es wird in der Tat so sein wie in der Meldung der Informationsseite des Staatlichen Hermitage Museums mitgeteilt wurde, dass es nämlich Sally-Ann Ashton war, welche im Rahmen der Kleopatra Ausstellungen der Jahre 2000 bis 2002 die Einsicht durchsetzte, dass es sich bei der Statue Ermitage Nr. 3936 um eine Darstellung der Königin Kleopatra VII. handeln muss. Die dreifache Uräusschlange, welche die Stirnseite ihrer Krone schmückt, ist hier das entscheidende, charakteristische Alleinstellungsmerkmal. Die Grundlagen ihrer Untersuchung dürften meines Erachtens aber auf den Ergebnissen der 1983 und 1988 von Jan Quaegebeur erstellten Studien beruhen. Letztlich wird Ashton also lediglich das Verdienst zuzusprechen sein, dass sie das Internationale Publikum von diesem bereits erarbeiteten wissenschaftlichen Standpunkt überzeugen konnte.
Einer der ersten, welcher diese Einsicht rezipierte, war der Althistoriker Wolfgang Schuller in seinem Werk Kleopatra. Königin in drei Kulturen, Reinbek 2006, Törökbálint 2007 https://book24.hu/img/boritok/book24/195885f.gif.
Soweit ich das überblicke, war es Nauna, die 2007 hier im Forum diese neue Bewertung der Statue Ermitage Nr. 3936 vermittele, als sie in ihrer Antwort auf den Beitrag von Nicole eben jenes Werk von Schuller in den Diskurs einführte http://www.aegyptologie.com/forum/cgi-bin/YaBB/YaBB.pl?board=bc&action=display&num=1187962091&pnum=082607115116&start=1#1. Die Nicole hat inzwischen in ihrem Ancient Egypt Blog vom 17. Januar 2024 unter dem Titel Statue of Cleopatra VII eine sehr eigenständige Arbeit veröffentlicht, in welcher sie eine weitere Statue der Königin Kleopatra VII. mit dreifacher Uräusschlange vorstellt und analysiert. Das bemerkenswerte ist dabei, dass diese von Nicole Lesar untersuchte Statue eine Kartusche der Königin Kleopatra VII. trägt, welche sie eigenständig in Umschrift und Übersetzung gebracht hat. Leider dürfen die von ihr erstellten Fotos bis auf weiteres nicht gezeigt werden https://www.ancientegyptblog.com/?p=3001. Die Statue geht aus einer im Jahre 1889 erfolgten Schenkung des Bankiers und Philantrophen Joseph William Drexel hervor und befindet sich heute mit der Inventar Nr. 89.2.660 im Metropolitan Museum of Art. Ashton stellt sie in ihrem Catalogue of Sculptures Nr. 146, S. 486–488 eingehend vor.
Ebenfalls der Pharaonin Kleopatra VII. zugerechnet wird eine Statue, welche sich unter der Objekt Nummer 910.75 im Royal Ontario Museum Toronto, Galleries of Africa: Egypt ausgestellt findet. Sie wird in die Zeit ca. 47–30 BC datiert und wurde von Rexine Hummel und Steven B. Shubert (ROM) katalogisiert https://collections.rom.on.ca/objects/181138/sculpture-probably-of-cleopatra-vii. Diese Büste ist nicht identisch mit der Statue Ashton Nr. 143, welche ihren Standort in Alexandria hat. Da die Bildrechte an der Statue entsprechend dem Canadian Copyright Act bei fehlender Einrede bereits 25 Jahre nach dem Tod des Besitzers der Statue in public domain gekommen sind, wird eine Aufnahme dieser ebenfalls sehr schönen Statue der Königin Kleopatra VII. hier nun unter CC BY-NC-ND-SA 4.0 in den Dateianhang eingestellt.
