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Album "MH - Grabkapellen" von naunakhte
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1) Plan

Die Lage innerhalb des Tempelbezirkes von Medinet Habu ist Rot gekennzeichnet.

Den Plan findet man in groß und ohne Einzeichnung bei Bild 35

Plan: Murnane, United with Eternity



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2) Grabkapellen

Von den ehemals 4 Grabkapellen stehen heute noch zwei relativ gut erhalten im Gebiet südwestlich des Hohen Tores.

Es sind die Kapellen der Amenirdis, und die etwas kleinere Kapelle der Gottesgemahlinnen Nitokris, Schepenupet II. und der Mutter von Nitokris, der Mehetnusekhet.



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3) Alle 4

Neben beiden Kapellen befand sich ursprünglich noch je eine Kapelle die man wahrscheinlich den Gottesgemahlinnen Schepenupet I. und Anchnes-neferibre zuweisen darf.

Alle Kapellen waren in einer Fluchtlinie aneinandergebaut und untereinander mit Türen verbunden.



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4) Schepenupet I.

In den 30er Jahren des 20. Jh. grub der Deutsche Uvo Hölscher im Auftrag des Oriental Institute of The University of Chicago (kurz OIC) in Medinet Habu.
Zum Zeitpunkt seiner Grabung präsentierte sich das östlich an die Grabkapellen anschließende Gelände so:

Foto: Hölscher; Post-Ramessid Remains, pl 12a



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5) Schepenupet I.

Unter der damals noch erhöhten Lauffläche östlich der Grabkapellen kamen die Mauerreste einer weiteren Kapelle zutage.

Foto: Hölscher, Post-Ramessid Remains, pl. 11a



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6) Schepenupet I.

Wie ein aktuelles Foto vom November 2004 zeigt, wurden die Grundmauern wieder zugeschüttet. Von der Kapelle zeugt lediglich noch ein Teil des Grabgewölbes, laut Hölscher das älteste, echte Steingewölbe der Welt. Ein Superlativ mit dem ich etwas vorsichtiger umgehen würde, zudem ich nicht weiß ob es dem aktuellen Forschungsstand noch standhält.



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7) Schepenupet I.

Die Kapelle wurde zum großen Teil aus Ziegelsteinen errichtet, die eine für die 25.- 26. Dynastie typische Größe (ca. 30x15x8 cm) hatten.
Die querliegende Kultkammer und die gewölbte Grabkammer, waren allerdings aus Stein gebaut.

Foto: Hölscher; o.g. pl. 11b



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8) Schepenupet I.

Die Ausgrabungen brachten auch Reste der ehemals oberirdischen Bebauung (A) zutage. Die steinerne Kultkammer stand direkt über der Grabkammer. War durch ihre dünneren Wände aber etwas größer wie diese. Ihr Eingang war von Norden. Von ihr zweigte eine Seitenkammer, als Ziegelsteinen ab.
Die Kultkammer ist in wenigen Steinlagen erhalten gewesen. Ihre Aussenseite zeigte Reste einer Hieroglypgeninschrift. Die schwarzen Hieroglyphen waren auf gelben Grund gemalt.
Hölscher schließt daraus, dass die Kultkammer mit religiösen Texten überzogen war.
Spuren von Mörtel legen die Vermutung nahe, dass die Aussenseite der Nordfassade aus Stein gebaut gewesen sein könnte.
Der Fund einer Säulenbase legt die Vermutung nahe, dass der Hof, wie in den späteren Kapellen, ein Säulenhof war.
Die Grabkammer war beraubt, trotzdem fanden sich noch einige Reste der Bestattung. Einlegearbeiten eines hölzernen Sarkophages wurden gefunden, verschieden Stücke Lapislazuli und zahlreiche unbeschriftete Uschebtis, ein Udjad-Auge, Perlen und andere kleine Objekte.

Plan: Hölscher, o.g. fig. 23



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9) Schepenupet I.

Nach dem Verschließen der Grabkammer wurde, in der Vorkammer, eine weitere Bestattung (Grab 17 a) eingebracht.
Hiervon zeugen die in einem Loch in situ gefundenen Alabasterkanopen. Diese trugen zwei Namen:
Anchschepenupet und Nb(t?)-i3mw-m-h3t.
Hierbei handelt es sich nach Aussage von Anthes um ein und dieselbe Person. Einer Sängerin des Hauses des Amun.
Zusätzlich wurden noch zahlreiche Uschebtis und Perlen desselben Types wie in der Grabkammer 17 gefunden. Sowie zwei unbeschriftete Skarabäen einer aus Lapislazuli.
Auch dieses Grab datiert in die beginnende 25. Dynastie.
Anchschepenupet war mit Schepenupet I. verschwägert. Ihre Bestattung in dieser Kapelle  bestärkt die Annahme, dass es sich bei dieser durch Namensnennung nicht einer Person zuzuweisenden Kapelle um eben jene der Schepenupet I. handelt.

