußeren Kolossalstatuen des Großen Tempels ist davon auszugehen, dass diese ein kultisches Beziehungsnetzwerk zwischen dem Statuenprogramm im Inneren des Großen Tempels und den Kolossalstatuen vor dem Kleinen Tempel von Abu Simbel bildeten. Allgemein zum Dekorationsprogramm in Abu Simbel und den Parallelen in Ed-Derr und Gef Hussein vgl. L. Habachi, Features of the Deification of Ramesses II, Glückstadt 1969, S. 1-16. Gruß A.
> Antwort auf Beitrag vom: 06.10.2004 um 18:06:01
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