Lieber thosch40, Text und Bild bilden eine Einheit, sagt man. Im Text heißt es: "Es spricht dieser große Gott" und zwar an die Wesen, die darunter dargestellt werden: - ^psj "Schepsi" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1242)
- @kn(j).t "Hekenit, 'Preisende'" (Hannig, S. 1228)
- anx(j).t "Anchit (* 'Lebende'; * 'Die zum Lebenszeichen gehörige'" (Hannig, S. 1196)
Ob man die Namen in Umschrift oder Übersetzung angibt, ist Geschmackssache. Man sollte aber bedenken, daß es sich bei diesen göttlichen Wesen zum Teil um Personifikationen von Begriffen handelt, von denen kaum mehr bekannt ist als ihre Anrufung in den Unterweltsbüchern. Speziell zur Lesung von Anchit: Hier könnte man wegen der zwei Anchzeichen auch einen Dual annehmen: anxwj.t. Das abschließende Anchzeichen wird wohl ignoriert; Determinativ? Es erscheint mir daher naheliegend, daß im Text diese Götter auch angesprochen werden: "(O), Schepsi / Ehrwürdiger, ... (O), Hekenit / Preisende, ... (O), Anchit / Lebende, ... Ich bin gekommen ..." Deine Auffassung, daß nur zwei dieser drei Wesen angerufen werden, aber als drittes die nicht dargestellte @ty.t erscheint mir unwahrscheinlich. Gehen wir nun zur ersten Gottheit: "Schepsi, ..." dj n(=j) a=k "gib mir deine Hand" Zur Schreibung: (r)Dj ist die altägyptische Form, während im Mittelägyptischen (r)dj angenommen wird (Gardiner, Egyptian Grammar, § 289, 1). Das führt immer wieder zur Unsicherheit bei der Transkription. Du hast Di.n=i transkribiert. Mit dem Strukturzeichen "." wird üblicherweise bei der sDm.n=f-Form das Element n vom Stamm abgegrenzt. Hier ist aber die Präposition n gemeint. Ein Imperativ dj ist ungewöhnlich, kommt aber vor; normalerweise wird hierfür jmj verwendet (Gardiner, Egyptian Grammar, § 336). Eher ist dieser Satz als Wunsch oder höfliche Aufforderung zu verstehen: "mögest du mir deine Hand geben", als prospektives sDm=f (siehe hierzu Allen, Middle Egyptian, Kapitel "The Subjunctive", S. 245 ff). Das folgende nach Hornung: prj.n @r m dp=k "(wenn) Horus aus deinem Ruder (?) hervorgekommen ist" prj m "herausgehen aus, herausgehen als" (Hannig, S. 283), auch mit der religiösen Bedeutung "herauskommen (aus Totenreich)" bzw. "sich zeigen, sichtbar werden" u.ä. Hornung hat den Satz als sDm.n=f aufgefaßt, mit Horus als Subjekt; wörtlich: "Horus ist aus ... herausgekommen", geht also zeitlich dem Wunsch voraus: nachdem Horus herausgekommen ist, mögest du mir deine Hand geben. Man kann den Satz auch folgendermaßen interpretieren: pr n(=j) @r m dp=k "Horus kommt heraus / zeigt sich für mich ..." bzw. "möge Horus für mich herauskommen / sich für mich zeigen ...". also als weiteren Wunsch. Was nun dp(w) "Ruder" (Hannig, S. betrifft, kann ich keine neue Lösung angeben; auch Deine Lesung m-tp "oben auf, oben an; an der Spitze von (Personen); vor (jdn)" (Hannig, S. 924) bietet gedankliche Schwierigkeiten. Wenn man sich die Abbildungen ansieht, speziell die von Thutmosis III. oder Amenophis II., so könnte man meinen, daß mit dp der Gegenstand gemeint ist, den Schepsi auf seinem Schoß hält und aus dem der Falkenkopf "hervorgeht". Die später entstandenen Abbildungen stellen ihn fast als eine Art Messer dar; auch fehlt der Falkenkopf. Eine Übersetzung "aus deinem Kopf" ergibt noch weniger Sinn. - Was also genau gemeint ist, bleibt dunkel. Der Rest folgt ein andermal. Viele Grüße, Michael Tilgner
> Antwort auf Beitrag vom: 21.09.2008 um 22:50:04
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