Dass in Ägypten bereits vor mehr als 5000 Jahren Bier gebraut wurde, ist bekannt. Darstellungen an Grabwänden und auf Stelen zeigen die Schritte der Bierherstellung von der Getreideernte bis zum Versiegeln der gefüllten Tonkrüge. Und neben den Bildern sind auch Texte über die Bierherstellung überliefert. Nach Helck war Bier nach dem Wasser das gewöhnlichste Getränk, zugleich auch Grundnahrungsmittel. Da das relativ dickflüssige, durchgeseite Bier noch Unreinheiten enthielt, wurde es beim Ausschenken erneut durch ein feines Säckcken oder Sieb gegossen, oder mit Hilfe eines Saugrohres getrunken.
Bereits vor etwa 3500 Jahren muß auch das Prinzip des Mälzens und Maischens schon bekannt gewesen sein. Bei Untersuchungen der Rückstände aus Trink- und Braugefäßen, die britische Archäologen vor 1993 bei Ausgrabungen in der Gegend von Amarna und Deir el-Medina fanden und in denen sich durch das trockene Wüstenklima gut erhaltene eingetrocknete Bierreste nachgewiesen wurden, gelangen gute licht- und elektronenmikroskopische Untersuchungen. Von im Getreide enthaltener Stärke. Aus der modernen Getreideforschung ist bekannt, daß sich die mikroskopische Struktur der Stärkekörnchen entsprechend dem Prozeß der Getreidebehandlung verändert. Daraus lassen sich Rückschlüsse für die Analyse des Brauverfahrens ziehen. Beispielsweise hinterläßt die enzymatische Umwandlung von Stärke in Zucker, also das Mälzen im Rasterelektronen-Mikroskop als kraterähnliche Vertiefungen auf der Oberfläche der Stärkekörnchen sichtbar, deutlich erkennbare Spuren. Wird die Stärke in Wasser erhitzt, was man als Maischen bezeichnet, so schwellen die Körnchen an und verschmelzen miteinander.
Eine Dienerin presst Gerstenbrot-Maische durch ein Sieb in einen Auffangbehälter.
Und genau solche Strukturen wurden in den 3500 Jahre alten Bierresten gefunden. Daraus läßt sich schlußfolgern, daß schon die alten Ägypter erkannt hatten, daß vermälztes Getreide bei der Bierherstellung von Vorteil ist, liefert es doch mehr Zucker für den Gärprozeß. Bisher war man davon ausgegangen, das die alten Ägypter ihr Bier aus vergorenen Brotstücken hergestellt hatten. Dies hatte man aus Grabbeigaben und Wandmalereien so interpretiert. Es muss aber auch noch andere Techniken gegeben haben, die bereits viel länger bekannt waren.
Neben vermälztem Getreide sowie dem Vergären von Brotresten und Datteln kommen in letzter Zeit aber auch unreife Feigen als Zusatzstoff ins Spiel. Das Wort «Bescha» stand bisher für «Malz», ein heute bei der Bierherstellung verwendetes Produkt. Beim Mälzen wird Getreide durch Anfeuchten zum Keimen gebracht. Dadurch entstehen gärfähige Substanzen. Beim Einspeisen des Wortes in den Computer und dem nun mittels Knopfdruck möglichen Vergleich sämtlicher Belegstellen erwies sich diese Deutung als höchst fragwürdig. Besonders in einer Szene aus dem Grab des hohen Beamten Mehu (6. Dynastie, um 2325-2160 vor Christus) in Sakkara nahe Kairo gab die Verwendung von «Bescha» keinen Sinn. Denn auf der Darstellung sagt ein Feldarbeiter: «Bier her, oder ich schneide Bescha». Das «Schneiden von Malz» ist allerdings nicht möglich, da Malz nicht wie Getreide auf dem Feld wächst. Es muss sich bei «Bescha» also um etwas anderes handeln. Geht man davon aus, dass schon damals deftige Sprüche bei körperlich schwerer Arbeit üblich waren, hat der Arbeiter also gedroht, «Bescha» statt Korn zu schneiden, um seinen Durst zu stillen. In der koptischen Sprache bezeichnet die gleiche Buchstabenfolge grüne, noch unreife Feigen. Und eben diese Frucht stillt den Durst. Übersetzt man nun diesen Ausspruch als «Bier her, oder ich schneide Feigen (statt Korn)», müsste «Bescha» auch an anderen Stellen mit «grünen Feigen» übersetzt werden. Das wiederum hieße: Die Ägypter benutzten zum Brauen ihres Bieres unreife Feigen. Schon zur Zeit der Pharaonen war Bier ein Grundnahrungsmittel. Durch diesen Zusatz hätte das Bier einen säuerlich-süßen und würzigen Geschmack und wäre nicht nur berauschend, sondern gleichermaßen erfrischend gewesen
Bier selber herzustellen ist vom Verfahren her recht einfach. Komplizierter sind die Beschaffung der Rohstoffe und die apparative Ausstattung, da man versuchen muß, mit minimalen Mitteln auszukommen - selbst auf genaue Temperaturkontrollen und auf das Filtrieren muss man verzichten. Wahrscheinlich haben die pharaonischen Ägypter ebenfalls ein einfaches Verfahren angewendet haben, um an ihr Bier zu kommen. Man kann davon ausgehen, daß die Ägypter gleichzeitig gemälztes und ungemälztes Getreide verwendet haben und daß sie ihr Bier mit Früchten wie z.B. Datteln geschmacklich aufgewertet haben. Das Getreide kann man von einer Mälzerei beziehen, die Hefe von einer Brauerei und die Datteln kann man im Handel kaufen.
Die Zutaten:
Dattelsaft
Gerstenmalz
Brauweizen
obergärige Hefe
Wasser
Das Rezept:
500 Gramm Datteln entsteinen, pürieren und mit einem Liter Wasser versetzen. Dann mit der Hefe beimpfen und bei Zimmertemperatur 2 bis 3 Tage angären lassen.
1 Kilogramm Gerstenmalz und 500 Gramm Weizen mahlen, in ein Liter Wasser einrühren und zu einem Brotteig verrühren. Den Teig in eine Kasten-Backform füllen und bei mittlerer Temperatur 3 Stunden backen. Der Teig darf nicht ganz durchbacken, sondern soll im Inneren des Brotlaibs plastisch bleiben.
In einem 10 Liter-Gärgefäß wird das Braubrot nun mit vier Litern Wasser eingeweicht (von dieser Würze einen halben Liter kochen und dann zurückstellen). Anschließend gibt man den gärenden Dattelsaft hinzu. Das Ganze bei Zimmertemperatur drei Tage gären lassen.
Das fertige Bier vorsichtig in Bügelflaschen umfüllen, die Flaschen mit dem Würzerest auffüllen.Dies sorgt für eine sogenannte Flaschengärung und damit für eine Anreicherung von Kohlensäure.
Die Flaschen kühl lagern.
Das Ergebnis schmeckt für ein Bier ungewohnt fruchtig (fast weinartig). Der Kohlensäuregehalt und die Schaumbildung sind etwas unbefriedigend.
Das Bierrezept wurde der HP der Sendung Quarks & Co. (von 1996, nicht mehr oline verfügbar) entnommen. Nähere Informationen zum nachbrauen ägyptischen Bieres findet man bei: Bach, Axel In: Die Pharaonen und ihr Bier - ein fächerübergreifendes Unterrichtsprojekt Naturwissenschaften im Unterricht - Chemie 9(1998), Nr. 43, S.43-46