Worte zu sprechen durch Neith: Meine Arme umfassen (/umfangen)* das, was in mir ist. Ich schütze den Duamutef, der in mir ist, den Duamutef Osiris Nebcheperu-Re, selig (/gerechtfertigt) beim Großen Gott.
* sxn-Hr - umfassen, eine Person umfangen (mit Xr) (Wb 3, 468.15)
Zitat:
Hat es einen besonderen Grund, warum Osiris sowie mA (Sichel) am Ende seitenverkehrt sind? Oder ist das eine Frage der Ästhetik?
Der eigentliche "besondere" Grund wird wohl nicht gefunden werden können, es könnten mehrere sein - oder keiner! Platzmangel oder Ästhetik sind es hier offensichtlich nicht.
Eine Möglichkeit wäre, dass der Schreiber / Vorzeichner gewohnt war, von rechts nach links zu schreiben, und gerade in zusammengesetzten Zeichen wie
Deine Umschrift und Übersetzung teile ich; deshalb stelle ich sie hier nicht erneut ein.
Kleine Anmerkungen:
Die Lesung der Göttin schwankt etwas zwischen N.t (Wb II, 198.9; LGG III, 510) und Nj.t (TLA); Hannig, S. 1211 gibt beide Lesungen an. Wb gibt auch Nr.t an. Ich glaube, aus diesem Streit sollte man sich heraushalten.
Das Horuskind wird _wA-mw.t=f geschrieben; das f am Schluss ist Suffix. Der Name wird verstanden als "der seine Mutter preist".
a.wj(=j) "meine Arme" - so hast Du es ja auch übersetzt
n.tj "Relativadjektiv" - genau genommen hast Du mit Deinem "." recht: n.tj wird als Nisbe-Adjektiv des weiblichen Genitivadjektivs n.t aufgefasst (z.B. Gardiner, Egyptian Grammar, § 199). Das Zeichen Z4 bzw. Z4A "zwei Striche" wird oft mit y transkribiert, daher wohl Deine Schreibung n.ty (so schreibt Gardiner auch, übrigens auch die Dual- sowie die Nisbe-Endung). Ansonsten scheint sich aber eher die Schreibung mit einfachem j eingebürgert zu haben.
In der dritten Zeile hast Du den _wA-mw.t=f in der Umschrift unterschlagen, obwohl Du ihn übersetzt hast.
Was die Umkehrung der Zeichen Q2 "tragbarer Sitz" und U5 "Sichel und Aa11" betrifft: Die grundlegende Arbeit ist Henry George Fischer, The Orientation of Hieroglyphs, New York, 1977. Er behandelt auch das Thema "Umkehrungen einzelner Zeichen"; allerdings sind die beiden genannten nicht dabei bzw. ich habe nichts gefunden. Das erste ist ja, dass sich _wA-mw.t=f und Wsjr anblicken; das kommt auch sonst schon mal vor. Für den zweiten Fall habe ich aber keine Erklärung.
Worte zu sprechen durch Nephthys: Ich schlinge* meine Arme um das, was in mir ist. Ich schütze den Hapi, der in mir ist, den Hapi (und) Osiris König Nebcheperu-Re, selig (/geehrt) beim Großen Gott.
* jnq mit Hr: die Arme um etwas schlingen (Wb 1, 100.22)
In dieser Kanope wurde die Lunge des Verstorbenen aufbewahrt (und beschützt).
Das wirft die Frage auf, ob es nicht auch in den anderen beiden Fällen so zu lesen ist.
@p.y "Hapi" - die beiden Schilfblätter werden gewöhnlich mit y umschrieben. Alte Schreibung und gelegentliche Determinative mit 2 Erpeln, vielleicht war der Name ursprünglich Hp.wj "die beiden Erpel"? (LÄ II, 951-952, Stichwort: "Hapi"; vgl. Hp "eine Art Ente" Wb III, 69.19)
jm(=j) "in mir" - hier ist nun die 1. Pers. Sg. nicht geschrieben; daher das Suffix =j in Klammern.
Worte zu sprechen durch Selket: Ich habe meine Arme auf das gelegt,* was in mir ist. Ich schütze den Qebehsenuef, der in (mir) ist, der Qebehsenuef (und) Osiris König Nebcheperu-Re, selig (/geehrt).
*rDi mit Hr: Arme, Hände auf etwas legen (Wb 2, 466.14)
Es ist das Beisetzungsgefäß für das Gedärm. Das Herz und die Nieren wurden bei der Mumifizierung im Körper belassen.
Schönes Wochenende, Seschen
PS: Danke, Michael, für all die wertvollen Korrekturhinweise ... und für den Buch-Tipp!
Worte zu sprechen durch Selket: Ich habe meine Arme auf das/den gelegt,* was/der in mir ist. Ich schütze den Qebehsenuef, der in (mir) ist, (den) Qebehsenuef Osiris König Nebcheperu-Re, gerechtfertigt/der Gerechtfertigte/Gerechtfertigter*.
Das 2. Hr nach stp(=j) sA(=j) bei der Umzeichnung fehlt im Originaltext.
* auch selig/Seliger/der Selige
P.S.: Bin auch schon gespannt auf das Urteil von Michael.
