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Thema: Wer sind die "muu" |
naunakhte ![weiblich weiblich](../../YaBBImages/weiblich.gif) Moderatorin
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« Datum: 02.11.2003 um 13:07:37 » |
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In den Gräbern von Elkab (Paheri und Reneni) findet sich jeweils eine Szene für die ich eine Erklärung suche. Die anhängende Zeichnung stammt aus dem Grab des Paheri (Westwand, nördliches Ende). Es handelt sich um eine Darstellung aus dem Begräbnisritual. In der Szene davor preist und opfert der Grabherr Osiris Chontamenti. Was sind das für zwei Personen? In der Publikation des Grabes (von Tayler / Griffith 1894) werden sie als "Buffons" bezeichnet. Sie verweisen auf das Grab des Rechmire, wo diese Figuren ebenfalls dargestellt sind und die Bezeichnung muutragen. Vielen Dank naunakhte
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waset Gast
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« Antwort #1, Datum: 02.11.2003 um 14:54:55 » |
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hi, nauna Hannig nennt sie die Muu-Tänzer im alten butischen Ritual Seite 330b Budge nennt sie jester, buffoon, also Hofnarr oder Possenreißer An Eg. Hieroglyphic Dict. Vol 1 S. 294b und Gardiner nennt sie Muu-Tänzer bei Beerdigungszeremonien. Egptian Grammar S. 568a Lieben Gruß waset
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naunakhte ![weiblich weiblich](../../YaBBImages/weiblich.gif) Moderatorin - Themenstarter
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« Antwort #2, Datum: 02.11.2003 um 16:06:44 » |
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Hallo waset, hast Du auch etwas über ihre "Aufgabe" gefunden? Was treiben diese "Hofnarren"? Gruß naunakhte
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Gitta Gast
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« Antwort #3, Datum: 02.11.2003 um 16:25:24 » |
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Hallo Nauna, Bonnet schreibt dazu: ...Wohl aber hören wir von den "Zeremonien des großen Sees" (Pap. Rhind 19, 57). Der Terminus begegnet erst in der Spätzeit, aber der Brauch ist alt. Schon im A.R. wird im Zusammenhang mit Opfern und Verklärungen unter den Abschlußfeiern der Beisetzung das "Befahren des Sees" genannt (Erman-Ranke, Äg. 472) sowie ein damit vielleicht, aber nicht notwendig identisches "Wasserfest", bei dem der Tote über ein wr.t genanntes Gewässer gefahren wurde (Junkers, KM 9,11). Zum mindesten dieses letztere gehörte einem Beisetzungsritual an, das wir das butische Begräbnis zu nennen pflegen (a.O. 1 ff). Denn es geht offensichtlich auf eine Begräbnissitte der alten Herrscher von Buto zurück, deren Leichen man vor der Beisetzung von ihrer Residenz zu den Hauptstädten ihres Landes, in erster Linie nach Sais und Heliopolis brachte. In Nachahmung dieses alten Königsrituals tritt der Tote des A.R. eine gewiß früh nur fiktive, allenfalls mit Hilfe kulissenartiger Bauten dargestellte Wallfahrt zu jenen alten Städten des Deltas an. Den Höhepunkt bildet sein Einzug in Buto. Hier wird er am Eingang der Nekropole von den Geistern der verstorbenen Könige, den sogenannten Muu, erwartet. Huldigend ziehen sie ihm im Tanzschritt entgegen, wie sie es einst ihren königlichen Enkeln und Nachfolgern taten. Unter ihrem besegnendem Geleit tritt so der Tote in die Jenseitswelt ein. Die Sache mit den "Kulissen" paßt ganz gut zu den Darstellungen rund um die muu, und dass sie "ihm entgegen zogen" erklärt auch, weshalb sie mal in die eine und mal in die andere Richtung blicken. Zu blöd, dass wir das nicht mehr fotografieren konnten ![](../../YaBBImages/angry.gif) Bonnet schreibt weiter Die Gedanken und Formen dieses butischen Begräbnisses ließen sich unter leichten Umdeutungen, zu denen sich dann freilich auch manche Bereicherungen gesellen, behapten, als sich die Jenseitserwartung an Osiris und die Gleichsetzung des Toten mit ihm knüpfte. War doch auch Osiris, der Herrschergott von Busiris, König Unterägyptens gewesen. Gitta
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naunakhte ![weiblich weiblich](../../YaBBImages/weiblich.gif) Moderatorin - Themenstarter
