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   Architektur & Kunst (513)
   Würfelstatuen (18)
  Autor/in  Thema: Würfelstatuen
Manath  weiblich
Member



Würfelstatuen 
« Datum: 02.04.2004 um 22:14:47 »   

Hallo zusammen!

Beim durchblättern der aktuellen Kemet bin ich auf Seite 19 auf eine Würfelstatue des Hor-em-hab gestossen. Da ist mit eingefallen das ich so etwas schon mal im Ägyptischen Museum in Berlin gesehen hatte und habe mich auch schon damals gefragt was sie zu bedeuten haben. Also könnt ihr mir vielleicht sagen wofür sie gebraucht wurden und vor allem warum sie so eine komische Form haben?

Besten Dank

Manath
Udimu  maennlich
Member



Re: Würfelstatuen 
« Antwort #1, Datum: 03.04.2004 um 14:46:42 »   

Wenn das jemand wüsste  

Hab leider keine Literatur zur hand, aber die Theorien reichen von 'Darstellung eines Mannes in einer Sänfte sitzend' bis zu der Idee, dass diese Statuen den Mann (so weit ich weiss gibt es keine Frauen in dieser Darstellungsart) als Urhügel darstellen. Aber wie gesagt, das ist alles Spekulation.

Gruss
Udimu
> Antwort auf Beitrag vom: 02.04.2004 um 22:14:47  Gehe zu Beitrag
Gast_A.  maennlich
Member



Re: Würfelstatuen 
« Antwort #2, Datum: 03.04.2004 um 17:44:49 »   

Hallo

Es gibt auch weibliche Kuboide (= Würfelhocker). Allerdings treten sie v.a. in Gruppenplastiken auf:

- MR, 12. Dyn. (?), Einzelstatue einer Frau, London UC 16570
- MR. 12. Dyn. ; Statuengruppe, Mann u. Frau (Dahschur Magazin Nr. 160)
- MR, 12. Dyn. ; Gruppenplastik 2 Männer, 2 Frauen (Kairo CG 869)
- MR, 12. Dyn. , Amen. III., Gruppenstatue, 2 Männer, 2 Frauen (Neuchâtel 405)
- NR, 19. Dyn. , Ramses II., Gruppenplastik, Mann u. Frau (Kairo CG 1141)
- NR, 19. Dyn. , Ramses II., Gruppenplastik, 2 Männer und 1 Frau (Paris, Louvre 435)
- NR, 19. Dyn. (?); Statue der Ipetnefret (Turin, Mus. Eg. 762).

Eine Deutung der weiblichen Kuboide erfolgte bislang nicht.

Bemerkenswert ist, dass dieser Statuentyp offenbar niemals für den König oder Königssöhne Anwendung fand (auch nie bei Göttern).

Die "Funktion" der kuboiden Form ist heftig umstritten:
Lauth (Beschreibung der Glyptothek König Ludwig’s I. zu Bayern, 1879, 38f.) verwies darauf, dass „die Ägypter“ mit diesem Typus „das Ideal der Ruhe auszudrücken suchten“ und ein „tief innerliches Verständnis des architektonischen Kerns der Menschengestalt in der ägyptischen Kunst“ zeigten.
Die Assoziation zum „Ruhen“ erfolgte hier v.a. über Beobachtungen orientalischer Völker, die, als „Hockvölker“ bezeichnet, sich eben so in einer bequeme Position begeben.

Der Begriff „Würfelhocker“ stammt von Schäfer (Andrae/Schäfer, Kunst, 1963, S. 55). Schäfer sieht ebenfalls eine naturalistische Wiedergabe der natürlichen Sitzposition orientalischer Völker hinter diesen Statuen, denn „zu allen Zeiten haben die Menschen so gehockt“ (Andrae/Schäfer, Die Kunst des Alten Orients, 1925, S. 56).

Spiegel hat eine „generelle Tendenz zur Blockhaftigkeit“ in der Rundplastik des Mittleren Reiches und eine archaisierende Bewegung vermutet (Spiegel, in: FuF 25 (1949), S. 7).

