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  Psametik II. Nefer-ib-Rê
3. Pharao der Saitenzeit
andere Namen:  Manetho: Psammetich II , Psammis, Psammuthis
Titulatur:
Thronname: Mit vollkommenem Herzen, ein Rê  (Nefer-ib-Rê Senefer-taui)
Eigenname: (Herr der Kraft,) Psammetich (psmtk / nb-phtj psmtk)
Goldname: Der die beiden Länder vollkommen macht (snfr-t3wj)
Horusname: Mit trefflichem Herzen ( mnh-jb)
Nebtiname: Mit starkem Arm
Epoche: Spätzeit, sogenannte Saitenzeit
Zeit: 26. Dynastie, 595-589 v.u.Z.
Verwandtschaft:
     Vater: Necho II.
     Mutter: vermutlich Chedebnetiretbinet
     Geschwister: vermutlich noch drei Schwestern
     Ehefrau: Tachuit
     Kinder:
Tochter: Anch-nes-Nefer-ib-Rê (Gottesgemahlin den Amun)
Sohn: Apries
Grab: in Sais



Namensbildung
Psametik II. folgt dem Vorbild seiner Vorgänger dahingehend, dass auch er den Horusnamen nach dem Muster ....+jb bildet; als unterscheidendes Element wählt er sich mnx "vorzüglich".
Als Nebtiname wird wsr-a gewählt, d.h. auch hier wird zwar eine Neubildung gewählt, aber man folgt dabei der vom Großvater verwendeten Struktur (Psametik I.=Nb-a). Ebenso vollkommen neu ist der Goldname Snfr-t3wj. Der Thronname Nfr-jb-Ra folgt dem in der Dynastie mittlerweile etablierten Muster, und man sollte beachten, dass als erstes Namenselement, wie schon bei Psametik I. und bei Necho II., ein hohes, schlankes Zeiches gewählt wird (-nfr-); dies dürfte spätestens jetzt auch bewusst geschehen sein.


Politik
Psammetich II. setzt die Politik seines Vaters rigoros fort und treibt die Organisation eines starken Heeres und einer Mittelmeerflotte weiter voran.
Außenpolitisch ist er nach dem Süden orientiert. Es ist möglich, dass er von dort die größten Schwierigkeiten befürchtet. Er scheint nicht auszuschließen, das zu der Zeit dort regierende und recht bedeutende Äthiopenkönig Aspalta die ägyptischen Probleme in Asien ausnutzenkönnte und eine Wiedergewinnung des Landes versuchen könnte. Zu frisch noch sind die Erinnerungen an die Kuschitenzeit.
Um 593 stoßen ägyptische Truppen bis über den 3. Katarakt (Breastead gibt an, sie wären nur bis kurz vor dem 2. Katarakt vorgerückt) vor und bedrohen die Hauptstadt Napata. Ein Grafitti erwähnt, das Heer rückte über einen Ort Kerkis hinaus, "sowiet es der Fluss zuliess". Befehligt werden diese Einheiten von Amasis und Potasimto, wobei Amasis ägyptische Einheiten und Potasimto ausländische (wohl vorwiegend griechisch-karische) Söldnertruppen kommandieren.
Von diesem Nubienfeldzug berichten mehrere Siegesstelen die der Pharao errichten ließ. Bekannt sind die sich darauf beziehenden Stelen aus Assuan, Karnak, Tanis und zwei aus Schellal sowie ein Fragment aus Edfu. Nach einem Stelenbericht ist der Pharao im Gebiet südlich des 1. Kataraktes auf Vogeljagd und weiht während des Besuches des Osirisheiligtums auf Bigga (Abaton) einen Opferständer.
Im unwirtlichen "Fremdland von Pnubs"kommt es dann zur wohl entscheidenden Schlacht, zu der der Pharao wohl bei seinen Truppen anwesend ist. Laut Berichten werden dabei sehr viele Nubier getötet und 4200 Gefangene gemacht.
Ob er auch bis in die Gegend von Napata am 4. Katarakt vordringen konnte, kann bisher nicht belegt werden. An diesen Feldzug erinnern noch heute griechische Inschriften auf einem der Ramseskolosse von Abu Simbel.
Er ist aus ägyptischer Sicht ein Präventivschlag - einer der ersten bekannnnten der Geschichte -  der eine mögliche Gefahr für das Land beseitigen sollte sowie dafür sorgen sollte, dass auch in der Zukunft so geschwächt war, für Ägypten keine ernsthfte Gefahr darzustellen. Dieses Ziel konnte Psammetich II. durch die Plünderung und Zerstörung nubischer Städte erreichen.  Zugleich löste er damit tiefgreifende Veränderungen im Äthiopenreich aus. War bisher Napata das Hauptzentrum dieses Reiches, so verlagert sich der Schwerpunkt in der Folge weiter nach Süden, nach Meroe oberhalb der Atbara-Mündung. Es entsteht bereits unter Aspalta das Reich von Meroe. Mit diesem Feldzug kommt es auch zu einer Verfemung  der Kuschitenkönige und zur Verfolgung ihres Andenkens.
Bei dieser Tilgungsaktion liess Psametik II. alle Namen der 25. Dynastie ausmeisseln oder überschreiben. Eigenartigerweise scheint er dabei aber auch den Namen seines Vaters Necho II ebenfalls getilgt zu haben.
Die Südgrenze des ägyptischen Reiches wurde als Resultat dieses Krieges am 1. Katarakt festgelegt.

Mit der babylonische Großmacht hielt Psametik II. Frieden und er vermied es, sich in die Verhältnisse Palästinas einzumischen. Breasted steht auf dem Standpunkt, er hielte die Aussichten Ägyptens in Asien für hoffnungslos, oder er glaubte sich durch den Vertrag seines Vaters mit Babylonien gebunden. Zumindest wurde aber ein Zweifrontenkrieg vermieden.

