Für den Schluss m sp wa hat es unterschiedliche Übersetzungsvorschläge gegeben:
In der Erstpublikation heißt es: "Half-life is better than dying altogether." (H.E. Winlock, Excavation at Thebes, in: The Metropolitan Museum of Art Bulletin, Bd. 17, Nr. 12, Part 2, S. 19-49 (1922), das Zitat auf S. 42)
C.E. Sander-Hansen, Der Begriff des Todes bei den Ägyptern, in: Historisk-filologiske meddelelser, Bd. 29, Nr. 2, 32 S.: "Halbes Leben ist besser als völliger Tod" (S. 22)
Jan Assmann, Das Bild des Vaters im Alten Ägypten, in: G. Bornkamm et al., Das Vaterbild in Mythos und Geschichte, Stuutgart / Berlin / Köln / Mainz, 1976, S. 12-49, 155-162: "ein halbes Leben ist besser als ein ganzer Tod" (S. 19)
Die letzte Bearbeitung: "Half of life ist better than death in full." James P. Allen, The Heqanakht Papyri, New York 2002, S. 17
Wie man sieht, rangen auch die Ägyptologen um eine knappe, treffende Formulierung.
Dieses Sprichwort stammt aus dem Brief II des Heqanacht (New York, Metropolitan Museum of Art, Inv.-Nr. 22.3.517), Sp. 26. Die Umschrift habe ich der bereits erwähnten Publikation von James P. Allen, Tafel 30 entnommen.
Zum Kontext: Es handelt sich um den Brief eines Privatmannes an seine Familie aus dem Mittleren Reich. Diese war offensichtlich unzufrieden mit der Nahrungsmittelsituation, denn er schreibt (nach Assmann, a.a.O.):
Zitat:
Seht, das ganze Land geht zugrunde, aber ihr braucht nicht zu hungern. Seht, als ich hierherkam, hatte ich eure Rationen anständig festgesetzt. (...) Seht: der ganze Haushalt ist wie meine Kinder, alles gehört mir - denn es heißt: »ein halbes Leben ist besser als ein ganzer Tod«. Seht, >Hunger< sagt man (nur) zu (wirklichem) Hunger, Hier, schaut, fangen sie an, Menschen zu essen. Seht, es gibt nirgendwo Leute, die solche Rationen wie ihr bekommen."
"Denn es heißt: ..." ist ein Hinweis darauf, dass es sich um ein Sprichwort handelt.
Der ganze Brief ist im TLA zu finden (Anmeldung z.b. mit User=gast, Passwort=gast).
"Atemluft ist im Leib, wenn die/beide Beine am Gehen/in Bewegung sind."
Ich denke, der zweite Teil ist irgendwie abverbial, vielleicht konditional. Sm.t ist für mich ein Infinitiv, der zusammen mit dem Zusatz Hr etwas Progressives ausdrückt. Sinngemäß könnte ich mir vorstellen, dass das Sprichwort sowas wie "Bewegung ist gut für den Körper" aussagen soll.
Ebenfalls weihnachtliche Grüße, David
@Seschen: Ist das jr in deinem Weihnachtsgruß ein Imperativ?
Sm gilt als "biliterales" Verb, d.h. bestehend aus zwei Konsonanten, hat aber einen femininen Infinitiv: "an indication that this verb-stem once belonged to the 3ae inf." (tertiae infirmae = Verben, deren dritter und letzter Konsonant j oder w ist.) - Zitat: Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, 1957, § 299; siehe auch § 278.
Unser Spruch besteht aus zwei Teilen: Der erste Satz ist ein adverbieller Nominalsatz, der zweite eine pseudoverbale Konstruktion, gebildet aus Nomen + Hr + Infinitiv. Nach einer Übersicht über die Unterschiede zwischen dieser Konstruktion und die von Nomen + Pseudopartizip bei Gardiner, § 320, liegt die Bedeutung bei Verben der Bewegung vor allem in: "emphasize the movement itself".
Sm hier: "von den Füßen, die gehen" (Wb IV, 465.7). Eine Bedeutung wie "dahingehen" im Sinne von "dahinschwinden, absterben" ist nicht belegt. Der zweite Teil lautet also: "die Füße gehen".