Von Hirmer/Otto wurde die blockhaft-flächige Gestaltung mit dem Bedürfnis nach mehr Schreibfläche für biographische Texte begründet (Ägyptische Kunst, Bd. 2, 1971, S. 471).

Eggebrecht (in: Fs Will, 1966, S. 143ff.) glaubte einen Wiedergeburtsgedanken in den Statuen zu erkennen: „Die wie in einem Kasten hockenden Figuren sind Wiedergaben des Toten im Augenblick der Wiedergeburt aus dem Iat (Urhügel) ... sie heben nur die Köpfe aus dem kastenartigen Iat-Behältnis heraus, während Arme und Beine noch im Zustand der Ruhe ... sind.“ Der Kuboide sei also der „Auferstehende“. Eggebrechts Analyse basierte aber ausschliesslich auf zwei Stücken und ist stark generalisierend.

Nach H.W. Müller soll der Block die Gestalt des Toten im Jenseits und dessen anorganischen elementaren Zustand wiederspiegeln.

Dem Wiederauferstehungsgedanken haben sich weitere namenhafte Ägyptologen angeschlossen (Westendorf, Munro, Wildung u.a.). Der Kubus soll nach Wildung (Sesostris und Amenemhet, 1984, S. 97) das Grab darstellen aus dem der Tote aufersteht. Wildung sieht aber nicht das Ruhen als zentrales Motiv, sondern den kräftespannenden Moment  zu Beginn einer Aktion. „Die menschliche Figur ist eingebunden in einen geschlossenen Steinblock, aus dem sie unter Kraftanstrengung auszubrechen scheint... Im Vorgang der Auferstehung lösen sich die Gliedmaßen aus der Starre des Todes, und der Kopf durchstößt die Fesseln von Sarg und Grab“ (op.cit. Nr. 15).

Während dieser Ansatz seitdem nur noch geringfügig variiert worden ist, konnte Leclant einen weiteren interessanten Aspekt einbringen:
„Solche Würfelhocker erscheinen zum  erstenmal gegen Ende der 6. Dynastie als Holzstatuetten unter dem Sonnendach von Grabmodellbooten, die dem Verstorbenen durch magischer Stellvertretung die Pilgerfahrt nach Abydos oder an andere heilige Stätten ermöglichten. Anscheinend symbolisierten die Würfelhocker den Toten als einen hesi oder als ein geheiligtes Wesen, das er vielleicht Kraft einer Pilgerfahrt geworden war.“ (Ägypten I, 1979, S. 220).

Giolitto dagegen sieht in der Haltung ein Indiz, dass es sich bei den Figuren um „Hirten bzw. Wächter“ handeln könnte, die im kultischen Kontext eben als „Wächter einer religiösen Sphäre“ auftreten. Giolitto „liest“ dazu die Kuboiden wie die Hieroglyphe (Gardiner) A 47.

Kritisch rechnet Assmann mit allen formalen Deutungsansätze ab (v.a. dem Wiedergeburtsaspekt) und sieht den Typus als Schöpfung eines „rein formalen, kunstimmanenten“ Prozesses (Assmann/Burkard, 5000 Jahre Ägypten, 1983, S. 11ff.). Allerdings glaubt auch er, dass die Form der Statuen „für den Ägypter eine präzise Bedeutung gehabt“ und „Wandlung auf der semantischen Ebene auch Wandlung der Form nach sich gezogen“ habe (S. 20).

Am eingehensten hat sich bislang R. Schulz (Die Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, HÄB 33, 1992) mit den Kuboiden befasst.
Sie sieht die „Sänftenhockfiguren als direkte form- und bedeutungsorientierte Vorläufer der Kuboide“ (S. 749) und möchte den Widergeburtsgedanken nicht zur dominierenden Funktion der Statuenform machen. Primär sollte die Sänftenform (in der 5. und 6. Dyn. war ja die Hocksänfte das gängige Transportmittel hoher Beamter) die Teilnahme des verstorbenen an der Festprozession versinnbildlichen. Über diese Festanbindung sei dann auch die Eingliederung des Verstorbenen in Regenerationsrituale erfolgt. Hierfür spricht auch die Aufstellung solcher Statuen im Grabvorhofbereich (erst später im Tempel), wo der Verstorbene  mittels der Statue an der, am Grab vorbeilaufenden Prozession partizipieren konnte.
„Da in der Realität spätestens seit dem Mittleren Reich die Sitzsänfte die ältere Hocksänfte abgelöst hat, wird der Aspekt des Getragenwerdens für solche Statuen verdrängt. Die plastische Umsetzung des Thronens in der Sänfte konnte mit der Rolle des Beamten im Tempel oder Grabvorhof nicht vereinbart werden.“ (S. 754).
...
> Antwort auf Beitrag vom: 02.04.2004 um 22:14:47  Gehe zu Beitrag
Gast_A.  maennlich
Member