schön, dass Du uns auf diese Statue aufmerksam gemacht hast! Ich hänge die Seite aus Egyptian Antiquities in the Ermitage, Leningrad, 1974, Abb. 131 an mit der zugehörigen Bildunterschrift. Danach wird diese Statue Arsinoe II. zugewiesen, während in der von Dir zitierten Arbeit von Sally-Ann Ashton, S. 482 sie als Cleopatra VII. bezeichnet wird. Wie passt das zusammen? Die Statue selbst ist unbeschriftet. Aufklärung gibt uns eine Informationsseite des Museum New attribution: a statue of Cleopatra VII:
Zitat:
In the course of preparations for the major exhibition "Cleopatra of Egypt: From History to Myth" (Rome-London-Chicago, 2000-2002), one of its organizers, Sally-Ann Ashton, identified a group of statues in the Egyptian style without inscriptions, including the Hermitage work, as depictions of Cleopatra VII, the very queen whose life story and alliances with Caesar and Mark Antony have long since become one of the most famous legends of the Ancient World. This identification is based on the fact that, in contrast to Arsinoe II who wore only two uraei, three are characteristic of Cleopatra VII alone, while it proved possible to find a divided cornucopia on the latter's coins as well. Thus the Hermitage possesses one of the finest statues of the Ptolemaic period, depicting its most famous personage. (Im Zuge der Vorbereitungen für die große Ausstellung „Kleopatra von Ägypten: Von der Geschichte zum Mythos“ (Rom-London-Chicago, 2000-2002) identifizierte eine ihrer Organisatorinnen, Sally-Ann Ashton, eine Gruppe von Statuen im ägyptischen Stil ohne Inschriften, darunter auch das Werk aus der Eremitage, als Darstellungen Kleopatras VII., jener Königin, deren Lebensgeschichte und Bündnisse mit Cäsar und Marcus Antonius längst zu den berühmtesten Legenden der Antike zählen. Diese Identifizierung basiert auf der Tatsache, dass im Gegensatz zu Arsinoe II., die nur zwei Uraei trug, drei für Kleopatra VII. allein charakteristisch sind, während sich auch auf ihren Münzen ein geteiltes Füllhorn finden ließ. Somit besitzt die Eremitage eine der schönsten Statuen der ptolemäischen Zeit, die ihre berühmteste Persönlichkeit darstellt.)
Hervorgehoben sei aus der dort von ihm genannten Literatur insbesondere das folgende Werk:
* Sally-Ann Ashton: Ptolemaic royal sculpture from Egypt: the Greek and Egyptian traditions and their interaction, Vol. II : Catalogue of Sculptures, London 1999, S. 482–488, Nr. 144–146 (Drei Statuen der Königin Kleopatra VII) https://kclpure.kcl.ac.uk/ws/portalfiles/portal/2930902/325180_vol2.pdf.
Sehr schön erhalten ist insbesondere auch die bei Ashton Nr. 144 gezeigte, aus schwarzem Basalt gefertigte Statue der Königin Kleopatra VII, welche sie mit einem Ankh Zeichen in der Rechten und einem doppelten Füllhorn in der Linken darstellt. Leider sind die Augen nicht mehr erhalten. Sie hat eine Höhe von 1,04 m und befindet sich im Ermitage Museum in Sankt Petersburg, wo sie mit der Inventar Nr. 3936 versehen Teil der ägyptischen Sammlung ist. Diese Statue der Königin Kleopatra VII. entstand in der Zeit ca. 44 bis 30 v. Chr. Da die fotografische Aufnahme dieser Statue vermutlich bereits in der Zeit zwischen 1924 und 1929 von Vladimir Golenishchev in Kairo angefertigt wurde, befindet sie sich inzwischen in public domain und wird mit Verweis auf die Autorin unter der von ihr vergebenen Lizenz CC BY-NC-ND 4.0 im Dateianhang veröffentlicht.
Weitere Literatur findet sich bei Ashton ebenda wie folgt zu dieser Statue genannt :
* Bernard Bothmer: Egyptian Sculpture of the Late Period, 700 B.C. to A.D. 100, New York 1960, Nr. 192.
