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Thema: Diorit für Statuen |
NebTauiAmunRe  Member
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Diorit für Statuen |  | |
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« Datum: 13.06.2006 um 22:33:05 » |
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Ich habe da mal eine Frage: Sind aus Ägypten Diorit-Statuen bezeugt und von wem? Im Alten Orient wurde Diorit relativ extensiv verwendet. Z.B. sind vom Stadtfürsten Gudea etliche Statuen aus Diorit bezeugt, den er aus dem Bergland Magan (= Oman) herabgebracht hat. Diorit ist sehr schwer zu bearbeiten und es würde mich interessieren, ob irgendwelche Verarbeitungstechniken aus Ägypten bezeugt sind. Vielleicht habt ihr auch eine Literaturempfehlung (Buch, aber wahrscheinlich eher Artikel). Vielen Dank schon mal an dieser Stelle. Das Bild zeigt eine der Statuen Gudeas. Neb
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naunakhte  Moderatorin
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« Antwort #1, Datum: 13.06.2006 um 22:36:30 » |
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Laut LÄ cv Diorit gibt es aus dem NR Statuen. Von wem wird nicht genannt. Müßte man mal einen Blick in Kataloge werfen. Gruß nauna
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Arbabat  Member
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« Antwort #2, Datum: 14.06.2006 um 08:02:46 » |
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Ich habe gerade mal unsere Münchner Museums-Datenbank gecheckt. Leider ist die Datenbank noch nicht ganz vollständig, aber was sie aus unseren Beständen ausgespuckt hat ist folgendes: aus reinem Diorit: einen Keulenkopf aus der Naqada I-Zeit und einen meroitischen Bogenschutz. Also eher 'Kleinkram' Verbreiteter waren Granodiorit und Quarzdiorit, aus beiden materialine gibt es sowohl Königs- als auch Privatplastik vom AR bis zum NR.
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Dirk  Member
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« Antwort #3, Datum: 14.06.2006 um 08:42:06 » |
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Auf der "Gott - Mensch - Pharao"-Ausstellung (Kunsthist. Mus. Wien 1992) waren einige Dioritstatuen ab dem AR ausgestellt, so u. a.: Sitzstatue der Prinzessin Redi,3. Dyn.,Turin Sitstatue des Anch, 3. Dyn., Louvre Männl. Sitzstatue,5. Dyn., ebenda Die Reihe ließe sich nach der Zeit Gudeas mit Werken ab dem MR fortsetzen. Werke im Brit. Museum, Louvre, Turin etc. Die eindrucksvollsten Statuen im KHM-Wien bestehen allerdings aus Granodiorit. Dieses Material, das von der Genese her gesehen zwischen Granit und Diorit steht, dürfte dem Diorit an Härte nicht nachstehen. Eine unfertige Statue des Chaemwese (19. Dyn.) im KHM zeigt, daß die Figuren mit dem Spitzmeißel bearbeitet wurden, was der Oberfläche eine gekörnte Textur verleiht. Der Rückenpfeiler hingegen ist bereits beschriftet und trägt das Finish einer Politur. Seit dem AR scheint sich da bei der Bearbeitungstechnik nicht viel geändert zu haben, außer daß man vielleicht statt Kupfer schon Bronze genommen hat. Aber vielleicht weiß da jemand mehr. Grüße Dirk ( Altägyptische Werkzeuge und Beispiele zur Steinbearbeitung aus dem Saal VI im Wiener Kunsthistorischen Museum )
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4U2 Gast
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« Antwort #4, Datum: 14.06.2006 um 08:48:45 » |
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Altes Reich: Die berühmte Diorit-Statue des Chephren, Museum Kairo Grabung A. Mariette 1860, Taltempel des Chephren Besonders bemerkenswert die Spuren einer Kernbohrung zwischen den Füßen der Sitzstatue. Sie beweisen die Anwendung dieser Technik zum Steinabtrag in Hartgestein bei der Bildhauerei bereits in der 4 Dynastie. Neues Reich: Statue des Senenmut mit Neferure,Museum Kairo Grabung G. Lagrain 1904, Hof der Cachette, Amun Tempel Karnak. Sitzstatue Thutmosis III,Museum Kairo Grabung G. Lagrain 1907, Amun Tempel Karnak.
