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Verlauf:
Katimala (Königin, 21. Dynastie, Nubien)
Doppelkrone
Weiße Krone
Oberägypten
Weiße Krone
Krone
Geierhaube
Mut (Göttin)
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  Katimala (Königin, 21. Dynastie, Nubien)


Das wichtigste Zeugnis der Königin Katimala fand sich auf der Außenwand des Tempels des Gottes Dedwen in Semna auf der Westseite des Nils. Semna liegt in der Landschaft Wawat (W3w3t) in Unternubien (1) und wurde erstmals durch Frédéric Cailliaud topographisch erfasst. (2) Als Cailliaud 1820 den dortigen Tempel des Dedwen zeichnerisch dokumentierte, gab er die nubische Königin Katimala, welche an der Außenwand auf einem großen Relief mit der gefiederten Doppelkrone des Gottes Amun gezeigt wird, als Mann wieder, obwohl sie ein langes Kleid trägt. (3) Dieser Fehler wurde erst 1907 im Rahmen einer von James Henry Breasted geleiteten Expedition in den Sudan korrigiert, als Horst Schliephack in seinem Auftrag die damals noch sehr gut erhaltenen Inschriften und Bildreliefs auf den Innen- und Außenwänden photographisch neu dokumentierte. Dabei erwies sich die auf dem Photo P. 3348 gezeigte Person, welche die doppelte Federkrone des Gottes Amun trug, eindeutig und zweifelsfrei als eine Frau, genauer genommen sogar als eine Königin. (4)(5)

Dieser in Semna am Nil befindliche Tempel des nubischen Gottes Dedwen wurde bereits zur Zeit einer Strafexpedition des ägyptischen Pharao Thutmosis III. (1479 - 1425) errichtet, während Nehi (1498 - 1450) Vizekönig von Nubien war. (6)(7) Der Tempel des Dedwen zeigt auf seinen Wänden denn auch häufig Bildreliefs der nächtlichen Barkenfahrt, wobei diese durch die Pharaonen Sesostris III. und Thutmosis III. besetzt gedacht wurden. (8) Als der für das Verständnis des Neuen Reiches und der Dritten Zwischenzeit höchst bedeutsame Tempel des nubischen Gottes Dedwen dann im Jahr 1960 wegen der bevorstehenden Fertigstellung des Assuan Staudammes seiner Reliefs und Inschriften entkleidet und danach im staatlichen sudanesischen Museum von Khartum wieder neu aufgebaut wurde, (9) nahm der Ägyptologe Ricardo Caminos im Vorfeld einige sehr genaue epigraphische Untersuchungen vor und belegte dabei erneut, dass es sich bei der auf der Außenwand des Dedwen Tempels in Semna dargestellten Königin um die nubische Pharaonin Katimala handelte. (10)(11)

Mit ihrer Verifizierung durch Caminos kam es schließlich durch Bennet zu der Konkretisierung, dass diese Pharaonin Katimala eine Tochter Osorkon des Älteren sein wird. (12) Als Tochter Osorkon des Älteren unterstellte sie ihrem Neffen, dem Pharao Osorkon I. (979 - 964) offenbar die von ihrem General Zerah geführten nubischen Truppen. (13) Dies deckt sich mit den von Frédéric Colin anhand der Stele von Napata erzielten Ergebnissen. (14) Timothy Kendall vertrat hierzu schon früh die Auffassung, dass die nubische Königin Katimala ihre Herrschaft durch eine Heirat mit dem ägyptischen Pharao Siamun gefestigt habe. (15) Fachkreise ordnen die nubische Königin Katimala der "frühen Dritten Zwischenzeit" zu. (16) Daher dürfte die Lebenszeit der Königin Katimala etwa in die Jahre 1035 - 970 v. Chr. zu setzen sein. Sie wurde demnach in der Zeit der ägyptischen Pharaonen Amenemope und Osorkon des Älteren sozialisiert. Die Amtszeit der Königin Katimala dürfte ungefähr in die Jahre 1005 - 970 v. Chr. fallen. Sie war offensichtlich eine Enkelin der Königin Mehetenweskhet. (17) Die Kartusche des in der Inschrift der Pharaonin Katimala als "seine Majestät" bezeichneten Königs war zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung bereits ausgekratzt, weshalb der Name ihres Gemahls anonym blieb. (18) (19) (20)


