hier also die Zeile 1 zur Übung des Totenbuchs der Anhay. Vielleicht kann Michael das entsprechende Bild auch nochmals hier anhängen. Ansonsten hängt es unter dem Thread "Totenbuch Anhay Zeile 9"
Ich konnte nicht alle Hierozeichen mit den Boardmitteln des Forums herstellen, daher habe ich über ImageShack meine "Reinzeichnung" eingebunden.
dwA ra Hrw-Ax.tj m Ax.t IAb.tjt (n).t p.t jn wsjr Sma.yt n(.t) Imn InhAy Dd=s jnD Hr=k ra nTr aA nb tA-Dsr
Das Anbeten des RE-HARACHTE im östlichen Horizont des Himmels durch OSIRIS, der Sängerin des AMUNS, Anhay (jnhAy), die Gerechtfertigte. Sie sagt: Gegrüßet seiest du, RE, großer Gott, Herr des heiligen Landes
Die Vokabeln: Infinitiv von dwA: preisen; anbeten; Wb 5, 426.6-428.7 | das Preisen, das Anbeten // preisend, anbetend raw: Re; Wb 2, 401.7-8 Hr.w-Ax.tj: Harachte; Wb 1, 18.3; 3. Namensverschmelzung von Re und Harachte. Als ein Name direkter Genitiv des Infinitivs (Objekt) m: [Präposition]; Wb 2, 1.2-2.6; m: im; am; [temporal]; Wb 2, 1.8-10 Ax.t: Horizont; Lichtland; Wb 1, 17.12-23 jAb.tj: östlich; links; Wb 1, 30.16-31.1 (n.)t: von [Genitiv]; Wb 2, 196.3-197.8 | das 'n' ist hier zu ergänzen. p.t: Himmel; Wb 1, 490.10-492.1 jn: durch; seitens (jmds.); Wb 1, 89.1-5 wsjr: Osiris (Totentitel des Verstorbenen); LGG II, 531 h Sma.yt: Sängerin; Wb 4, 479.8-480.4; Sma.yt-n-jmn: Sängerin des Amun; G.W.B. Barns, JEA 34, 1948, 35 ff., pl. IX-X jnhAy: Name der Verstorbenen mAa-xrw: gerechtfertigt; Wb 2, 17.16-18 (Die Schreibung mit "der Blume" wird unten auf der Seite erklärt; siehe auch DZA 23.725.530 oder DZA 23.725.840) Dd: sagen; mitteilen; Wb 5, 618.9-625.2; =s: [Suffix Pron.sg.3.f.]; Wb 4, 1.4+s jnD Hr: sei gegrüßt (Grußformel); Wb 2, 372, 4; =k: [Suffix Pron. sg.2.m.]; Wb 5, 83.2-3 raw: Re; Wb 2, 401.7-8 nTr-aA: der große Gott (Gott); der große Gott (König); Wb 2, 361.1-7 nb: Herr; Besitzer (von etwas); Wb 2, 227.5-230.14 tA-Dsr: [Friedhof], [Totenreich] [heiliges Land]; Wb 5, 228.6-14; 611.10
da kann man nicht viel dazu sagen: Ich kann der Umzeichnung, der Umschrift und der Übersetzung ziemlich gut folgen! Besonders hervorheben möchte ich die Ergänzung des n bei (n.)t p.t - was anderes kann nicht in Frage kommen - und die Erklärung des Blumenzeichens nach dem Namen! Darauf muß man erst kommen, obwohl diese Schreibung (mit M2) auch bei Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 316 verzeichnet ist. Gut finde ich auch die ausführlichen Erläuterungen.
Dennoch will ich noch etwas anmerken:
In der Umschrift hast Du hinter dem Personennamen mAa.t-xrw vergessen, obwohl Du es übersetzt und erklärt hast.
Ich meine, die Präposition m bei m Ax.t ist sicherlich räumlich und nicht zeitlich aufzufassen.