Zwar kann die Präposition m auch bedeuten: "aus etwas heraus" (Wb II, 1.6), aber das ist inhaltlich sinnlos: "Füße gehen" und "Atem kommt aus dem Leib heraus". Es bleibt für den ersten Teil nur: "Atem ist im Leib".
Wie ist das Verhältnis dieser beiden Sätze zueinander? Das war die Schwierigkeit in Euren Vorschlägen. Meiner Meinung helfen Gardiners Überlegungen zu "virtuellen" Nebensätzen weiter (§§ 210 ff.): "virtuell", weil sie nicht durch eine einleitende Partikel markiert sind. Für unseren Spruch müssen wir einen "virtuellen Bedingungssatz" (§ 216) annehmen:
"(Solange) Atem im Leib ist, gehen die Füße."
Die Bedeutung ist offensichtlich: Solange man (noch) lebt, kann man etwas tun.
Der Spruch stammt aus der Chronik des Prinzen und Hohepriesters Osorkon, die im Bubastidentor in Karnak angebracht ist, und zwar aus dem Teil B mit Datum Jahr 12 des Pharao Takeloth II. bis Jahr 3 von Schoschenk III. (22. Dyn., 9. Jahrhundert v.Chr.). Die Abbildung: The Epigraphic Survey, Reliefs and Inscriptions at Karnak, vol. III: The Bubastite Portal, Chicago, 1954, Tafel 21, Sp. 8. Diese Inschriften wurden bearbeitet von: Ricardo A. Caminos, The Chronicle of Prince Osorkon, Roma, 1958, die bis heute unübertroffen ist.
Unsere Stelle steht im folgenden Passus (§ 134):
Zitat:
Thereupon this governor of Upper Egypt said to his officials, friends (...) they have ceased being loyal to him in my time. You shall not fight, because (your fighting) would be the death of him. While there is breath in the body the feet walk. The temples are in distress (...)
Man sieht, wie der Spruch den eigentlichen Gedankengang unterbricht und in allgemeiner Form die Situation beschreibt und kommentiert.
Caminos notiert (§ 136): "Is this an aphorism?" und verweist auf eine ähnliche Stelle bei Cicero, Epistolae ad Atticum, wo es heißt: "Dum spiro spero" (Solange ich atme, hoffe ich). Im Deutschen haben wir auch die Redensart: "Die Hoffnung stirbt zuletzt." Ist das in etwa der Sinn des ägyptischen Sprichworts?
Besinnliche Festtage! Nach Weihnachten geht es weiter ...
in einem hieratischen Papyrus findet man folgendes:
Der kleine Kreis am Ende ist ein "Verspunkt": ein roter Punkt am oberen Rand der Zeile in manchen Handschriften. Sie stehen nur am Ende von Haupt- oder Nebensätzen und gehören in keinem Fall zum Text. (Lexikon der Ägyptologie, Bd. VI, Sp. 1017-1018, Stichwort: "Verspunkte")
"Ein Löwe kann nicht mit einer Botschaft ausgesandt werden."
Die Endung .tw deutet für mich auf einen Passiv hin. hAb.n ist ein Verb im Perfekt, das negiert auch ein Unvermögen ausdrücken kann, also "etwas nicht können".
.tw ist Passivelement, kann aber auch als indefinites Pronomen "man" angesehen werden. Dementsprechend gibt es zwei Übersetzungsmöglichkeiten, die auch in diesem Fall realisiert wurden.
Zum n sDm.n=f bemerkt Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, 1957, § 418:
Zitat:
A broad survey shows that the construction n sDm.n=f is common in characterizations, statements of custom, and generalizations of all kinds.
Das ist offensichtlich auch hier der Fall, denn es wird kein realer Sachverhalt angesprochen, sondern eine Verallgemeinerung im übertragenen Sinn.
David hat angesprochen, dass diese Konstruktion auch ein "Unvermögen" ausdrücken kann und hat den Satz dementsprechend übersetzt. Zu dieser Frage hat sich Gardiner auch geäußert (im gleichen §):
Zitat:
it will often be found that a possible, or even the best, rendering for n sDm.n=f is 'he cannot', 'could not', or 'will not be able to hear'. In such renderings, however, an English standpoint is substituted for the Egyptian; English affirms the impossibility of the act, while Egyptian merely states that over a contemplated period it does not occur.