Über die Charakteristik seiner Außenpolitik gibt es unterschiedliche Lehrmeinungen:
Die ältere, von Friedrich Karl Kienitz vertretene Auffassung besagt, das Psammetich II. auf einen Ausgleich mit dem neubabylonischen Reich hinstrebte. Dafür spricht, das er im Jahr 591 v. Chr. eine Reise in Richtung Palästina und Phönizien unternahm (Bericht des Priesters Padiiset). Diese war, da eine große Anzahl von Priestern daran beteiligt war, offenbar eine Wallfahrt. Kienitz geht nun davon aus, das diese Reise den Zweck hatte, die Beziehungen zum neubabylonischen Reich verbessern sollte.

Die derzeit vorherrschende Meinung (beispielsweise Schneider) besagt, das Psammetich die oben genannte Reise eventuell dazu benutzt hat, um den judäischen König Zedekia zu einer Revolte gegen die Babylonier zu bewegen oder zumindest aber den ägyptischen Einfluß in Palästina wieder zu verstärken. Seine Außenpolitik wäre dann als expansionistisch zu bezeichnen und mit der seines Nachfolgers Apries vergleichbar. Dieses Argument stützt sich vor allem auf die Tatsache, das das neubabylonische Reich durch den lydisch-medischen Krieg bedroht wurde, der erst 585 v. Chr. mit einem von Nebukadrezzar und Syennesis von Kilikien vermittelten Frieden beendet werden konnte.
Allerdings ist nicht belegbar, inwiefern Psametik die  antibabylonische Politk Zedekias konkret beeinflusst oder überhaupt erst initiiert hat.

Psammetich II. war mit etwa 6 Jahren keine lange Regierungszeit beschieden, dennoch sind seine Spuren im ganzen Land zu finden.
Er starb 589 v. u.Z. vermutlich an einer Krankheit. Nachfolger wurde sein Sohn Apries.
Seine Tochter Anch-nes-Nefer-ib-Rê reiste bereits im Jahr 1 ihres Vaters als zukünftige Gottesgemahlin des Amun nach Karnak.


Bautätigkeit
Von seiner Bautätigkeit sind nur zahlreiche kleinere Überreste erhalten. Größere Bautätigkeit gab es in Karnak, dort stammt das Granittor des Kamutef-Sanktuars von ihm, weitere Denkmäler von Karnak hat er usurpiert.
Bezeugt sind weiterhin:
Alexandria: Block
Bubastis: Schenkungsstele
El-Mahalla el-Kubra: Granitfragment
Sais: Basalttorso
el-Naharija: Blöcke von Tempel
Letopolis  Weihung von Statue Necho II.
Giza: Statuenfragment
Heliopolis: Basaltblock, Obelisk (heute in Rom)
Saqqara: Block, Bronzeecke eines Tores u.a.
kleiner Kiosk im Tempel von Philae
Die Kartusche Psammetichs II. findet sich in den Steinbrüchen von el-Masara, Konosso und Bigga




Inschriften in Abu Simbel und auf Elephantine (Ostufer)
Foto: Gitta Warnemünde






Quelle:
T. Schneider, Lexikon der Pharaonen
Breasted, Geschichte Ägyptens
E. Hornung, Grundzüge der ägyptischen Geschichte, Darmstadt 1996
G. Höber-Kamel, Abriss der Geschichte der Spätzeit, in: KEMET (11) 3/2002
G.Gottschalk, Die großen Pharaonen, 1979
D. Arnold., Die Tempel Ägyptens. Augsburg 1996
Herodot, übers. v. Josef Felix: Historien, Artemis-Verlag Zürich 2004
D. A. Pressl: Beamte und Soldaten: Die Verwaltung in der 26. Dynastie in Ägypten (664-525 v. Chr.), Frankfurt am Main 1998
F. K. Kienitz: Die politische Geschichte Ägyptens vom 7. bis zum 4. Jahrhundert vor der Zeitwende, Berlin 1953
Sir Alan H. Gardiner: Geschichte des Alten Ägypten
J.v.Beckerath, Handbuch der ägyptischen Königsnamen
N. Dautzenberg, Die Wahl der königlichen Namen im Verlauf der ägyptischen Geschichte


weiterführende Literatur:
R. Gozzolli, La campagna nubiana di Psammetico II e i testi di frontiera saitici, DE 38 1997
J.H. Taylor, Egypt and Nubia, London, Published for The Trustees of the British Museum by British Museum Press, 1991
S.B. Shubert, Realistic Currents in Portrait Sculpture of the Saite and Persian Periods in Egypt, JSSEA 19 (1989)
O. Hansen, On the Greek Graffiti at Abu Simbel Concerning the Campaign of Psammetichus II in Ethiopia, ZÄS 111 (1984),
M. Lichtheim, Ancient Egyptian Literature. A Book of Readings. Volume III: The Late Period, Berkeley 1980
A. Spalinger, Psammetichus, King of Egypt: II, JARCE 15 (1978), 49-57
L. Habachi, Psammétique II dans la région de la première cataracte, Oriens Antiquus 13 (1974), 317-326
M. Greenberg, Ezekiel 17 and the Policy of Psammetichus II, Journal of Biblical Literature, Philadelphia 76 1957
J. Yoyotte / S. Sauneron, Le martelage des noms royaux éthiopiens et la campagne nubienne de Psamétik II, BSFE No 2 1949, 45-49

Eingestellt durch: manetho (10.08.2005)
Bearbeitet durch: -
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