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   Handel zwischen Ägypten und griechenland? (3)
  Autor/in  Thema: Handel zwischen Ägypten und griechenland?
Sat-Hathor  
Gast

  
Handel zwischen Ägypten und griechenland? 
« Datum: 22.10.2004 um 20:39:28 »     

Gab es engeren Kontakt -Handel- zwischen den beiden Hochkulturen Ägypten und Griechenland?
Eure Sat-Hathor
Iufaa  maennlich
Moderator



Re: Handel zwischen Ägypten und griechenland? 
« Antwort #1, Datum: 22.10.2004 um 20:53:14 »   

Hi,

eine Antwort hängt zuerst mal davon ab, was Du als Griechenland definierst.
Kontakte zum "griechischen" oder besser zum mykenischen Raum gab es schon frühzeitig. So fanden sich z.B. in Avaris, der Hauptstadt der Hyksos, Wandreliefs in den Palästen, die mykenische Stierspringer zeigen (die Künstler dürften wohl aus Kreta importiert worden sein).
Im Grabe des Senenmut (Anfang 18. Dyn.) sind Tributbringer aus Kreta dargestellt.
Man findet also mind. ab dieser Zeit Belege für Kontakte mit dem ägäischen Raum.

Iufaa
« Letzte Änderung: 22.10.2004 um 21:02:07 von Iufaa »
> Antwort auf Beitrag vom: 22.10.2004 um 20:39:28  Gehe zu Beitrag
Gast_A.  maennlich
Member



Re: Handel zwischen Ägypten und griechenland? 
« Antwort #2, Datum: 30.10.2004 um 19:57:32 »   

Hallo Sat-Hathor,

die Beziehungen zwischen dem minoischen Kreta bzw. dem später mykenischen Festland haben nicht nur Spuren in Ägypten hinterlassen (etwa die bekannten Darstellungen von Kretern/Mykenern in den thebanischen Gräbern des Mencheperraseneb oder des Qenamun). Sie waren aber nicht nur auf einen materiellen Austausch beschränkt, sondern können auch bei einzelnen Individuen nachgewiesen werden: Aus Knossos der Phase Spätminoisch III-A1 (um 1400 v.Chr.) etwa ist das Fresko mit dem sogenannten „Captain of the Blacks“ bekannt. Hier ist eine wohl nubische Miliz (die Figuren sind mit schwarzer Hautfarbe definitiv nicht minoischen Ursprunges) beim Lauf abgebildet (vgl. A. Evans, The Palace of Minos at Knossos II, 1928, col. pl. 13). Der Anführer der Truppe ist ein minoischer Offizier mit Hörnerhelm und Wurflanze. Ähnliche Figuren sind auch aus Pylos bekannt, wo die Figuren Nemes-ähnliche Kopftücher tragen (anders als die minoischen Figuren vgl. P.W. Haider, Menschenhandel zwischen dem ägyptischen Hof und  der minoisch-mykenischen Welt, in: ÄL VI, Wien 1996, S. 140 Abb. 2). Nubische Personen dürften nun mit sehr großer Wahrscheinlichkeit über Ägypten und wohl unter staatlicher Kontrolle in die Ägäis „eingeführt“ worden sein.
Aus beiden Orten (Knossos und Pylos) kennen wir aus Linear B Texten auch Personen, die den eigenartigen Namen a3-ku-pi-ti-jo tragen (J. Chadwick, Linear B (4. Aufl.), London 2001, S. 27). Wenn man berücksichtigt, dass das Zeichen a3 als aj ausgesprochen wurde und die Linea-B Schrift keine reinen Konsonantzeichen kennt, sondern nur Silben und die spätere Nominalendung auf –s noch nicht auftrat kann daraus schnell und einfach ein „aj-ku-p-t-jo(s)“ – „Aigyptio(s)“ machen, was genau der späteren griechischen Form dieses Namens entspricht. Hier dürften also Händer/Personen einfach mit ihrem Herkunftsort identifiziert worden sein, wie es auch in Ägypten typische war ( etwa „die (Frau) aus Byblos“ / „der (Mann) aus Arzawa“; hier eben: „der (Mann) aus Ägypten“ bzw. einfach „der Ägypter“). Auf ägyptische Seite kennen wir aus einer Verwaltungsakte (Ostrakon BM 5647) der frühen 18. Dynastie einen Mann namens „pA kftjw“ „Der Kreter“. In Ägypten waren v.a. kretische Zimmerleute begehrt denn die kftjw-Schiffe bildeten einen wichtigen Part der ägyptischen Kriegsmarine und werden in einigen Quellen erwähnt (zB. Werft-Tagebuch Thutmosi’ III.).
Da der Personenaustausch mit syrisch-palästinischen Herrscherhäusern gut dokumentiert ist (Niqmadu bittet etwa Amenophis III. oder Echnaton um einen „Arzt vom Palast“ – also einen königlichen Leibarzt; Hattusili III. verlangt von Ramses II. einen „Beschwörungspriester und Arzt“) fällt es leicht, einen solchen auch für Kreta bzw. die Peloponnes anzunehmen. Der Austausch von „Dolmetschern“ war alltägliches procedere zwischen den Königen. Da selbst das eigentlich wenig einflußreiche Alasija (Zypern) vom Pharao einen „Adlerbeschwörer“ (?) verlangte, dürfte wohl das bedeutendere Kreta zahlreiche Repräsentanten am minoischen bzw. mykenischen Hof aufgewiesen haben. Das bekannte „ägyptische Zimmer“ aus Knossos wird von einigen Forschern daher auch nicht als Geschenk für den mykenischen Herrscher gewertet, sondern als Mitgabe für einen einflußreichen ägyptischen Beamten – wohl einem „Botschafter“ im Ausland.
Wenn man bedenkt, dass allein EINE Hochzeit Amenophis’ III. mit einer Mitanni-Prinzessin über 400 Höflinge mit nach Ägypten brachte, kann man sich vorstellen welches babylonische Sprachengewirr am Palast der damaligen Herrscher geherrscht haben mag...
Auf jeden Fall waren auf allem Seiten starke Bewegungen in Sachen „Menschen“ und „Handelsware“ gegeben.

Gruß A.
> Antwort auf Beitrag vom: 22.10.2004 um 20:39:28  Gehe zu Beitrag
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