* Jan Quaegebeur: Trois statues de femme d'époque ptolémaique. In: Herman De Meulenaere: Artibus Aegypti: studia in honorem Bernard V. Bothmer, Brüssel 1983, S. 116–117.
die hieroglyphischen Schreibungen für Isis und Osiris sehen auf dem ersten Blick ähnlich aus; dennoch lassen sie sich klar unterscheiden. Ich habe die entsprechenden Ausschnitte aus dem Wörterbuch der ägyptischen Sprache (Wb) zusammengestellt. Danach wird Wsjr "Osiris" nie mit dem Zeichen X1 t geschrieben, weil in seinem Namen kein t vorkommt, hingegen As.t "Isis" immer, als phonetisches Komplement (Ergänzung) zu Q1 st. Das sieht übrigens so auch Budge, S. 81.
Q1, Lesung st; X1, Lesung t
Auf der fraglichen Inschrift über Kleopatra ist diese Zeichenfolge untereinander geschrieben. Somit bleibt für das "Auge" D4 nur die Lesung jrj "machen" übrig, von mir als feminines passives Partizip jr.t interpretiert, wobei die Endung .t im Ptolemäischen fast nie geschrieben wird.
Mit Deiner Bemerkung, dass es keineswegs sicher ist, dass die Büste Caesarion darstellt, hast Du recht. Das wird auch im Begleittext auf der von mir verlinkten Webseite ausgedrückt: "one possibility is that it represents Cleopatra’s eldest son" (eine Möglichkeit ist, dass sie [die Büste] Kleopatras ältesten Sohn darstellt). Diese Einschränkung habe ich in meiner Begeisterung für Kavafis' Gedicht unterschlagen.
vielen Dank, dass Du dich der in Dendera gesetzten Beischriften angenommen hast ! Die Beischriften besagten unter anderem also [2] Kaisarion, Sohn des Re, geliebt von Ptah und Isis, theos Philopator Philometor ... [1] König von Ober- und Unterägypten, Herr der beiden Länder, Ptolemaios XV., der Gott der seinen Vater liebt. Sehr schön finde ich auch, dass Du mit Hermann Junker, Grammatik der Denderatexte (1906), das die Königin Kleopatra VII. bezeichnende Femininum herausgearbeitet hast. Im übrigen wirst Du aber sicherlich verstehen, dass ich für meinen Teil die eingangs in der der Proklamation vorangestellten Beischrift genannte Gottheit mit Wsjr (weseru) übersetzte und daher annehme, dass damit soviel wie Tochter des Gottes Osiris gemeint ist. Ich habe im Dateianhang dazu die von Budge in seinem Dictionary, Vol. 1, Seite CIII, List of Hieroglyphic Characters, chapter III, Gods and Goddesses für den Gott Osiris erstellte Ideographie in den Dateianhang eingestellt und schlage hier die ebenda auf den Seiten 83–88 dazu verzeichneten Schreibweisen auf: https://archive.org/details/BudgeEAWEgyptianHieroglyphicDictionaryVol11920/page/n243/mode/2up?view=theater.
Über die in Dendera gesetzte Inschrift lässt sich zudem aussagen, dass sie im 3. Lebensjahr des Kaisarion von dessen Mutter Kleopatra gesetzt worden ist. Dem entspricht eine in den Papyri von Oxyrhynchos gefundene Urkunde aus dem 8. Jahr der Kleopatra VII. und des Kaisarion, in welcher Theon, der mit der Versorgung der Reiterei betraute Verwalter in der oberägyptischen Thebais veranlasste, dass 30 Arure Grasland gepflügt und mit Getreide bestellt werden sollen. Ursache für diese am 26. Juli 44 v. Chr. an die Pächter der Domänen ergangene Aufforderung dürfte die damalige Hungersnot gewesen sein, welcher mit einer rechtzeitigen, vor der Nilflut vorgenommenen Umwandlung von Grasland in Ackerland gesteuert werden sollte. Zwei Auszüge aus dieser als Papyrus Oxyrhynchus Nr. 1629 bekannt gewordenen Urkunde finden sich im Dateianhang eingestellt. Sie wurde 1920 von Bernard Grenfell und Arthur Hunt ediert und stellt eines der wenigen erhalten gebliebenen ägyptischen Dokumente dar, welche die Stellung des Kaisarion als König Ptolemaios XV. für das Jahr 44 v. Chr. bezeugen: https://archive.org/details/pt14oxyrhynchusp00grenuoft/page/8/mode/2up?view=theater.