Re: Würfelstatuen 
« Antwort #3, Datum: 03.04.2004 um 17:46:07 »   

Aus den im Grab aufgestellten Sänftenhockfiguren entwickelte sich also mit dem Verschwinden der Hocksänfte und dem dominierenden Wunsch, vom königlichen Tempelkult zu profitieren die Hockstatue (Kuboid/Würfelhocker). Gelöst von einem formgebenden Vorbild konnten sich nun auch Sonderformen entwickeln und Änderungen an der Kleidung, den Insignien und der Haltung vorgenommen werden.

Nach Schulz verweist die Hockhaltung sowie die häufig vorkommenden gekreuzten Arme auf eine Demutshaltung (S. 784) vor dem König bzw. den Göttern. Der Beamte nehme passiv und empfangend an den vorbeiziehenden Prozessionen teil („demütige Kultteilhabe“).  In erster Linie stehe bei den Statuen also der Versorgungsgedanke im Vordergrund. Hierfür sprechen auch die im Neuen Reich den Statuen beigefügten Insignien, die den Statueninhaber als Mitglied einer sozialen Gruppe und Kultberechtigten ausweisen. Die Statue war vermutlich wiederum Sammel- und Zielpunkt einer Kultgemeinschaft, die über die Statue dieses steinernen Kultempfängers von den Opferumläufen des Tempels bzw. des Grabes profitierten.
Die oft angesprochene Verbindung zum Urhügel möchte Schulz definitiv nicht sehen. „Als rein plastisches Wiederauferstehungssymbol ist der kuboide Statuentypus ... nicht zu werten“.


Schlüsselt man die Titelverteilung der Statueninhaber chronologisch auf, zeigt sich, dass im frühen MR 64% der Statueninhaber einen einfachen Priestertitel tragen. 14 % bleiben ohne Titel. In der mittleren 12. Dyn. verschiebt sich das Spektrum zugunsten einfacher Verwaltungstitel. Priestertitel machen jetzt nur noch 28% aus. Diese Tendenz setzt sich kontinuierlich fort (Ende 12. Dyn: 45% Verwaltungstitel). Auch in der Thutmosidenzeit erkennen wir diese Entwicklung. Hohe, mittlere und niedere Verwaltungstitel teilen sich den Hauptanteil mit jeweils 25%.
Erst in der späten 18. Dyn. nehmen hohe Priestertitel auf den Statuen wieder etwas zu (19%), was jedoch in der Ramessidenzeit wieder verschwindet (12%).
Eine drastische Verschiebung findet in der späten Ramessidenzeit statt. Hier haben plätzlich hohe Priestertitel mit 40% den Löwenanteil (einfache Verw.T. 25%).
Hieraus allerdings Entwicklungsmuster abzuleiten ist kaum möglich, da wir über die reale soziale Stellung der Personen (unabhängig ihrer Titel) bzw. die Bedeutung/Funktion der meisten Titel im Unklaren sind.

Eigentlich weiterhin alles Spekulation...

Gruss A.
> Antwort auf Beitrag vom: 03.04.2004 um 17:44:49  Gehe zu Beitrag
Gitta  
Gast

  
Re: Würfelstatuen wuerfel.jpg - 20 KB
« Antwort #4, Datum: 03.04.2004 um 18:16:56 »     

Hmm, ich frage mich, wie der Würfelhocker Senenmut/Neferure in all diese Theorien passt.

