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Thema: Anfrage: "Produktion" der sogen. Zaubermesser |
menna Member
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Anfrage: "Produktion" der sogen. Zaubermesser |
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« Datum: 21.07.2008 um 20:40:49 » |
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Hallo, ich habe gerade die Dissertation von H. Altenmüller "Die Apotropaia und die Götter Mittelägyptens" (München, 1965)gelesen. Auf S.9 wird dort gesagt, dass das Material untere Eckzähne männlicher Flusspferde ist, die der "Länge nach gespalten" wurden. Bei einer Länge von bis zu 70 cm und der bekannten Festigkeit dieses Materials kann ich mir nicht vorstellen, wie das gelingen kann. Alternativ könnte man den Zahn ja auch von einer Seite aus so lange beschleifen, bis nur eine runde und die glatt geschliffene Fläche übrigbleiben. Weiß jemand dazu etwas? Aus altägyptischen Abbildungen kann man die Herstellungsprozeduren mancher Geräte ersehen - gibt es etwa solche Darstellungen auch von der Herstellung von Zaubermessern? Das wüsste gern Menna
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menna Member - Themenstarter
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« Antwort #2, Datum: 22.07.2008 um 19:31:23 » |
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Danke Lutz, ich dachte nur, dass die aus dem Unterkiefer wachsenden Eckzähne ein anderes, eben härteres Material als das der Elefantenstoßzähne seien. Ich werde nachforschen, ob man was über Unterschiede im Elfenbeinmaterial je nach Herkunft weiß. Gleich noch eine Frage: Altenmüller nennt auf S. 10 Fayence "das kostbarste Material, aus dem jemals Apotropaia hergestellt wurden". In dem von ihm zitierten Buch von Lucas finde ich dafür keinen Hinweis - oder ist dieser Superlativ nur in Relation zu dem evtl. wohlfeileren Elfenbein gemeint? Gruß Menna
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naunakhte Moderatorin
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« Antwort #3, Datum: 22.07.2008 um 19:45:05 » |
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Hallo menna, in Erbach gibt es das Deutsche Elfenbeinmuseum. Das einzige Spezialmuseum weltweit zu Elfenbein. Sie hatten schon Ausstellungen zu ägyptischen Objekten und planen für kommendes Jahr wieder eine. Sie sind damit sicherlich kompetente Ansprechpartner nicht nur für Elfenbein speziell, sondern auch für das Elfenbein im Alten Ägypten. Eventuell lohnt es sich, dich mit deinen Fragen direkt an sie zu wenden. Gruß nauna
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menna Member - Themenstarter
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« Antwort #4, Datum: 30.07.2008 um 13:59:27 » |
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Hallo Nauna, danke für den Hinweis. Bin inzwischen an anderer Stelle fündig geworden. Angela Busch aus Mainz (SFB 195 der Universität) schreibt mir das Folgende: Zitat:
Flusspferdzahn wurde von den Ägyptern gerade ab dem Mittleren Reich wahrscheinlich weitaus häufiger ver- und bearbeitet als Elefantenzahn, was wohl mit der Verfügbarkeit des Materials zu tun hatte. Die Bearbeitung beider Elfenbeinarten oblag den Holzhandwerkern, da man hierfür identische Werkzeuge (raspeln und Sägen) verwenden konnte. Trotzdem Flusspferdzahn härter ist als Elefantenzahn (2-3 Moh an der Spitze 4 Moh im Gegegnsatz zum Elefanten von 2-3,5 Moh), hatten die Handwerker keine Probleme die harten Zähne der Länge nach zu spalten. Dies geschah wahrscheinlich durch sägen, während das Material an einem im Boden verankerten Balken befestigt wurde. Vor der Bearbeitung wurde die rissige Rinde entfernt, die den härtesten Teil des Zahns bildet, so dass das weiße Dentin sichtbar wurde. An manchen Stücken, vor allem den Handklappern kann man aber noch die Rillen der Rinde erkennen. Die natürliche Höhlung wurde gerade bei diesen Kappern als Resonanzraum ausgenutzt. Die meisten Apotropaika (so genannte Zaubermesser) sind dagegen oft auf beiden Seiten glatt poliert, da sie dekoriert sind. Das Splittern kommt eher beim Elefantenzahn vor, der ja bekanntlich in zylindrischen Schichten um die Pulpahöhle herum wächst und entlang dieser Schichten kann es zum reißen oder absplittern kommen, meistens allerdings erst nach Jahren wenn der Zahn entweder zuviel Feuchtigkeit aufnehmen oder umgekehrt abgeben mußte. |
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Auch wenn sie das Sägen nur für "wahrscheinlich" hält - damit wären meine Zweifel hinsichtlich der Spaltbarkeit des Flusspferdzahns eigentlich ausgeräumt, es wurde eben gesägt, wahrscheinlich. Vielleicht gibt es ja irgendwo davon Darstellungen? Weißt Du was dazu? Gruß Menna
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