Hallo! Lang ist’s her, seit ich die letzte meiner Übersetzungen hochgeladen habe.
Vor ab noch ein paar Erklärungen zum Text.
1. Der Text ist nur ein Ausschnitt und damit unvollständig. Ich habe mir nämlich aus Mangel an Textzeugen irgendeinen Text aus dem Netz gezogen und munter losübersetzt.
2. Folgende Erklärung erleichtert die Übersetzung. (Sollte man aber den vollen Umfang übersetzen wollen, ohne es sich ein wenig einfacher zu machen, rate ich davon ab, diese Erklärung vorab zu lesen.): Versteckten Text anzeigen...
Die Glyphen innerhalb der Spalten sind von rechts nach links und die Spalten an sich von links nach rechts zu lesen. Hier findet sich somit das berüchtigte retrograde Textlayout.
3. Ich werde die Wörter hier nicht extra noch einmal mit Belegen und Co. auflisten, sondern eine Textdatei der dazugehörigen Wortschatztabelle an diesen Post anhängen. Zum einen, weil ich die Tabelle recht übersichtlich finde und zum anderen, weil ich sehr faul bin und nicht noch einmal alles herumkopieren will. Innerhalb der Datei finden sich unten auch Zwei Links zu Paralleltexten (siehe 5.), die ich nach der Übersetzung als Vergleich herangezogen habe. Explizite Wortbezüge werden im Post nur aufgeführt, wenn sie für Ausführungen benötigt werden.
4. Ich teile wie bei der 400 Jahrstele den Text in seine Sätze ein bzw. so, wie meiner Meinung nach die Sätze eingeteilt werden sollten. Daher kann es unter Umständen vielleicht auch zu Abweichungen zu anderen Einteilungen kommen, die aus der verschiedenen Interpretation resultieren. Diese einzelnen Textteile werde ich im Rhythmus von 2 Wochen (oder wenn benötigt mehr...), wenn nichts privates dazwischenkommt in den Thread stellen, so dass ausreichend Zeit bleibt, um darauf zu antworten, sowohl von meiner als auch von anderen Seiten aus. Die Blöcke werden immer so zusammengestellt, wie Abweichungen drin vorkommen, also je nachdem wie lang der folgende Kommentar ist. Dies beeinflusst die unter 3. beschriebene Tabelle aber nicht, da ich die Übersetzung bereits vollständig und postbereit habe, was auch eine Verschleppung wie bei Nespaqaischuti verhindert. Die Tabelle wird also hier im ersten Post angehängt und die folgenden Posts beziehen sich dann dementsprechend auf diese Tabelle.
5. Das sind die beiden Netzseiten, die ich zum Vergleich herangezogen habe und verschiedene Varianten dieses Texts beinhalten.: https://totenbuch.awk.nrw.de/spruch/1
Dd-md(w.w) jn jm.i-r‘-kA.t xa(i) mAa-xrw sn.t=f nb.t-pr(w) mry.t mAa.t(-xrw) n kA-jmn.t jn DHw.t.i (n jn)zw n(.i) r-nHH jm
„Das Sagen von Worten seitens des Vorstehers der Arbeit Chai, der wahr an Stimme ist und seiner Schwester Meryt, die wahr (an Stimme) ist zu dem Stier des Westens und seitens Thot (zu) dem König der Ewigkeit dort:“
Abweichung:
TLA: Zitat:
Tag von Osiris Begräbnis, der eintritt, nachdem er herausging [...] NN. "(Oh) Stier des Westens", sagt Thot zum König der Ewigkeit, "ich bin der große Gott“.
Totenbuch-online:
Zitat:
Tag von Osiris Begräbnis, der eintritt, nachdem er herausging [...] NN. "(Oh) Stier des Westens", sagt Thot zum König der Ewigkeit,
- TM 134299, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Spruch, um am Begräbnistag zum Gerichtshof des Osirs hinabzusteigen und nach dem Herausgehen (wieder) einzutreten Von NN zu sprechen: "(Oh) Stier des Westens", sagt Thot dort zum König der Ewigkeit
- TM 134265, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Beginn der Sprüche vom Herausgehen am Tage und der Erhebungen der "Verklärten" im Totenreich, die man am Begräbnistag spricht; Eintreten nach dem Herausgehen durch Osiris NN, gerechtfertigt. "Oh Osiris, Stier des Westens", sagt Thot, "König der Ewigkeit,
- TM 134267, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Beginn der Sprüche vom Herausgehen am Tage und der Erhebungen der "Verklärten" im Totenreich, die man am Begräbnistag spricht; Eintreten nach dem Herausgehen durch Osiris NN, gerechtfertigt. "Oh Osiris, Stier des Westens", sagt Thot, "König der Ewigkeit
- TM 57201, Ptolemäisch, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Die Sprüche vom Herausgehen am Tag, die Erhebungen und "Verklärungen" im Totenreich, was am Tag der Bestattung zu sprechen ist, Eintreten nach dem Herausgehen durch den Osiris Hoherpriester des Amun-Re, des Götterkönigs, Panedjem Spruch vom Hinabsteigen in den Gerichtshof des Osiris Zu sprechen: "Oh, Stier des Westens", sagt Thot zum König der Ewigkeit dort,
- TM 134515, 3. Zwischenzeit, übersetzt von: B. Backes
Die Abweichung kommt dadurch zu Stande, dass ich die beiden „Ausfransungen“ unterhalb von Glyphe X1 am Rahmen der Spalte 2 für ein reingequetschtes N35 gehalten habe, dass unglücklich mit dem Abschluss des Textfeldes kollidiert, da solche Ausfransungen scheinbar nur dort auftreten und es nach Form der „Ausfransungen“ schwer P8 sein kann. Aber dass eine direkte wörtliche Rede, die nur „(O,) Stier des Westens“ und/oder ähnlich lautet mir befremdlich vorkommt und ich sowas bisher noch nie gesehen habe, hätten mich wohl auch darauf gebracht, ein N35 hier einzufügen. Meine Übersetzung baut also darauf auf, dass hier verstorbene und Gott per Präpostionswiederholung getrennt werden, also „Das sagen von Worten seitens [Verstorbene] an den Stier des Westens und seitens [Gott] an den König der Ewigkeit dort.“ Ich bin dementsprechend davon ausgegangen, dass hier eine Art unausgesprochene Gleichsetzung dieser beiden „normalerweise“ getrennten Parteien vorzufinden ist, wie sie ja auch später noch explizit auftreten werden, wo der Sprecher sich mittels Legitimationssätze mit Thot gleichsetzt. „Sie handeln wie Thot “ Das Problem besteht jetzt allerdings darin, dass die anderen Textzeugen scheinbar alle an der betreffenden Stelle keine Präposition zu haben scheinen. Ich bin aber auch nicht in der Lage, mir die betreffenden Originale anzusehen, da ich nicht weiß, wie man diese auf den beiden Seiten findet, sollte es sie denn dort geben. Man kann sich also allerhöchstens dann darüber unterhalten, ob es sich vielleicht um eine Textabwandlung handelt. Vielleicht kennt jemand Textzeugen, bei denen ähnliche kurze Textpassagen auch mit einer Rednerausleitung versehen sind, die damit zur Normalisierung solcher Textstellen beitragen. Mir fiele da vielleicht noch einer ein, bei dem die „Ein Opfer, dass der König gibt“-Formel ähnlich kurz mit einer Rednereinleitung eingeführt wird. (Nespaqaischuti) Allerdings ist das eine explizite ja sogar laut Wb "erstarrte" Formel, die in dem Punkt wohl mehr eine substantivierte Bezeichnung im Sinne eines Objekts ("Möget ihr mir sagen "Ein Opfer, das der König gibt...") darstellt, die hier ja eigentlich nicht gegeben zu sein scheint oder nicht explizit ausbuchstabiert wurde. Hier handelt es sich ja dann um einen getrennten Vokativ... Aber es muss auch erwähnt werden, dass die Präposition an zweiter Stelle fehlt, die ja nach den beiden Varianten mit jm dort zu stehen scheint. Die habe ich hier beigefügt, weil ich wie gesagt der Meinung war, dass das davor nicht als kurze direkte wörtliche Rede zu verstehen ist, da wie oben näher ausgeführt der Kontext dies meiner Meinung nach nicht nahelegt. Und mit den Ausfransungen und vorkommen in den Paralleltexten hatte ich meine „Legitimation“, dass dort die fehlende Adverbialphrase hinter jn DHw.ti zu suchen ist, da „Worte zu sprechen von den Verstorbenen zum Stier des Westens und von Thot: „König der Ewigkeit da, ich bin der große Gott ““ genauso unvollständig klingt, wie die Variante mit der direkten wörtlichen Rede von max. drei Worten, da der Ort oder die Person bei denen der Spruch zu rezitieren ist fehlt bzw. im Spruch selbst erst vorkommt. Sollte das oben andere Beispiele finden, fällt auch dieser Eingriff automatisch weg. Denn natürlich sind die anderen Varianten vielleicht auch einfach irrige Auslassungen der Präposition, aber das kann kein Maßstab sein, auch wenn der grundlegende Kontext davon nicht beeinträchtigt wird. Es geht an dieser anderen Stelle eben nur um die deutsche Formulierung und ich bin ja bekanntlich auch kein Freund davon in einen Text einzugreifen, wenn man es nicht muss.
Perfekt wäre als Beispiel eigentlich folgende Formulierung: Dd-mdw.w jn N.N. j N.N. jn N.N.... "Worte zu sprechen seitens N.N. "Oh N.N.", so sagt es N.N." Wenn wer solche Vorkommen kennt und anführen könnte wäre ich sehr dankbar, denn das wäre ein perfekter Beleg. Natürlich geht es hier nur um die hier fehlende Interjektion
. Wenn die in so einem ähnlichen Konstrukt vorkommt, wäre das vollkommen ausreichend.
schön, dass Du das Thema Übersetzungen in diesem Forum versuchst wiederzubeleben. Hoffentlich wird sich der / die eine oder andere im Laufe der Zeit beteiligen! Vom Totenbuch gibt es gedruckt oder auch im Netz viele Übersetzungen. Die Aufgabe für einen kann also nur darin bestehen, eine dieser Übersetzungen gemäß dem Vokabular und der Grammatik nachvollziehen zu können. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass meine Abweichungen zumeist auf eigener Unkenntnis des einen oder anderen Bereiches beruhen. Manchmal aber stellt man fest, dass auch die "Profis" an einigen Stellen nur geraten haben; das ist immerhin tröstlich.
