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   Schepset-Ipet - Grabstele (4)
  Autor/in  Thema: Schepset-Ipet - Grabstele
maat02  weiblich
Member



Schepset-Ipet - Grabstele 
« Datum: 24.10.2025 um 20:33:44 »   

Hallo Ihr Lieben,

ich brauche mal wieder eure super Unterstützung.

Die Stele der Schepset-Ipet hat anscheinend einen Titel vor der sA.t nsw "Tochter des Königs".

Auf Wikipedia steht das sie den Titel hat "Chebet-hatj („Schwester des Bürgermeisters“)"

aber weder im Hannig noch im TLA finde ich was bzgl. xp.t noch xb.t was als "Schwester" bezeichnet wird.
bzw.


Auch Ihr Name sieht so aus, als ob vorher was anderes stand.

Die anderen Hieroglyphen interpretiere ich als
xTA.t als eine Art Brot in bDA-Form und
HA.t dj(w) für bestes Öl.

und mit
rTs kann ich gar nichts anfangen.
Sind da vielleicht Abkürzungen bzgl. den Vögel , die unten abgebildet sind.

Danke Euch
Maat02
« Letzte Änderung: 25.10.2025 um 12:39:07 von maat02 »


- Vollbild -
Seschen  weiblich
Member



Re: Schepset-Ipet - Grabstele 
« Antwort #1, Datum: 26.10.2025 um 09:25:22 »   

Hallo, Maat2!

Zitat:
und mit
rTs kann ich gar nichts anfangen.
Sind da vielleicht Abkürzungen bzgl. den Vögel , die unten abgebildet sind.


Das sind 3 Bezeichnungen (Abkürzungen) für Gänsearten mit Determinativen:



Von rechts nach links zu lesen:
r(A) - Gans, Graugans (WB 2, 393)
T(rp) - Blässgans (WB 4, 387)
s(r) / z(r) - eine Gans (WB 4, 1.5)

DZA 25.791.480
DZA 29.387.170

HT bzw. HT(A) - ein Brot (WB 3, 203)

Gruß, Seschen

PS:
Korrektur "WB"
« Letzte Änderung: 27.10.2025 um 16:36:10 von Seschen »
> Antwort auf Beitrag vom: 24.10.2025 um 20:33:44  Gehe zu Beitrag
Michael Tilgner  maennlich
Member



Re: Schepset-Ipet - Grabstele 
« Antwort #2, Datum: 26.10.2025 um 20:53:13 »   

Liebe Maat02,

Deine Skepsis bezüglich des Titels "Schwester des Bürgermeisters" scheint mir berechtigt! Auch ich kenne einen solchen Titel nicht. Es hat den Anschein, dass ein Autor des Wikipedia-Artikels Schepset-ipet das Zeichen F4 mit Lesung HA.t als HA.tj-a "Bürgermeister" interpretiert hat.

Diese Stele gehört zu den sog. "Speisetischszenen". Die Verstorbene sitzt vor dem Opfer- bzw. Speisetisch, vor ihr Titel und Name. Ich muss gestehen, dass ich die Lesung ^ps(.t)-jp.t nicht ganz nachvollziehen kann. Er ist auch nicht in Katrin Scheele-Schweitzer, Die Personennamen des Alten Reiches, Wiesbaden, 2014 enthalten.

Der Rest ist die "Opferliste". Der Text wurde geschrieben, als die Konventionen der Hieroglyphenschrift noch nicht voll ausgebildet waren. So richtig verstehen kann man ihn nur, wenn man Vergleichsstücke heranzieht. Das hat Peter Kaplony getan, der für sein monumentales Werk Die Inschriften der ägyptischen Frühzeit, 3 Bände, Wiesbaden, 1963 (leider nicht online) alle ihm seinerzeit bekannten Speisetischszenen zusammengestellt hat: insgesamt 43 Exemplare. Später kamen noch weitere dazu. Die von Schepset-ipet trägt die Nr. 35 in seinem Verzeichnis. Seine Analyse (aller Speisetischszenen) umfasst die Seiten 227-354! Also sehr gründlich! Wahrscheinlich haben dennoch nicht alle seine Schlussfolgerungen die Zeit überdauert, aber dieses Werk ist Ausgangspunkt jeder Beschäftigung mit den frühen Inschriften.