Gitta

> Antwort auf Beitrag vom: 03.04.2004 um 17:46:07  Gehe zu Beitrag
Ti  weiblich
Member



Re: Würfelstatuen 
« Antwort #5, Datum: 03.04.2004 um 18:31:00 »   

Hi zusammen,

genau das war auch mein Problem. Nur Gitta kann das viel schöner formulieren.

Ist dieser Würfelhocker, auf dem zwei Personen dargestellt wurden eine singuläre Erscheinung (von Senmut/Neferure gibt es meines Wissens mindestens zwei), oder gab's so etwas öfter?

So spontan hab' ich vor den Ausführungen von Gast A. immer an eine Art Embryonalhaltung gedacht: Die dargestellten Personen versuchen dem Beobachter im übertragenen Sinne so wenig "Angriffsfläche" wie möglich zu bieten. Dieser Schutz würde im Beispiel von Senmut und Neferure für die Prinzessin noch verdoppelt. Sie ist fast wie im Mutterleib geborgen durch die Umhüllung mit dem Körper Senmuts.

Oder ist das zu weit hergeholt?

Liebe Grüße Ti
> Antwort auf Beitrag vom: 03.04.2004 um 18:16:56  Gehe zu Beitrag
Gitta  
Gast

  
Re: Würfelstatuen 
« Antwort #6, Datum: 03.04.2004 um 18:56:21 »     

Vielleicht wird in diese Kunstform viel zu viel Hintergründiges hineininterpretiert

Es könnte doch auch ganz praktische Gründe für eine solche Form geben: man kann z.B. mehr Text unterbringen als bei einer Standfigur. Vielleicht wurde so auch ganz einfach nur ein auf dem Boden Hockender dargestellt. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem: stellt man einen auf dem Boden Hockenden dar und arbeitet alle Gliedmaßen heraus, bleibt auch kaum Platz für Text.

Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 03.04.2004 um 18:31:00  Gehe zu Beitrag
Gast_A.  maennlich
Member



Re: Würfelstatuen 
« Antwort #7, Datum: 04.04.2004 um 01:44:39 »   

Hallo...

@Ti:
Von Sn-nj-mw.t gibt es sogar 7 kuboide „Erzieherstatuen“ (mit Nfr.w-Raw):

1. Berlin Nr. 2296
2. Kairo, JdE 47278
3. Kairo, JdE 37438
4. Karnak, Magazin „Scheich Labib“, o.N.
5. Kairo, CG 42115
6. Karnak, Magazin „Karakol“, Nr. 57
7. Theben-West; Scheich Abd el-Gurna, TT 71

Es ist definitiv kein singuläres Phänomen. Folgende kuboide „Erzieherstatuen“ sind (neben den oben genannten) aus der 18. Dyn. bekannt:

8. Kuboide Erzieherstatue eines Namenlosen; Hatschepsut (Leiden Nr. F. 1997/7.1; Raven, in: OMRO 78, 1998, S. 93, Pl. 2,1)
9. Kuboide Erzieherstatue des Bnr-mr.wt; Thutmosis III. (Kair, CG 42171; Schulz, HÄB 33, 1992, S. 267f., HÄB 34, 1992, Tf. 64)
10. Kuboide Erzieherstatue des Sn-nfr.w; Thutmosis III. (Kairo, CG 1112; Schulz, HÄB 33, 1992, S. 230f.)
11. Kuboide Erzieherstatue des TwnwnA; Thutmosis III. – Amenophis II. (London, BM EA 35400; Schulz, HÄB 33, 1992, S. 388f.; HÄB 34, 1992, Tf. 101)
12. Kuboide Erzieherstatue des Mnw-msj.w; Thutmosis III. – Amenophis II. (Kairo, CG 638; Schulz, HÄB 33, 1992, S. 197f.; HÄB 34, 1992, Tf. 49)

Dass Erzieher- und Ammenstatuen nur in dem kurzen Zeitraum von Hatschepsut bis Thutmosis III. vorkommen zeigt allerdings, dass es sich dennoch um ein sehr spezielles Phänomen handelt, das wohl in erster Linie mit dem besonderen Status der Erzieher in diesen Phasen wirrer Thronfolgestreitigkeiten zu erklären ist. Diese Berufsgruppe begegnet danach zwar weiterhin am Hofe, doch findet sich dieser Statuentyp nicht mehr in ihrem Darstellungsrepertoire.

