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   Schwierige Stellen im Lebensmüden (1)
  Autor/in  Thema: Schwierige Stellen im Lebensmüden
Thoth  maennlich
Member



Schwierige Stellen im Lebensmüden 
« Datum: 31.07.2024 um 19:39:20 »   

Hallo, ich habe mich ein bisschen mit dem Gespräch eines Mannes mit seinem Ba (laut TLA aus der 12. Dyn) beschäftigt und den Text auch selbst so gut es bei dem manchmal unklaren Kontext geht übersetzt.

1. Die erste meiner Meinung nach schwierige Stelle findet sich direkt am Anfang der länger bekannten Stellen. Die Mallorca-Papyri sind ja arg zerfallen.

Kontext:

TLA-Übersetzung


Zitat:
(18) jw nA wr r=j m-mjn Dies ist zu viel (wörtl.: groß) für mich heute!" [Kein Kommentar angegeben.]

(19) n mdwi̯ bA =j ḥna=j Mein Ba hat nicht mit mir geredet/übereingestimmt! (?)

(20) jw gr.t wr r a⸢b⸣a (Es) ist aber auch wirklich übertrieben (wörtl.: es ist größer als Übertreibung)! [Kein Kommentar angegeben.]

(21) jw mj wsf=j (Es) ist wie mich im Stich zu lassen.


Problem:
Meine Übersetzung weicht von der Übersetzung des TLA ab.

Transkription:
(Die Gliederungsnummern sind an Haupt- und Nebensätzen angebracht und folgen nicht der Gliederung mit Mallorca.)

(8) jw nA wr(.w) r=j m-mjn
(9) n(j) mdw(i) bA=j Hna=j
(10) jw gr.t wr(.w) r aba
(11) jw(=j) mj wzf(.w)

Übersetzt habe ich wörtlich:
(8) „Die(se), die groß sind, sind heute gegen mich!
(9) Mein Ba redete nicht mit mir!
(10) Die Großen werden auch prahlen!
(11) Und ich bin wie ein Fauler.

Interpretiert habe ich:
(8) „Die Großen sind heute gegen mich.
(9) (Und) mein Ba hat nicht mit mir geredet!
(10) Die Großen werden sich auch (einfach) rühmen!
(11) Und ich bin (deshalb) wie ein Fauler.

Mir ist vollkommen bewusst, dass meine Variante wahrscheinlich so zu Stande gekommen ist, dass ich vergessen habe, dass der Text ja nicht an diesem Punkt beginnt. So habe ich vermutlich lieber eine Übersetzung und eine Lösung gewählt, die eigentlich so erst im N.R. verwendet wurde, wobei ich aber auch dachte, dass der Westcarpapyrus viel Älter ist. Das habe ich erst durch meine Recherche in den letzten Tagen bemerkt.

Aber ich muss anmerken, dass diese Variante hier mit einem Eingriff den Text zumindest isoliert betrachtet meiner Meinung nach klarer macht.
So ist die Interpretation von jw nA wr r =j "Dies ist größer als ich" als "Dies ist heute zu viel für mich.", meiner Meinung nach nicht ganz einleuchtend. Wenn es das sein sollte, dann wohl eher "Dies ist heute (zu) groß, gegen mich." als wörtliche Übersetzung. Und der zweite Satz als "(Es) ist aber auch wirklich übertrieben (wörtl.: es ist größer als Übertreibung)!" find ich auch nicht wirklich elegant gelöst, wobei man bei sowas doch wohl eher jw gr.t m aba sehen müsste, also "Es ist Übertreibung!"(?). Und weiter unten im Text kommen mehrere Sätze, die zeigen, wie der Schreiber "Etwas ist schlimmer als.../ Etw./Jem. wird zu etw./Jem. werden." geschrieben hätte. ("m=k r ... bzw. ...m-a=k r ....")
Also interpretieren müsste man so oder so, vor allem auch wie im Kommentar erwähnt "Mein Ba hat nicht (zusammen) mit mir gesprochen.", was ja in dem Kontext durchaus mit "Mein Ba hat nicht mit mir übereingestimmt." übersetzt werden sollte.

Meine Frage ist jetzt nur, was an der Stelle eurer Meinung nach besser wäre, der Eingriff von nA als Vorstufe des viel späteren Artikels (17. Dyn laut DZA und TLA erstmals) bzw. der Verwendung als selbständige neutrale Demonstrativa mit Partizip (laut DZA frühstens 15. Dyn. belegt) oder die Übersetzung mit komplett allein stehendem nA und Co. aus dem TLA und warum?