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« Antwort #4, Datum: 02.11.2003 um 16:36:06 » |
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Danke Gitta, das macht die Szene verständlicher. Leider habe ich bei den Bildern aus dem Paherigrab diese Szene auch nicht dabei ![](../../YaBBImages/sad.gif) Müssen wir halt nochmal hin ![](../../YaBBImages/grin.gif) Ich hänge nochmal die ganze Szene aus der Publikation des Paherigrabes an, damit man einen besseren Überblick bekommt. Gruß nauna
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Gitta Gast
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« Antwort #5, Datum: 02.11.2003 um 16:41:36 » |
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Auch bei Assmann "Tod und Jenseits" habe ich - fast hätte ich gesagt natürlich noch was gefunden: (Seite 396 ff) In der Sinuhe-Erzählung möchte der König selbigen nach Ägypten zurücklocken, indem er ihm ein großartiges Begräbnis verspricht: Denke an den Tag des Begräbnisses, des Gelangens zur Seeligkeit! Man teilt Die eine Nachtwache ein mit Salböl und Vierfadengewebe der Taiit. Man macht Dir einen Leichenzug am Tage der Bestattung. Die Mumienhülle ist aus Gold, die Maske aus Lapislazuli, der Himmel (Baldachin) ist über Dir, wenn Du auf dem Sargschlitten liegst. Rinder ziehen Dich und die Sänger gehen vor Dir her. Der Tanz der Muu wird Dir gemacht am Eingang Deines Grabes. Man ruft für Dich die Opferliste auf und schlachtet auf Deinen Opfersteinen (Seite 431) - Mundöffnungsritual "...Nach der Aufstellung (der Mumie eines Verstorbenen) im Vorhof des Grabes wird die Mumie wieder in den Sarg zurückgelegt. Diser wird vom Sargschlitten auf Tragstangen gelegt. Eine Gruppe von Teilnehmern nimmt ihn auf ihre Schultern und trägt ihn aus dem Vorhof in die Sargkammer. In der Darstellung des Antefiker aus dem MR (Theben Nr. 60) spielt diese Szene noch vor dem Grabeingang, wo die Muu-Tänzer den Sarg empfangen..... Im Grab des Amenemhet aus der Zeit Thutmosis' III. (Theben Nr. 82) spielt sie vor der Scheintür, im Inneren des Grabes (Davies/Gardiner, Amenemhet, Tf. 10)." Gitta
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Michael Tilgner ![maennlich maennlich](../../YaBBImages/maennlich.gif) Member
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« Antwort #7, Datum: 02.11.2003 um 17:01:14 » |
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Hallo, Naunakhte, Das "Lexikon der Ägyptologie", Bd. IV, Sp. 271-272 hat ein Stichwort "Muu", in dem es u.a. heißt: Zitat:
"Die M. sind Ritualfiguren, die in verschiedenen Episoden des Bestattungsritual begegnen. Sie halten sich in der 'Halle der M.' (zH n mww) auf und erscheinen vor allem bei den Riten, die im Zusammenhang mit dem Sargtransport stehen, also bei der sog. 'Westfahrt', bei der sog. 'Saisfahrt', beim Sargschlittenzug sowie beim Tekenu- und Kanopenzug. Ihre Aufgabe besteht darin, die Mumie würdig zu empfangen und zur nächsten Station des Rituals zu geleiten. Beim Empfang der Mumie führen sie den 'Tanz der M.' (xbj.t mww) auf... Nach einer sehr verbreiteten Erklärung sollten sie Wesen darstellen, 'die dem Jenseits entstiegen, um (den Toten) in ihre Welt zu holen'. Eine andere besagt, daß sie die Rolle der noch der Vorgeschichte angehörigen 'Verstorbenen Könige von Buto' spielten, die beim sog. Butischen Begräbnis den Verstorbenen im Ritualort Buto begrüßten. Neuere Unterschungen machten wahrscheinlich, daß aufgrund ihrer Tracht in den M. Fährleute oder Grenzwächter zu erkennen sind. Sie sollten im Ritual die Rolle der in den religiösen Texten häufig zitierten mythischen Fährleute übernehmen, die am Grenzbereich zwischen Erde und Himmel und Diesseits und Jenseits für den Himmelsaufstieg des Toten sorgten, indem sie diesem für die Überfahrt zum jenseitigen himmlischen Ufer eine Fähre zur Verfügung stellten." |
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Bei den "neueren Untersuchungen" handelt es sich um: Hartwig Altenmüller, Zur Frage der mww, SAK 2, S. 1-37 (1975). Die letzte Bearbeitung scheint zu sein: Greg Reeder, The Mysterious Muu & the Dance They Do in: K.M.T., vol. 6, no. 3 (Fall 1995), S. 68-77, 83 Zur Deutung der Muu als "Possenreißer" heißt es im erwähnten Beitrag von Altenmüller: Zitat:
"Die alten Deutungen der 'Muu' als 'roi bouffons', die angeblich die Rolle des für den rituellen Königsmord bestimmten Herrschers spielen, und vergleichbare Erklärungen der 'Muu' als bekrönte 'Narren' oder 'Wassergeister' sind mit guten Gründen und zu Recht von E. Brunner-Traut zurückgewiesen worden und erfordern daher keine weitere Diskussion." |
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Altenmüller bezieht sich auf den Abschnitt "Muu-Tanz" in: Emma Brunner-Traut, Der Tanz im Alten Ägypten nach bildlichen und inschriftlichen Zeugnissen, 3. erw. Auflage, Glückstadt, 1992, S. 53-59 [Die Erweiterungen sind im Anhang; die ursprüngliche Auflage erschien 1937.] Viele Grüße, Michael Tilgner
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Iufaa ![maennlich maennlich](../../YaBBImages/maennlich.gif) Moderator
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« Antwort #8, Datum: 02.11.2003 um 18:14:14 » |
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Anbei ein Zip-File mit dem Artikel von Greg Reeder aus kmt Vol. 6, Nr. 3, Herbst 1995. Iufaa
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Bes_Maat Gast
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« Antwort #9, Datum: 19.05.2004 um 18:56:41 » |
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Hallo ! Habe im Buch "Musikgeschichte in Bildern" Seite 54/55 dieses zum Thema "Muu" gefunden: Zitat aus dem Buch: "Die nebenstehend abgebildete Wandmalerei aus dem Grab 15 der thebanischen Nekropole zeigt Muutänzer, die vereinzelt im Alten reich, dann häufiger im Mittleren & Neuen Reich belegt sind.Sie eilen auf dem Westufer des Nils der Totenprozession entgegen und drücken >> mit einer sprechenden Gebärde die Erlaubnis zur Beisetzung aus<<.Sie tragen hohe, oben zusammengebundene Kronen aus Schilfrohr, wodurch sie als Nekropolengottheiten gekennzeichnet zu werden scheinen.Tanz und Kult standen auch sonst im pharaonischen Ägypten in enger Verbindung. Die Mehrzahl der bildlichen Darstellungen und literarischen Belege spricht von hathorischen Kulttänzern." Weiter wird in dem Buch geschrieben, das es Tänzer sind für Totenprozession, Zwergtänze, Ibatänze,akrobatische Kulttänze und viele anderen Tänze mehr sind. Vielleicht hilft mein Beitrag, obwohl er ein bischen spät kommt. mfg Bes Maat
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Bes_Maat Gast
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Re: Wer sind die "muu" | ![](../../YaBBImages/paperclip.gif) | |
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« Antwort #11, Datum: 22.05.2004 um 11:55:40 » |
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Habe noch was gefunden zu dem Thema. Habe es mir erspart, dies abzutippen. Ich hoffe ihr könnt den Scan lesen und dazu noch das Bild der Wandmalerei. Bes Maat
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zeus Gast
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« Antwort #12, Datum: 14.06.2004 um 20:40:06 » |
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"muu" tauchen im Totenkult auf, genauer beim Begräbnisritual: Männer, die muu genannt wurden, führten Totentänze auf. Es scheint bewiesen, dass diese Bräuche vom Begräbnisritual der Könige von Buto abstammen, das auf die prädynastische Zeit zurückgeht, wobei die muu niemand anderes wären als die alten Könige von Buto, die an der Schwelle der Nekropole ihren verstorbenen Nachfolger empfingen.
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Bes_Maat Gast
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« Antwort #13, Datum: 14.06.2004 um 20:45:21 » |
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Hallo zeus ! Zitat:
Wer & wo steht das ?? ![](../../YaBBImages/huh.gif) mfg Bes Maat
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Gitta Gast
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« Antwort #14, Datum: 14.06.2004 um 22:54:08 » |
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Zitat:
Zum Beispiel bei Bonnet "Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte", siehe einige Beiträge weiter oben. Gitta PS: bewiesen ist es damit natürlich nicht
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