Chontamenti hat im Ägyptologie-Blatt eine neue Meldung aus der Ahram Online mit dem Titel "'Winnie' im Sohag-Museum" eingefügt, die es wert ist, etwas näher zu betrachten.
Die Inschrift wurde 1860 von Auguste Mariette in Wenis Mastaba in Abydos entdeckt. Sie wird in Kairo unter der Inv.-Nr. CG 1435 verwahrt und soll nach Sohag kommen oder ist vielleicht schon dort. Da Mariette den Fundort des Grabes nicht dokumentierte, war es für lange Zeit verloren und wurde erst 1999 vom Ausgrabungsteam des Kelsey Museum of Archaeology der Universität Michigan unter der Leitung von Janet Richards wieder entdeckt und seitdem weiter ausgegraben.
In den Jahresberichten dieses Museums wird auch auf das Projekt "Displaying Weni the Elder in the Sohag Museum" eingegangen. Dort liest man (The Kelsey Museum of Archaeology, Annual Report 2019, 2020, S. 63):
Zitat:
we proposed an exhibition at the Sohag National Museum in the province where Abydos is located, that will include a partial reconstruction of the Weni offering chapel using blocks excavated in 1860 as well as blocks, artifacts, and bioarchaeological materials excavated by Michigan teams in 1999, 2001, 2007, 2013, and 2017; and related reliefs and objects from Weni’s complex and from the installations of his contemporaries at Abydos.
In der Nachricht wird von einem "Schrein" gesprochen, gemeint ist aber die Grabkapelle in Wenis Mastaba. Auch werden zwei Scheintüren und zwei Obelisken erwähnt. Sie finden sich wieder im Vorschlag des Kelsey Museums, der im Annual Report 2019 auf S. 62 veröffentlicht wurde (siehe Anhang).
Wegen der COVID-Pandemie wurde die Arbeit an diesem Projekt verschoben und erst in letztem Jahr wieder aufgenommen. Der Annual Report 2021, 2022, S. 40 vermeldet:
Zitat:
We are also pleased to announce that the Permanent Committee and the Museum Sector of Egypt’s Ministry of Antiquities and Tourism (MoTA) approved our proposal to create a Weni exhibition at the Sohag National Museum, where our team will work in partnership with the Museum’s curators. We hope to begin this collaboration with our MoTA colleagues in Egypt in the fall of 2022.
Dass die Arbeit begonnen wurde und schon weit vorangeschritten ist, ist der Inhalt der besagten Meldung. Offensichtlich hat sich das Konzept der Ausstellung aber etwas verändert, wie man auf der Abb. 2 (S. 40) sieht (siehe Anhang).
Somit wird dieser bedeutenden Persönlichkeit des Alten Reichs demnächst ein würdiger Platz gewidmet!
Der Meldung sind zwei Fotos beigefügt, die im Hintergrund eine große Statue zeigen. Sie stellt aber nicht Weni dar, sondern Ramses II., wie man an diesem Bild bei Flickr erkennen kann.
Die erwähnten Jahresberichte kann man von der Webseite des Museums herunterladen.
Der Schrein [= Grabkapelle von Wenis Mastaba] selbst ist in Kalkstein gemeißelt und mit Szenen bemalt, die Winnie in verschiedenen Positionen mit Gottheiten und während seines Gebets in Abydos zeigen.
Eine solche Szene ist abgebildet im Annual Report 2019, S. 54 (siehe Anhang): Weni hebt die Arme in Ehrerbietung. Darüber stehen sein Name und einige seiner Titel.
Seine Name ist
Wnj smsw und bedeutet genau genommen "Weni der Ältere" (Wb IV, 142).
Es gibt auch noch Reste seiner Statue (Abbildung aus Annual Report 2021, S. 42). Bei der Beschriftung soll die Ergänzung "der Ältere" fehlen, was als Beleg dafür dienen soll, dass sie in einer frühen Phase von Wenis Laufbahn entstanden ist.
So ist es Chontamenti. Den Verweis auf den Wikipedia-Artikel von Weni hatte ich raus genommen, weil ich es zu dem Zeitpunkt zu unsicher fand. Den Text habe ich zudem komplett durch Google-Translate gejagt und nachträglich korrigiert, weil die Zusammenfassung etwas "dünn" war . Danke an euch beide für den Support.
Im Sohag National Museum wird eine Ausstellung der Grabkapelle Wenis des Älteren, eines hohen Beamten aus dem Alten Reich, vorbereitet; siehe die entsprechende Pressemeldung hier im Forum.
Zu den Ausstellungsgegenständen gehören auch zwei Obelisken. Laut Katalogangaben sind beide keine 70 cm groß. Das mag für viele überraschend sein, denn irgendwie stellt man sich Obelisken viel höher vor. Und sind Obelisken nicht für Könige vorbehalten? In der Tat: Laut Lexikon der Ägyptologie, Bd. IV, Sp. 542 im Stichwort "Obelisk" sind Grabobelisken von Privatpersonen nur auf die 6. Dyn. und auch räumlich beschränkt.
