Archiv des alten Ägyptologie-Forum

Re: an alle und auch an Tellaware: Anjuvas erstes statement im sinne platos:

[ Archiv-Startseite ]

Geschrieben von Dr. Karl H. Leser am 25. Februar 2001 18:58:27:

Als Antwort auf: an alle und auch an Tellaware: Anjuvas erstes statement im sinne platos: geschrieben von anjuva am 25. Februar 2001 16:21:45:

Hallo Tellaware
Meine antwort:
Finde schade, wenn das dein letztes Statement hier war, da ich deine Einstellung eigentlich teile, das man offen sein sollte.

->Und genau das bezweifele ich! Er argumentiert mit "Glauben" und Behauptungen und wird grantig, wenn man ihn nach Belegen fragt. Natürlich kann man an Atlantis glauben und was die da alles gekonnt haben könnten - aber entscheidend ist, wir haben keine Belege zu ihrer Existenz und zu ihren Fähigkeiten. Also bleibt alles Spekulation.

Plato hat aber meines Wissens vor allem noch einen anderen Vorteil gehabt, außer der Ernsthaftigkeit seiner Aussagen:

Er war sich der Stellung geistiger Werte sehr bewusst,
->Da ist unzweifelhaft richtig, er damit hat er u.a. ethische Grundsätze des Handelns gemeint, und nicht Spekulationen ohne Hand und Fuß, die passen nicht in seine Ästhetik.

etwas, was ich in den heutigen Wissenschaften eigentlich vermisse, aber da der Geist sehr viel weniger fassbar ist als Materie, wird er fast von der Wissenschaft verleugnet.

So auch oft in der Archäologie, die Hochkulturen erforscht, deren Lebensatem aus Religion und Spiritualität die Triebfeder zu den großen Bauten, der eindrucksvollen Infrastruktur und ihrer prachtvollen Dynastien der Könige und Priesterschafteen bezog.

Dies ist ein so starker Kontrast zwischen zwei fast gegensätzlichen Welten, wie soll das gehen?

Mit einer atheistischen und ablehnenden Haltung der heutigen Wissenschaft, spirituellen Lehren gegenüber (die auch meist in der Archäologie vertreten ist) wird es für meine Begriffe nur sehr begrenzte Berührungspunkte zwischen heutigem Denken und antikem geistigen Kulturgut geben können.

FRAGE: aber ist das nicht eigentliches Ziel der Archäologie, uns diesen Einblick in die Welt der Antike zu verschaffen?
->Ja, aber auf der Basis überprüfbarer Fakten, erst wenn wir die haben, kann man über die Intentionen unserer Vorfahren philosophieren.

Wenn du also einen Beitrag in dieser Richtung bringen kannst, dann bleibe, da der Kahn der Wissenschaft sich sonst einseitig mit einer materialistischen Seite zum kentern neigen kann. wir sollten Plato nicht vergessen:

"nur durch die Geistige schau sind wir in der Lage echtes Wissen zu erlangen"
plato, REPUBLIC,VII,527 d,e

->Womit er nichts anderes meint als eine kritische Vernunft, aber keine Spiritualität.

Die heutige Wissenschaft hat das leider vergessen und Platos Zitat in etwa so abgewandelt:
"nur durch das Nachschlagen in den Büchern der heutigen Akademiker kannst du echtes Wissen erlangen".
->Dies ist natürlich schlichter Unsinn. Auch Plato hat seine Gedankenwelt nicht ex Ovo geschaffen, sondern im Austausch mit anderen Denkern seiner Zeit und mit historischem Wissen. Du selbst vermutest ja Bezüge zu Ägypten - selbst wenn er nicht selbst da war, kann er Zugang zum Gedankengut dieser Region gehabt haben. Diese Hypothese bestreitet niemand, aber es bleibt eine Hypothese, wenn die Belege fehlen.
In der Wissenschaft wird heute nicht anders gearbeitet, man benutzt das Gedankengut seiner Zeit und historische Quellen. Ansonsten gilt auch für alte und neue Informationsquellen die Forderung nach einem kritischen Umgang damit. Es gibt auch in der Wissenschaft Lug und Betrug - und nicht nur in der Neuzeit.

Dies soll keine Kritik an den Erkenntnissen der Wissenschaft sein, sondern ein Hinweis, das diese Einstellung eine regelrechte Einladung ist, geistige Fakultäten zur eigenen Erkenntnis verkümmern zu lassen, die "in der Schule von Athen" aber als längste "Hochschultradition Europas von fast 1000 Jahren" gelehrt wurde.
->Der Niedergang der geisteswissenschaftlichen Fakultäten ist bedauerlich, hat aber mehr mit dem zu Verfügung stehenden Geld zu tun. Dies zu ändern, ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe - also auf zur Überzeugungsarbeit.
Also, bleibe, wenn du der Wissenschaft einen erweiternden Beitrag in dieser Hinsicht bieten kannst. Die Wissenschaft ist in einem dynamischen Prozess, in der jeder wertvolle Impuls zur Wahrheitsfindung seinen Platz finden sollte.

Gruß anjuva

->Selbstverständlich ist er gebeten zu bleiben, nur bei Glaubensbekenntnissen (die gehören in die Tempel) und bei nicht belegbaren Behauptungen (s. Atlantis) kann man nicht diskutieren.

Gruss, Karl



Antworten:



[ Archiv-Startseite ]