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naunakhte  Moderatorin
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« Antwort #5, Datum: 14.06.2006 um 09:06:13 » |
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zur Chephren-Statue darf ich den o.a. LÄ Artikel folgendermaßen zitieren: Im normalen ägyptologischen Sprachgebrauch wird mit Diorit fälschlich der Anorthositgneis bezeichnet ("Chepren-Diorit"), ein meist grüngraues, auffallend schlieriges metamorphoses Gestein. Und das Problem bei den Materialangaben wird es sein zu entscheiden wieviel Kenntnisse in Gesteinskunde der Autor jeweils hatte - oder ob nur ägyptologischen Konventionen gefolgt wurde. Selbiges gilt wohl auch für den AO? Klemm Steinbrüche haben übrigens kein Kapitel Diorit. Dioritgneise und Granodiorit führen sie aber auf. nauna
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NebTauiAmunRe  Member - Themenstarter
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« Antwort #6, Datum: 14.06.2006 um 09:07:42 » |
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Vielen Dank für die vielen Antworten. Ich dachte, die Chephren-Statue wäre aus Granit gearbeitet. Noch etwas zu AO: Das Wort für Diorit im Sumerischen ist recht interessant: na4.esi (na4 ist das Steindeterminativ). Das Zeichen, mit dem esi geschrieben wird - KAL - heisst sowohl "stark, mächtig", als auch "wertvoll". Es ist also alles in einem semantischen Feld. Neb
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Dirk  Member
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« Antwort #7, Datum: 14.06.2006 um 09:19:19 » |
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Nachtrag: Wie ich gerade sehe, ist man sich mit der Materialbestimmung doch nicht so ganz einig. Die von mir zitierte Sitzstatue des Anch aus der Zeit des Djoser, Louvre Inv. Nr. A 39, war auch auf der Schallaburg-Ausstellung 2004 (Die Pyramiden Ägyptens) und besteht lt. dortigem Katalog Nr. 10 aus Granit. Für geolog. Laien (wie ich einer bin) sieht Granit, Granodiorit und Diorit je nach Korngröße sehr ähnlich aus. Grüße Dirk
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Heri-seschta  Member
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« Antwort #9, Datum: 14.06.2006 um 12:24:58 » |
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Hallo Statuenfreunde! Im offiziellen Katalog des Ägyptischen Museums in Kairo, Zabern Verlag von 1986, wird das Material der Statue des Chefren als Diorit genannt. Gruß Heri-seschta
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naunakhte  Moderatorin
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« Antwort #10, Datum: 14.06.2006 um 12:31:53 » |
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Hallo Heri-sechta, dies erklärt sich aus dem Zitat in #5 Der Gebrauch des Begriffes ist leider nicht immer Gesteinskundlich korrekt. Gruß nauna
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Heri-seschta  Member
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« Antwort #11, Datum: 14.06.2006 um 12:36:27 » |
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Hallo Nauna, bezog mich in meinem post auf Beitrag #7. Gruß Heri-seschta
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4U2 Gast
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« Antwort #12, Datum: 14.06.2006 um 14:56:31 » |
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Für unsere (nicht)Geologen: Diorite,Granodiorit,Anorthositgneis stammen aus dem Komplex der Tiefengesteine / Plutonite / Intrusiva alles Hartgesteine wie die Granite auch, nur haben sie einen wesentlich geringeren Quartsanteilund sind feinkörniger. Wers genau wissen will sei diese Seite empfohlen Magmatite Für die Steinbearbeitung spielt dies aber keine wesentliche Rolle im Gegensatz zur Ägyptologie. Durch die genaue Gesteinsanalyse kann man die Herkunft der Rohstoffe, die Mienen und Steinbrüche, lokalisieren. Für die Chephren Statue zB Aeg yptiaca05 Gneis Zur Bildhauer-Bearbeitung von Gesteinen gibts ebenfalls eine herausragende Dissertation im I-Net als PDF:Arbeitsorgani sation, Produktionsverfahren und Werktechnik –eine Analyse der Sitzstatuen Sesostris’ I. aus LischtFür unsere Hartgesottenen
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