Im folgenden gebe ich nur zu einigen Stellen einen Kommentar ab:
Meiner Meinung nach können die "Ausfransungen" am Ende der Spalte 2 nur ein P8 "Ruder" mit Lesung xrw sein, passend zum voranstehenden mAa.t, so dass sich insgesamt mAa.t-xrw "gerechtfertigt" ergibt.
Es folgt darauf etwas, worin andere Autoren den Beginn einer wörtlichen Rede gesehen haben. Du schließt die Diskussion dieser Passage ab mit den Worten:
Zitat:
Perfekt wäre als Beispiel eigentlich folgende Formulierung: Dd-mdw.w jn N.N. j N.N. jn N.N...."Worte zu sprechen seitens N.N. "Oh N.N.", so sagt es N.N."
Aber genau das ist es hier! Um das zu belegen, habe ich Barabara Lüscher, Totenbuch Spruch 1 nach Quellen des Neuen Reiches, Wiesbaden, 1986 herangezogen. In diesem Büchlein werden nur die hieroglyphischen Texte etlicher Textzeugen zusammengestellt; es enthält keine Übersetzung und keinen philologischen Kommentar. Ich habe hier einen Ausschnitt aus S. 16 aus Sargtext und 9 Totenbüchern gescannt, auf S. 17 folgen noch weitere 10 Totenbücher, aber es reicht die S. 16, da dort der Beginn der wörtlichen Rede teils ohne, teils mit der Interjektion j angegeben wird, und sogar teils mit der Anrede jnD-Hr=k "gegrüßt seist du". Damit dürfte Deine Anforderung nach einem solchen Beleg erfüllt sein.
In Sp. 6 hast Du ein m vor hrw wDa-mdw eingefügt und übersetzt: "(am) Tage des Richtens". Die Ergänzung m ist nicht notwendig; hierzu Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, 3. Aufl., 1957, § 88:
Zitat:
Indications of time are often expressed by a noun used absolutely, i.e. without preposition. The normal position of such a noun is towards the end of the sentence, in the position regularly occupied by adverbs.
Re: Übersetzung e. Textzeugen mit Totenbuchspruch 1
« Antwort #2, Datum: 06.01.2025 um 16:53:32 »
Hi Michael,
Zitat:
...schön, dass Du das Thema Übersetzungen in diesem Forum versuchst wiederzubeleben. Hoffentlich wird sich der / die eine oder andere im Laufe der Zeit beteiligen!
dem kann ich mich nur anschließen. Ich bin ja hauptsächlich hier, um meine Übersetzung einer Art Überprüfung zu Unterziehen.
Zitat:
Vom Totenbuch gibt es gedruckt oder auch im Netz viele Übersetzungen. Die Aufgabe für einen kann also nur darin bestehen, eine dieser Übersetzungen gemäß dem Vokabular und der Grammatik nachvollziehen zu können.
Ich nehme mir eigentlich willkürlich irgendwelche Texte vor und übersetze die dann und freue mich dann, wenn ich eine Übersetzung von jemand anders noch finde, mit der ich meine Vergleichen kann. Das mache ich dann ja bevor ich das dann hier poste. Die eine oder anderen Abweichungen löst sich dann ja auf bzw. bleiben dann ja nur die, wo ich entweder der Meinung bin, die Gegenüber sei unwahrscheinlicher oder meine andere Variante wäre genauso wahrscheinlich.
Zitat:
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass meine Abweichungen zumeist auf eigener Unkenntnis des einen oder anderen Bereiches beruhen. Manchmal aber stellt man fest, dass auch die "Profis" an einigen Stellen nur geraten haben; das ist immerhin tröstlich.
Das ist auch meine Erfahrung. Oder man hat sich so auf eine "Lösung" eingeschossen, dass man außer dieser keine andere mehr findet. Dann ist es ganz angenehm, wenn man noch andere Meinungen dazu hört. Leider ist die Sprache in Schriftform ja gelegentlich undeutlich oder verzerrt wiedergegeben... Aber wie gesagt poste ich meine "Lösungen" deshalb ja hier, um durch das Reflektieren irgendwann mal den "Profi"-Status zu erreichen. In 4 Jahren lässt sich nicht so viel Erfahrung anhäufen wie in 30. Aber ich merke persönlich, dass es bei mir mittlerweile wirklich besser wird und ich immer mehr Texte bereits auf Anhieb lesen kann, ohne im Wb nachzuschlagen oder schriftlich eine Transkription aufzubauen... Also wer neu anfängt soll sich da keinen Stress machen. Wie bei allem ist Praxis und Routine genauso wichtig, wie die Theorie.
Meiner Meinung nach können die "Ausfransungen" am Ende der Spalte 2 nur ein P8 "Ruder" mit Lesung xrw sein, passend zum voranstehenden mAa.t, so dass sich insgesamt mAa.t-xrw "gerechtfertigt" ergibt.
Das habe ich tatsächlich auch anfangs gedacht. Aber dazu war meiner Meinung nach die Rechte zu klein und die Linke sollte dann da eigentlich eher weniger sein, da an der Stelle
wahrscheinlich mit einem Strich als Griff geschrieben worden wäre, wie es ja später auch noch passiert, auch wenn eine P8-Glyphe dort tatsächlich so einen Haken hat...
Zitat:
Aber genau das ist es hier!
Du beziehst dich auf meinen Wunschbeleg. Allerdings liegt dieser hier doch nicht vor. Hier steht ja in dem Fall Dd-mdw.w jn N.N. (j) N.N. j.n N.N.... Die Interjektion ist ja nicht geschrieben. Und das hat mich irritiert, weil ich mir schwer vorstellen konnte, dass so eine kurze wörtliche Rede vorkommen kann. Ich habe sowas bis jetzt noch nicht gesehen und dann kamen die Ausfransungen ungelegen hinzu...
Aber: dein Scan ist in der Tat ein perfekter Beleg für eine solch kurze wörtliche Rede. Besonders der unter Th. III, da dort noch der nächste Satz angegeben ist. Die Grußformel hingegen ist uninteressanter, wenn aber auch nicht irrelevant. Im Textvergleich runden diese Belege das Bild ja noch zusätzlich ab. Einen vielleicht ähnlichen Fall habe ich auf der Merenptahstele in der Zwischenzeit gefunden. Aber da würde ich dann, wenn es soweit ist darauf verweisen.
Daher werde ich meine Übersetzung wohl anpassen müssen. Die Ausfransungen sind mir für eine Variante zu wenig, auch wenn der Gedanke bis zu eindeutigen Belegen bestehen bleibt:
„Das Sagen von Worten seitens des Vorstehers der Arbeit Chai, der wahr an Stimme ist und seiner Schwester Meryt, die wahr (an Stimme) ist: "Stier des Westens!", so sagte es Thot. "König der Ewigkeit dort,..."“
Zitat:
In Sp. 6 hast Du ein m vor hrw wDa-mdw eingefügt und übersetzt: "(am) Tage des Richtens". Die Ergänzung m ist nicht notwendig; hierzu Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, 3. Aufl., 1957, § 88:...
Diese Ergänzung hat rein didaktische Gründe und hilft mir den grundlegenden Aufbau der Sprache direkt zu erkennen. Würde ich es als notwendige Ergänzung sehen, würde ich es eigentlich in <...> setzen, wobei ich da auch nicht immer voll hinterstehe... Zum Beispiel füg ich beim NÄ auch in Präsens I und Futur III immer (Hr) und (r) ein.
Re: Übersetzung e. Textzeugen mit Totenbuchspruch 1
« Antwort #3, Datum: 06.01.2025 um 17:35:28 »
Da mit Michaels Antwort eine gravierend andere Übersetzung eigentlich nicht mehr möglich ist, würde ich jetzt bereits die nächsten Sätze posten. Sollte jemand noch zu dem ersten Text antworten wollen, steht dem das natürlich frei und kann seine Übersetzung vorschlagen. (Ich geh nur eben nicht davon aus, dass da noch jemand antworten wird, wenn ich ehrlich bin, weshalb ich die 2 Wochen jetzt schon breche.)
(W)sr(.w) jnk wa m nw n(.i) nTr.(w)-aA.(w) ms(y).w nw.t smA.w xft.(i)w n.(i)w (W)sr(.w) xnr{j}.w sbj.w Hr=f
„Osiris, ich bin einer von diesen großen Göttern, die Nut geboren hat und die die Feinde des Osiris geschlachtet und die Rebellen wegen ihm eingesperrt haben.“
jnk DHw.ti s.mAa xrw-Hr(.w) r xft.(i)w=f (m) hrw(w) n(.i) wDa-mdw.(w) m Hw.t-sr wr.t jm.(i)t jwn.w
„Ich bin Thot, der wahr sein lassen hat, die Stimme des Horus gegen dessen Feinde, (am) Tage des Richtens (lit. des Trennens der Wörter) im Gutshaus des Fürsten, das in Heliopolis ist.“
jnk Dd.y zA-Dd.yt jwr(.w) n=j m Dd.w ms(i.w) <n>=j m Dd.w
„Ich bin der zum Djed-Pfeiler Gehörige (lit. der Djedartige), der Sohn einer zum Djed-Pfeiler Gehörigen (lit. einer Djedartigen) und es ist für mich in Busiris empfangen worden und es ist mir in Busiris geboren worden.“
Abweichung:
TLA: Zitat:
Ich bin ein Busirianer in Busiris.
Totenbuch online:
Zitat:
Ich bin ein Busirianer in Busiris.
- TM 134299, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Ich bin der Busirianer, Sohn des Busirianers. In Busiris bin ich empfangen worden. Ich Busiris bin ich geboren.