Höchst dankenswert finde ich zudem deinen Hinweis auf den im Jahre 2006 im Berliner Martin-Gropius-Bau ausgestellten Kopf einer kolossalen Statue aus der 2. Hälfte des 1. Jh. v. Chr. Dieser von Franck Goddio und Christoph Gerigk im östlichen Teil des Hafenbeckens von Alexandria entdeckte Kopf einer Kolossalstatue könnte in der Tat dem Caesarion gehört haben, denn Kleopatra VII. suchte ihren Sohn als künftigen Herrscher bekannt zu machen. Dies wird auch durch die Tatsache gestützt, dass sich in einem östlichen Stadtteil von Alexandria eine kolossale in Stein gesetzte Dyade (Zweiergruppe) fand, welche die Königin Kleopatra VII. in Gestalt der Göttin Isis mit ihrem Sohn Kaisarion zeigt. Aber in Hinblick auf den im östlichen Hafenbecken gefundenen Kopf einer Kolossalstatue haben wir dem berechtigten Einwand einiger Ägyptologen Rechnung zu tragen, welche darauf hinwiesen, dass der im östlichen Hafenbecken von Alexandria gefundene Kopf an der Stirn keine Uräusschlange trägt und daher bereits der römischen Zeit und nicht mehr der ptolemäischen Zeit angehört. Vermutlich liegt hier bereits eine Darstellung des römischen Kaisers Augustus vor, welcher 27 v. Chr. in Rom inthronisiert wurde.
hier in diesem Forum wurde schon mal über Caesarion diskutiert. Ich hatte seinerzeit das Gedicht Cäsarion von Konstantin Kavafis (1863-1933) zitiert. Dazu passt, dass vor Jahren eine Büste von Caesarion durch Frank Goddio und sein Team unter Wasser gefunden wurde; hier ein Foto nebst Beschreibung (in Englisch).
Sehr geehrter Herr Tilgner,seit vielen Jahren lese ich Ihre Beiträge zur Hieroglyphenschrift in diesem Forum,und bin immer wieder beeindruckt von Ihrem Wissen. Vielen, vielen Dank dafür. sihala
ich habe die Titulaturen und auch den Text oberhalb der Kleopatra übersetzt (im Anhang mit Details und Erläuterungen).
Nur eine der beiden Kartuschen vor Kleopatra bezieht sich auf sie selbst. Bei der zweiten heißt es: "zusammen mit ihrem Sohn, dem Sohn des Re, dem Herrn der Erscheinungen ...", dann folgt in einer Kartusche der Name Ptolemaios, "genannt Kaisarion".
Über Kleopatra steht "Fürstin, Tochter der Isis ..." Das heißt, dass sie sich hier nicht mit Isis identifiziert, sondern sich nur als ihr Kind bezeichnet - immerhin auch göttlich!
Auch wenn noch viel mehr auf diesem Relief steht - da muss man bei Schlussfolgerungen vorsichtig sein -, ist doch klar, dass Kaisarion hier mit Königstitulatur - Horus-, Thron und Eigenname - vorgestellt wird, also als König, der die Kulthandlung vollzieht. Kleopatra hebt hervor, dass sie "zusammen mit ihrem Sohn" dabei ist. Darüberhinaus sind beide gleich groß, was in der ägyptischen Betrachtungsweise heißt, dass sie beide von gleicher Bedeutung sind, wobei, so möchte man meinen, Kleopatra zugunsten ihres Sohnes ein wenig zurücktritt.
