Der Kalender der Ägypter basierte auf der Beobachtung von Mond und Sonne. Außerdem spielten religiöse Vorstellungen eine wichtige Rolle. Die Zeiteinteilung nach Sonnen- oder Mondjahren muss die Umlaufbahn der Erde um die Sonne (das tropische Jahr von 365,2424 Tagen zu altägyptischer Zeit) und die Umlaufzeit des Mondes um die Erde (den synodischen Monat mit ca. 29,53 Tagen) in Beziehung setzen. Dazu benutzten die alten Ägypter ein Sonnenjahr von 365 Tagen mit zwölf Monaten zu je 30 Tagen sowie 5 Epagomenen (hrjw rnpt = auf dem Jahre =die hinzukommenden, sie entsprachen den Geburtstagen von Osiris, Isis, Horus, Seth und Nephthys), die in drei Jahreszeiten zu je vier Monaten zerfielen. Die Einteilung von Tag und Nacht in jeweils zwölf Stunden scheint auch von den Ägyptern eingeführt worden zu sein, wahrscheinlich analog zu den zwölf Monaten im Jahr, die Unterteilung der Stunde in 60 Minuten geht allerdings auf die Babylonier zurück. Die kleinste Zeiteinheit im alten Ägypten war die at, meist als "Augenblick" übersetzt und (wie dieser) in seiner Dauer nicht definiert. Die Jahreszeiten: Achet: Herbst Zeit der Nilschwemme Peret: Winter Zeit der Saat Shemu: Sommer Zeit der Ernte Diese Jahreszeiten bestanden aus den Monaten: Achet Thot, Paophi, Hathyr, Choiak, Peret Tybi, Mechir, Phamenouth, Parmouti Shemu Pachon, Payni, Epihpi, Mesore In diesem einfachen System gab es also keine Monate von unterschiedlicher Länge. Der Mangel dieses Systems bestand darin, dass die Verschiebung des Kalenderjahres gegenüber dem natürlichen Sonnenumlauf nicht durch Schaltjahre korrigiert wurde, also verschob sich der Beginn des neuen Jahres knapp alle vier Jahre um einen Tag. Dies bedeutete eine allmähliche Abweichung der Jahreszeiten gegenüber dem amtlichen Kalender. Nach etwa 1506 Jahren war ein Jahresdurchlauf erreicht. Die Bauern richteten sich für die landwirtschaftliche Arbeit nach dem Verlauf der Jahreszeiten, nicht nach dem amtlichen Kalender. Ptolemaeus III. bestimmte 238 v.u.Z. im Dekret von Kanopus einen zusätzlichen Epagomenentag als Schalttag, der alle vier Jahre eingeschaltet werden sollte. Dieses System legte Julius Cäsar dem nach ihm benannten Julianischen Kalender dann zugrunde, der dann bis zur Gregorianischen Kalenderreform 1582 in Gebrauch war. Das Kalenderjahr war seit seiner Entstehung eigentlich ein landwirtschaftliches Jahr vom Beginn der Nilüberschwemmung zur nächsten. Allerdings gab es keinen festen Bezugspunkt wie beispielsweise Christi Geburt. Um ein bestimmtes Jahr anzugeben, verwendete man die laufende Jahreszahl der Regierungszeit des jeweiligen Pharaos. Dies bedeutete, das die Jahreszahl immer wieder auf Null gesetzt wurde, der Kalender immer wieder im Jahre 1 begann. Alle Ereignisse, die vor der Inthronisation dieses Pharao stattgefunden hatten, gehörten dem Zeitalter anderer Könige an. Die Ewigkeit, als die Gesamtdauer des Pharaonentums, beläuft sich auf ungefähr 3000 Jahre. Neben dem bürgerlichen Kalender existierten zwei Mondkalender, die für jahreszeitlich nicht verschiebbare Feste benutzt wurden. Ein Mondkalender war an den heliakischen Aufgang von Sirius gekoppelt und ist seit dem MR belegt. Der zweite Mondkalender lehnte sich an das bürgerliche Normaljahr an. In beiden Mondkalendern gabe es Schaltmonate, um das kürzere Mondjahr gegnüber dem mittleren Sonnenjahr wieder auszugleichen. Für Rechnungen in der Tempelverwaltung benutzte man ein Jahr von 360 Tagen.
Quelle: Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten, Gerstenberg, Hildesheim 1985
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