Anedjti war der alte Gott der Hauptstadt des 9. unterägyptischen Gaues, des späteren Busiris.
Der Name bezeichnet ihn als "der von Anedjt". So hieß ein Gewässer des Gaues, möglicherweise wurde auch der Gau selbst so genannt.
In den Pyramidentexten (220, 1833) wird Anedjti auch als "Oberhaupt der östlichen Gaue" bezeichnet. Sein Kult dürfte schon recht früh in der Geschichte über seinen Heimatgau hinausgedrungen sein. Sethe meint, dass möglicherweise die Ursache dafür die Entstehung eines Reiches war, welches die östlichen Gaue vereinte und unter der Führung des Heimatgaues von Anedjti stand.
Trotz dieser vorzeitlichen Führungsrolle wurde er schon früh von --> Osiris "aufgesogen", bereits aus den Pyramidentexten geht hervor, dass dieser Verschmelzungsprozeß bereits abgeschlossen ist. Daher ist auch über die Eigenschaften des Anedjti recht wenig zu erfahren, allerdings wird noch deutlich, dass sie entscheidend durch die Herrscherzüge bestimmt worden sein muss. Schon sein Bild zeigt ihn als Herrscher, allerdings kennen wir es nur als Gauzeichen und ist daher auf Kopf und Arme beschränkt. Es stellt ihn als Menschen dar mit einem Federpaar auf dem Haupt und einem Krummstab und einer Geißel in den Händen.
Diese Herrschaftssymbole sind ebenso auf Osiris übergegangen wie einige seiner Wesenszüge. Teilweise wird dieser in seiner Eigenschaft als Osiris-Anedjti auch in der Gestalt des Anedjti dagestellt, dann allerdings wird das Federpaar durch ein ähnlich gestaltetes, aber möglicherweise gleichbedeutendes Symbol ersetzt.
Durch die Verschmelzung mit Osiris verlor Anedjti jede selbständige Bedeutung, jedoch Osiris übernimmt vielleicht von ihm Krummstab und Geissel als Herrschaftsattribut.
In seinem Totentempel in Abydos bringt Seti I dem Osiris-Anedjti ein Weihrauchopfer dar- ein klarer Hinweis auf die Verschmelzung beider Götter.
Quelle: Bonnet, H., Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin, New York 2000
Wilkinson, R.H., Die Welt der Götter im alten Ägypten, Stuttgart 2003