In diesen Inschriften ist von Osiris nicht die Rede. Aber das Bild könnte sich ändern, wenn man den Rest näher betrachtet. Aber das überlasse ich nun anderen ...
19.08.2025: Der Anhang wurde korrigiert und ergänzt.
Ich möchte hier zudem noch das Bildmaterial einführen, welches sich in Hinblick auf die von Kathleen Martínez in Taposiris Magna untersuchte, mutmaßliche Grablege der Kleopatra VII. und des Marcus Antonius auffinden ließ. Insbesondere Francois Olivier hatte seinem Beitrag über Taposiris Magna auf Meretseger Books eine sehr aufschlussreiche Bildergalerie beigefügt, welche deutlich sichtbar werden lässt, dass es sich bei diesem Heiligtum um eine wirklich monumentale Anlage handelt, die in ptolemäischer Zeit offenbar auch als Festung genutzt wurde : https://www.meretsegerbooks.com/gallery/601/taposiris-magna. Eine frühe archäologische Untersuchung durch den italienischen Archäologen Evaristo Breccia (1876–1967) brachte bereits im Juni 1900 die erstmalige Entdeckung einer Grablege der Ptolemäer durch den an der Erkundung beteiligten Hydrobiologen D. E. Pachundaki.
Vörös wies 2002 nach, dass sich der festungsartige Osiris Tempel von Taposiris Magna auf dem Nil Mosaik im Museum von Palestrina dargestellt findet. Dieses im späten 2. Jahrhundert vor Christi entstandene Mosaik befand sich zunächst im Nymphaeum von Praeneste und zeigt eine ganze Reihe älterer und neuerer Bauwerke im Bereich des Nildeltas in der Zeit der Dynastie der Ptolemäer. Im Dateianhang findet sich daher eine Abbildung, welche in einer Detailansicht den in diesem Mosaik dargestellten Osiris Tempel zeigt. Die Quelle ist hier Paul Meyboom, The Nile Mosaic of Palestrina, Leiden 1995. Das Foto wurde von Laurens Dragstra, Corvinus.nl erstellt. Sollte sich die in Taposiris Magna vermutete Grablege des Marcus Antonius und der Kleopatra VII. als evident erweisen, hätten sich diese ein wahrlich monumentales Bauwerk als Mausoleum gewählt.
vielen Dank für eure Ausführungen. Wie habe ich wohl die oben links in der Ecke der Dendera Inschrift gesetzte Bezugnahme auf Osiris inhaltlich einzuordnen ? Inszenierte sich Kleopatra VII. als Schwester des Gottes Osiris ? Ich stelle die Sequenz hier nochmals in den Dateianhang ein und füge ihr unabhängig davon noch eine ältere Fotografie bei, welche die ägyptische Königin Kleopatra VII. in Gestalt der Göttin Isis auf einem Relief aus dem Inneren des Hathor Tempels von Dendera zeigt. Dieses zweite Relief befindet sich heute im Musée du Louvre in Paris.
Du hast mit Deiner Anmerkung recht, dass sich an der hieroglyphischen Schreibung nicht sicher feststellen lässt, ob hier ein Partizip Aktiv oder Passiv vorliegt.
Um auf Lollis Frage zurückzukommen, ob das Rauchopfer Osiris zugeordnet werden kann, habe ich einen Blick auf die Beischriften geworfen. In diesen Ritualszenen gibt es - schon seit langer Zeit - zumeist einen Szenentitel, der in Worten noch einmal das beschreibt, was bildlich dargestellt ist. Er steht in der Nähe des Handelnden, in diesem Fall vor Caesarion in dem Block unterhalb der Räuchergabe.
jr(.t) snTr n Jar.t "Räuchern für die Uräusschlange. Worte zu sprechen ..."
Nach dem Lexikon der Götter und Götterbezeichnungen, Band 1, 2002, S. 140-141, Stichwort "Jart" gibt es eine ganze Reihe von Göttinnen, die als "Kobra" bezeichnet werden, darunter Isis, Hathor, Wadjet und Nechbet. Die anderen dort Genannten sind auf dieser Reliefszene nicht vorhanden. Von den Gottheiten trägt nur Isis eine Uräusschlange in ihrem Kopfschmuck. Ist sie vielleicht gemeint? Auf jeden Fall nicht Osiris.