Das gleiche gilt natürlich auch im Deutschen.
Auch ohne den Kontext zu kennen, bemerkt man die Auffassung, dass ein Löwe als Bote wohl eine "Fehlbesetzung" ist.
Der Satz wurde der "Loyalistischen Lehre" entnommen, ein Werk, dass der Ägyptologe Georges Posener (1906-1988) in mühevoller Kleinarbeit aus einer Stele, drei Papyri, einem Holztäfelchen sowie 65 Ostraka rekonstruiert hat (L'enseignement loyaliste, Genève, 1976). Dieser Passus steht in dem Papyrus Paris, Louvre, Inv.-Nr. E 4864. Die Louvre-Datenbank gibt nur den medizinischen Text an, der auf der einen Seite steht, nicht aber den Auszug aus der "Loyalistischen Lehre" auf der anderen Seite. Was sie als Rückseite ("verso") bezeichnet, gilt bei Posener als Vorderseite ("recto"). Etwas verwirrend, finde ich.
Zum Kontext gebe ich die Übersetzung von Hellmut Brunner, Altägyptische Weisheit. Lehren für das Leben, Zürich / München, 1988, S. 182-183 an:
Zitat:
(§ 10) Die Werktätigen sind es, die die Nahrung schaffen. Ist das Haus leer (von Dienern), dann wackeln seine Fundamente, aber ihr Lärmen läßt die Mauern feststehen. Wer viele Leute hat, kann bis Tagesanbruch schlafen, aber es gibt keinen Schlummer für den, der allein ist. Man erteilt einem Löwen keinen Auftrag, kein Herdentier sperrt sich selbst von der Koppel aus, es würde brüllen wie ein durstiges Tier abseits vom Brunnen.
Brunner hat den Satz aktivisch mit dem indefiniten Pronomen "man" übersetzt. Posener hingegen schrieb: "Le lion n'est pas envoyé en mission." ("Der Löwe wird nicht mit einem Auftrag geschickt."; aus der oben angegebenen Veröffentlichung, S. 38), also als Passivkonstruktion.
Was kann man mit diesem Satz gemeint sein? Posener verweist auf eine ähnliche Passage in der in etwa zeitgenössischen "Lehre des Cheti" (ebenfalls nach Brunner, a.a.O., S. 159):
Zitat:
Nie habe ich einen Bildhauer bei einer (amtlichen) Sendung gesehen, noch einen Goldschmied, der ausgeschickt worden wäre.
In diesem Text geht es um die Vorzüge und Vorteile der Schreibertätigkeit im Vergleich zu anderen Berufen. Der Schreiber "wird geschickt, um Aufträge auszuführen" und - wie der Text anmerkt - "noch ein Kind", also schon in der Ausbildung. Bildhauer und Goldschmiede sind für diese Art von Tätigkeiten nicht qualifiziert. - Und auch kein Löwe!
Auch in Ägypten galt der Löwe als "König der Tiere". Entsprechend wird der Pharao mit dem Löwen verglichen oder gar als "Löwe" bezeichnet. Es sind dessen Eigenschaften wie Mut, Stärke und Wut, die diesen Vergleich herbeigeführt haben. (Hermann Grapow, Die bildlichen Ausdrücke des Ägyptischen, Darmstadt, 1983 (Nachdruck), S. 69-73)
Ist der Löwe als Bote also "überqualifiziert"? Sehen wir uns noch einmal den Kontext an: "es gibt keinen Schlummer für den, der allein ist". So heißt es in viel späterer, griechischer Überlieferung: "Manetho says in his Criticism of Herodotus that the lion never sleeps." (nach W.G. Waddell, Manetho, Cambridge / London, 2004 (Nachdruck), S. 205) Ähnlich äußert sich auch Horapollon (Horapollo. Zwei Bücher über die Hieroglyphen, Erlangen, 1997, S. 57):
Zitat:
Einen wachsamen und besorgten Menschen, oder auch einen Wächter zeigen sie [die Ägypter] durch das Bild eines Löwenhauptes. Weil der Löwe die Augen schließt, während er wacht, und sie offenhält, wenn er schläft, sodaß er deswegen das Zeichen des Wachens und des Wachthabens ist.