- TM 134265, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Ich bin der Busirianer, Sohn des Busirianers. In Busiris bin ich empfangen worden. In Busiris bin ich geboren.
- TM 134267, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Ich bin ein Busirianer, Sohn des Busirianers. In Busiris bin ich empfangen. In Busiris bin ich geboren .
- TM 57201, Ptolemäisch, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Ich bin der Busirite, Sohn des Busiriten. In Busiris wurde ich gezeugt ("empfangen"). In Busiris wurde ich geboren .
- TM 134515, 3. Zwischenzeit, übersetzt von: B. Backes
Diese Stelle scheint hier abzuweichen, so wird schwanger Sein mit Angabe des Vaters gemäß Wb 1, 56.2+6 geschrieben und „gebären“ wird so geschrieben, als wäre der Sprecher dort geboren, wobei allerdings dann normalerweise zuerst gesagt wird, dass man irgendwo geboren und dann ein Kind erwartet(?), so lange nicht der Selbstgezeugte gemeint ist, der ja aber normalerwiese, mit xpr Ds=f bezeichnet wird. Daher ging ich von einer simplen Auslassung von N35 aus, während die mir zu diesem Zeitpunkt unbekannten Parallelen es andersrum haben, da diese wohl eindeutig geschriebene Stellen vorweisen können.(?) Aber nach näherer Überlegung haben beide Sätze wohl nicht die Nähe, die ich angenommen habe. Daher die Korrektur unten. Der sDm.w-Passiv verhält sich ja auch wie der aktive Anterior Was aber Dd.y bzw. Dd.w.i angeht, so bleibe ich aufgrund der Schreibung dabei. Die fehlende
und die fundamental unterschiedliche Schreibweise legen „der zum Djedpfeiler Gehörige“ meiner Meinung nach erstmal näher. Aber ich werde nicht müde zu betonen, dass meine Meinung da keinesfalls fest und abgeschlossen ist. Wenn jemand der Meinung ist, es bedeutet doch „der Busirianer“, rede ich da gern drüber. Im Prinzip passt beides in den Kontext.
Daher korrigiere ich meine Übersetzung:
jnk Dd.y zA-Dd.yt jwr(.w) n=j m Dd.w ms(i.w)=j m Dd.w
„Ich bin der zum Djed-Pfeiler Gehörige (lit. der Djedartige), der Sohn einer zum Djed-Pfeiler Gehörigen (lit. einer Djedartigen) und mir ist in Busiris empfangen worden, nachdem ich in Busiris geboren worden bin.“
wnn(.w)=j Hna HA(A).y(w)t-(w)sr(.w) j(A)kb.y(w)t-(W)sr(.w) m jdb.(wi)-rxt.i
„Ich werde zusammen mit denen sein, die Osiris beklagen (und zusammen mit?) den Klageweibern des Osiris, an den beiden Ufern des Wäschers!“
Abweichung:
TLA: Zitat:
Ich war in Gesellschaft der Klageweiber des Osiris, der Klagefrauen des Osiris an den beiden Wäscher-Ufern.
(gibt selbst wnn und nicht wn an.)
Totenbuch online: Zitat:
Ich war in Gesellschaft der Klageweiber des Osiris, der Klagefrauen des Osiris an den beiden Wäscher-Ufern.
– TM 134299, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Ich war mit der, die Osiris beklagte, den Klagefrauen des Osiris mit(?) den Flügeln.
- TM 134265, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Ich war mit denen, die Osiris beklagten, den Klagefrauen des Osiris.
- TM 134267, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Ich befand mich bei den beiden Klagefrauen des Osiris, die an den Wäscher-Ufern um Osiris trauerten.
- TM 57201, Ptolemäisch, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Ich befand mich zusammen mit der Klagefrau des Osiris und den (Frauen), die auf den Ufern der Wäscher um Osiris weinten".
- TM 134515, 3. Zwischenzeit, übersetzt von: B. Backes
Zu den Übersetzungen des Totenbuch online kann ich schlecht was sagen, vielleicht steht da ja wirklich wn. Allerdings muss angemerkt werden, wie Existenzsätze mittels wnn funktionieren. Dazu zitiere ich zunächst Gardiner:
Zitat:
§ 107. To express existence, whether absolute or as relative to some situation, i.e. presence, the verb wnn 'exist','be' (perhaps originally 'move‘; ‘run') is used. I. The sdm.f form of this verb varies according to the time and the duration which are envisaged. The longer form wnn.f is commonly employed for the future, but may refer to any time-position where the notion of duralion is stressed; the shorter form wn.f lays no stress on duration, and tends rather to have past reference.
Wichtig (übersetzt):
Zitat:
I. Die sdm.f-Form dieses Verbs variiert je nach der Zeit und der Dauer, die betrachtet werden. Die längere Form wnn.f wird häufig für die Zukunft verwendet, kann sich jedoch auf jede Zeitposition beziehen, bei der der Gedanke an Dauer betont wird; die kürzere Form wn.f legt keinen Wert auf Dauer und hat eher eine Vergangenheitsreferenz.
An der Stelle bedeutet das, dass die Konstruktion, sollte man sie auf die Vergangenheit beziehen so zu übersetzen ist, dass ein Konzept der Dauer mittransportiert wird. Ich verstehe das ähnlich einer Auslassung eines entsprechenden „Daueradverbs“. Also ungefähr so: wnn(.w)=j D.t „Ich werde ewig sein / Ich war ewig “ Im Prinzip ist an den Stellen dann also ein gewisser Futur-Bezug festzustellen. Ich würde auch sagen, dass ein Kontext schwer nachzuweisen ist, in dem
wirklich reinen Vergangenheitsbezug besitzt oder auch nur so zu übersetzen ist.
Zwar ist Osiris Tod ja nicht gerade gern in ägyptischen Quellen beschrieben, aber es scheint wohl etwas gutes zu sein, wenn um ihn dann zumindest regelmäßig getrauert wird. Oder ich interpretiere da zu viel rein und es ist schlicht einmal N35 zu viel, was wahrscheinlicher wird, wenn bei den meisten Texten wn steht... Das schöne am Totenbuch ist ja die Häufigkeit. Da kann man zu Parallelen greifen.
Allerdings ist mir zugegeben nicht aufgefallen, dass es sich hier um eine Apposition handelt. Daher passe ich das an.
wnn(.w)=j Hna HA(A).y(w)t-(w)sr(.w) j(a)kb.y(w)t-(W)sr(.w) m jdb.(wi)-rxt.i
„Ich werde zusammen mit denen sein, die Osiris beklagen, den Klageweibern des Osiris, an den beiden Ufern des Wäschers!“
Kommentar: Wichtig hier anzumerken ist, dass das letzte Wort aus irgendeinem Grund in Hieratisch geschrieben wurde. Die Hieroglyphe ist in der Datei "Wortschatz" unten bei „Dokumentation von Fehlschreibungen“ zu finden, auch wenn es ja eigentlich keine „Fehlschreibung“ ist. Die beiden darüber gehören zum Wort davor,
sbj.n=j Hr rn=k "ich bin für deinen Namen eingetreten"
sbj "mit Hr eintreten für jem., für jemds. Namen" (Wb III, 430.6)
zu Nr. (8)
wDa statt wDA
Hw.t-sr wr.t "im großen Fürstenhaus" (Wb IV, 189.9)
zu Nr. (9)
Dd.y "der zu Busiris Gehörige" (Wb V, 630.7)
Zu der abweichenden Schreibung - statt Dd.wj - hat Karl Jansen-Winkeln, Spätmittelägyptische Grammatik, Wiesbaden, 1996, S. 108, § 175 für Nisbe-Adjektive festgestellt, dass in späten Texten bei Wörtern, die (alt) auf .w enden, die Nisbe-Endung als jj geschrieben wird, und gibt weitere Beispiele an.
Der Anfang lautet also: "Ich bin einer von Busiris, Sohn einer von Busiris" (um die unglückliche Bezeichnung "Busirite" o.ä. zu vermeiden).
Einige Parallelen (siehe die bereits zitierte Arbeit von Lüscher, S. 28) schreiben:
jwr(.w)=j m +dw "ich wurde empfangen in Busiris"
Man muss diese Stelle passivisch übersetzen, denn hier ist die Rede vom Toten, der sich mit Thoth identifiziert. In der Formulierung hier
jwr(.w) n=j m +dw
muss man wohl von einem unpersönlichen Passiv ausgehen: "es wurde mir empfangen in Busiris", was zu dem von Dir beschriebenen Problem führt.
Aufgrund der Parallelen und des folgenden: "Ich wurde in Busiris geboren" bin ich der Meinung, dass die Formulierung "Ich wurde in Busiris empfangen" vorzuziehen ist.
Deinem Vorschlag, diesen Teil als vorzeitig zu übersetzen "nachdem ich ... geboren worden bin", kann ich nicht folgen, da die Vorzeitigkeit durch ein sDm.n=f ausgedrückten werden müsste.
zu Nr. (10)
In später Zeit ist bei wn(n) praktisch kein Unterschied zwischen einfacher und reduplizierter Form mehr festzustellen (Jansen-Winkeln, S. 65, § 99). Siehe auch die Parallelen bei Lüscher, S. 28. Daher sind die Gardiner angestellten Betrachtungen für Texte dieser Zeit nicht zu übernehmen. Insofern muss die Zeitlage des Textes aus dem Kontext ermittelt werden.
Oh, mir ist gar nicht aufgefallen, dass Dd.w auf w endet. Logisch, das wäre natürlich dann Dd.y(.i). Ich hatte aber im Gedächtnis, dass das nicht nur zur Spätzeit so war. Aber vielleicht muss ich mich da noch einmal einlesen. Zummindest hätte ich Winkels Klammer "(alt)" auch so verstanden. Aber da könnte er auch meinen, dass die Ausgangswörter vorher einfach mit w geschrieben werden. Aber das ist hier nicht das Thema finde ich. Das war auch eigentlich nicht mein Punkt. Mich hat
darauf gebracht. Ich hätte erwartet, dass im selben Text man dann auch ähnliche Schreibweisen anwendet. Also dann z.B.