Nähere Erläuterungen sind im Anhang.
Ein schönes Foto der gesamten Szene mit guter Auflösung ist hier zu finden.
Wenn jemand Interesse hat, können wir uns auch mit den Titulaturen der beiden beschäftigen, die einige interessante ptolemäische Schreibungen haben. Sie lassen sich dadurch erschließen, weil sie Standardformulierungen sind, die seit alter Zeit tradiert werden.
Hallo, eine kleine Ergänzung und Differenzierung von mir.
Zitat:
Wie man auch bei Budge bereits sehr schön dargestellt findet, trug Kleopatra (51–30 v. Chr.) hinter ihrem Eigennamen noch das Epitheton netjeret mer[et] ites, was soviel heißt wie "Göttin, Geliebte ihres Vaters." Meine Frage ist: Wird man diesen Beinamen wohl auf den Gott Osiris beziehen dürfen, sodass sie sich also als Tochter des Gottes Osiris verstand ?
- Lolli2u
Zitat:
Kleopatras Beiname ist Thea Philopator, das ist die griechische Entsprechung des ägyptischen nTr.t mr(.t) jt=s und wird mit "Göttin, die ihren Vater liebt" oder "Vaterliebende" übersetzt, nicht mit "Geliebte ihres Vaters".
- Michael Tilgner
Im ägyptischen sehen sich passiv und aktiv nicht unbedingt selten ziemlich ähnlich.
Es geht um:
Klassisch ägyptisch kann er sowohl mit nTr.t mr(i).t jtj=s "die Göttin, die ihren Vater (ge)liebt (hat)", als auch nTr.t mr(y).t jtj=s "die Göttin, die ihr Vater (ge)liebt (hat)" übersetzt werden. Kontextuell betrachtet macht aber ersteres mehr Sinn, siehe Michael. (Zumindest denk ich mal, dass "Philopator" eindeutig aktiv ist, ich bin dem Altgriechischen nämlich nicht mächtig.) Budge hat also nur aus dem Kontext heraus Unrecht...
Zu Philopator usw. siehe Wb 2, 101.11-13
Und selbst wenn, als Tochter des Osiris wird sie sich aber wohl kaum identifiziert haben, eher als dessen Frau, da sie sich Isis mehr als verbunden fühlte... Ich bin aber kein Experte für die Ptolemäer und gewiss nicht für Kleopatra VII. Ich vertraue hierbei auf die bei Wikipedia angegebene Quelle (Plutarch, Antonius 54,9.) und mein Allgemeinwissen.
Kleopatras Beiname ist Thea Philopator, das ist die griechische Entsprechung des ägyptischen nTr.t mr(.t) jt=s und wird mit "Göttin, die ihren Vater liebt" oder "Vaterliebende" übersetzt, nicht mit "Geliebte ihres Vaters". Mit "Vater" ist ihr Vater Ptolemaios XII. gemeint. Siehe z.B. im schon erwähnten Buch von Stefan Pfeiffer auf S. 202 unten mit seiner Erklärung, warum Kleopatra VII. diesen Beinamen wählte.
Was die Suche nach Kleopatras Grab betrifft, kann ich mich nicht richtig äußern, weil ich kein Archäologe bin. Soweit ich weiß, wurde es noch nicht gefunden.
Über Kleopatra VII. gibt es jede Menge Literatur, im Druck oder auch im Internet, manches seriös, anderes weniger. Meiner Meinung nach ist der Bedarf mehr als gedeckt. Aber ich will Dich nicht abhalten, die ganze Thematik für Dich noch einmal aufzuarbeiten.