Ein weiteres Grab (Nr. 16) fand sich innerhalb der Kapelle. Diesmal im oberen Bereich.
Es bestand aus dünnen Ziegelwänden. Im Grab wurden die Skelette zweier Personen gefunden. Das nördliche war in einem Holzsagr bestattet, der verrottet war. Aus dem Grab waren einige Beigaben erhalten geblieben. Die Form der erhaltenen Gefäße datiert es in eine Zeit nicht später als die 26. Dynastie. Um wen es sich bei diesen späteren Bestattungen handelt ist unbekannt.

Mit dem Bau der Kapelle von Amenirdis wurde (laut Hölscher) die Vorhalle der Kapelle von Schepenupet I. abgerissen um eine einheitliche Frontlinie der Kapellen zu haben.

Foto: Hölscher, o.g. pl. 11c



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10) Amenirdis

Die erste, heute noch stehende Kapelle ist die der Amenirdis.
Sie wurde zeitlich nach der eben besprochenen Kapelle errichtet. Hierfür spricht die unbearbeitete Ostwand der Kapelle, die, da an die bestehende Kapelle der Schepenupet I. angebaut, nicht bearbeitet werden mußte.



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11) Amenirdis

Die ebenfalls noch unbearbeitete Hohlkehle läßt darauf schließen, dass der dranstehende Bau zumindest nicht niedriger war, wie die Kapelle der Amenirdis.

Hier die Verbindungstür zwischen beiden Gräbern.

Deutlich zu sehen sind auch die Risse rechts neben der Tür. Der Pylon hat sich etwas gesenkt. Ein Problem, mit dem auch der kleine Amunstempel zu kämpfen hat. Dort, recht deutlich  am Barkensanktuar zu sehen.



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12) Amenirdis

Einem aufmerksamen Beobachter zeigen sich noch weitere, deutliche Hinweise dafür, dass diese Kapelle an eine bereits bestehende angebaut wurde.

z. Bsp. hier ...



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13) Amenirdis

... und hier



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14) Amenirdis

Während sich die vorhergehenden Spuren für Spekulationen zur Höhe der Kapelle anbieten, kann man aus dem unvollständigem Rundstab (er ist nach Osten hin nicht gerundet sondern geglättet) des folgenden Bildes eine zur Zeit der Erbauung der Kapelle der Amenirdis noch bestehende Mauer vermuten.



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15) Plan

Die verschwundene Kapelle der Schepenupet I. endet nach den Plänen Hölschers allerdings schon deutlich weiter im Norden.

In einem Plan zeichnet er einen zeitgleichen Hof (?) hinter die Kapelle.

Plan: Hölscher EMH I



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16) Kapellen

Hölscher berichtet in einem Aufsatz, dass Amenirdis ihre Kapelle ursprünglich ebenfalls als Ziegelbauwerk begonnen hatte. Der Grundriß soll der Kapelle Schepenupet I. ähnlich gewesen sein. Dieser Bau wurde nach dem Tode von Amenirdis, von deren Adoptivtochter Schepenupet II. abgerissen und durch den heute stehenden Bau ersetzt. Lediglich die Gruft der alten Kapelle blieb erhalten und wurde genutzt um die bei der Mumifizierung verwendeten Tonkrüge und ein Bett aufzunehmen. Danach wurde sie mit Sand verfüllt und der neue, steinerne Bau darüber errichtet.
Schepenupet II. rühmt sich in einer Inschrift diese Kapelle für ihre Vorgängerin errichtet zu haben.



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17) Pylon

Auffällig ist die Form der Pylone der Grabkapellen, denn die Pylone der Spätzeit bestehen, im Gegensatz zu den Pylonen früheren Zeiten, aus einem Mauerwerk. Der erste Pylon dieser Art ist der Pylon der Grabkapelle von Amenirdis.



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18) Hohlkehlen

Auch die Form der Hohlkehlen änderte sich in der Spätzeit. Allerdings nicht so gravierend wie die Pylonform. Die späten Hohlkehlen hatten keine so starke Krümmung wie die früherer Zeiten. Hier ein Beispiel:

Amenirdis - Tempelsüdwand in MH



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19) Vorbau

Heute kaum mehr zu erkennen ist der ehemalige Vorbau der Kapelle.

Die von Hölscher gesehenen Säulenbasen sind unter der modernen Pflasterung verschwunden. Die Löcher im Pylon, die die Holzbalken der Bedachung des Vorbaues aufnehmen sollten (rot umrahmt) sieht man aber noch.

