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Thema: Christiane Desroches Noblecourt |
Haremhab Member
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Christiane Desroches Noblecourt |
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« Datum: 10.10.2004 um 12:50:52 » |
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Einen schönen Sonntag! Ich habe mich in den letzten Wochen mit zunehmendem Frust (oder auch Ärger) durch das Buch „Ramses, Sonne Ägyptens“ mit dem Untertitel „Die wahre Geschichte“. Gerade der Untertitel ist es, der mich zunehmend geärgert hat. An anderer Stelle „Hatschepsut, die böse Stiefmutter“ hat Iufaa schon darauf verwiesen, dass es sich um eine populärwissenschaftliches Werk handeln würde. Aber ich hatte von einer Dame ihrer Reputation schon besseres erwartet. Aber vielleicht sehe ich das ja falsch und meine Kenntnisse sind lückenhaft. Ich will daher einige Zitate anführen, wobei ich mich bei den Fundstellen auf die Taschenbuchausgabe beziehe). Seite 106, zur Ausstattung des Grabs des Ramose (vier Menschentypen) Zitat:
Ramses war sich sehr wohl bewusst, dass diese Szene ein künstlerisches Lieblingsmotiv des Ketzerkönigs Echnaton gewesen war,…….Trotzdem legte der heimliche Bewunderer der Armanazeit… |
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Da taucht er zum ersten Mal auf, der heimliche Bewunderer Echnatons – natürlich ohne Belegstelle. Seite 164 – Heirat einer ägyptischen Prinzessin Zitat:
Ramses nahm an diesen asiatischen Kriegen teil und kam dabei…..bis nach Ugarit, wo König Nikmadu nach Echnatons Tod eine ägyptische Prinzessin geheiratet hatte. |
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Ich hatte bisher nur gelesen, dass ägyptische Prinzessinnen nicht ins Ausland verheiratet wurden. Wenn die Prinzessin einer „Nebenlinie“ entsprungen wäre, wäre ein Hinweis auf Name und Abstammung hilfreich gewesen. Seite 235/236 – Ramesseum Zitat:
Beim Bau der Geburtshalle, die als eigenständiges Heiligtum die Theogamie des Amun und der Mutter Mut-Tuja beschwor, hatte Ramses also erneut unter dem Einfluß seines heimlichen Vorbilds gestanden. |
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Da haben wir ihn wieder, Echnaton als Vorbild. Und natürlich wieder ohne Hinweis auf weitere „Beweise“. Ich muss ohnehin sagen, dass sich die Dame verdächtig oft selbst oder ihren Mann zitiert. Gibt es für die Behauptung irgendwelche Beweise? Dabei meine ich nicht den Einfluss der Armanazeit auf die bildenden Künste. Seite 274 – Ramses ein Humanist Zitat:
Inschriften zeigen, dass er sich aktiv um das Wohl seiner Handwerker kümmerte….Ägypten offenbart sich als Land des beginnenden Humanismus. |
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Das möchte ich eigentlich unkommentiert stehen lassen. Aber ein Zitat aus wissen.de kann ich mir nicht verkneifen: Zitat:
Der Humanismus entstand in Italien und breitete sich über ganz Europa aus. Die geschichtliche Leistung der Humanisten besteht in der Ausbildung einer wissenschaftlichen (d. h. vor allem: von biblisch-theologischen Richtlinien freien) Haltung, die auf allen Gebieten - auch in den Naturwissenschaften - fördernd wirkte. Ansätze eines hochmittelalterlichen Humanismus zeigen sich schon im 12. und 13. Jahrhundert in der Literatur der "Specula" |
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Geradezu grotesk ist ein Foto auf Seite 295 (Abb. 188). Es zeigt Abu Simbel mit vier (!) unbeschädigten Monumentalfiguren von Ramses II. Und weder im Text noch beim Foto findet sich ein Hinweis, dass es sich um eine Fotomontage handelt. So etwas nenne ich Manipulation! Lustig wird es dann bei Abbildung 225 auf Seite 356. Die Bildunterschrift lautet jetzt „Fassade des großen Tempels von Abu Simbel nach dem Erdbeben“ Im Text schreibt sie, dass das Erdbeben zur Zeit Ramses II die Statue zerstört hat. Die Formulierung der Bildunterschrift legt nahe, dass Ramses II das Foto selbst gemacht hat. Ich habe diesen Teil geschrieben (und im Zusammenhang mit der Verehrung von Ramses II für Echnaton hätte ich noch viel mehr zitieren können) um meine Empörung über solch einen hanebüchenen Unsinn auszudrücken. Aber vielleicht liege ich ja falsch und die Dame hat völlig recht. Einen schönen Sonntag noch Haremhab
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Irjnefer_d.J. Gast
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Re: Christiane Desroches Noblecourt |
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« Antwort #1, Datum: 10.10.2004 um 13:07:20 » |
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Hallo, der Untertitel ihres Werkes impliziert eigentlich, daß kurz nach Fertigstellung von Abu Simbel I Desroches Noblecourt selbst es gewesen ist, die das Foto gemacht hat. Die Echnaton-Zeit als künstlerisches Vorbild der Nachfolgezeit ist, so diese sich als solches erweist, reguläre Interpretation für Verehrung von alten Vorbildern. Gruß Irjnefer d.J.
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Haremhab Member - Themenstarter
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Re: Christiane Desroches Noblecourt |
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« Antwort #2, Datum: 10.10.2004 um 14:02:28 » |
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Hallo Irjnefer! Zum zweiten Absatz Deiner Antwort: ?? Gruß Haremhab p.s. Die Dame spricht ja nun an mehreren Stellen nicht von der Verehrung für die Kunst, sondern für die angebliche Verehrung Echnatons. Damit geht sie m.E. über den Kunstgedanken hinaus.
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