Wie man auch bei Budge bereits sehr schön dargestellt findet, trug Kleopatra (51–30 v. Chr.) hinter ihrem Eigennamen noch das Epitheton netjeret mer[et] ites, was soviel heißt wie "Göttin, Geliebte ihres Vaters." Meine Frage ist: Wird man diesen Beinamen wohl auf den Gott Osiris beziehen dürfen, sodass sie sich also als Tochter des Gottes Osiris verstand ?
Wie Sueton Divus Augustus mitteilt https://www.jstor.org/stable/4475483 gewährte Octavian der toten Königin Kleopatra und ihrem zweiten Geliebten Antonius die Ehre einer Bestattung in einem eigenen Mausoleum. Im Januar 2021 stieß die Archäologin Kathleen Martínez auf der Suche nach diesem Mausoleum dann rund 45 Kilometer westlich von Alexandria in Taposiris Magna (Abusir) auf die dortigen Krypten des Osiris, in denen sich unter anderem die Mumien eines Mannes und einer Frau fanden, welche dereinst einmal reich mit Blattgold überzogen waren : https://www.scinexx.de/dossierartikel/verschollene-tote/ sowie zuerst https://www.scinexx.de/news/geowissen/aegypten-mumie-mit-goldener-zunge-entdeckt/. Wie würdest Du die bisherige Berichterstattung dazu bewerten ?
Ich für meinen Teil halte es für möglich, dass dies die Grablege der Kleopatra und des Marc Anton, ihres zweiten Geliebten sein könnte. Ein gravierendes Problem dürfte jedoch darin bestehen, dass sich im Vorjahr (2020) eine ganze Reihe von renommierten Archäologen in sehr dezidierter Weise gegen die Möglichkeit aussprachen, dass sich das Grab der Kleopatra und des Antonius in Taposiris Magna befinden könnte https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/fuehren-zwei-mumien-zu-kleopatras-grab-in-taposiris-magna#more-16832. Diese zuhauf im Voraus erfolgte Festlegung hatte meiner Meinung nach eine nachlässige Interpretation und mangelhafte Darstellung der dann im Januar 2021 gemachten Funde zufolge, unter denen sich immerhin auch die vergoldete, mit Hörnern und Uräusschlange verzierte Krone einer Königin, sowie ein entsprechender Halskragen befindet https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/griechisch-roemische-felsengraeber-in-alexandria-entdeckt. Früher wären solch sensationelle Fundstücke in allen Medien gezeigt worden, aber heute streitet man sich offenbar hinter der Bühne um die Zuständigkeit im Geschäftsbereich der Kleo und unterlässt die Veröffentlichung dieser kostbaren Artefakte. Letztlich werden dadurch selbst die von Martínez in Zusammenarbeit mit Stefan Pfeiffer und Daniel von Recklinghausen erstellten Vorarbeiten zum Heiligtum von Taposiris Magna https://books.google.de/books/about/GUARDIAN_OF_ANCIENT_EGYPT.html?id=OVa9zwEACAAJ&redir_esc=y in Schieflage gebracht, denn wenn man der Systematik ihrer Forschungen im Ergebnis die Spitze bricht, gerät letztlich auch das zugrunde liegende Fundament ihrer Forschungsarbeit in Gefahr. Was kann man also tun ?
die Gottheiten lassen sich identifizieren (von links nach rechts): Harsomtus (als Kind), Isis, Harsomtus (Falke), Osiris-Wennefer, Horus von Edfu und nochmal Isis (mit Doppelkrone). Zum Schluss kommt ein übergroßer Hathorkopf. Warum Harsomtus und Isis zweimal vorkommen, kann ich Dir nicht sagen.
Üblicherweise bezieht sich eine solche Kulthandlung auf alle bezeichneten Götter. Aber um es genau zu klären, sind die Beischriften heranzuziehen.
vielen Dank für deine Stellungnahme und die Übersetzung des Horusnamens ! Die Äußerungen von Pfeiffer zur Zählung der Ptolemäer finde ich sehr spannend.
