Krophi |
Die Namen Krophi und Mophi stammen aus Herodot II, 28. Hier wird berichtet es seien Berge mit spitzzulaufenden Gipfeln, die zwischen der Stadt Syene in der Thebais und Elephantine lägen. Die Quellen des Nils seien unergründlich und strömten aus der Mitte zwischen diesen Bergen hervor. Von ihnen fließe ein Teil des Wassers nach Norden, die andere Hälfte nach Süden. Bei dieser Aussage glaubte bereits Herodot an einen Scherz den sich die ägyptischen Priester mit ihm erlaubt hatten. 1993 (loc.cit.) äußerte sich Heinz Josef Thissen folgendermaßen zu den beiden Namen: Eine m.E. überzeugende ägyptologische Lösung dieses Problems liegt seit 1979 (Anm.1) vor und sieht zusammengefaßt so aus: HERODOT beruft sich immer wieder auf das Zeugnis ägyptischer Priester, und das bedeutet, daß er in manchen Fällen keine naturwissenschaftlichen, sondern religiöse Antworten auf seine Fragen bekommt (Anm.2). Zur ägyptischen Religion gehört das Prinzip des Dualismus; dementsprechend existierte seit frühester Zeit die Vorstellung von einem oberägyptischen und unterägyptischen Nil, der logischerweise auch zwei Quellen haben mußte. Die zwei Berge, aus denen – wohlgemerkt in der ägyptisch-religiösen Vorstellung - die beiden Quellen entspringen, sind auf dem östlichen Nilufer ein Granitberg, auf der Insel Elephantine der Tempelberg des Chnum, beide noch heute zu sehen, sie waren vermutlich zu HERODOT s Zeiten noch ausgeprägter. Diese beiden Ortsangaben stecken in Form von Nominalsätzen, die aus der Gesprächssituation zwischen HERODOT und dem ägyptischen Priester verständlich ist, hinter den Namen: Krophi (*) "das Ufer ist es" und Mophi (*) "die Insel ist es", wobei die spirantische Aussprache des -p- eindeutig auf unterägyptische Aussprache hinweist. Krophi (*) bezeichnet also den östlichen, Mophi (*) den westlichen Berg, zwischen denen sich die doppelte Nilquelle befinden sollte." Anm. 1 = H. BEINLICH, Die Nilquellen nach Herodot, in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 106, 1979, 11-4. Anm. 2 = Das gilt auch für seine Aussage über den Moeris-See (II, 148-50), vgl. ebenfalls BEINLICH, Göttinger Miszellen 100, 1987, 15-8. Im übrigen ist altägyptischem Denken diese moderne Unterscheidung fremd. Ein (recht alter) Ansatz diese Namen von den altägyptischen Wörtern Ker-hapi "Nilstrudel" und Mu-hapi "Nilwasser" herzuleiten findet sich in einem Artikel von Franz Joseph Lauth. Lit: Thissen, H. J., ". . . aigyptiázon te phone . . .(*) " Zum Umgang mit der ägyptischen Sprache in der griech.-röm. Antike" ZPE 97/1993, S. 239-252 Lauth, F. J., in: Abhandl. der Kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften I. Cl. XIV. Bd. II. Abteil. Herodot. Historien. Buch I-V - übersetzt von Walter Marg für Bibliothek der Antike. München 1991 (*) = an dieser Stelle konnte das Zitat nicht Originalgetreu wiedergegeben werden, da mir die Möglichkeit griechische Zeichen in den Text einzubinden fehlte. Anm: Die zahlreichen, fast gleichlautenden und immer ohne Quellenangaben zu findenden Einträge in Internet-Lexikas zu Krophi und Mophi als " Flussgötter aus Assuan, die gemeinsam am 1. Katarakt unter den Felsen leben und die Wasser des Nil bewegen" sind abzulehnen. Hierzu konnten keine Belege gefunden werden. Wahrscheinlich wurde die Angabe bei Herodot in jüngerer Zeit zu einer Erzählung tradiert, in der die wasserspendende Lokalisation der Berge Krophi und Mophi sich in Flußgötter wandelte.
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