Es wird auch spekuliert, ob mAA "sehen" und mAj "Löwe" im Zusammenhang stehen.
Diese Überlegungen haben Brunner zum folgenden Kommentar geführt (a.a.O., S. 457):
Zitat:
Diesem mekrwürdigen Sprichwort liegt der Glaube zugrunde, daß der Löwe nicht schläft (so eine griechisch-ägyptische Überlieferung) und daß man ihm deshalb, trotz seiner Kraft, nicht trauen könne.
etwas knifflig, besonders am Anfang, ist das folgende Sprichwort:
In der Vorlage, die ich verwendet habe (siehe Anhang), sieht das zweite Zeichen mehr wie V1 aus, das ich aber so nicht einordnen kann. Ich habe es durch ein übliches Zeichen ersetzt.
Wörter: Hw.t = "Wirken/Gewirktes" (?/!) Tzm = "Windhund" (?) Im folgenden mit Hund übersetzt. XAy = "sich wiedersetzen" nb=f = "sein Herr"
Daraus leite ich folgende Übersetzung ab: "Das Gewirkte/Wirken des Tzm-Hundes, es widersetzt sich seinem Herren!" Oder "Das Gewirkte/Wirken des Tzm-Hundes widersetzt sich seinem Herren."
Meint man mit dem Tzm-Hund vielleicht Seth? Er tut ja eigentlich nicht das was man ihm sagt!
Wenn der Satz so richtig übersetzt ist, dann würde ich es so deuten, dass das Tier gegen den Willen seines Herren handelt...
Bei der Grammatik möchte ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Ist vielleicht sDm=f und so ne Art Partizip?
XAy ist meiner Meinung nach eine Form des 3ae inf. Verbs XAj. Wegen der Umwandlung j zu y müsste das ein Subjunktiv, eine Relativform oder ein passives Partizip sein. Dann muss Hw(j).t(w) Tzm ein Hauptsatz sein, daher habe ich für das erste Wort keinen Infinitiv, sondern eine Verbalform genommen und da keine Partikel vor dem Verb steht, nehme ich den passiven Subjunktiv an. Für XAy nehme ich dann auch den Subjunktiv an, weil ich keinen sinnvollen Relativsatz formulieren kann, weder aktiv noch passiv. Wenn überhaupt würde ein aktives Partizip Sinn machen ("..., der sich seinem Herrn wiedersetzt..."), aber dazu passt nicht die Stammendung der Verbalform. Damit das ganze mit zwei Subjunktivformen irgendwie Sinn ergibt, sehe ich diesen Satz wie einige Aufgaben zuvor als virtuellen Bedingungssatz an:
"Wenn ein Hund geschlagen wird, dann soll sich sein Herr (dem) widersetzen."
Bei diesem Spruch handelt es sich um einen Teil des Spruches 37 aus den Sargtexten (CT I, 154c). Auf der Webseite des Oriental Institutes, Chicago, findet man auch die anderen Textbände von de Buck, Coffin Texts.
Zunächst zur Schreibung des ersten Wortes, bei dem es sich um Hwj "schlagen" handelt. Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, 1957 beschreibt in seiner Zeichenliste für A25 die konventionelle hieroglyphische Umschrift für eine hieratische Zeichengruppe und merkt an: "the explanation of the group is obscure" (S. 445). Er verweist u.a. auf einen Artikel von Georg Möller, Zur Datierung literarischer Handschriften aus der ersten Hälfte des Neuen Reichs, in: ZÄS, Bd. 56 (1920), S. 39, wo Möller auf diese hieratische Gruppe eingeht und das Zeichen als einen "hinten verknotete[n] Gurt, den die Hieroglyphe des schlagenden Mannes (...) aufweist," deutet. Das würde de Bucks Umschrift mit V1 vielleicht erklären.
Hwj hier: "Tiere schlagen - eigentlich: sie prügeln" (Wb III, 46.20) Tsm "Windhund, Hund" (Wb V, 409.13)
Obwohl Hwj einen weiblichen Infinitiv hat (Gardiner, § 299), ist doch das Passivelement .tw anzunehmen; dessen Schreibung nur mit .t belegt ist (Gardiner, § 39). Somit hätten wir für den Anfang:
Hwj.t(w) Tsm "Der Hund wird geschlagen / geprügelt ..."
