Archiv des alten Ägyptologie-Forum

Re: Ägyptischer Kalender

[ Archiv-Startseite ]

Geschrieben von Benedikt am 16. Mai 2001 13:42:09:

Als Antwort auf: Re: Ägyptischer Kalender geschrieben von Jörg Müller am 14. Mai 2001 21:29:15:

Hi

Was mich noch interessieren würde ist die Bezeichnung der einzelnen Tage. Da besonders der letzte Tag eines Monats nach dem Sonnenkalender. Also der 30.
Habe gelesen das die Griechen um das 6 Jh. v.u.Z. diesem Tag den Namen "Alt-Neu-Tag" gaben. Kann es sein das sie das von den Ägyptern haben.

Grüße Benne

----------------------------------------------------------------------------

>>Hallo zusammen.
>>Ich hab mal 'ne Frage an die Ägyptologie-Experten hier (ich hoffe es laufen hier ein paar rum ;-) ).
>>Verschiedene Autoren haben behauptet, die Ägypter hätten zwei Kalender gehabt: einen, der in Sonnenjahren zählte und einen, der in Mond-"Jahren" zählte. Auf diese Weise sei es bei mehreren griechischen Autoren (insbesondere in Platon's Atlantis-Bericht) zu Übertragungsfehlern bei den "Altersangaben" gekommen.
>>Ich möchte hier jetzt keine Atlantis-Theorien besprechen.
>>Es geht mir darum, wie in Ägypten - speziell in der 19 bis 26 Dynastie - Zeitdifferenzen angegeben wurden. Da in dieser Zeit anscheinend selbst die Jahres-Zählung geändert wurde (siehe Zitat) erscheint mir eine einfache Jahres-Zählung kaum sinnvoll. Die Monate blieben von dieser Zählweise aber anscheinend unangetastet. Insofern scheint mir die Zählung von Monaten (oder Monden?) als absolutes Zeitmaß wesentlich passender und genauer.
>>Kann dazu irgendjemand weitere Angaben machen ?
>>Hier das Zitat von ortelius.de
>>


>>"Zum Unglück für die Altertumswissenschaften existierte keine fortlaufende Jahreszählung. Stattdessen wurde zunächst die Viehzählung herangezogen, die aller zwei Jahre in Ägypten durchgeführt wurde. Man gab das Jahr also etwa in der Form "Jahr der 3. Zählung [unter der Regierung des Königs ...]" an, später nur kurz "Jahr des 3. Mals". Seit der 11. Dynastie, also etwa seit 2100 v. u. Z., wird nur noch das Regierungsjahr angegeben. Dabei begann ein solches Regierungsjahr zunächst mit dem Neujahrstage des Jahres, in dem der König den Thron bestieg. Wenn also die Herrschaft eines Königs am 3. Zusatztag (s. u.) eines Jahres begann, so hatte sein erstes Regierungsjahr nur 3 Tage. Etwa ab der 18. Dynastie (ca. ab 1540 v. u. Z.) begann man jedoch, den tatsächlichen Tag der Thronbesteigung als Beginn des Regierungsjahres aufzufassen, ein Brauch, der jedoch kurz vor der Saitenzeit (26. Dyn., um 660 v. u. Z.) wieder aufgegeben wurde."
>>