... mAa-xrw (wörtlich: "wahr an Stimme") "gerechtfertig, selig sein (vor dem Jenseitsgericht wurde die Aussage des Verstorbenen für richtig befunden)" (Hannig, S. 316) ... Diese Beischrift ist abgekürzt geschrieben (Hannig, S. 1288).
mAa-xrw / maA.t-xrw ist auf Stelen, Inschriften usw. von Lebenden als Wunsch für zukünftige Seligkeit zu verstehen.
Wohin mit dem "."? Mal schreibst Du nt.j, mal n.tj! Wenn schon, dann n.tj.
Haiko hat darauf hingewiesen, dass in der 2. Zeile Hr fehlt. Das habe ich in meiner Hieroglyphendarstellung auch übersehen (ja, so ist das mit "Copy and Paste"!), wie auch die Umkehrung von Q2. Das habe ich inzwischen korrigiert (siehe Anhang mit den Abbildungen und Inschriften aller 4 Eingeweidesärge).
Keiner von Euch beiden hat darauf hingewiesen, dass in der vierten Inschrift beim Verb der ersten Zeile ein n=j verwendet wird. Ist das ein sDm.n=f? Bisher hatten wir angenommen, dass "meine Arme" das Subjekt ist: "Meine Arme umfassen NN". Müssen wir stattdessen das =j "ich" als Subjekt auffassen: "ich umfasse (mit) meinen Armen NN"? Gehen wir noch einmal die Verben im einzelnen durch:
jnq "die Arme um etwas schlingen" (Wb I, 100.22) HAp "(die Hände) decken über etwas (mit Hr)" (Wb III, 30.8) sxn "eine Person umfangen (mit Hr)" (Wb III, 468.15); "auch mit dem Zusatz: mit den Armen" (Wb III, 469.1) - allerdings wird letzteres mit Präposition m gebildet und ist auch nur spät belegt
Ich tendiere nun doch dazu, a.wj=j "meine Arme" als Objekt anzusehen und als Subjekt das =j des zugehörigen Verbs. Es scheint mir schwierig zu sein, das n=j der letzten Inschrift als Dativ ("für mich") zu betrachten.
Dennoch bleibt dann als Besonderheit, dass in der letzten Inschrift ein sDm.n=f verwendet wird, in den anderen drei nicht.
In keiner Inschrift gibt es ein Suffix für a.wj "die Arme"; ein Possessivpronomen =j "meine" dürfte aber unstrittig sein.
jm=j ist in den Inschriften 1 und 2 ausgeschrieben; aber auch sonst muss man es aus inhaltlichen Gründen ansetzen: als Adverb "dort" hätte man Probleme, ein n.tj jm zu erklären: "ich umfange mit meinen Armen das, was dort ist".
Da in der zweiten Zeile ein Horussohn genannt wird, der "in mir ist", kann man unterstellen, dass er auch in der ersten Zeile gemeint ist, also nicht eine unpersönliche Sache.
Ebenfalls in der Inschrift 2 haben wir ein ausgeschriebenes sA=j, so dass ein stp=j sA=j "ich schütze" (wörtlich: "ich wähle meinen Schutz") plausibel ist.
Damit hätten wir als generelle Grundformulierung (in runden Klammern die zumeist unbezeichnete 1. Pers. Sg.): "(1) Worte zu sprechen durch [Göttin NN1]: (Ich) lege (u.ä.) (meine) Arme um den, der in (mir) ist. (2) (Ich) wähle (meinen) Schutz für [= (ich) schütze] [Horussohn NN2], der in (mir) ist. (3) [Horussohn NN2] Osiris König Nebcheperure, gerechtfertigt beim großen Gott."
ich habe mir die Inschriften in dem bereits erwähnten Buch Zahi Hawass, Tutanchamun. Das legendäre Grab des Pharao, München, 2008 mit der Lupe angeschaut. Da kann man keine Änderungen oder Umarbeitungen der Kartuschen erkennen. Die Inschriften auf den Innenseiten der Eingeweidesärge, die wir nicht bearbeitet haben, sind in Goldfolien eingedrückt. Da kann man etwaige Umarbeitungen wohl besser sehen.
Viele Grüße, Michael Tilgner
Andre Patricio Gast
Re: Eingeweidesärge Tutanchamuns
« Antwort #24, Datum: 03.04.2023 um 14:11:10 »
Hello,
Does anyone have the book "Corpus der Hieroglyphischen Inschriften aus dem Grab des Tutanchamun. Mit Konkordanz der Nummernsysteme des "Journal d'Entrée" des Ägyptischen Museums Kairo, der Handlist to Howard Carter's catalogue of objects in Tut'ankhamun's Tomb und der Ausstellungs-Nummer des Ägyptischen Museums Kairo."
I found one online, but is too expensive.
I just needed the page(s) with object number 056 inscriptions.
Can someone help?
Also, where can I find the translations for the inscribed object 056, 137 and 047?
there is no inscription for Carter 056 in Corpus der hieroglyphischen Inschriften ....
I append the inscriptions for Carter 047 and 137. I don't know any translations of them in the Internet. Perhaps you try it yourself. You may ask here for help if needed.
Best wishes, MIchael Tilgner
Andre Patricio Gast
Re: Eingeweidesärge Tutanchamuns
« Antwort #26, Datum: 03.04.2023 um 22:59:35 »
Dear Michael,
I have no words, thank you so much
Do you have any idea where can I find a translation? I wanted to check if my translation is correct...