. Aber vielleicht ist das auch der Sinn, so dass es beides bedeuten können soll, auch wenn der Kontext das eine schlüssiger erscheinen lassen sollte. Mein Anspruch ist eigentlich so nah wie Möglich das zu übersetzen, was da steht, auch wenn ich natürlich auch in den Text "eingreife". Das Thema hatten wir ja schon einmal bei Nespa. Das Problem ist halt hier, dass man potenziell beides gleich schreiben kann. Daher wird man hier wohl wirklich ennehmen können, dass
Aufgrund der Parallelen und des folgenden: "Ich wurde in Busiris geboren" bin ich der Meinung, dass die Formulierung "Ich wurde in Busiris empfangen" vorzuziehen ist.
Dem stimme ich leider nicht zu. Während die Nisbe sich durch eine andere Schreibung erklären lässt (siehe vorherigen Block...), lässt sich das hier nicht. Hier steht
klipp und klar und der Kontext wird davon auch weniger beeinflusst. Während der eine Text Thot als Kind meint, meint der andere dann ein unbekanntes Kind, dass in Busiris empfangen wurde und so die Zugehörigkeit nach Busiris legitimiert.
Zitat:
Deinem Vorschlag, diesen Teil als vorzeitig zu übersetzen "nachdem ich ... geboren worden bin", kann ich nicht folgen, da die Vorzeitigkeit durch ein sDm.n=f ausgedrückten werden müsste.
...Das (perfektive) sḏm(.w)-Passiv verhält sich entweder wie der aktive Anterior sḏm.n(⸗f) oder wie der aktive Perfektiv sḏm(⸗f)...e) sḏm(.w)-Passiv wie Anterior: nach Partikel und negiert als generelles „Präsens“: [passiv]: sḏm(.w) ḫrw ‘nachdem die Stimme gehört wurde’ (sḏm(.w)) [aktiv]: vgl. sḏm.n⸗f ‘nachdem er gehört hat’ (Ant., NS)
In später Zeit ist bei wn(n) praktisch kein Unterschied zwischen einfacher und reduplizierter Form mehr festzustellen (Jansen-Winkeln, S. 65, § 99). Siehe auch die Parallelen bei Lüscher, S. 28. Daher sind die Gardiner angestellten Betrachtungen für Texte dieser Zeit nicht zu übernehmen. Insofern muss die Zeitlage des Textes aus dem Kontext ermittelt werden.
Winkeln schreibt:
Zitat:
Zumindest läßt sich zeigen, daß in einigen gut bekannten Funktionen und Bedeutungen beide Schreibungen unterschiedslos gebraucht werden, und daher wird man in den weniger deutlichen Gebrauchsweisen den Schreibungen kein so großes Gewicht beilegen.
Fußnote 3:
Zitat:
und in vielen Fällen ist es schwierig überhaupt zu sagen, ob sDm.f oder sDm.n.f vorliegt, vgl. §670.
Das ist eine Schlussfolgerung aus den Kontexten der gut bekannten Stellen. Aber welche denn genau? Wenn es hier beim Totenbuch so ist, dann liegt hier vor, dass ja beides mehr oder weniger Sinn ergibt. Bei dem einen ist es perfektiv und bei dem anderen futurisch oder perfektiv mit einbezogener Ewigkeit. Und da die Ägypter ja gern in Kriesläufen gedacht haben, kann man hier also beides aus Gardiner ableiten.
Meine Idee war, dass das mit RE zutun hat: "Ich werde bei den Klagefrauen (beim nächsten Mal des Sonnenuntergangs) sein!" "Ich war (beim letzten Mal des Sonnenuntergangs bereits) bei den Klagefrauen!" (Die Ergänzungen sind nur zum besseren Verständnis und werden eigentlich nicht benötigt.)
Also aus solarer Sicht, dass Osiris bzw. eigentlich ja RE jeden Tag "stirbt". Das ist aber eine spekulative Deutung dieser Schreibung, die ich im Moment noch nicht ausreichend belegen kann. Und selbst dann besteht ja noch das Problem, ob man das dann auch da reininterpretieren sollte, oder ob man tatsächlich von einer simplen "Falschschreibung" ausgehen sollte.
Daher akzeptiere ich hier diese Korrektur, kann sie aber nicht vollends annehmen, weil ich kontextuell noch einen gewissen Sinn erkennen kann und somit noch in Betracht ziehe, dass es sich hierbei um eine sinnvolle Anderschschreibung handelt. Diese "Falschschreibungen" würde ich nur annehmen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt.
Hallo! Da in der letzten Woche keiner mehr geantwortet hat, mache ich mit den nächsten Sätzen weiter. Natürlich gilt wie immer: Falls jemand zu den vorherigen Textbausteinen noch etwas sagen möchte, kann er das dann auch tun. Diese Antwort sollte dann aber zuerst beantwortet werden, um den Einwand nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Ist dieser geklärt, kann dann gerne auf diesen Beitrag hier geantwortet werden.
s.mAa xrw-(W)sr(.w) r xft.(i)w=f xru-fi sw Ra(w) n DHw.t.i s.mAa xrw-(W)sr(.w) r xft.(i)w=f jr(i).w n=j DHw.t.i wn=j Hna Hr(.w) (m) hrw(w)-Hbs-tStS n wn TpH.(w)t n ja(i.t)-wrD-jb
„„Lass wahr sein, die Stimme des Osiris gegen seine Feinde!“, so sagt(e) er (es), RE zu Thot (der Verstorbene), der die Stimme des Osiris gegen seine Feinde wahr sein lässt! Thot (Die Identifikation mit ihm?) wird für mich handeln, auf/so dass ich zusammen mit Horus bin, am Tage des Bekleidens des Verstümmelten wegen des Öffnens der Höhlen, wegen des Waschens des Herzensmüden!“
Abweichung:
TLA:
Zitat:
"Osiris ist gegen seine Feinde gerechtfertigt", so spricht er, Re, zu Thot. "Osiris ist gegen seine Feinde gerechtfertigt", so spricht der Schöpfer zu mir, Thot.
(gibt auch s.mAa an.)
Totenbuch online:
Zitat:
"Osiris ist gegen seine Feinde gerechtfertigt", so spricht er, Re, zu Thot. "Osiris ist gegen seine Feinde gerechtfertigt", so spricht der Schöpfer zu mir, Thot. Ich befand mich bei Horus am Tag des Bekleidens [..], des Öffnens der Höhlen, des Waschens des "Herzensmüden",
– TM 134299, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
"Osiris ist gegen seine Feinde gerechtfertigt", so spricht Re zu Thot. "Gerechtfertigt ist Osiris gegen seine Feinde." Ich befand mich bei Horus am Tag des Bekleidens des Zerquetschten, des Öffnens der Höhlen, des Waschens des "Herzensmüden"
- TM 134265, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Osiris ist gegen seine Feinde gerechtfertigt", so spricht er, Thot. Ich befand mich bei Horus am Tag des Bekleidens des Zerquetschten, des Öffnens der Höhlen, des Waschens des "Herzensmüden",
- TM 134267, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
"Osiris ist gegen seine Feinde gerechtfertigt", so sagt er, Re, zu Thot. "Osiris ist gegen seine Feinde gerechtfertigt", so sagt der, den ich geschaffen habe (?) zu Thot. Ich befand mich bei Horus an jenem Tag des Bekleidens des Niedergetretenen, um die Gruft zu öffnen, um den Sinn des Herzensmatten zu erfreuen ("das Herz des H. zu waschen")
- TM 57201, Ptolemäisch, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
"Gerechtfertigt ist Osiris gegenüber seinem Feind", so spricht er, Re, zu Thot."Gerechtfertigt ist Osiris gegen seinen Feind", so spricht der, den ich geschaffen habe, zu Thot. Ich befand mich zusammen mit Horus am Tag des Umhüllens des "Zertrampelten", des Öffnens der Gruft, Waschens des Herzens des Herzensmüden
- TM 134515, 3. Zwischenzeit, übersetzt von: B. Backes
Zunächst gehe ich nicht mit, dass s.mAa im Passiv zu verstehen ist, weil ein Imperativ keine Ergänzung benötigt. Und ja, mir ist bewusst, dass die Endungen normalerweise nicht geschrieben werden. Das heißt aber nicht direkt, dass man ohne Kontextzwang diese Anhängen kann, wie man lustig ist. Mit anderen Worten kann ich den Kontext, der den passiv näher legt nicht erkennen. Das gilt aber auch nur für die Stellen, wo die Endung des sDm.w-Passivs nicht ausgeschrieben ist. Ich denke, das ist selbstverständlich.
Was das Partizip, dass ich annehme, angeht, ist damit gemeint, dass Thot die Aufgabe des Rechtfertigens innehat und hier beschrieben wird, dass er die Aufgabe von RE übertragen bekam. Der Text ist an der Stelle m.M.n. eindeutig genug, um eine Variante des Spruchs anzunehmen. Daher ändere ich meine Übersetzung auch nicht.
Ein größeres Problem ist hingegen jr(i).w n=j DHw.ti.
Während ich übersetzt habe: "Thot wird für mich handeln, auf dass ich zusammen mit Horus bin..."
Haben die anderen Übersetzungen:
1. "...so spricht der Schöpfer zu mir, Thot." (Hier steht wahrscheinlich xru-fi erneut vor der Stelle.)
Hier handelt es sich dann wohl um RE und es handelt sich um eine Gleichsetzung, wie sie zuvor ja auch schon vorkommt.
2. "...Ich befand mich bei Horus..." (Die Stelle fehlt...)
3. "...so sagt der, den ich geschaffen habe (?) zu Thot. Ich befand mich bei Horus..." (Hier steht wahrscheinlich xru-fi erneut vor der Stelle.)
Hier scheint der Verstorbene sich mit dem Schöpfer des RE zu identifizieren, sofern die .w-Endung nicht einfach fehlt.
4. "...so spricht der, den ich geschaffen habe, zu Thot. Ich befand mich zusammen mit Horus..."(Hier steht wahrscheinlich xru-fi erneut vor der Stelle.)