Das folgende Wort ist richtig identifiziert als
XAj "sich jemandem widersetzen" (Wb III, 361.6) - Das Wb kennt es nur aus den Pyramidentexten; die Sargtexte konnten seinerzeit noch nicht verzettelt werden.
Für die Form XAy wurde das perfektische passive Partizip vorgeschlagen. In der Tat heißt es auch bei Gardiner, § 361 zu den Verben 3ae inf.: "The ending -y is characteristic of all genders and numbers". Jedoch ist auch eine Deutung als perfektisches aktives Partizip möglich - und aus inhaltlichen Gründen vorzuziehen. Gardiner, § 359 führt zu diesem Partizip aus: "As a rule no ending is shown (...) Nevertheless sporadic writings point to the existence of a flexional ending -w or -y". Vielleicht trifft aber auch ein Argument im selben Paragraphen zu, dass er zu einem Beispiel pAyw "which once did" anführt: "in this particular instance, however, the y may be due merely to the A of the stem, the change of the A into y being frequent."
Der zweite Teil lautet dann also:
XAy nb=f "der sich seinem Herrn widersetzt."
R.O. Faulkner, The Ancient Egyptian Coffin Texts, Bd. I, 1973, S. 28-29:
Zitat:
The dog which thwarts its master is beaten.(21)
(21) Doubtless a true aphorism, but it is not clear what this saying is doing here, unless it is to hint at the fate of him who disobeys Osiris.
Harco Willems, The Social and Ritual Context of a Mortuary Liturgy of the Middle Kingdom (CT Spells 30-41), in: Harco Willems (ed.), Social Aspects of Funerary Culture in the Egyptian Old and Middle Kingdoms, 2001, S. 253-372 bespricht diese Stelle auf S. 309-310:
Zitat:
(But) may the dog which thwarts its master be beaten. (230)
(230) I assume that this is a metaphor introducing the topic of the treatment of the enemies of the deceased, which takes up the rest of the spell.
Es ist jetzt angebracht, auf den Kontext einzugehen. Ich zitiere dabei die Übersetzung von Jan Assmann, Andrea Kucharek, Ägyptische Religion. Totenliteratur, Frankfurt am Main / Leipzig, 2008, S. 232:
Zitat:
[Schlußtext] Sei gegrüßt, Osiris in Busiris, in deiner Würde des Stiers des Westens! Siehe, dieser NN hier ist neben dir! Mögest Du seine Stellung befördern, seine Würde befestigen, seine Worte hören, seinen Kummer vertreiben, mögest du ihn rechtfertigen gegen seine Feinde, und möge sein Arm stark sein in deinem Tribunal, wenn er eintritt für seine Angehörigen [- welche ich bin -] auf Erden.
"Die Stärke des Osiris!" sagt man dazu. "Geschlagen ist der Hund, der sich seinem Herrn widersetzt hat."
[Anwendung als Totenbeschwörung gegen einen Feind] (...)
nb "der Herr" ist mit A40 determiniert, ist also ein "göttlicher Herr", das passt zu Osiris. Der Hund ist eigentlich "für den Ägypter das typische Bild des Gehorsams" (Hermann Grapow, Die bildlichen Ausdrücke des Ägyptischen, Darmstadt, 1983 (Nachdruck), S. 75-76; er gibt keine Gegenbeispiele an. Mir ist auch kein Vergleich des Hundes mit Seth bekannt. Dennoch ist offensichtlich, dass hier das Schicksal der Feinde des Osiris angesprochen wird.
Ich habe an den roten Djesemhund gedacht, deshalb habe ich den sich wiedersetzenden Hund aufgrund meiner Fehlübersetzung mit Seth gleichsetzen wollen. Wegen dem Gottesdeterminativ habe ich eben auch an einen göttlichen Herren gedacht, was mich eben auch nochmal "bestätigt" hat.
Aber danke für die Übersetzung. Hab mich jetzt mal in dieses Pseudopartizip eingelesen, mal sehen, ob ich es das nächste Mal hinbekomme.