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Thema: Kernbohrungen |
Apis Gast
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« Datum: 27.09.2001 um 15:21:57 » |
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Ich sprach letztens mit einem Steinmetz, der verwundert den Kopf darüber schüttelte, als ich ihm erzählte, daß die alten Ägypter ebensolche durchgeführt haben. Gibt es neuere Erkenntnisse darüber mit welchen Werkzeugen, oder tappt man da noch im Dunkeln ?
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Ra  Member
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« Antwort #2, Datum: 12.10.2001 um 18:25:07 » |
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Hier ein paar interessante Links! Der erste Link ist sehr ausführlich und beschreibt das Thema sehr gut. www.benben.de/Kern/Kern1.html http://doernenburg.alien.de/Funny2.html www.alien.de/richter/bohrung.htm Warum denkt man eingentlich an Kernbohrungen im alten Ägypten? Manche Leute können sich einfach nicht vorstellen, dass eine solche Bearbeitung des Gesteins mit Steinwerkzeugen, Holz oder anderen weicheren Werkzeugen in einer derartigen Präzision unmöglich gewesen sein muss. Gerne springt man da in das Feld der Aliens (Transportlöcher etc.). Man kann sich die Arbeitsweise eines Kernbohrers leicht veranschaulichen, indem man sich ein an der Oberseite mit Diamantsplittern besetztes Trinkglas vorstellt. Drückt man das Glas mit einer Drehbewegung zum Beispiel in Styropor, so erhält man eine Kernbohrung, weil der Kern des Styropors im Glas steckenbleibt. Jetzt braucht man nur noch den Kern herauszubrechen und erhält ein Äquivalent zu einer geotechnischen Kernbohrung. An Werkzeugen kämen beispielsweise Diamant (Härtewert: 10) oder Diorit (HW: 8,4) in Frage. Viel Spekulation ist bei diesem Thema im Spiel. Ich hoffe die Links helfen dir weiter!
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Benedikt_Klein Gast
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« Antwort #3, Datum: 16.10.2001 um 10:12:00 » |
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Hi Habe ein ziemlich schlechtes Bild von der Südwand des Grabbeigabenraums der Mastaba des Ti. Ganz rechts ist glaube ich der Ägypter mit dem Kernbohrer abgebildet. Hat jemand zufällig eine genauere Abbildung dieses Wandreliefs? Grüße Benne
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semataui  Member
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« Antwort #4, Datum: 16.10.2001 um 10:35:24 » |
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Hi Benne, meinst Du die Szene mit den Holzbearbeitungen? Gruss semataui
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Benedikt_Klein Gast
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« Antwort #5, Datum: 16.10.2001 um 11:24:06 » |
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Hi Semataui Nein! Ich meine den Reliefstreifen (wenn man den so nennen kann?)der Steinmetze genau über den Schreinern, ganz rechts. Grüße Benne
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semataui  Member
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« Antwort #6, Datum: 16.10.2001 um 14:59:11 » |
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sch... tut mir leid, den hab ich leider nicht... semataui
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Taharqa  Member
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Re: Kernbohrungen |  | |
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« Antwort #7, Datum: 31.10.2002 um 21:08:03 » |
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Hi Faiyum! Du hattest im Thread "Entlastungskammern gefälscht" gesagt, es gibt keine Vorschubrillen bei Kernbohrungen in Abusir. Da hier schon einmal über das Thema geschrieben wurde, will ich den Faden wieder aufnehmen. Ich habe einmal im Net gesucht und ein Foto gefunden. Darauf sind meiner Meinung nach doch sehr deutlich Vorschubrillen zu erkennen. Fotoquelle: T.Ingold MfG Taharqa
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Ramses1605 Gast
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« Antwort #8, Datum: 31.10.2002 um 21:18:10 » |
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Hi, dabei handelt es sich eigentlich nicht um Vorschubrillen, weil sie ohne einen gewissen Grad Steigung verlaufen, sondern eher "waagerecht" sind. Das kann man an den Kernen, z.B. auf benben. de besser sehen. Ramses
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Faiyum Gast
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« Antwort #10, Datum: 31.10.2002 um 22:07:30 » |