Quelle:
(1) Gardiner, Alan : Egyptian Grammar, 3. ed. Oxford 1957, S. 559.
(2) Cailliaud, Frédéric : Voyage a Méroé et au Fleuve blanc, Paris 1823, Vol. II, Planche XXIII.
(3) Cailliaud, Frédéric : Voyage a Méroé, Vol. II, Planche XXIV. Ebenfalls fehlerhaft ist an dieser Stelle selbst die Zeichnung von Ernst Weidenbach in : Lepsius, Carl Richard : Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien, III. Abt. Tafeln, Bd. 5, Berlin 1849 - 1858, Blatt 47 - 56 (Tempel von Semneh)
(4) Schliephack, Horst : Gallery of the Oriental Institute of the University of Chicago, Semna-West, Photo P. 3348.
(5) Coleman Darnell, John : The Inscription of Queen Katimala at Semna. Textual evidence for the Origins of the Napatan State, New Haven u. Yale 2006, S. 111, Platte VII.
(6) Larson, John : Lost Nubia : A centennial Exhibit of Photographs from the 1905 - 1907 Egyptian Expedition of the University of Chicago, Chicago 2006, S. 44 - 45, Foto 22a, Stele des Nehi (heute : Chicago Oriental Institute Museum, Inv. No. 9052)
(7) Lobban, Richard Andrew : Historical Dictionary of Ancient and Medieval Nubia, Lanham u. Oxford 2004, S. 410 - 411 (Liste der nubischen Vizekönige)
(8) Larson, John : Lost Nubia, Chicago 2006. Sowie : Schliephack, Horst (1907), Oriental Institute, Gallery Semna-West, P. 3338 - 3383.
(9) Keating, Rex : Nubian rescue, London u. New York 1976, S. 124. Sowie : Dunham, Dows ; Reisner, George ; Janssen, Jozef : Semna - Kumma, Second Cataract Forts, Bd. 1, Boston 1960. So auch : Willeitner, Joachim : Nubien, antike Monumente zwischen Assuan und Khartum, München 1997, S. 54.
(10) Caminos, Ricardo Augusto : The New-Kingdom Temples of Semna and Kumma, Part I : The Temple of Semna, London 1998, Platte 15.
(11) Coleman Darnell, John : The Inscription of Queen Katimala at Semna, New Haven u. Yale 2006, S. 108, Platte IV. Sowie : Sargent, Cara Lia : The Napatan Royal Inscriptions : Egyptian in Nubia, Yale 2004.
(12) Bennet, Chris : Queen Karimala, daughter of Osochor ? In : Göttinger Miszellen, Band 173, Göttingen 1999, S. 7 - 8. Siehe dazu auch : Coleman Darnell, John : The Inscription of Queen Katimala at Semna, Yale 2006, S. 59.
(13) Schulman, Alan : The Kushite Connection. In : Manuelian, Peter Der ; Freed, Rita : Studies in Honor of William Kelly Simpson, Volume 2, Boston 1996, S. 713 - 715. Siehe dazu erneut : Coleman Darnell, John : The Inscription of Queen Katimala at Semna, S. 59.
(14) Colin, Frédéric : Le faiseur de rois et de chefs libyens, sur la stéle de Napata au Musée de Khartoum, SNM 1851. In : Archimède, Carnet de Laboratoire en Archéologie Égyptienne, Straßbourg 2020.
(15) Kendall, Timothy : The Origin of the Napatan State :El Kurru and the evidence for the Royal Ancestors. In : Wenig, Steffen : Studien zum antiken Sudan. Akten der 7. Internationalen Tagung für meroitistische Forschungen, Wiesbaden 1999, S. 3 - 118. Siehe dazu : Coleman Darnell, John : The Inscription of Queen Katimala, S. 55 - 59.
(16) Coleman Darnell, John : The Inscription of Queen Katimala, S. 55 - 59. Sowie : Bennet, Chris : Queen Karimala, daughter of Osochor ? In : Göttinger Miszellen, Band 173, Göttingen 1999, S. 7 - 8. Sowie : Kendall, Timothy : The Origin of the Napatan State. In : Wenig, Steffen : Studien zum antiken Sudan, Wiesbaden 1999, S. 59 - 63.
(17) Siemer, Eckhard : Über die Provenienz der im Oktober 2019 im Al-Asasif gefundenen Sarkophage und ihre Bedeutung für die Chronologie der ägyptischen Pharaonen der 21. und 22. Dynastie (1091 - 736 v. Chr.), Goslar 2021, S. 56 - 60.
(18) Lepsius, Carl Richard : Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien, Textbände, Vol. 5 : Nubien, Sinai, Europäische Museen, Leipzig 1913, S. 192 u. 198. (Semne : S. 190 - 205)
(19) Lohwasser, Angelika : Das Paneel der Katimala in Semna. In : Der antike Sudan, Mitteilungen der Sudanarchäologischen Gesellschaft, Heft 29, Berlin 2018, S. 89 - 96. Hier zitiert S. 94.
(20) Caminos, Ricardo Augusto : Notes on Queen Katimala's Inscribed Panel in the Temple of Semna. In : Berger, Catherine ; Clerc, Gisèle ; Grimal, Nicolas : Hommages à Jean Leclant, Volume 2 : Nubie, Soudan, Éthiopie, Kairo 1994, S. 73 - 80.

Eingestellt durch: Lolli2u (03.05.2021)
Bearbeitet durch:  Lolli2u (17.11.2023)
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