Wenn ich nun die von Dir eingeführte Zeichnung von Lepsius einbeziehe, dann erkenne ich, dass Kleopatra und ihr Sohn Kaisarion einer ganzen Prozession an Göttern ein Rauchopfer darbieten. Isis lactans und das Horuskind werden ganz vorne stehend dargestellt, während sich Osiris erst an vierter Stelle in der Prozession dargestellt findet. Darf ich über die eingangs gegebene Formulierung dennoch annehmen, dass das Rauchopfer insbesondere der Gottheit Osiris geweiht ist, oder sollte ich es dem zuvorderst befindlichen Horuskind und der Isis zuordnen, vielleicht sogar besser der Gesamtheit der dort angerufenen Götter ?
der einen Interpretation dieses schönen Reliefs kann ich folgen: Kleopatra VII. stellt ihren Sohn Ptolemaios Kaisar als neuen Herrscher Ägyptens vor. Das ergibt sich sowohl aus der Darstellung wie aus den Beischriften. Diese Botschaft ist eindeutig!
Die kleine Figur zwischen den beiden ist jedoch nicht Gaius Iulius Caesar. Das sieht man vielleicht deutlicher in der Zeichnung dieser Szene, die Lepsius auf seiner Ägypten-Expedition hat anfertigen lassen: LD IV, 53 (oberer Teil a), die auch die Inschriften enthält. Man erkennt deutlich, dass diese Figur das sog. Ka-Zeichen (D28 der Gardiner-Liste) auf dem Kopf trägt. Ka ist ein Aspekt der ägyptischen Persönlichkeit (das muss an dieser Stelle reichen). Über ihm steht der Horusname des Ptolemaios Kaisar, mit dem Horusfalken auf dem Serech sitzend eingeleitet.
kA-nxt jAxw Ra stwt JaH "siegreicher Stier, Glanz der Sonne (Re), Strahlen des Mondes (Jah)"
Als Vergleich kann man auch eine Abbildung aus dem Grab des Tutanchamuns heranziehen: Auch hier steht hinter dem König sein Ka - in diesem Fall gleich groß - mit dem Ka-Zeichen auf dem Kopf und dem Bestandteil seines Horusnamens "siegreicher Stier" darin eingebettet.
Übrigens hat sich die Zählung der Ptolemäer im Laufe der Zeit geändert: Ptolemaios Kaisar gilt jetzt als Ptolemaios XV, nicht XVI. Ob das schon das letzte Wort ist? Siehe den Abschnitt Zur Zählung der Ptolemäer in: Stefan Pfeiffer, Griechische und lateinische Inschriften zum Ptolemäerreich und zur römischen Provinz Aegyptus, 2. Aufl., Münster, 2020, S. 22-24.
Angesichts der derzeit im Historisches Museum der Pfalz Speyer laufenden Ausstellung https://museum.speyer.de/ausstellungen/caesar möchte ich hiermit eine Diskussion über das Verhältnis zwischen Caesar und Kleopatra anregen.
Offensichtlich handelt es sich bei dieser Darstellung aber wohl um eine politische Prospektion der Kleopatra, welche sinngemäß ungefähr soviel besagt: Mein Sohn Kaisarion wird später euer König sein. Sein Vater wird ihm dienen. Was denkt ihr, ist diese Interpretation inhaltlich soweit zutreffend ? Stellt die kleine, zwischen Kleopatra und ihrem Sohn Caesarion gezeigte Person tatsächlich den römischen Kaiser Gaius Iulius Caesar dar ?
Obwohl die Anmeldefrist des Third Call für die Registrierung der Vortragenden bereits am 15. Juni verstrichen ist, sei hier dennoch auf die vom 09. bis 14. September 2025 stattfindende
XI. Europäische Konferenz der Ägyptologen
hingewiesen, denn einfache Besucher können sich weiterhin registrieren lassen und haben beim Eintritt
regulär 100,-- Euro
Studenten 75,-- Euro
zu zahlen.
Veranstaltungsort ist die Hyperion Universität in Bukarest. Der Kostenbeitrag für die Teilnahme an der abschließend stattfindenden Exkursion beträgt weitere 85,-- Euro.