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Hallo Taharqa, unter Vorschubrillen versteht man die Markierungen an der Oberfläche der Innenseite eine Bohrung, welche ein Werkzeug bei senkrechter Vorschubbewegung hinterläßt. Die Vorschubrillen haben dabei immer und zwangsläufig eine Steigung. Beispiel: Unsere metrischen Gewinde haben Benennungen wie M10x1,5 das heißt: das Gewinde hat einen Durchmesser von 10mm und macht je Umdrehung 1,5mm Wegstrecke. Das Bild zeigt daher KEINE Vorschubrillen, sondern nur Bearbeitungsspuren welcher Art auch immer. Es ist schön wenn Dir meine Aussage im Gedächtnis geblieben ist, die Herkunft Deines Bildes will und kann ich nicht bestreiten, aber: ICH HABE IN ABUSIR KERNBOHRUNGEN GESEHEN UND ERTASTET DIE SO GLATT WIE EIN KINDERPOPO SIND!!! Gruß Faiyum
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Taharqa  Member
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« Antwort #11, Datum: 31.10.2002 um 23:02:51 » |
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Hallo Faiyum! Erst einmal danke für die Erläuterung. Ich bestreite ja auch nicht Deinen Besuch in Abusir und die dort getroffene Feststellung. Nur auf dem Bild wirkt die Oberfläche etwas zu rauh für einen Kinderpopo. Aber das Foto zeigt ja auch nur eins von vielen Bohrlöchern in Abusir. MfG Taharqa
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Ramses1605 Gast
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« Antwort #12, Datum: 01.11.2002 um 01:06:04 » |
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Hi zusammen, Faiyum hat die Vorschubrillen ja schon erklärt - das mit dem Kinderpopo ist so eine Sache. Ich geh eigentlich davon aus, dass man die Bohrungen teilweise nachbearbeitet hat, um die Gängigkeit zu erhöhen und zu präzisieren - z. B. Bohrungen die später einen Bolzen aufgenommen haben -Türaufhängungen, oder um die Qualität des Gebrauchsgegenstandes zu erhöhen - Vasen, usw... Die Bohrungen in Abusir ergeben eigentlich nur einen Sinn, wenn man sie als Übungen ansieht, z.b um die Technik zu verfeinern - vielleicht war's auch `ne Lehrwerkstatt...  Ramses
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manetho  Member
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« Antwort #13, Datum: 01.11.2002 um 14:11:28 » |
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Ich habe kürzlich im Museum in Witebsk und Mogiljow (Weißrußland) in der ärchäologischen Abteilung einige Steine gesehen, die etwa 3 cm große mittige Bohrungen auswiesen. Ich habe dann unseren Archäologen von der Uni in Gomel darauf angesprochen, der mir dann etliche Steine zeigte und das Ganze recht ausführlich erläuterte. Die Steine, die er in seinem Archiv hatte, waren etwa 4000 bis 3000 Jahre alt und von unterschiedlicher Größe, so etwa 12 bis zu 3 cm (mit entsprechend verschieden großen zentrierten Bohrungen), die Materialspanne reichte von Feuerstein bis zu Basalt und Granit. Ein Teil dieser Steine diente zum Beschweren bei Netzen, in der Weberei usw. (zumindest in etwas späterer Zeit) und stellte sogar so etwas wie ein Vorläufer von Geld dar, da sie später auch als Gegenwert bei "Tauschgeschäften" verwendet wurden. Er sagte dann noch, dass sie vor etwa zwei bis drei Jahren an der Uni Versuche dieser Kernbohrungen gemacht haben und für ein Loch von 3 cm Durchmesser bei etwa 4-5 cm Steindicke bei Hartgestein etwa 4 Stunden benötigt wurden. Werkzeug war dabei so eine Art Fidelbohrer aus Holz und Sehne mit Steinspitze sowie Quarzsand. Erstaunt war ich nur, wie glatt die Bohrungen innen waren, teilweise wie poliert.
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Ramses1605 Gast
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« Antwort #14, Datum: 02.11.2002 um 11:03:32 » |
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Zitat:
Er sagte dann noch, dass sie vor etwa zwei bis drei Jahren an der Uni Versuche dieser Kernbohrungen gemacht haben und für ein Loch von 3 cm Durchmesser bei etwa 4-5 cm Steindicke bei Hartgestein etwa 4 Stunden benötigt wurden. Werkzeug war dabei so eine Art Fidelbohrer aus Holz und Sehne mit Steinspitze sowie Quarzsand. |
| Hi Manetho, ich halte diese Aussage in mehrfacher Hinsicht für zweifelhaft. Steinspitze wie Quarzsand waren nicht härter als das zu bohrende Material, was eigentlich klar macht, dass es nur sehr langsam voran gegangen sein kann ! Bei Bohrversuchen unter ägyptischen Bedingungen (Assuan-Granit) schaffte man in 20 Stunden gerade ca. 6 cm. Dörnenburg schaffte bei eigenen Versuchen in über 10 Stunden nur knapp 1 cm. Eine glattpolierte Oberfläche innerhalb des Bohrloches kann man auch erzielen, wenn man einen einfachen Hartholzstab mit Quarzsand benutzt, denn es schleift ja nur der Sand, ebenso wie beim Kupfer, allerdings ist auch hier der Zeitfaktor nicht der rede wert. Bei der Steinspitze kommt noch hinzu, dass sie sich im gleichen Maße abnutzt wie das zu bohrende Gestein, also zigmal ersetzt werden müßte - die würde eigentlich nur bei weicherem Gestein Sinn machen.... Ramses
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