Die Opfergaben scheinen chaotisch zusammengestellt zu sein. Sie bestehen aus Broten, Getränken, Fleisch und Geflügel, aus den Grundbestandteilen des Totenopfers, alles das, was zum Weiterleben benötigt wird. Sie haben sich zu festen Anordnungen entwickelt, die Kaplony als "Listen" bezeichnet hat.

Zuerst die Brotlisten (S. 243-244): "Sie sind nach festen Regeln angeordnet: Aus einer Idealliste hat man eine inviduelle Auswahl getroffen; wir können diese Idealliste aus der Position der einzelnen Brotnamen rekonstruieren." Kaplony unterscheidet eine Erste und eine Zweite Brotliste sowie vereinfachte Darstellungen von Brotlisten. Die von Schepset-ipet gehört zur Zweiten Brotliste, von der es noch zwei weitere Belege gibt. Er hat sie in der Abb. 840B schematisch zusammengestellt (35 ist wie gesagt die Brotliste der Schepset-ipet).

Beachte die verschiedenen Brotformen: Die ausgebeulten Dreiecke nennt er "Doppelkegelbrot" (z.T. mit Innenzeichnungen); zudem gibt es "Langbrote" (sehen aus wie längliche r) und "Rundbrote" (Kreisform, von oben aus gesehen). Nicht alle Brote sind bei Schepset-ipet bezeichnet. Die Liste umfasst 6 Elemente (Einzelheiten siehe Anlage).

Rechts oben und Mitte: pxA-Brot; die unbezeichneten zwei folgenden Brote deutet Kaplony als qmA "eine Zubereitungsart". S. 250: "qmA ist im AR [Alten Reich] fast nur in der Zusammensetzung mit qmH belegt; daraus erklärt sich, warum qmA während der archaischen Zeit nur in Verbindungen mit einem anderen Namen begegnet (px-qmA, sqr-qmA, tA-1-qmA)."

Rechts Mitte: HTA-Brot. Das darüber stehende Rundbrot mit den Strichen als Innenzeichnung gehört dazu. Das ergibt sich aus den Schreibungen in der Ersten Brotliste (Abb. 840A - hier nicht wiedergegeben).

Links oben: jwj-Brot. Die Lesung ergibt sich aus der Parallele der Speisetischszene 27 (Sp 27).

Links Mitte: jdA.t-Brot.

Links unten: rtH-Brot. Die Lesung nach Sp 27.

Man erkennt, dass die Schreib- bzw. Leserichtung in dieser Zeit noch nicht fest war. Hierzu bemerkt Jochem Kahl, Das System der ägyptischen Hieroglyphenschrift in der 0.-3. Dynastie, Wiesbaden, 1994, S. 40: "Die Leserichtung kann innerhalb einer Quelle wechseln, die Orientierung der Graphemfolgen bidirektional sein (...). Des öfteren wird die Orientierung der Graphemfolgen durch "äußere" Faktoren bestimmt wie z.B. durch Siegelmuster oder durch Bildkompositionen."

Eine zweite Beobachtung: Der Laut A (Aleph) wird oft nicht geschrieben (sog. Defektivschreibung). Jochem Kahl hat eine lange Liste dieser Fälle erstellt (S. 961-968). Hier sind die Laute ergänzt worden. Kaplony hingegen berücksichtigt sie in seiner Umschrift nicht. So spricht er von px- bzw. HT-Brot.