Bisher sind diese Obelisken im Ägyptischen Museum (Kairo) untergebracht unter den Inv.-Nr. CG 1309 und 1310 und werden demnächst nach Sohag transportiert bzw. sind schon dort.
Vielleicht möchte sich jemand daran versuchen, Namen und Titel auf diesen Obelisken zu übersetzen? Das richtet sich an solche Forumsmitglieder, die erste Erfahrungen mit ägyptischen Texten gesammelt haben. Die fortgeschrittenen Mitglieder sollten sich etwas zurückhalten.
Auf jeden Fall sollte die hidden-Funktion (siehe Hilfe) für Lösungsvorschläge verwendet werden.
Die Fotos stammen aus Charles Kuentz, Obélisques, Le Caire, 1932, Taf. I, die Beschreibungen und Hieroglyphen aus Ludwig Borchardt, Denkmäler des Alten Reiches (ausser den Statuen) im Museum von Kairo, Teil I, Berlin, 1937, S. 6.
Hier der Anfang mit ein bisschen Hilfestellung. Die Inschriften auf beiden Obelisken sind identisch. Meine Umzeichnung ist von links nach rechts zu lesen. Es handelt sich um zwei Titel und einen Namen. Als Lesehilfe habe ich zwei (ungewöhnliche) “Leerzeichen" eingefügt.
- In der zweiten Gruppe wurde als vorletztes Zeichen statt des in diesem Wort üblichen
A11 die altägyptische Version
A12 verwendet.
- Im letzten Block erfolgte eine Zeichenumstellung (aus unerklärbarem Grund).
die Hieroglyphen, die Borchardt im Catalogue général hat drucken lassen, sind m. E. nicht korrekt wiedergegeben. Wenn man das Foto genauer betrachtet, so sehe ich nämlich das eine Zeichen mit leicht abgeschrägter Kante, nämlich Aa11, genau wie Du es auch interpretiert hast.
Aa11 mAa "wahr, wirklich"
Des weiteren steht das Schilfblatt M17 j nicht vor dem Hasen E34 wn, aber immerhin noch vor der Wasserlinie N35 n. Es ist daher der Name als Wnj zu lesen.
Irritierend scheint mir der Titel "wirklicher Vorsteher von Oberägypten" zu sein: Wieso "wirklicher"?
Nach dem Lexikon der Ägyptologie, Bd. VI, Sp. 1076-1077, Stichwort: "Vorsteher von Oberägypten" ist dieses Amt erst am Ende der 5. Dyn. unter Asosi eingeführt worden, das
Zitat:
die Verwaltung Oberägyptens zusammenfassen sollte, nachdem wohl durch Selbständigkeitsbestrebungen der Gauverwalter (der "Großen Oberhäupter") Auflösungstendenzen erkennbar wurden. ... Seit Merenre [4. König der 6. Dyn.] tragen auch "Große Oberhäupter" von Gauen diesen Titel; hier darf dies jedoch nicht als echte Amtsbezeichnung genommen werden, sondern als Hinweis auf einen Anspruch dieser Personen, von der Befehlsgewalt der eigentlichen Amtsinhaber exemt [befreit] zu sein. ... Im Mittleren Reich und später ist der Titel eines Vorstehers von Oberägypten nur noch reiner Ehrentitel, gern bei Wesiren.
Offensichtlich soll das Adjektiv mAa "wirklich" darauf hinweisen, dass der Träger dieses Titels das Amt tatsächlich ausübt und nicht nur ehrenhalber trägt. Auch bei anderen Titeln gibt es gelegentlich diese Ergänzung.
Was hat nun ein "Vorsteher von Oberägypten" zu tun? Dazu hat sich Wnj in seiner Autobiographie selbst geäußert (Übersetzung nach Tobias Hofmann, Die Autobiographie des Uni von Abydos, in: Lingua Aegyptia, Bd. 10, S. 225-237 (2002), hier S. 231):
Zitat:
Ich führte für ihn das Amt eines 'Vorstehers von Oberägypten' zu (seiner) Zufriedenheit (und auf solche Weise), dass niemand darin etwas gegen [seinen] Nächsten tat, indem ich jede Arbeit ausführte, indem ich jeden Vorgang zur Entrichtung bei der Residenz in diesem Oberägypten doppelt veranlagte, indem ich jede Dienstleistung zur Entrichtung bei der Residenz in diesem Oberägypten (ebenfalls) doppelt veranlagte und indem ich eine beispielhafte Verwaltung in diesem Oberägypten aufbaute.
Wnj war also vor allem Steuereintreiber für den Pharao! Dieses "doppelt veranlagen" hat Alan H. Gardiner so kommentiert (Regnal Years and Civil Calendar in Pharaonic Egypt, in: JEA, Bd. 31, S. 15 (1945)):
Zitat:
in my view Weni probably intended to say that he squeezed out of the unfortunate inhabitants of Upper Egypt twice as much in the way of taxes and work as his precedessors.
So gewinnt die Formulierung, "wirklicher" Vorsteher von Oberägypten zu sein, doch eine spezifische Bedeutung!