@Gitta
Ich verstehe hier das Problem mit den Kuboiden nicht. Sn-nj-mw.t’s Statue ist ein Kuboid, der sich eben dadurch auszeichnet, dass er neben seiner Klassifizierung als „Würfelhockerstatue“ auch in die Gruppe der „Erzieherstatuen“ (Kennzeichen: Kinderkopf/-figur(en)) gehört.
Diese Statuen wiederum sind aus der Phase Hatschepsut-Thutmosis III. zahlreich belegt und kommen auch bei anderen Statuenformen vor (Thronend mit Kind auf dem Schoß,  sitzend mit einem Bein untergeschlagen, stehend mit Kind auf dem Arm). Der funktionalen Ausdeutung des kuboiden Statuentypus wiederspricht dies jedoch nicht, da hier funktional/semantisch völlig verschiedene Elemente kombiniert sind. Die Funktion des Kuboiden ist – wie oben bereits angerissen – nicht sicher festzustellen und könnte sich auf einen regenerativen Aspekt beim Festgeschehen beziehen. Daneben habe ich aber im oberen Beitrag bereits die Kombinationsmöglichkeit des Grundtypus „Kuboid“ mit „Insignien“ angesprochen.
Derartige Insignien (zB. auch Sistren oder Schreiberpaletten bzw. bestimmte Kleidungstypen) treten ab der 18. Dynastie bei allen Statuentypen auf und lassen sich als „Statussymbole“ deuten. In einer stratifizierten Gesellschaft – wie es die ägyptische wohl war – setzt sich die Gesellschaft ja aus streng voneinander abgegrenzten sozialen Gruppen zusammen, die sich über ihre gesellschaftliche Stellung definieren, welche sich wiederum weitgehend aus dem Amt/Tätigkeitsfeld der Person (und damit aus der Nähe zum König) schöpft. Sn-nj-mw.t präsentiert sich hier eben als „Erzieher“. Diesen hohen Status präsentiert er in verschiedenen Statuentypen (vgl. etwa die Stand-Schreitfigur des Sn-nj-mw.t mit Nfr.w-Raw, OIC Museum Nr. 173800 aus Karnak; publ. bei: Schulman, in: JARCE 8, 1969-70, 40 Nr. 8). Die Funktion des Kuboidentypus wiederum bleibt von dieser Addierung zusätzlicher Status-Embleme unbetroffen.

Die Statue des Sn-nj-mw.t ist also keine Ausnahme oder ein Beleg, der gegen die obigen Interpretationsansätze sprechen würde.

Gruss A.
> Antwort auf Beitrag vom: 03.04.2004 um 18:56:21  Gehe zu Beitrag
Ramose  maennlich
Member



Re: Würfelstatuen 
« Antwort #8, Datum: 04.04.2004 um 11:51:34 »   


Zitat:
stellt man einen auf dem Boden Hockenden dar und arbeitet alle Gliedmaßen heraus, bleibt kaum Platz für Text


hallo Gitta,
habe zwar nicht so tolle Erkenntnisse wie Du,doch könnte
es möglicherweise sein,das es einen Zusammenhang/Ursprung gibt mit
den Statuen (Würfelhocker) die noch älter sind?Ich habe im Buch: Götter,Gräber und Gelehrte auf Bildtafel XX die Abbildung eines Sumerers. Der des Gudea,des Gaufürsten oder Priesterkönigs, gefunden von Lagasch von Ernest de Sarzec.
Auch hier wurde schon bei Sitzenden mit überdimensionalem Rockteil Text in Keilschrift auf der Gewandform eingemeißelt.