Als nächstes folgt die Getränkeliste: Die Getränke sind verteilt. Dazu Kaplony, Bd. 2, S. 957 (Anm. 1462): "Bei ^pst-ip(t) (Sp 35) sind die Brotliste und die Getränkeliste in einem rechtwinkligen Teil angeordnet, wobei im rechten Winkel die zwei Krüge als Vertreter der Getränkeliste stehen. Sie spalten die Brotliste in zwei Gruppen (...)." Neben der normalen und der vereinfachten Getränkeliste gibt es auch eine verkürzte Getränkeliste, die nur aus "einzelne(n) Krügen und Zweiergruppen von Krügen mit oder ohne Beischrift" besteht (S. 256). Hierzu gehört die Liste von Schepset-ipet.

Links vor Schepset-ipet unter dem Speisetisch steht ein Krug ohne Beischrift, der von Kaplony als Weinkrug interpretiert wird, "der sich durch ein netzartiges Muster hervorhebt" (Krugform Ib, S. 253). - "Die Beischrift jrp ist entbehrlich, da für Wein die typische Krugform Ib existiert." (S. 259) Zudem gibt es eine Zweiergruppe von Krügen (Krugformen Ia und II), ebenfalls ohne Beischrift. Sie werden von Kaplony als "gewöhnlicher Vorratskrug" und als "Getränkekrug" bzw. "Wasserkrug" beschrieben.

Sodann folgt die Gefäß-Öl-Liste bzw. das, was von ihr vorhanden ist, nämlich nicht viel: zwei Schalen (unterhalb des Wortes sA.t). "Schalen werden als Unterlage für Fleisch und Korn dargestellt; sie kommen aber auch als Trinkgefäss, als Waschschüssel und vielleicht auch als Kochkessel (...) in Frage (...)" (S. 275). - "Ihrer Form nach können die Schalen (...) und die Waschkanne (...) kein Oel aufbewahren; dies bestätigen die Beischriften (...)" (S. 272). - Nach einer Zusammenstellung, welche Krugformen wie vorkommen, kommt Kaplony zum Ergebnis (S. 277): "Die Gefäss-Oel-Liste kann demnach entweder durch einen einzelnen zylindrischen Krug (...) oder allein durch eine Doppelgruppe von zwei zylindrischen Krügen oder zwei Schalen dargestellt werden." Letzteres ist bei Schepset-ipet der Fall.

Es geht weiter mit der Liste der Fleischbeigaben. Bei Schepset-ipet ist nur xpS "Vorderschenkel" dargestellt (S. 335).

Schließlich folgt noch die Rinder-Geflügel-Liste. Kaplony nennt nur einen Beleg für "ein Rind und vier Gänse", nämlich unsere Speisetischszene (S. 336). Die Liste beginnt mit HA.t "das Beste", gefolgt von dem Rinderkopf F1 ohne weitere Beischrift. In anderen Speisetischszenen steht ngA dabei. "Der Name dieser Rinderart ist auf den Sp [Speisetischszenen] am häufigsten und deshalb wohl überall dort, wo nur ein Rinderkopf ohne Beischrift steht, einzusetzen." (S. 337) Danach sollten wir die Stelle als HA.t ngAw lesen und mit "das Beste vom Langhornrind" übersetzen.

Zu den Gänsenamen verweise ich auf Seschens Beitrag.

Zusammenfassung

Die Inschrift der Speisetischszene der Schepset-ipet setzt sich zusammen aus Titel und Namen der Verstorbenen sowie einer Opferliste, die aus einer Brot-, Getränke-, Gefäß-Öl-, Fleischbeigaben- sowie Rinder-Geflügel-Liste besteht.

Viele Grüße,
Michael Tilgner
« Letzte Änderung: 26.10.2025 um 21:05:45 von Michael Tilgner »
> Antwort auf Beitrag vom: 26.10.2025 um 09:25:22  Gehe zu Beitrag
maat02  weiblich
Member - Themenstarter



Re: Schepset-Ipet - Grabstele 
« Antwort #3, Datum: 29.10.2025 um 18:58:20 »   

Hallo Seschen, hallo Michael,

ich danke euch vielmals .

Das hat mir wieder weitergeholfen.

Lieben Gruß
maat02
> Antwort auf Beitrag vom: 26.10.2025 um 20:53:13  Gehe zu Beitrag
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