Bei genauer Betrachtung der Front sieht man auch die fehlende Dekoration (grüner Rahmen) in diesem Bereich. Eine Dekoration wäre durch die Konstruktion gestört und verdeckt worden.



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20) Front

Die Front des Pylons zeigt Amenirdis vor Göttern mit ihren Titeln der Gottesverehrerin und Königsschwester, sowie des Gottesweibes “Hand des Gottes”.

Man beachte auch ihren Uräus an der Geierhaube.



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21) Querschnitt

Im Querschnitt ist der weitere Aufbau der Kapelle schön zu erkennen.

Genauso der oben bereits angesprochene Grabraum unter dem Sanktuar mit den aufgefundenen Krügen.

Plan: Hölscher o.g. pl. 2b



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22) Hof Amenirdis

Der rechteckige Hof, der dem Pylon folgt, war mit einem Säulenumgang versehen. Heute stehen noch Basen der Säulen.

Die Säulen selber wurden von Achoris im kleinen Amuntempel zum Stützen der Decke am Barkenschrein wiederverwendet.



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23) Säule der Amenirdis

Hier eine der im Kleinen Amuntempel wiederverwendeten Säulen.



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24) Säulen Amenirdis

sie stützen die Deckenplatten des Umganges.



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25) Säulen Amenirdis

Deutlich zu sehen, der ehemals zugeschmierte Name der Amenirdis in der Kartusche.



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26) Hof der Grabkapelle

Im Hof der Grabkapelle von Amenirdis steht ein Opferaltar, von Schepenupet II. an ihre Adoptivmutter gestiftet.



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27) Kartusche

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28) Südwand Hof

Die Südwand des Hofes zeigt uns Schepenupet II. bei verschiedenen Opferhandlungen vor Göttern und Amenirdis.

Hier führt sie die 4 Kälber vor Osiris, Horus und Amenirdis.



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29) Hof

Oder hier beim Vermessen des Tempels vor Sefchet-abui und dem Reinigen des Tempels vor einem Gott.



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30) westliche Aussenwand

An der Aussenwand, wo die Kapelle der Schepenupet II. angebaut wurde sehen wir heute drei sitzende Gestalten. Einen König und zwei Damen. Gänzlich ohne Beischriften läßt sich nur vermuten wer hier dargestellt ist.



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31) Schepenupet II.

Da Schepenupet II. die erste Kapelle der Amenridis wieder abreisen ließ und ihr eine Neue aus Stein erbaute kam es zu Verzögerungen beim Bau ihrer eigenen.
Sprich - sie wurde nicht fertig.
Geplant nach demselben Plan wie die Kapelle der Amenirdis, wurde sie später durch Sanktuare ihrer Nachfolgerin Nitocris erweitert.

Plan: Hölscher o.g. fig. 29



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32) Erweiterungen

Diese fügt ihre Kultkammer östlich von Schepenupet II. an und errichtet zudem noch eine Kultkammer für ihre leibliche Mutter  Mehet-Nusekhet, westlich der Kultkammer Schepenupets II..



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33) Die letzte Kapelle

Die 4. und letzte Kapelle war wieder ein Ziegelsteinbau. Von ihr ist allerdings so gut wie nichts mehr vorhanden. Ihre Grundzüge ließen sich bei der Grabung von Hölscher erahnen. Die Zuweisung an Anchner-Neferibre ist eine Vermutung. Sie war die Nachfolgerin von Nitokris und wurde von den Persern aus Theben vertrieben.

Ob sie tatsächlich in Medinet Habu beigesetzt wurde ist spekulativ. Ein prachtvoller Granitsarkophag von ihr wurde bereits 1832 im Grab eines Beamter der römischen Zeit gefunden und befindet sich heute im Britischen Museum.


Plan: Hölscher EMH I



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34) Heute

Die Stelle der Grabkapelle 1985. Nichts weißt auf die Kapelle hin.



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35) Schluß

Alle Grabkapellen sind mit ihrem Eingang nach Norden orientiert. Damit blicken sie auf den ehemaligen Prozessionsweg in den Totentempel Ramses III.. Sie haben dieselbe Orientierung wie der Palast. Die Schlußfolgerung Hölschers dass die Orientierung beider Gruppen zusammenhängt kann ich nicht ohne weiteres folgen. Hier müßte dann ja sichergestellt sein dass der Totenkult Ramses III. noch zu Zeiten der Gottesgemahlinnen stattfand.
Eine Orientierung, hin zum kleinen Tempel mit dem Amunskult, dessen Representantinnen sie waren, würde mir logischer erscheinen.

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