>>Servus,
>>Harald
>Der Kalender der Ägypter basierte auf der Beobachtung von Mond und
> Sonne. Außerdem spielten religiöse Vorstellungen eine wichtige Rolle. Die
> Zeiteinteilung nach Sonnen- oder Mondjahren muss die Umlaufbahn der Erde
> um die Sonne (das tropische Jahr von ca. 365,24 Tagen) und die Umlaufzeit
> des Mondes um die Erde (den synodischen Monat mit ca. 29,53 Tagen) in
> Beziehung setzen. Dazu benutzten die alten Ägypter ein Sonnenjahr von 365
> Tagen mit zwölf Monaten zu je 30 Tagen sowie 5 Epagomenen (hrjw rnpt =
> auf dem Jahre =die hinzukommenden, sie entsprachen den Geburtstagen von
> Osiris, Isis, Horus, Seth und Nephthys)), die in drei Dekaden zu je vier
> Monaten zerfielen.
> Die Einteilung von Tag und Nacht in jeweils zwölf Stunden scheint auch von
> den Ägyptern eingeführt worden zu sein, wahrscheinlich analog zu den zwölf
> Monaten im Jahr, die Unterteilung der Stunde in 60 Minuten geht allerdings
> auf die Babylonier zurück. Die kleinste Zeiteinheit im alten Ägypten war die at,
> meist als "Augenblick" übersetzt und (wie dieser) in seiner Dauer nicht
> definiert.
> Die Dekaden:
> Achet: Herbst Zeit der Nilschwemme 15. Juni bis 14. Oktober
> Peret: Winter Zeit der Saat 15. Oktober bis 14. Februar
> Shemu: Sommer Zeit der Ernte 15. Februar bis 14. Juni
> Diese Dekaden bestanden aus den Monaten:
> Achet
> Thot: 15. Juni bis 14. Juli
> Paofi: 15.Juli bis 14. August
> Athir: 15. August bis 14. September
> Choiak: 15. September bis 14. Oktober
> Peret
> Tybi 15. Oktober bis 14. November
> Mechir: 15. November bis 14. Dezember
> Famenant: 15.Dezember bis 14. Januar
> Farmuti: 15. Januar bis 14. Februar
> Shemu
> Pacons: 15. Februar bis 14. März
> Paini: 15. März bis 14. April
> Epifi: 15. April bis 14. Mai
> Mesore: 15. Mai bis 14. Juni
> In diesem einfachen System gab es also keine Monate von unterschiedlicher
> Länge. Der Mangel dieses Systems bestand darin, dass die Verschiebung
> des Kalenderjahres gegenüber dem natürlichen Sonnenumlauf nicht durch
> Schaltjahre korrigiert wurde, also verschob sich der Beginn des neuen Jahres
> alle vier Jahre um einen Tag. Dies bedeutete eine allmähliche Abweichung
> der Jahreszeiten gegenüber dem amtlichen Kalender: Um einen Tag in vier
> Jahren, um einen Monat in 120 Jahren verschob sich dadurch der Beginn der
> Nilschwemme, nur alle 1461 Jahre fielen Sonnenjahr und Kalenderjahr
> zusammen. Die Bauern richteten sich für die landwirtschaftliche Arbeit nach
> dem Verlauf der Jahreszeiten, nicht nach dem amtlichen Kalender.
> Um den Kalender dem Nilzyklus wieder anzupassen, erliess Ptolemaeus III.
> 238 v. Chr. das Dekret von Kanopus, das alle vier Jahre einen Schalttag
> verordnete. Dieses System legte Julius Cäsar dem nach ihm benannten
> Julianischen Kalender dann zugrunde, der dann bis zur Gregorianischen
> Kalenderreform 1582 in Gebrauch war. Das Kalenderjahr war seit seiner
> Entstehung eigentlich ein landwirtschaftliches Jahr vom Beginn der
> Nilüberschwemmung zur nächsten, wobei der Frühaufgang des Sothissternes
> (Sirius) den Beginn des neuen Jahres ankündigte, weil dieses Ereignis mit
> dem Beginn der Nilschwelle zusammenzufallen pflegt. Daraus resultiert, dass
> bereits in den Pyramidentexten Sothis das neue Jahr "schenkt".
> Als Jahresanfang galt also bei den Ägyptern der 19. Juli.
> Resultierend aus dieser Tatsache und dem Umstand, dass Censorinus im
> Jahr 139 n.Chr. eine neue Sothisperiode beginnen lässt, lassen sich die
> anderen Anfänge berechnen auf 1318 v.Chr., 2776 v.Chr. 4231 v.Chr. usw.
> (mit kleineren Fehlerm). Es ist also zu vermuten, dass zu einem solchen
> Zeitpunkt die Systematisierungdes Kalenders begonnen haben muss. Als
> wahrscheinlichster Zeitpunkt wird das Jahr 2772 v.Chr. , also etwa die 2.
> Dynastie, angenommen.
> Allerdings gab es keinen festen Bezugspunkt wie beispielsweise Christi
> Geburt. Um ein bestimmtes Jahr anzugeben, verwendete man also die
> laufende Jahreszahl der Regierungszeit des jeweiligen Pharaos. Dies
> bedeutete, das die Jahreszahl sozusagen immer wieder auf Null gesetzt
> wurde, der Kalender also immer wieder im Jahre 1 begann. Alle Ereignisse,
> die vor der Inthronisation dieses Pharao stattgefunden hatten, gehörten dem
> Zeitalter anderer Könige an. Die Ewigkeit, als die Gesamtdauer des
> Pharaonentums, beläuft sich auf ungefähr 3000 Jahre: Damit ist es das
> dauerhafteste politische System der Menschheitsgeschichte.
> Es ist nicht auszuschließen, dass parallel zu diesem "bürgerlichen Kalender"
> auch noch andere Kalendereinteilungen existierten. So wird das
> Vorhandensein eines Mondjahres für Naturfeste für möglich gehalten, bei
> dem der Sothisfrühaufgang immer in den letzten Jahresmonat fallen musst, so
> dass von Zeit zu Zeit ein Schaltmonat eingeschoben wurde.
> Für religiöse Feste berechneten die Priester einen extra religiösen Kalender,
> der sich an Festen und Zeremonien orientierte (z.B. Opet-Fest von Theben,
> das im zweiten Monat des Achet gefeiert wurde). Zugrunde lag der
> Mondmonat.
> Für Rechnungen in der Tempelverwaltung benutzte man ein Jahr von 360
> Tagen.


Antworten:


[ Archiv-Startseite ]