Hier scheint der Verstorbene sich mit dem Schöpfer des RE zu identifizieren, sofern die .w-Endung nicht einfach fehlt.
Zum Posterior sollte ich dann noch sagen, dass dieser nicht die beliebteste Form in späterer Zeit ist und durch den Subjunktiv abgelöst wurde.
In spät- bzw. neo-mittelägyptischen Texten des Neuen Reiches findet man Formen des Posterior mit solchen des Subjunktivs vermischt.
Das erinnerte mich heute aber dann auch an das im NÄ öfters auftretende "wilde w", dass in NÄ Texten gerne mal vorkommt. Junge, Neuägyptisch, Einführung in die Grammatik, 3., verbesserte Auflage, 2008, Harrassowitz Verlag:
Zitat:
1.1.1 Zeichenredundanzen: in vielen Fällen können neuägyptische Wörter nicht mehr so gelesen werden wie mittelägyptische. Das gilt zumal für die Wortenden: Dort treten Phonogramme wie -w(...) auf, die für die Praxis keine erkennbare Funktion als Grapheme haben (nicht mehr als Schriftzeichen für Sprachzeichen eintreten), als Grapheme redundant sind, und bei denen Lesung und Wortbestimmung ignoriert werden können, zum Beispiel:
(...)
Auch bei Winkeln wird man bedingt in §98 2.2 jr(i) fündig:
Zitat:
(...) In zwei Belegen finden sich
(B/1.1.62, Z.5) bzw.
(B/6.2.2.6) in Wunschsätzen. (...) Auch außerhalb des Korpus belegt, z.B. In B/4.3.26 (p.50 | GG 6015|):
oder A/1.1.96, Nr.10,Z.61 = B/4.3.2 (p.431):
.
Auf die Belegstellen konkret habe ich aber leider keinen Zugriff.
Es könnte sich also auch um einen fehlerhaften NÄ-Einschub handeln, was es zum Subjunktiv oder Pefektiv machen würde. Aber alle drei Varianten würde nur bedingt dem Eintrag unter Wb 1, 111.9 (keine DZA-Belegzettel vorhanden) entsprechen, da es hier nur bedingt die Bedeutung "veranlassen dass..." zu haben scheint, in dem es beschreibt, dass Thot dem Verstorbenen so "dient", dass dieser eben zusammen mit Horus sein kann/konnte...
Ich persönlich halte es für unwahrscheinlich, dass man hier die Rednereinleitung vergessen hat, wenn man diese Varianten noch anführen kann. Wie gesagt versuche ich immer die Variante zu nehmen, die so wenig Eingriffe in den Text benötigen, wie möglich. Ein Wort wiegt da meiner Meinung nach schwerer, als eine Endung. Ansonsten kann man nur schwer andere Varianten identifizieren.
Ich bevorzuge daher je nach Kontextauffassung:
Sollte es sich beim vorherigen um einen Posterior handeln, dann:
s.mAa xrw-(W)sr(.w) r xft.(i)w=f xru-fi sw Ra(w) n DHw.t.i s.mAa xrw-(W)sr(.w) r xft.(i)w=f jr(i).w n=j DHw.t.i wn=j Hna Hr(.w) (m) hrw(w)-Hbs-tStS n wn TpH.(w)t n ja(i.t)-wrD-jb
„„Lass wahr sein, die Stimme des Osiris gegen seine Feinde!“, so sagt(e) er (es), RE zu Thot (der Verstorbene), der die Stimme des Osiris gegen seine Feinde wahr sein lässt! Thot (Die Identifikation mit ihm?) wird für mich handeln, auf/so dass ich zusammen mit Horus bin, am Tage des Bekleidens des Verstümmelten wegen des Öffnens der Höhlen, wegen des Waschens des Herzensmüden!“
Ansonsten wohl:
s.mAa xrw-(W)sr(.w) r xft.(i)w=f xru-fi sw Ra(w) n DHw.t.i s.mAa xrw-(W)sr(.w) r xft.(i)w=f jr(i){.w} n=j DHw.t.i wn=j Hna Hr(.w) (m) hrw(w)-Hbs-tStS n wn TpH.(w)t n ja(i.t)-wrD-jb
„„Lass wahr sein, die Stimme des Osiris gegen seine Feinde!“, so sagt(e) er (es), RE zu Thot (der Verstorbene), der die Stimme des Osiris gegen seine Feinde wahr sein lässt! Thot (Die Identifikation mit ihm?) hat für mich gehandelt, auf/so dass ich zusammen mit Horus war, am Tage des Bekleidens des Verstümmelten wegen des Öffnens der Höhlen, wegen des Waschens des Herzensmüden!“
das Problem an dieser Stelle ist, eine ansprechende deutsche Übersetzung für den Kausativ smAa-xrw zu finden. Meiner Meinung nach sind die vorgeschlagenen Übersetzungen aus dem Totenbuch online kein Passiv. Auch sehe ich keine Notwendigkeit für einen Imperativ. Meiner Meinung nach handelt es sich um einen einfachen Aussagesatz. Wörtlich bedeutet dieses Verb "die Stimme jemandes richtig machen = ihn obsiegen lassen im Gericht (auch mit r: gegen seine Feinde)" (Wb IV, 125.10). Das beruht auf mAa-xrw "die Stimme jemandes ist richtig, seine Aussage ist richtig befunden (vor Gericht) = er ist gerechtfertigt, er triumphiert" (Wb II, 15). Das hat zum Zusatz zum Namen mAa-xrw von Verstorbenen geführt: "gerechtfertigt, Gerechtfertigter" (Wb II, 17). Wörtlich lautet dieser Satz also - und ist damit aktivisch:
"Osiris macht die Stimme richtig gegen seine Feinde"
Hierbei ist zu beachten, dass mAa-xrw und dementsprechend smAa-xrw als Kompositum zu betrachten ist, denn sonst bekommen wir ein Problem mit der Satzstellung. Mit "Gericht" ist hier das Jenseitsgericht gemeint. Daher haben die Übersetzer von Totenbuch online die übertragene Bedeutung "gerechtfertigt" gewählt. Erik Hornung hat in seinem Buch Das Totenbuch der Ägypter, Zürich / München, 1979, S. 42 stattdessen die Bedeutung "triumphieren" angenommen.
Der zweite Teil ist ganz parallel zum ersten, das zeigen die meisten anderen Versionen; siehe die bereits zitierte Arbeit von Lüscher, S. 32 (Anhang 1). Dementsprechend ist zu erwarten: "so spricht er, (nämlich) NN (zu) Thoth". Im Totenbuch des Cha fehlt dieses "so spricht er". Auch fehlt in den meisten Versionen die Präposition n.
Wer oder was ist NN? Ich denke, jr.w.n=j ist eine sDm(w).n=f-Relativform, substantivisch gebraucht. Zur Schreibung mit w heißt es bei Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, 3. Aufl., 1957, § 387, 3: "The m. [masculine] ending -w is but rarely written", gibt aber ein Beispiel ausgerechnet für jrj an. Zur Verwendung als Substantiv, siehe § 381. Daher die Übersetzung: "der, den ich geschaffen habe".
Danach beginnt ein neuer Abschnitt mit drei Passagen, die jeweils mit "Ich war mit Horus" eingeleitet werden. Daher würde ich diesen Abschnitt nicht mit "so dass" an den vorhergehenden anschließen.
Am Ende dieser Passage heißt es nur wn statt n wn, siehe die Varianten bei Lüscher, S. 34 (Anhang 2). D.h. "wegen" entfällt.
Eine allgemeine Bemerkung zum Schluss: Der Schreiber, der das Totenbuch des Cha produziert hat, hat den Text nicht verfasst, sondern abgeschrieben, womöglich von einer hieratischen Vorlage. Da kann es zu Abschreibe- und Flüchtigkeitsfehlern kommen als auch zu Varianten, die auf Verständnisproblemen dieses Schreibers beruhen. Soll man als moderner Übersetzer versuchen, anhand der Varianten einen "Idealtext" zu rekonstruieren und zu übersetzen oder jede Version exakt nach der Vorlage übersetzen? Das erstere hat der bereits zitierte Hornung gemacht. Jedes Verfahren hat seine Vor- und Nachteile. Ich sehe aber, dass man ohne die Varianten manchmal "auf dem Schlauch steht".
...Meiner Meinung nach sind die vorgeschlagenen Übersetzungen aus dem Totenbuch online kein Passiv. Auch sehe ich keine Notwendigkeit für einen Imperativ. Meiner Meinung nach handelt es sich um einen einfachen Aussagesatz. Wörtlich bedeutet dieses Verb "die Stimme jemandes richtig machen = ihn obsiegen lassen im Gericht (auch mit r: gegen seine Feinde)" (Wb IV, 125.10). Das beruht auf mAa-xrw "die Stimme jemandes ist richtig, seine Aussage ist richtig befunden (vor Gericht) = er ist gerechtfertigt, er triumphiert" (Wb II, 15)....Wörtlich lautet dieser Satz also - und ist damit aktivisch:
"Osiris macht die Stimme richtig gegen seine Feinde"
Der Eintrag macht meiner Meinung nach klar, dass die aktivische Version "jemanden rechtfertigen" und nicht "gerechtfertigt sein" lautet. (Du zitierst es ja selbst.)
Der Ursprung darin liegt, dass xrw das Objekt von s.mAa "wahr sein lassen" ist. Der gerechtfertigte tritt also hierbei als direkter Genitiv hinter das Objekt. Fehlt allerdings ein rechtfertigendes Subjekt, so wird s.mAa im Passiven verwendet. Also hier ja dann s.mAa.w xrw-N.N. "Die Stimme des N.N. wurde wahr sein gelassen.".
Wörtliche Beispiele aus dem DZA:
DZA 29.197.120: s.mAa=k xrw=s r... "Mögest du ihre Stimme wahr sein lassen gegen..."
DZA 29.197.050: s.mAa(.w) xrw=k r... "Deine Stimme ist wahr sein gelassen worden, gegen..."