…der Erbe der Ewigkeit, Herrscher der Ewigkeit, König der Unterwelt, König des Schweigens.
jwa.w: der Erbe; Wb 1, 50.11-16. Die Hieros sind nicht ganz so eindeutig zu identfizieren, glaube aber die richtige Wahl getroffen zu haben. Es ist zwar meines Erachtens ein "t" zu erkennen, das eigentlich auf jwa.t: das Erbe, die Erbschaft; Wb 1, 51 hindeuten würde, aber das folgende Wort nHH: Ewigkeit; Wb 2, 299.2-302.9; deutet auf "der Erbe" hin. Dazu passend auf Seite 300 oben jwa nHH "Erbe der Ewigkeit"
HqA: Herrscher; Besitzer; Wb 3, 170.23-173.2; Zur Schreibung siehe DZA 27.368.430 D.t: Ewigkeit; Wb 5, 507.4-508.7; Zusammen mit HqA Wb 3, 172.19 "Herrscher der Ewigkeit"
nsw: König von Oberägypten; König; Wb 2, 325.1-329.10; Aufgrund des nachfolgenden genetivischen Zusatzes dwA.t: Duat; Unterwelt; Krypta; Wb 5, 415.8-416.3.6-8.10 "König (von)". Dazu passend Wb 2, 328.5 "König der Unterwelt"; siehe auch DZA 29.731.320 und DZA 29.731.390
bj.tj: König von Unterägypten, König; Wb 1, 435.1-15; Hier auch mit dem Hinweis, dass bisweilen ohne Bezug auf Unterägypten mit "nur" König übersetzt wird. jgr.t: das Schweigen (Totenreich, Krypta); Wb 1, 141.3-6
ich würde am Beginn der Zeile 2 nur jwaw nHH lesen "Erbe der (Neheh)-Ewigkeit" (Wb. II, 300, 1-2) - Lesung jwaw nach Wb. I, 50. Das .t wird in späten Inschriften oft als Füllzeichen verwendet: "Nach klassischem Maßstab überflüssiges t ist ziemlich häufig. (...) Oft gibt es auch keine solche Motivation." (Jansen-Winkeln, Spätmittelägyptische Grammatik, § 32) - Siehe auch das Beispiel in Zeile 1 tA-Dsr.
Etwas später reicht meiner Meinung nach nsw dwA.t "König der Unterwelt" - für dwA.t bzw. dA.t Wb V, 415
bj.tj jgr.t "König des Totenreichs" (jgr.t "Land des Schweigens"). Diese Bezeichnung habe ich nicht im LGG gefunden. Offensichtlich wurde pAnhai nicht berücksichtigt.
Auffällig sind die dualen Formulierungen der Beiworte: Neheh-Ewigkeit - Djet-Ewigkeit / Unterwelt - Totenreich.
Re: Totenbuch der Anhay; Hymne an Re-Harachte; 15V
« Antwort #8, Datum: 10.07.2012 um 20:38:38 »
Hallo zusammen,
diesen Teil hatten wir schon diskutiert im Thread "unbekannte Hieroglyphe Teil II". Der Vollständigkeit halber mit ein paar zusätzlichen Bemerkungen nun auch hier:
Der Fürst ist aus Heliopolis des RE, der von Edfu (und) von Abydos
sr: Vornehmer, Fürst; (hoher) Beamter; Wb 4, 188.3 - 189.9 pw: [im Nominalsatz]; Wb 1, 505.5-7 m-Xnw: im Inneren; in; aus (lokal); Wb 3, 370.16-371.24 jwn.w-raw: Heliopolis des Re; GDG I, 56; AEO II, 144* ff. // Edfou VI 310, 3-4 // "Dictionnaire des noms géographique", Henri Gauthier, 1924". Heliopolis wird dort auch mit dem Determinativ A40 geschrieben, so dass hier die Kombination C1 eine logische Brücke ergibt.
Nominalsatz mit pw: Das Wort 'sr' wird betont, indem pw nachgestellt wird. Als Apposition zu pw folgt 'm-Xnw jwn.w-raw'. §359 Grammatik Adolf Erman.
