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Verlauf:
Amenemhat II Nub-kau-Rê (König, 12. Dyn)
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  Kanopen
Seitdem man in Ägypten begann, die Verstorbenen zu mumifizieren, hat man anscheinend auch die Eingeweide aus dem Körper herausgenommen und getrennt bestattet. Den ältesten Beleg für diese Sitte liefern die Kanopen der Königin Meresankh III. (4. Dyn., Tochter von Ka-wab, ältester Sohn von --> Chufu, und --> Hetep-heres II.), die zusammen mit einem Kanopenkasten gefunden wurden. Aus dem Grab ihrer Mutter, Hetepheres II, ist allerdings noch ein Kanopenkasten erhalten, jedoch keine Kanopengefäße. Das Museum in Hildesheim besitzt nicht nur eine Statue des --> Hemiunu, sondern auch einen Gefäßdeckel aus Alabaster, die sicher zu diesem Hemiunu gehört - dieser Deckel könnte zu einer Kanopen gehören.
Möglicherweise deuten quadratische Bodenvertiefungen in der Nähe des Sarges oder Nischen in der Grabkammer in Mastabagräbern der 4. Dynastie bereits auf eine gesonderte Bestattung der Eingeweide hin, aber es konnte bisher nicht belegt werden, dass dazu auch Kanopen benutzt wurden.

Seit der 5. Dynastie finden sich dann häufig Kanopen (in der Regel 4, der Balsamierer Inpu-hotep hatte aber offensichtlich nur 2) in Vasenform und mit einem flachen, gewölbten Deckel.





Die Kanopen sind in der Regel unbeschriftet (bei Kagemni, --> Wesir in der 6. Dyn. unter --> Teti, finden sich jedoch Titel und Name) und nie genau gleich gearbeitet, d.h. sie unterscheiden sich geringfügig in Größe und Form, hin und wieder auch durch verschiedene Zeichen auf Deckel und Gefäßunterteil, geringfügig. Hergestellt wurden sie vor allem aus Alabaster, Kalkstein, und Ton, später werden auch noch andere Materialien eingesetzt.

In der ersten Zwischenzeit tauchen dann Kanopen mit menschenköpfigen Deckeln auf, wie sie danach im Mittleren Reich dann zur Regel werden. Von den vier Köpfen trägt der des Amset (= Imsti) keinen Bart und hat eine gelbliche Gesichtsfarbe. Teilweise geht die "Vermenschlichung" der Kanopenform soweit, dass diese Arme und Beine erhalten.
Seit dem frühen Mittleren Reich stehen die Kanopen dann unter dem Schutz der vier Horuskinder: Amset, Hapi, Duamutef, und Kebekhsenuef. Diese Vier sind schon in den Pyramidentexten für die Versorgung des Toten mit Speise und Trank zuständig, und werden jetzt für ein bestimmtes Organ "verantwortlich" gemacht. In den Formeln, mit denen die Kanopen zunehmend beschriftet wurden, tauchen zunächst nur die Namen der Horuskinder auf, später auch die Namen der Toten und der Schutzgöttinnen, schließlich werden die Organe mit den zugeordneten --> Horuskindern manchmal geradezu "identifiziert":
--> Amset(Imsti)->Leber
--> Hapi ->Lunge
--> Duamutef ->Magen
--> Kebehsenuef->Gedärm

Die stets in Mumienbinden eingewickelten Eingeweide erhalten zuweilen kleine Mumienmasken (siehe Grab von Tuya und Yuya, Schwiegereltern des Amenhotep III) oder werden gar in kleinen Kanopensärgen, wie z.B. bei Tutankhamun, beigesetzt. Am Ende der 18. Dynastie werden die Kanopendeckel der königlichen Familie dann mit idealisierten Portraits der jeweiligen Person versehen. In der 19. Dynastie tauchen dann zunehmend Kanopendeckel in Gestalt der Köpfe der --> Horuskinder auf, wobei die einzelnen Horuskinder wie in der folgenden Tabelle dargestellt wurden.
Amset (Imsti)->Leber-> Mensch->Süden-> Isis
Hapi->Lunge-> Affe->Norden-> Nephthis
Duamutef->Magen-> Falke->Osten-> Neith
Kebekhsenuef->Gedärm -> Schakal->Westen-> Selket

Parallel werden jedoch immer noch Kanopen mit rein menschenköpfigen Deckeln verwendet. Die Tabelle enthält zeigt die Assoziation mit den jeweiligen Schutzgöttinnen und den Himmelsrichtungen.

In der 21. und 22. Dynastie kommt es - nur - bei Privatleuten zunehmend zu einer Veränderung des Brauches, d.h. man lässt die Eingeweide entweder gleich im Körper oder legt sie, eingewickelt in Mumienbinden, in den Körper zurück. Dabei wird jedoch auf Verwendung von Kanopengefäße nicht verzichtet, diese bleiben entweder leer, werden mit Platzhaltern (Wachsfiguren) gefüllt oder werden durch Scheinkanopen ohne Hohlraum ersetzt.




Oben hölzerne Scheinkanopen (aus Reclams Lexikon des Alten Ägypten, S. 139).


Bei den königlichen Familien bleibt der Brauch anscheinend unverändert, jedenfalls sind königliche Kanopen aus diesen Dynastien bekannt.
Während der Regierungszeit von Taharqa (25. Dynastie) kehrt man wieder zum alten Brauch zurück und setzt bis in die ptolemäisch Zeit die Eingeweide wieder in Kanopen bei. Die Deckel sind dabei weiterhin menschenköpfig oder tragen die Köpfe der Horuskinder.

Wenn die Kanopen nicht in einem Kanopenkasten oder -schrein beigesetzt wurden, dann wurden sie häufig an den Enden des Sarkophags aufgestellt. Auch die Eingeweide heiliger Tiere, z.B. der Apis- und Mnevis-Stiere, wurden in Kanopen beigesetzt.



Quelle:
Lexikon der Ägyptologie, Bd. I-VI. Wiesbaden 1975-86
Rachet, G., Lexikon des alten Ägypten. Darmstadt 2002
Shaw, I. , Nicholson, P., Reclams Lexikon des Alten Ägypten. Stuttgart 1998

Eingestellt durch: Iufaa (16.11.2002)
Bearbeitet durch:  Iufaa (16.05.2005)
Unterstrichene Lexikon-Links wurden automatisch generiert.


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