DZA 29.197.060: s.mAa(.w) xrw=k jn nTr.(w)...s.mAa(.w) xrw=k Hr jrr.t r=k "Deine Stimme ist durch die Götter wahr sein gelassen worden...Deine Stimme ist wahr sein gelassen worden über das/wegen dem, was gegen dich getan wird!"
...
DZA 29.197.160: jnk DHw.ti s.mAa xrw-(W)sr(.w) r... "Ich bin Thot, der die Stimme des Osiris wahr sein lassen hat!" (Der Text klingt verdächtig nach Tb 1.) usw.
"Osiris macht die Stimme richtig gegen seine Feinde" kann also wie meiner Meinung nach deutlich zu sehen ist nicht die Lösung sein, wenn man das Wort s.mAa im Aktiven verwenden will.
Das "Problem" hierbei zeigst du ja selber auf und:
Zitat:
Hierbei ist zu beachten, dass mAa-xrw und dementsprechend smAa-xrw als Kompositum zu betrachten ist, denn sonst bekommen wir ein Problem mit der Satzstellung.
Nimmt man kein Komposit an, benötigt man keine "Ausnahme", was ja eine "Wortverwachsung" wäre und man kann die ganz normale Satzstellung des ägyptischen annehmen. Mal davon abgesehen, dass im aktiven sich Osiris selber rechtfertigt, eine Aufgabe, die soweit ich weiß eigentlich Thot angedacht wird. Vielleicht auch Horus.
mAa xrw "gerechtfertigt sein; triumphieren" (Wb 2, 15.1-21)
Das Wort ist grammatisch wiederum das, welches als aktive Form verwendbar ist.
DZA 23.739.510: mAa xrw-(W)sr(.w)... "Die Stimme des Osiris...ist wahr!"
DZA 23.739.520: mAa xrw-(W)sr(.w)... "Die Stimme des Osiris...ist wahr!"
Am besten sieht man es aber wohl bei dem Kausativ.
DZA 29.197.080: D(i)=sn mAa xrw...N.N. mAa-xrw/<Di>=sn mAa xrw...N.N. "Sie Mögen veranlassen, dass die Stimme...des [Name], der wahr an Stimme ist wahr ist. Hier wird es hinter dem Namen sogar noch einmal wiederholt.
(Unter s.mAa xrw einsortiert.)
(Deinen Einwand kann ich also hier nicht nachvollziehen.)
---
Wenn ich die von Lüscher aufgeführten Stellen vergleiche:
CT: xr(u)-fi=k n DHw.ti "so sagst du zu Thot."
Th. III.: xr(u)-fi jr(i).w n=j DHw.ti "so sagt der, der mir gehandelt hat, Thot."
Nu: xr(u)-fi jr(i).w n=j DHw.ti "so sagt der, der mir gehandelt hat, Thot."
Cha: <xr(u)-fi> jr(i).w n=j DHw.ti "<so sagt der,> der mir gehandelt hat, Thot."
Tut I: {md(wi)}<xr(u)>-f(i) n=j jr(i).w DHw.ti "so sagt mir der, der Gehandelt hat, Thot." (Ich denke mal, dass Lüscher dann meint, der Satz käme doppelt?)
Tut IIa: {md(wi)}<xr(u)>-fi jr(i.w) n DHw.ti "so sagt der, der Gehandelt hat zu Thot." (Ich denke mal, dass Lüscher dann meint, der Satz käme doppelt?)
Tut IV: xr(u)-f(i)=j jr(i.w) DHw.ti "so sage ich der, der Gehandelt hat, Thot." (Ich denke mal, dass Lüscher dann meint, der Satz käme doppelt?)
Fällt mir auf, dass die Präposition eigentlich nicht fehlt:
Was jr(i).w.n=j angeht, so muss erwähnt werden, dass bei Gardiner, wenn ich es richtig verstehe steht, es sei eine Hypothese, die meines Wissens nicht belegt ist.
Zitat:
This relative form, like (on our hypothesis) the perfective relative the the semantic subject appears as a direct genitive, here it is mediated by means of th preposition n;...
Zu Deutsch:
Zitat:
Diese Relativform erscheint, wie (nach unserer Hypothese) der perfektive Relativsatz, beim semantischen Subjekt als direkter Genitiv, hier wird sie durch die Präposition n vermittelt;...
Wohl meint er die sDm.n=f-Relativform.
Wie Gardiner ja schreibt ist diese Endung ja auch, sollte es sie denn wirklich geben selten, also sollte es kein Wunder sein, dass man solche Beispiele nicht direkt findet. Das bedeutet jedoch auch, dass man diese nicht überall annehmen sollte. Es liegt meiner Meinung nach näher, dass n=j an diesen Stellen eher die Angabe "für mich" enthält, und damit wohl der Schöpfer gemeint ist und jr(i).w hier eben nicht mehr nur für Berufsbezeichnungen verwendet wird.
Ich denke also eher an Gardiner §359, der für das perfective participle eine Endung .w in solchen Fällen nahe legt.
Das gilt aber nicht für unseren text, wie ich in meinem Vorschlag ja ausgeführt habe.
Zitat:
Danach beginnt ein neuer Abschnitt mit drei Passagen, die jeweils mit "Ich war mit Horus" eingeleitet werden. Daher würde ich diesen Abschnitt nicht mit "so dass" an den vorhergehenden anschließen.
Siehe dazu die Antwort zu deinem letzten Absatz...
Zitat:
Am Ende dieser Passage heißt es nur wn statt n wn, siehe die Varianten bei Lüscher, S. 34 (Anhang 2). D.h. "wegen" entfällt.
Siehe dazu die Antwort zu deinem letzten Absatz...
Zitat:
Der Schreiber, der das Totenbuch des Cha produziert hat, hat den Text nicht verfasst, sondern abgeschrieben, womöglich von einer hieratischen Vorlage. Da kann es zu Abschreibe- und Flüchtigkeitsfehlern kommen als auch zu Varianten, die auf Verständnisproblemen dieses Schreibers beruhen.
Allerdings müssen die hieratischen Vorlagen auch regelmäßig abgeschrieben werden, da Papyrus auch irgendwann abgenutzt ist. Somit kann die Vorlage auch mit der Zeit sich verändern. Auch nutzt nicht jeder Totenbuchschreiber die selbe Schreibvorlage, was ebenfalls verschiedene "Varianten" verursacht...
Zitat:
Soll man als moderner Übersetzer versuchen, anhand der Varianten einen "Idealtext" zu rekonstruieren und zu übersetzen oder jede Version exakt nach der Vorlage übersetzen?
Daher muss ich meinen Ansichten nach diese Frage so beantworten:
Die Texte sind meiner Meinung nach so lange so zu übersetzen, wie sie auf den Textzeugen stehen, so lange eben diese einen in sich schlüssigen Sinn ergeben. Wenn da was komplett Abstruses steht, greife ich ja auch in den Text ein. Ansonsten stellt man meiner Meinung nach die Behauptung des großen Idealtextes auf, den jeder Schreiber im Kopf haben muss, Wort für Wort. Diesen zu bestätigen und zu suchen stell ich mir als eine Aufgabe vor, die denen des Herkules gleicht. Natürlich gibt es einen Idealtext, aber wahrscheinlich nicht Wort für Wort genau. Und wenn, ist dieser wohl schwer nachweisbar.
Das ist aber meine Meinung und ich will das nicht als Fakt darstellen, weil ich hier mit eigenen Denkfehlern rechne. Das ist mehr eine Erklärung, weshalb ich so ein großes Problem damit habe.
Zitat:
Ich sehe aber, dass man ohne die Varianten manchmal "auf dem Schlauch steht".
Das ist auch so. Besonders schlimm finde ich den Totenbuchspruch, um von Thot Tinte zu erbitten im Grab der Nefertari am Ende. Da kann ich mich noch an abenteuerliche Schreibungen erinnern. An solchen Stellen sind Parallelsetzungen absolut legitim.
s.StA.w r‘ n(.i) StA.{y}w m r‘-sTA.w m wn=j¹ Hna Hr(.w) nD.tw qaH pwy n(.i) jAb.i n(.i) (W)sr(.w) jm(.i)2 (s)xm
„Die Öffnung des Geheimnisses ist geheim gemacht worden, in Rosetau, während ich zusammen mit Horus war, wobei jene Schulter der Linken des Osiris, die im Heiligtum ist geschützt wird.“
1: neutrale Nominalform. oder Infinitiv mit Ausnahme m-Präposition und Ausnahme Subjektssuffix. Wohl daher ersteres.
2. Dass das Adjektiv von "Schulter" hinter dem indirekten Genitiv steht, liegt wohl daran, dass es sonst die Bedeutung einschränken würde. "Jene Schulter, die im Heiligtum der Linken des Osiris ist."...
Abweichung:
TLA: Zitat:
am Tag des Bekleidens [..], des Öffnens der Höhlen, des Waschens des "Herzensmüden", des Verbergens des Eingangs der "Geheimnisse" in Rasetjau. Ich befand mich bei Horus, als man jene linke Schulter des Osiris schützte, die in Letopolis ist.
Totenbuch online:
Zitat:
des Verbergens des Eingangs der "Geheimnisse" in Rasetjau. Ich befand mich bei Horus, als man jene linke Schulter des Osiris schützte, die in Letopolis ist.
– TM 134299, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
des Verbergens des Eingangs der "Geheimnisse" in Rasetjau. Ich befand mich bei Horus beim Beschützen jener Schulter des Osiris, die in Letopolis ist.
- TM 134265, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
des Verbergens des Eingangs der "Geheimnisse" in Rasetjau. Ich befand mich bei Horus beim Schützen jener linken Schulter des Osiris, die in Letopolis ist.
- TM 134267, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
und das Verborgene in Rasetjau zu verbergen. Ich befand mich bei Horus beim Schützen jener linken Schulter des Osiris, die in Letopolis ist.
- TM 57201, Ptolemäisch, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
und Verbergens der Verborgenen (Geheimnisse) in Rasetjau. Ich befand mich zusammen mit Horus als Schützer jener Schulter des linken Arms des Osiris, der in Letopolis ist.