Es folgen zwei weitere Zeichen, die aufgrund des Stadtzeichens O49 auf eine ebensolche hinweisen. [bHd.tj]: der von Edfu (Horus); Wb 1, 470.10 // Ziemlich unsichere Lesung, da ich 'bH' nur geraten habe. Folgt man Georg Möller, Hieratische Paläographie, Dritter Band, Zeichen 160, so ist eine gewisse Ähnlichkeit zu erkennen. Meine Interpretation erfolgt aufgrund der Belege, dass nach 'Heliopolis des Re' oft der Zusatz 'bHd.tj' folgt. (Siehe Edfou VI 310, 3-4)
n: [Schreibung der Präposition m]; Wb 2, 194.8. Das "n" hängt zwar rechts neben "dem Segel" und scheint damit zum Wort "TA-wr" zugehören, aber ich denke es ist "für sich" zu betrachten.
TA-wr für tA-wr "das große Land" als Bezeichnung des Gaus von This-Abydos (Wb. V, 353, 5); hier möglicherweise gebraucht als Stadtname für Abydos (siehe DZA 30.843.540 ff). Die Interpretation ist aber zweifelhaft. Es fehlt im Schriftbild "G36 = wr". Auch die von mir als N21 interpretierten Zeichen sind insoweit fraglich, als dass der Schreiber N21 in der gleichen Spalte weiter unten sauber ausgearbeitet hat. Hier müsste demnach eine andere Hiero gemeint sein. Ich frage mich, ob nicht auch tA-rr: [Dendera]; Wb 5, 226.1 ein Option sein könnte. Das ist zwar nur Griechisch belegt, aber es mag da vielleicht "Vorläufer" gegeben haben?
Re: Totenbuch der Anhay; Hymne an Re-Harachte; 15V
« Antwort #9, Datum: 11.07.2012 um 05:26:43 »
Thomas, guten Tag,
Zur Schrift: ich sehe bH-Zeichen + nwt-Determinativ im Text nicht (sondert t-Brot mit nwt-Determinativ zu Re), mindestens ist <bH> im eckigen Klammern zu transliterieren und im hieroglyphischen Text nicht wiederzugeben, nur notieren. Zwei Zeichen N21 sind meiner Meinung nach auch nicht eindeutig - besser D19 oder N29 zu erkennen.
Das Zeichen hinter Jwnw-Ra kann ich nicht erkennen. Auf jeden Fall ist es nicht F18 bH. Dein Argument, daß nach "Heliopolis des Re" oft (?) bHd.tj "der von Edfu" folgt (mit Verweis auf Edfu VI, 310, 3-4) zieht nicht, denn auch in diesem Beleg steht ein Stadtzeichen. Es kann also kein Gottesname sein; es muß der Name einer Stadt sein. Ich meine nämlich, daß die angegebene Übersetzung nicht stimmt, sondern daß es heißen muß: "Chepri, dem Großen (besser: dem Fürsten) von 'Heliopolis des Re' und von Behedet ..." bHd.t "heute: Edfu" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1332). Die Ähnlichkeit nach Möller, Hieratische Paläographie, Bd. III, ist m.E. nicht gegeben. Kurz: Das Zeichen muß als derzeit unbekannt gelten.
Ich bin auch der Meinung, daß n "für sich" zu betrachten ist. Dann sollte es in der hieroglyphischen Schreibung vor dem "Segel" P5 stehen. Auch die beiden Zeichen daneben bleiben ungeklärt.
Das Ganze also:
sr pw m-Xnw Jwnw-Ra [??] n tA-wr "ein Fürst ist er aus Heliopolis des Re (und aus) [??] vom Thinis-Gau"
Insgesamt unbefriedigend, aber mehr ist m.E. nicht zu machen.
Herischef, der Künstler, Herr der beiden Länder, der geheime Große aus Armant.
Hr.j-S=f: Herischef; Wb 3, 135.9 Hmww: der Künstler; Wb 3, Seite 83 Punkt C; die Frage ist, ob diese Hieroglyphe nicht doch ein Det. zu Herischef ist? nb: Herr; Besitzer (von etwas); Wb 2, 227.5-230.14 tA.wj: die beiden Länder (Ägypten); Wb 5, 217.1-219.3 wr: der Große; Wb 1, 328.14-329.18 sStA: geheim; Wb 4, 297.19-20 [ich meine hier als Adjektiv gebraucht] m: [Präposition]; Wb 2, 1.2-2.6 jwn.w-Sma.w: Südliches Heliopolis (Hermonthis/Armant); Südliches Heliopolis (Theben); Wb 1, 54.6; 4, 473.5