Archiv des alten Ägyptologie-Forum

Re: Faszinierend

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Geschrieben von semataui am 06. Februar 2001 10:27:31:

Als Antwort auf: Re: Faszinierend geschrieben von Dr. Karl H. Leser am 05. Februar 2001 20:55:56:

>Hi,
>zur Faszination von Echnaton noch eine Kommentar.
>Natürlich stimme ich semataui und Jörg (auch in umgekehrter Reichenfolge) zu. Aber die von beiden gemachten Aufzählungen sind meiner Ansicht nach nicht ausreichend, denn sie sind doch eigentlich mehr das Resultat (die Manifestation) dessen, was uns eigentlich fasziniert.
>Was uns aus meiner Sicht so unter die Haut geht, ist die Änderung (= Revolution, Abweichung vom Hergebrachten) selbst und natürlich die ? uns unbekannte - Motivation. Der ?Mensch? ist doch bzgl. seiner Erfahrungen und seines Verhaltens eher konservativ (bitte nicht zu verwechseln mit Richtungen unserer politischen Landschaft, da bedeutet konservativ oft Erstarrung und zwar sowohl ?rechts? wie auch ?links?). Nur durch die Zeit und durch die übrigen Mitglieder einer Gesellschaft abgesicherte Erfahrungswerte (wir haben das mal scherzhaft auf die Erfahrungen zur Haltung von Frauen angewendet ;-) ) ermöglichen es ihm, sich in der Welt zurechtzufinden. Man könnte das ?Denken? auch mit einer wild bewachsenen Wiese vergleichen -> da, wo schon viele lang getrampelt sind, läuft es sich leichter und sicherer.
>Echnaton bricht ? warum auch immer ? mit jahrtausendalter Erfahrung, mit einer lang gefestigten Ordnung (Maat), setzt neue Werte (Aton) und neue Ziele. Er wirft praktisch alles weg, was den Menschen seiner Zeit Orientierung und Halt war. Natürlich scheitert er ? wie alle Revolutionäre, aber die Revolutionen sind ? aus m. Sicht - notwendig, um alte Strukturen aufzubrechen. Dennoch kehren die Menschen alsbald möglich, wieder zu festen Strukturen (Hierarchien; vgl. franz. Revolution) zurück.
>Ich hoffe, dass ist in der Kürze nicht allzu akademisch und unverdaulich.
>Gruss, Karl

Hi Leute,
möglicherweise war Echnatons Revolution gar nicht so "akademisch" gedacht. Erstes Ziel scheint es doch gewesen zu sein, die Übermacht des Amun von Theben zu brechen oder ihr etwas starkes entgegenzusetzen. Begonnen hat ja schon Amenhotep III damit.
Aus damaliger Sicht schien der Sonnengott Ré von Heliopolis der einfachste Weg für einen Gegenpol zu sein- war er doch im Volk bekannt und hatte generell viele Anhänger. Aton selbst ist m.E. nur ein neuer Begriff: als eigenständiger Gott taucht er in den Vorgängerdynastien nicht auf.
Aber wie das dann so ist:
die Revolution frisst ihre Kinder, und die Ereignisse eskalieren.

Wenn Ihr antwortet: mein Satz beginnt mit "möglicherweise"! *g*

Gruss
semataui


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