(Foto: © chufu.de/Anke Klein) Südwestecke der Knickpyramide Die Knickpyramide gilt als zweite Pyramide des Königs --> Snofru (4. Dynastie). Sie ist das erste Bauwerk, dass als klassische Pyramide geplant wurde. Als Standort wählte Snofru --> Dahschur aus. Das Bauwerk mit dem antiken Namen "Snofru erglänzt" wurde im 15. Jahr der Regierungszeit des Königs begonnen. Der Standort ist ein bis dahin unbenutztes Wüstenplateau, dessen Untergrund aus relativ weichen Tonschieferplatten besteht. Geplant war eine Pyramide mit einem Neigungswinkel von 60° und nach innen gelegten Steinlagen. Dieser Konstruktionsmangel und der instabile Boden zwangen den Baumeister, bereits früh einen Steingürtel um das Bauwerk zu legen und den Winkel auf 54° 27' 44" zu verringern. Die Baukatastrophe durch Abrutschen der äußeren Steinquader der zeitgleich errichteten Meidum-Pyramide, die auch als 54° Bauwerk konzipiert war, gab möglicherweise den Anlass für eine weitere Bauplanänderung. In einer Höhe von 45 m wurde der Winkel auf 43° 22' reduziert. Zur Druckentlastung verlegte man die Steinlagen jetzt horizontal. Bei einer Basislänge von 188 m war so eine Pyramide mit einem geknickten Böschungswinkel entstanden, die immerhin noch 105 m hoch war. Die Pyramide war aus örtlichem Kalkstein erbaut; Lücken zwischen den Steinen waren mit Geröll und Schutt verfüllt. Die Verwendung von Gipsmörtel hatte gerade erst begonnen. Vielleicht waren all dies Gründe für Snofru, mit dem Bau einer dritten Pyramide zu beginnen, der "Roten Pyramide". Die Substruktur Die Innenbauten der Knickpyramide sind insofern einmalig, weil hier zwei Zugänge zu zwei separaten Grabkammern angelegt wurden, die miteinander durch einen Gang verbunden sind. Ein Eingang liegt in der Mitte der Nordseite, etwa 12 m über Bodenniveau. Eine steile, 74 m lange Passage führt abwärts zu einer Vorkammer, die bereits unterirdisch ist. Die Decke der Vorkammer wird durch ein Kragsteingewölbe aus mächtigen Kalksteinblöcken gebildet. Über eine steile und schmale Treppe erreicht man die eigentliche untere Grabkammer. Auch diese besitzt eine Decke aus Kragsteinen und ist dadurch 17 m hoch bei einer Grundfläche von 5 m x 6,3 m. Eine kurze Passage mündet in einen vertikalen Schacht, der genau auf der Pyramidenachse liegt. In 33 m Höhe auf der Westseite liegt der zweite Eingang. Eine 65 m lange Passage führt abwärts. Auf dem letzten Teilstück vor der oberen Grabkammer ist dieser mit zwei Fallsperren versehen, die nie geschlossen wurden. Diese Grabkammer misst 8 m x 5,3 m und ist durch das Kraggewölbe 16,5 m hoch. Reste von Zedernbalken zeigen, dass man bereits in der Bauphase Probleme mit der Statik hatte. Beide Grabkammern sind durch einen grob gehauenen Tunnel verbunden, der zwischen den Sperren vor der oberen Kammer begann und hoch im Kragsteingewölbe der unteren Kammer endete. Der Pyramidenkomplex Vor der Ostseite der Knickpyramide befand sich eine kleine Kapelle mit zwei 9 m hohen Kalksteinmonolithen mit den Namen des Königs. Der Rest einer dieser Stelen befindet sich heute im Garten des ägyptischen Museums in Kairo. Die gesamte Pyramide ist von einer Kalksteinmauer umschlossen, die auch eine kleinere Nebenpyramide umschloss. Dieses Bauwerk war bei einer Basislänge von 53 m etwa 32 m hoch und besaß ebenfalls eine ausgebaute Grabkammer, eine Opferstätte sowie zwei Stelen. Die Nebenpyramide wurde früher für das Grab der Königin --> Hetep-heres I. gehalten (Ricke), die heutige Pyramidenforschung erkennt in diesem Bau eine Kultpyramide (Stadelmann), zumal der gesamte Bezirk der Knickpyramide als Stätte für den Königskult umfunktioniert wurde und es keine Hinweise auf eine Bestattung gibt. Ein über 700 m langer Aufweg führt vom Pyramidenbezirk zum Taltempel. Der Aufweg war mit Wänden aus Kalkstein eingefasst. Der Taltempel selbst ist ein kleiner Rechteckbau. Auf der Rückwand befanden sich sech Statuen des Pharao, davor 2 x 5 rechteckige Säulen. Die Wände des Hofes waren mit Reliefs verziert, mit Darstellungen der Landgüter des Königs, die ihm opfern. Es ist mittlerweile belegt, dass hier der Kult für und um König Snofru noch im Mittleren Reich vollzogen wurde. Der Pyramidenkomplex wurde erstmals durch Perring im September 1839 untersucht. Weitere Untersuchungen fanden unter Fachri statt und die jüngste Dokumentaion erfolgte durch das DAIK (Deutsche archäologische Institut Kairo) unter Stadelmann um 1980.
Quelle: Lehner, M., Das erste Weltwunder, Düsseldorf/München 1997
Stadelmann, R., Die ägyptischen Pyramiden, Mainz 1997
Verner, M., Die Pyramiden, Hamburg 1999
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