Angaben zu Belegen, die hier von Interesse sind:

nA „[Dem.Pron. pl.c.]„ (Wb 2, 199.1-3)

Zitat:
I. selbständig 1; besonders mit folg.
Relativsatz u.ä. 2
Dieses (neutrisch)
II. mit folg. Partitiven Genitiv (mit n) im Singular oder Plural
a) demonstrativ: dies von  = diese
Seit M.R., später selten.
b) abgeschwächt: dies von  = die
als pluralischer Artikel
Seit Westcar; später sehr häufig ohne n (wie die singularischen Formen [trans)pa[/trans] und tA


Was die Verwendung mit Relativsatz angeht:
DZA 24.665.450: 15. Dynastie nA jw(w.i){t} r DdH=j an „Die, die noch einmal zu meinem Gefängnis kommen“
Der Rest kommt entweder vollends aus dem neuen Reich, hat eine Relativform, oder ein Relativpronomen, wie es auch im Westcarpapyrus vorkommt. (DZA 24.665.600)

wrr „groß sein“ (Wb 1, 326; 328.13)

Zitat:
B. als Verbum
gross sein, gross werden (in ähn-
lichen Sonderbedeutungen wie beim
„adjektiv“, nur seltener als dieses.

Das Adjektiv fällt natürlich hier auch drunter.

wr „der Große“ (Wb 1, 328.14-329.18)

Zitat:
II. als Götterbeiname
plural: die Grossen (zumeist die Gottheiten im Jenseits und die seligen Toten).


Vielleicht blamier ich mich damit ja auch komplett bis auf die Knochen.

2. Kontext:


Zitat:
(22) jmi̯ šm bꜣ=j Mein Ba möge nicht weggehen!
(23) aḥa=f n=j ḥr=s (Sondern) er möge mir diesbezüglich beistehen!
(24) [zerstört]
(25) nn a[_]⸮m?=⸮f? 1Q ⸢___⸣=f m ẖ.t=j m šnw nwḥ Nicht wird er [...] seinen [...] in/aus meinem Leib in/mit einem Netz und (?) Seil (?).
(26) nn xpr m-a=f rwj=f hrw [q]s[n.t] Es wird durch sein Eingreifen (?; wörtl.: seine Hand) nicht passieren, daß er (am) Unglückstag (wörtl.: Tag der Schwierigkeiten) verschwinden kann.


Mir geht es nur um den letzten Satz.

Ich habe:
(12) jm(i) Sm(i.w) bA=j
(13) aHa=f n=j Hr s (?)
(14) [ ]h[...]f
(15) nn ama(?)=f[...]f m X.t=j m Sn.w nwH
(16) nn xpr(.w) m-a=f
(17) rwi=f (m) hrw(w)-qsn.t

wörtl.:
(12) Mein Ba soll nicht fortgehen
(13) Er soll sich für mich erheben, beim (?) .
(14) (?)
(15) Er soll nicht reiben (die Füße)[...](?) in meinem Leib in/mit Strick und Seil(?).
(16) (Es (= sein Fortgehen) ist nicht in seiner Hand entstanden,
(17) als/während/wenn er fortgeht am Tage des Unglücks.

Inter.:
(12) Mein Ba soll (doch) nicht fortgehen
(13) Er soll sich für mich erheben, beim
(14) (?)
(15) Er soll nicht reiben (die Füße)[...](?) in meinem Leib in/mit Strick und Seil(?).
(16-17) Er ist ja (eigentlich) nicht daran schuld, dass er fortgeht am Tage des Unglücks.

Hier verstehe ich nicht, was das Problem des TLAs ist. nn xpr.w m-a=f rw(i)=f (m) hrw(w)-qsn.t
Kann als Resultativ verstanden werden mit „(Es) ist nicht entstanden/geschehen in seiner Hand, wobei er fortgeht am Tage des Unglücks.“ Oder eben als Subjunktiv „Es wird nicht in seiner Hand geschehen, wobei er fortgeht.“ Beide brauchen "Es bzw. das Fortgehen" als gedachtes Subjekt und beide haben durch den Nebensatz auch futurische Bedeutung.

- xpr „werden; entstehen; geschehen; existieren“ (Wb 3, 260.7-264.15)

Zitat:
c) mit m 18, m-a 19, Nä. Mit mdj 20:
mit jemandem geschehen (von Lebens-
schicksalen u. Dgl.).
auch: etw. geschieht durch jem., wird
durch jem. Verwirklicht 21.

Für mich drängt sich diese Bedeutung so stark auf, dass da eigentlich keine Frage mehr offen bleibt.
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