- TM 134515, 3. Zwischenzeit, übersetzt von: B. Backes
Die Ausschreibung der Endung des sDm.w-Passivs stellt meiner Meinung nach die Lesung als solchen außer Frage. Dadurch, dass beide normalerweise getrennten Sätze mit einer m-Präposition verbunden sind, brauchen wir darüber wohl auch nicht diskutieren, genauso die passive Formulierung im Bezug des Schutzes. Interessant wird aber, wenn man sich fragt, ob es nun jetzt „Letopolis“ oder „Heiligtum“ heißt.
1. sxm „Heiligtum“ (Wb 3, 468.8-13) Zitat:
belegt seit 19. Dyn. Als jüngere Schr. Von xm „Heiligtum“ (mit
für altes
) Vereinzelt schon D.19 sxm gelesen (vgl. die Schreibung mit
)
Dass die ersten beiden Zeichen vertauscht wurden, habe ich mir als versehentliche Vertauschung erklärt, da
ja an der Stelle stand, also habe ich nach dem Vergleich mal nachgesehen, was man bei „Letopolis“ findet.
2. xm „Letopolis“ (Wb 3, 280.15; GDG IV, 175; LÄ III, 1009 f.) Zitat:
belegt seit Pyr. Name der Stadt Letopolis im Delta
Die Schreibung hier würde natürlich besser passen, aber sieht man sich das Wort auf derselben Seite an, wird es dann nicht mehr so eindeutig.
aufgefasst ist und spät zu einem besonderen Wort sxm geführt hat n
Det.
Das Wort, aus dem das unter 1. entstanden ist, wird also laut dem Wb so geschrieben, wie wir es aus unserem Text kennen. Allerdings bringt uns 3. auch nicht viel, denn wenn man im DZA die Schreibungen der Stadt abgeht, so finden sich dort auch Schreibungen, die entweder die Klassifikatoren von 1. und 3. haben, also wie „Heiligtum“ geschrieben wird oder sogar
zusätzlich zu den Klassifikatoren von 1. und 3. besitzen.
DZA 27.849.680:
(2x) (Totenbuch)
DZA 27.849.690:
(Totenbuch)
DZA 27.849.710:
(Theben: Grab des nb-wnn)
DZA 27.849.740:
(Totenbuch)
Natürlich habe ich jetzt erstmal die Übersetzung des DZA genommen, ich kann ja nicht noch 4 Texte übersetzen, um diesen einen Text hier zu übersetzen. Es hängt also auch vom Verständnis des Übersetzers ab.
Es ist aber wohl offensichtlich, dass zu der Zeit zwischen beiden Wörtern schriftlich nicht unbedingt Unterschiede gemacht wurden und „Letopolis“ vielleicht sogar mit „Heiligtum“ gleichgesetzt wurde bzw. das zu dieser Zeit die Übersetzung des Stadtnamens ist. Daher habe ich das s von sxm in Klammern gesetzt. Ich persönlich würde beide Übersetzungsmöglichkeiten "zulassen".
Hier die Beispiele für diesen Satz (nach der bereits zitierten Schrift: Lüscher, S. 36-37):
1. Beispiel
m wn=j Hna @r "Ich war mit Horus"
m ist nur in dem Totenbuch des Cha; alle anderen Parallelen sind ohne diese Präposition. Daher würde ich das m ignorieren.
2. Beispiel
Parallelen haben m nD oder m nD.tj "als Beistand / Schützer", so dass man nD.tw nur als Variante dieses Wortes anzusehen hat und nicht als Passiv.
3. Beispiel
#m "Letopolis"
Etliche - aber nicht alle - Parallelen haben das Stadtzeichen als Determinativ, z.T. sogar zusammen mit dem Hauszeichen.
Das Ganze also:
"Ich war (zusammen) mit Horus, dem Schützer jener Schulter der linken Seite des Osiris, die in Letopolis ist."
Dieser Satz spielt auf die Zerstückelung des Osiris an, dessen Körperteile auf verschiedene Orte in Ägypten verteilt waren.
Man kann auch versuchen, jede Totenbuch-Version für sich zu übersetzen. Aber, wie ich schon mal schrieb, können die Variationen Abschreibefehler oder Verständnisunterschiede der damaligen Schreiber sein. Vielleicht wurde gelegentlich die (möglicherweise) hieratische Vorlage falsch in Hieroglyphen umgesetzt.
ich sehe an Deinen Übersetzungen immer mehr, dass man doch die Parallelen heranziehen muss, um zu einer nachvollziehbaren Übersetzung zu kommen...Man kann auch versuchen, jede Totenbuch-Version für sich zu übersetzen. Aber, wie ich schon mal schrieb, können die Variationen Abschreibefehler oder Verständnisunterschiede der damaligen Schreiber sein. Vielleicht wurde gelegentlich die (möglicherweise) hieratische Vorlage falsch in Hieroglyphen umgesetzt.
Die beiden Stellen versteh ich nicht so ganz. Auf der einen Seite scheinst du meine Übersetzung nicht nachvollziehen zu können, aber dann wieder doch!?
Ansonsten muss ich mich ebenfalls wiederholen:
Zitat:
Allerdings müssen die hieratischen Vorlagen auch regelmäßig abgeschrieben werden, da Papyrus auch irgendwann abgenutzt ist. Somit kann die Vorlage auch mit der Zeit sich verändern. Auch nutzt nicht jeder Totenbuchschreiber die selbe Schreibvorlage, was ebenfalls verschiedene "Varianten" verursacht...
So verändert sich der Text ja auch zwangläufig in der Formulierung. Auch kann es sich um ein einzigartiges Missverständnis handeln, dass der Schreiber ja aber zu dem Zeitpunkt so verstanden hat. Das kam ihm plausibel vor, also hat er es so aufgeschrieben... Mir ist die Formulierung wichtiger, als der Sinn des Texts, sofern es nicht eine grobe Übersetzung ist. Ich hoffe, man versteht, was ich damit sagen möchte.
Deswegen ja:
Zitat:
Die Texte sind meiner Meinung nach so lange so zu übersetzen, wie sie auf den Textzeugen stehen, so lange eben diese einen in sich schlüssigen Sinn ergeben. Wenn da was komplett Abstruses steht, greife ich ja auch in den Text ein. Ansonsten stellt man meiner Meinung nach die Behauptung des großen Idealtextes auf, den jeder Schreiber im Kopf haben muss, Wort für Wort. Diesen zu bestätigen und zu suchen stell ich mir als eine Aufgabe vor, die denen des Herkules gleicht. Natürlich gibt es einen Idealtext, aber wahrscheinlich nicht Wort für Wort genau. Und wenn, ist dieser wohl schwer nachweisbar.
Das ist aber meine Meinung und ich will das nicht als Fakt darstellen, weil ich hier mit eigenen Denkfehlern rechne. Das ist mehr eine Erklärung, weshalb ich so ein großes Problem damit habe.
- Thoth 31.01.2025 um 17:46:25
Ich denke eher, dass es dabei den Schreibern um den Inhalt und nicht um die exakte Formulierung geht.
Aus dem Grund kann ich deinen Einwand bei Beispiel 1 auch nicht annehmen.
Zitat:
2. Beispiel
Parallelen haben m nD oder m nD.tj "als Beistand / Schützer", so dass man nD.tw nur als Variante dieses Wortes anzusehen hat und nicht als Passiv.
Wenn ich die Parallelen abgehe, dann lese ich:
CT: ...wn=j Hna Hr(.w) (m) hrw(w)-nD xr.t (n.it) qaH <jAb.i> n(.i) (W)sr(.w)... "...Ich war zusammen mit Horus, (am) Tage des Schützens der Angelegenheit der linken(?) Schulter des Osiris..."
Th. III.: ...wn=j Hna Hr(.w) m nD.tw qaH pwy n(.i) (W)sr(.w)... "...Ich war zusammen mit Horus, während dass die Schulter des Osiris gechützt wurde..."
Maih: ...wn=j Hna Hr(.w) Hr nD qaH pwy jAb(.i) n(.i) (W)sr(.w)... "...Ich war zusammen mit Horus, beim Schützen jener linken Schulter des Osiris..."
Nu.: ...wn=j Hna Hr(.w) m nD.tw qaH pwy jAb.i n(.i) (W)sr(.w)... "...Ich war zusammen mit Horus, während dass1 jene linke Schulter des Osiris geschützt wurde..."
1: Also eine nominale Verbalform mit dem 2Rad-Verb "nD"...
Juja: ...wn=j Hna Hr(.w) m nD n(.i) qaH pwy jAb.i n(.i) (W)sr(.w)... "...Ich war zusammen mit Horus, als Schützer jener linken Schulter des Osiris..."
Unseren Text überspring ich mal.
Tut. I: ...wn=j Hna Hr(.w) m nD.tw qaH pwy jAb.i n(.i) (W)sr(.w)... "...Ich war zusammen mit Horus, während dass jene linke Schulter des osiris geschützt wurde..."
Tut. IIa.: ...wn=j Hna Hr(.w) (m) hr(ww)-nD{.tw} qaH pwy jAb.i n(.i) (W)sr(.w)... "...Ich war zusammen mit Horus, am Tage des Schützens jener linken Schulter des Osiris ..."
Tut. IV.: ...wn=j Hna Hr(.w) m nD.tw qaH pwy jAb.i n(.i) (W)sr(.w)... "...Ich war zusammen mit Horus, während dass jene linke Schulter des Osiris geschützt wurde..."
Text zu zerstört zum Übersetzen. Eine Rekonstruktion trägt nicht dazu bei, was ich aufzeigen will, also lass ich es.
Ani.: ...wn=j Hna Hr(.w) m nD (n.i) qaH pwy jAb.i n(.i) (W)sr(.w)... "...Ich war zusammen mit Horus, als Schützer jener linken Schulter des Osiris..."
Hun.: ...wnn=j Hna Hr(.w) m nD.ti (n.i)1 qaH pw<y> wnm.i n(.i) (W)sr(.w)... "...Ich werde (wieder) zusammen mit Horus sein, als Schützer jener rechten Schulter des Osiris..."
1: didaktische Ergänzung, die aber wegfällt, wenn man darin ein partizip sieht.