Quelle: C.W.CERAM Abschnitt III. Das Buch der Türme

Gruß Ramose
> Antwort auf Beitrag vom: 03.04.2004 um 18:56:21  Gehe zu Beitrag
Gitta  
Gast

  
Re: Würfelstatuen 
« Antwort #9, Datum: 04.04.2004 um 12:10:28 »     

Hallo Gast A,

zumindest ein Erzieher-Würfelhocker von Senenmut entstammt ja scheinbar eindeutig (vgl. Deine Auflistung) seinem Grab. Weiß man, an welcher Stelle sie dort aufgestellt war? Falls innerhalb des unzugänglichen Teiles, würde das m.E. für den Wiedergeburtshintergrund (Wiedergeburt als Träger des hohen Ranges) sprechen. War sie an zugänglichem Ort platziert, würde dies für die Theorie von Schulz (Teilnahme des Grabinhabers als Träger des hohen Ranges am Kult) sprechen. Ich kann der Auflistung leider nicht entnehmen, ob noch andere Erzieher-Würfelhocker so aufgefunden wurden, dass man daraus eine Bedeutung herleiten könnte (unser Berliner Exemplar weist keinen Fundort auf). Bei denen aus den "Magazinen" dürfte das kaum möglich sein, aber vielleicht bei anderen?

Ich bin erstaunt über Assmanns Gedanken zu dem Thema. Das sieht ihm, mit Verlaub, so gar nicht ähnlich

Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 04.04.2004 um 01:44:39  Gehe zu Beitrag
Gitta  
Gast

  
Re: Würfelstatuen 
« Antwort #10, Datum: 04.04.2004 um 12:18:39 »     

Hallo Ramose,


Zitat:
habe zwar nicht so tolle Erkenntnisse wie Du,doch könnte


Meine sind auch nicht so toll

Ich habe mir die Tafel angesehen. Das sieht nach einer Standfigur aus, nicht nach einer Sitzfigur. Obwohl bei der Frontalansicht die Perspektive täuschen kann.

Gitta
> Antwort auf Beitrag vom: 04.04.2004 um 11:51:34  Gehe zu Beitrag
Ti  weiblich
Member



Re: Würfelstatuen 
« Antwort #11, Datum: 04.04.2004 um 20:06:53 »   

Hallo Gast A.,

etwas verwirrt mich in Deiner Ausführung ein wenig. Du schreibst, daß Erzieher in der Zeit Hatschepsut/Thutmosis III. einen besonderen Status aufgrund der Thronfolgewirren hatten. Was genau meinst Du damit?

Welchen Status hatten diese Erzieher zu diesem speziellen Zeitpunkt genau? Und wodurch unterschied sich dieser Status von jenem in der Zeit davor oder danach?

Ich wäre sehr froh, wenn Du mir hier ein wenig weiterhelfen könntest.

Liebe Grüße Ti
> Antwort auf Beitrag vom: 04.04.2004 um 01:44:39  Gehe zu Beitrag
Gast_A.  maennlich
Member



Re: Würfelstatuen 
« Antwort #12, Datum: 05.04.2004 um 15:26:02 »   

Hallo!

@Gitta:

Zu Deiner Frage betreffend der Aufstellungsorte der Sn-nj-mw.t-Statuen:
1. Statue „Berlin 2296“ = vermutl. Theben-West (nach R. Schulz in Deir el-Bahari; Schulz, S. 77f.).
2. Statue „Kairo JdE 47278“ = Karnak, Amun-Bezirk, 9. Pylon.
3. Statue „Kairo JdE 37438“ = Karnak, Cachette
4. Statue „Magazin ‚Scheich Labib’“ = Karnak, Amun-Bezirk, vermutl. am 9. Pylon.
5. Statue „Kairo CG 42115“ = Karnak, Cachette
6. Statue „Magazin ‚Karakol’“ = Karnak (Aufstellungsort unbekannt)
7. Statue „Theben-West, TT71“ = Grab (Große Felsnische oberhalb des Grabes).

