Du hast das Teil richtig identifiziert. Es stammt aus Medamud und befindet sich nun im Louvre mit der Inventar-Nr. E 13983.
1, Unter der Flügelsonne
Genau genommen neben der Flügelsonne:
Bhd.tj "der von Edfu" (Wb I, 470.9) als Bezeichnung eines Flügels.
Zitat:Beischriften benennen jeden der beiden Flügel (...) mit dem Ortsnamen bHd.t und setzen damit beide in direkte Beziehung zu den beiden Landeshälften und zu Horus, dem Herren von Behedet. Zum Horusaspekt tritt durch die Sonnenscheibe eine solare Komponente (...), und das Uräenpaar nimmt, auf den König bezogen, den Dualismus der Landeshälften wieder auf. (LÄ II, 277-279, Stichwort: "Flügelsonne") |
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Die Zeile darunter bezieht sich schon auf den König.
2.-3. Über und hinter der Gottheit (links)
Die Inschrift besteht aus zwei Teilen: (1) dem Namen des Gottes mit Beiworten; und (2) einer Aussage des Gottes
Zu (1)
MnTw nb WAs.t "Month, Herr des thebanischen Gaues"
dj=f anx nb Dd wAs nb snb nb mj Ra D.t "er möge geben alles Leben, alle Dauer, alles Glück (und) alle Gesundheit wie Re ewiglich"
Das Suffix
=f ist aus graphischen Gründen etwas verschoben worden. Außerdem bezieht sich das
nb auf jedes Substantiv. Dieser Wunsch wird mal ausführlicher, mal knapper formuliert; wahrscheinlich spielt der verfügbare Platz dabei die Hauptrolle. Der Wunschsatz ergibt sich aus dem Kontext.
Diesem Wunsch wird mit Months Worten entsprochen:
dj.n(=j) n=k anx wAs nb "ich gebe dir alles Leben (und) alles Glück"
!. Person Singular wird auf Tempelwänden und in Königsgräbern oft weggelassen und muss ergänzt werden.
4. Vor der Gottheit (links)
Auch diese Worte sind eine Erfüllung des geäußerten Wunsches. Zu Deiner Übersetzung gibt es nichts anzumerken.
5. Hinter dem Pharao
Dies ist die sog. "Schutzformel", die es in etlichen Varianten gibt. Auch wenn Zeichen umgestellt sind, muss es heißen:
sA anx nb HA=f "Aller Schutz (und) alles Leben um ihn herum"
wie es bei Hannig richtig zitiert ist. Laut Wb III, 9.16 ist das
nb wohl nur aus graphischen Gründen umgestellt. Die restliche Aussage hast Du schon übersetzt; bei
mj Ra ist der Gottesname aus Ehrfurcht vorangestellt.
6. Vor dem Pharao
steht der Szenentitel; er beschreibt das, was auch dargestellt ist: Der Pharao hat ein Weißbrot in der Hand und reicht es dem Gott.
7.-8. Über und hinter der Gottheit (rechts)
Die Inschrift ist exakt die gleiche wie auf der linken Seite.
9. Vor der Gottheit (rechts)
Dd mdw dj.n(=j) n=k anx was nb Dd.t nb mj Ra "Worte zu sprechen: Ich gebe dir alles Leben, alles Glück (und) alle Dauer wie Re"
Die ausführliche Liste dessen, was ein Gott geben kann, ist aufgeteilt: links "Gesundheit" und "Freude", rechts "Leben", "Glück" und "Dauer". Hier sieht man auch, dass die Schreibung
Dd eine Abkürzung für das ausführlichere
Dd.t ist (siehe Wb V, 630). Genau genommen, müsste man ein
.t ergänzen, wenn es nicht geschrieben ist. Für ein
D.t "ewiglich" am Schluss war kein Platz mehr da. Aber auch so wirkt die Formel!
10. Hinter dem Pharao (rechts)
wn=f xnt (xnt.j) kA.w anx.w nb(.w) D.t "er möge sein an der Spitze der Kas aller Lebenden ewiglich"
wn=f betont weniger den Aspekt der Dauer als
wnn=f (Gardiner,
Egyptian Grammar, § 107).
xnt kA.w anx.w nb(.w) "an der Spitze der Kas aller Lebenden" (Wb V, 90.8)
11. Vor dem Pharao (rechts)
dj.t Sa.t "Brot / Kuchen darbringen"
Hier sieht man an dem
.t, dass es sich um einen Infinitiv handelt, wie es bei Szenentiteln üblich ist.
Zum PS: Es wird gelegentlich darauf hingewiesen, dass der Pharao in verschiedenen Lebensaltern dargestellt sei. Gerade von Sesostris III. haben wir auch Skulpturen, die ihn als gealterten Herrscher zeigen. Das scheint jedoch überinterpretiert zu sein. So schreibt ein kürzlich erschienener Katalog über das Mittlere Reich (Adela Oppenheim et al.,
Ancient Egypt Transformed, New York, 2015, S. 27):
Zitat:Large temple and tomb walls were certainly carved by several artists, who probably worked simultaneously on different sections. For example, in certain symmetrical representations on door lintels in which the king presents offerings to or is approached by deities, varied faces represent the same ruler. While these are sometimes explained as depicting him at different ages, they are more apt to be the work of more than one sculptor. Even single figures could be the work of two artists. |
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