TT. 218: ...wnn(=j) Hna Hr(.w) m nD.ti (n.i) qaH pwy1 jAb.i n(.i) (W)sr(.w)... "...(Ich) werde (wieder) zusammen mit Horus sein, als Schützer jener linken Schulter des Osiris..."
1:
ist hier falsch gesetzt, sofern "die Schulter" kein eigenständiges Wesen wie das Horusauge ist. Selbst dann hätte ich einen Gottesklassifikator erwartet.
TT. 1:...wnn(=j) Hna Hr(.w) nD{.ti}1=j qaH pwy jAb.i n(.i) (W)sr(.w)... "...(Ich) werde (wieder) zusammen mit Horus sein, wobei ich jene linke Schulter des Osiris schütze..."
1. Laut TLA wohl eine Variante von nD. Kommt aber drauf an. Ich hab es hier nur als "Fehler" markiert, um das aufzuzeigen. Das kann dennoch auch ohne {} transkribiert werden.
Pasch.: ...wnn(=j) Hna Hr(.w) m nD.ti (n.i) qaH pwy jAb(.i) n(.i) (W)sr(.w)... "...(Ich) werde (wieder) zusammen mit Horus sein, als Schützer jener linken Schulter des Osiris..."
Chons: ...wnn(=j) Hna Hr(.w) m nD.ti (n.i) qaH pwy jAb.i n(.i) (W)sr(.w)... "...(Ich) werde (wieder) zusammen mit Horus sein, als Schützer jener linken Schulter des Osiris..."
Os.: ...wnn=j <H>na Hr(.w) m nD (n.i) qaH pwy jAb.i n(.i) (W)sr(.w)... "...Ich werde (wieder) zusammen mit Horus sein, als Schützer jener linken Schulter des Osiris..."
Was ich damit sagen will: Die Texte dieses Spruchs geben alle mehr oder weniger das Selbe wieder, aber eben nicht in gleicher Formulierung. Hierbei ist also wichtig, was gemeint ist und nicht, dass es genau den gleichen Wortlaut hat, was es vollkommen unnötig macht, mit Gewalt Schreibungen den - meiner Meinung nach - eigenen Vorlieben zu unterwerfen.
Und noch einmal zu ...m wn=j Hna...: Bei Maih. kommt auch als einziges Mal ...Hr nD... vor. Das steht da nunmal, aber das gibt aus meiner Sicht keinem das Recht, weil sonst andere Formulierungen üblich sind, da einzugreifen. Da fürchte ich, kommen wir nicht auf einen Nenner.
Zitat:
3. Beispiel
xm "Letopolis"
Etliche - aber nicht alle - Parallelen haben das Stadtzeichen als Determinativ, z.T. sogar zusammen mit dem Hauszeichen.
Das hab ich doch geschrieben.
Und daher habe ich ja auch geschrieben:
Zitat:
Es ist aber wohl offensichtlich, dass zu der Zeit zwischen beiden Wörtern schriftlich nicht unbedingt Unterschiede gemacht wurden und „Letopolis“ vielleicht sogar mit „Heiligtum“ gleichgesetzt wurde bzw. das zu dieser Zeit die Übersetzung des Stadtnamens ist. Daher habe ich das s von sxm in Klammern gesetzt. Ich persönlich würde beide Übersetzungsmöglichkeiten "zulassen".
- Thoth 22.02.2025 um 09:38:50
DZA 27.846.370 gibt zum Beispiel Schreibungen von "Heiligtum" an, die auch mit
geschrieben werden. An einigen steht sogar noch dran, dass die Stadt (also wohl Letopolis) gemeint ist. Deshalb denke ich, dass die Stadt übersetzt "Heiligtum" heißt oder so verstanden wurde. Aber ich stimme dir zu, dass es wohl Letopolis sein soll. Aber um das final zu klären, muss ich wohl mehr Totenbuchsprüche durchforsten, um mehr Erfahrungen zu sammeln.
Zitat:
Dieser Satz spielt auf die Zerstückelung des Osiris an, dessen Körperteile auf verschiedene Orte in Ägypten verteilt waren.
Daran habe ich sofort gedacht, als ich "Letopolis" gelesen habe. Davor war's generell nur die Zerstückelung.
pr(i)=j aq(=j) m wnm.yt (m) hrw(w)-dr-sbj.w m (s)xm wn=j Hna Hr(.w) (m) hrw(w)-jr(i).t-H(A)b.w n(.iw) (W)sr(.w) n jr(i).t aAb.t n Ra(w) m sn.wt Dnj.t m jwn.w
„Ich möge/will/werde herauskommen und eintreten, als/im Verzehrendes/-n (Feuer), am Tage des Vertreibens der Rebellen im Heiligtum (= Letopolis), so dass ich mit Horus zusammen bin, (am) Tage des Machens/Abhaltens der Feste des Osiris (und) wegen des / für das Machen(s) einer Spende für RE am (Fest) des sechsten Tages des Mondmonats und am (Fest) des 1. Und 3. Mondviertels, in Iunu.“
Abweichung: TLA:
Zitat:
Aus dem verzehrenden Feuer gehe ich aus und ein am Tag des Vertreibens der Rebellen aus Letopolis. Ich befand mich bei Horus am Tag des Durchführens der Feste des Osiris, des Vollziehens der Opferspende für Re am sechsten und siebten Mondmonatstag in Heliopolis.
Totenbuch online:
Zitat:
Aus dem verzehrenden Feuer gehe ich aus und ein am Tag des Vertreibens der Rebellen aus Letopolis. Ich kenne mich bei Horus am Tag des Durchführens der Feste des Osiris, des Vollziehens der Opferspende für Re am sechsten und siebten Mondmonatstag in Heliopolis.
– TM 134299, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Aus dem verzehrenden Feuer gehe ich aus und ein am Tag des Vertreibens der Rebellen aus Letopolis. Ich spüre mich bei Horus am Tag des Durchführens der Feste des Osiris, des Vollziehens einer Opferspende für Re am sechsten und siebten Mondmonatstag in Heliopolis.
- TM 134265, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Aus dem verzehrenden Feuer gehe ich ein und aus am Tag des Vertreibens der Rebellen aus Letopolis. Ich kenne mich bei Horus beim Durchführen der Festriten für Osiris angelegentlich des Vollziehens der Spende für Re am sechsten und siebten Mondmonatstag in Heliopolis.
- TM 134267, Neues Reich, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Ich gehe aus und ein in der Flammeninsel (Schreibung: „Flammenstätte“). Vertrieben sind die Rebellen - Variante: das Unwetter - aus Letopolis. Ich erkenne mich bei Horus am Tag des Festes des Osiris-Wennefer, gerechtfertigt, und der Ausführung der Opferspende für Re, am sechsten Monatstag und dem Mondviertelfest in Heliopolis.
- TM 57201, Ptolemäisch, übersetzt von: B. Backes
Zitat:
Ich gehe im verzehrenden Feuer aus und ein am Tag des Vertreibens der Rebellen aus Letopolis. Ich erkenne mich zusammen mit Horus am Tag, da die Feste des Osiris-Wennefer ausgeführt werden und die Opferspende für Re ausgeführt wird, am Tag des 6. Monatstags und am Monatsviertelfest in Heliopolis.
- TM 134515, 3. Zwischenzeit, übersetzt von: B. Backes
Hier kann man nicht wirklich sagen, was wahrscheinlicher ist, wenn man mich fragt, da es vom angenommenen Kontext abhängig ist. Ich gehe zum Beispiel davon aus, dass "aus und eingegangen wird" als Flamme und die beiden Netzseiten in der Flamme. Ich bin davon ausgegangen, die Verzehrende Flamme soll die Rebellen verbrennen, die anderen beiden wahrscheinlich, dass der Verstorbene unerbittlich gegen die Rebellen vorgeht und die Formulierung also eine (andere?) Metapher ist. Die Variante mit der Flammeninsel/-stätte scheint ja auch eben das zu sein, eine Variante, wenn sie nur einmal vorkommt.
Allerdings kann ich die Formulierung einer Emphatischen Konstruktion nicht verstehen. Zumindest hier. Aber das TLA geht ja von einer Auslassung des zweiten r aus, warum auch immer. Gibt es da vielleicht Varianten mit Reduplikation? Und ja, natürlich kann das vergessen werden und wird später nicht mehr konsequent geschrieben oder anders gehandhabt, aber ich gehe gern vom „Normalfall“ aus, so lange ich keine Signale für eine Ausnahme sehe. Sonst könnten wir das nämlich hier bei fast allen Sätzen annehmen. Die Zeitlage ist hier Kontextabhängig, was es schwer macht, die eine Übersetzung gegenüber der anderen zu verwerfen, wenn man den Text an mehreren Stellen unterschiedlich versteht. Hier erwarte ich also von E.K. bis Perfektiv alle möglichen Vorschläge. Ein Subjunktiv schien mir aufgrund der sprachlichen Seltenheit des Perfektiv als wahrscheinlicher. Sollte es aber ein Perfektiv sein, ist es wohl ein performativer Sprechakt mit einem Perfektiv. (also "Mit dem Abschluss des Sprechens ist das Gesagte Fakt.")
Auch habe ich wieder wn als Subjunktiv aufgefasst, weil das Ganze m.M.n. als Beteuerung der Redlichkeit zu verstehen ist, der Verstorbene hat dann also bereits früher gute Dinge getan, die ihm den Zutritt zu den Festen an der Seite von Horus ermöglicht haben. Insgesamt ist es ja dann aber im Falle eines Subjunktivs ein Versprechen, dass den Grund der versprochenen Handlung enthält.
jnk wab m Dd.w s.qA(A).y jm(.i)-qAA(.i) „Ich bin der Reine in Djedu, der auszeichnet (lit. hoch macht), den, der in dem Hügel ist.“
Abweichung: Nicht gravierend genug. Ich habe wab halt übersetzt, aber es wird sich in der Tat wohl um den Wab-Priester handeln, der ja „der Reine“ eigentlich bedeutet, wenn man den nächsten Satz dazu in Beziehung setzt.