(reichlich viel „vielleicht“ dabei, aber dies bezieht sich auf den ganz konkreten Aufstellungsort. Auch die in anderen Statuentypen wiedergegebenen Erzieherstatuen des Sn-nj-mw.t stammen aus Karnak/Luxor; zB. Statue OIC 173800; BM EA 174; Kairo CG 42116)

Die Aufstellung der Kuboide lässt sich nur begrenzt rekonstruieren, da die meisten Objekte aus dem Handel stammen. Schulz (S. 560) kommt hierbei zu dem recht aussagekräftigen Ergebnis, dass 5%  aus einem gesicherten Grabkontext stammen (im MR für 4 Gräber, in der Thutmosidenzeit für 3 Gräber), während 56% im Tempelbereich aufgestellt waren.
Die Kuboide aus dem Grabkontext sind konsequent im zugänglichen Bereich des Grabes (Vorhalle), des Vorhofes bzw. in einer dort angebrachten Nische aufgestellt worden (so zB. auch der Kuboid des Sn-mn.w aus TT 252A, der im Graboberbau aufgestellt war). Diese Eigenschaft teilen sie mit den bereits erwähnten Sänftenhockerstatuen, die ebenfalls in Nischen im Vorhof des Grabes standen.
Wie bei Sn-nj-mw.t kennen wir die Aufstellung von Kuboiden in „versteckten“ Nischen/Felsaussparungen oberhalb des Grabes auch von anderen Orten. So stammt etwa die Statue des Nfr-Htpw (TT 316) aus einer Kammer oberhalb seines Grabes im Assasif (diese Kammer des Nfr-Htpw war aber nicht (!) zugänglich, was hier doch etwas Kopfzerbrechen bereitet.) Derartige Kammern wurden in Theben-West zahlreich gefunden, ohne, dass in ihnen aber Statuen entdeckt werden konnten (vermutlich geraubt).
Die anderen thutmosidischen Statuen und auch die MR-Grabstatuen waren aber alle zugänglich und im Vorhof/Hof des Grabes plaziert (Nischen).

Schulz (S. 784) kommt zu folgendem Ergebnis:
„Als Aufstellungsort gilt in erster Linie der Tempel. Vereinzelte Einbindung in den Grabbereich, ausschließlich im vorderen oder äußeren Teil des Grabes, ist vor allem im Mittleren Reich und noch seltener in der 18. Dynastie belegt. Doppelaufstellungen sind im Mittleren Reich wohl auf das Grab, im Neuen Reich ausschließlich auf den Tempel beschränkt.“

Aufgrund der nach Aussen gerichteten kultischen Dimension im Grabkontext vermutet Schulz, dass die Kuboide ähnliche kultische Funktion besassen wie die kleinen Stelophoren (also kleine Knie-/Standfiguren, die eine Stele vor sich halten), die in den pyramidalen Graboberbauten von Theben-West in ramessidischer Zeit gelegentlich in einer Nische eingebaut waren (die Stelophoren weisen dort i.d.R. einen Sonnenhymnus als Stelentext auf).

...
> Antwort auf Beitrag vom: 04.04.2004 um 12:10:28  Gehe zu Beitrag
Gast_A.  maennlich
Member



Re: Würfelstatuen 
« Antwort #13, Datum: 05.04.2004 um 15:30:46 »   

...
@Ti:
Für eine besondere Betonung des „Erzieher-Status“ in der Phase zwischen Hatschepsut und Thutmosis III. spricht die bereits angesprochene Exklusivität der rundbildlichen Darstellung im Zeitraum von Hatschepsut bis Anfang Amenophis II. sowie die ungewöhnlich hohen Ämter, die Erzieher in dieser Phase innehatten (zu Sn-nj-mw.t vgl. etwa die Zusammenstellung bei Jufaa: http://www.maat-ka-ra.de/german/start_g.htm oder bei Eichler, Die Verwaltung des Hauses des Amun in der 18. Dynastie, 2000, Nr. 505 und E. Graefe, Gottesgemahlin, 1981, S. 140ff.).
Weiterhin ließ zB. Hatschepsut posthum für ihre Amme SA.t-Raw eine Sitzstatue von „Erzieherstatuentypus“ anfertigen. Eine derartige posthume kultische Ehrung (die Statue war vermutlich im Tempelbezirk von Deir el-Bahari aufgestellt!!) ist ebenfalls aussergewöhnlich und könnte verdeutlichen, dass die Ammen/Erzieher im Umkreis dieser Königin eine prominente Rolle spielten, die vermutlich auch kultisch-religiös ausgedeutet war (man bedenke etwa den Titel „Gottesvater“, der eventuell mit dem Erzieheramt zusammenhing; vgl. Brunner, in: ZÄS 86, 1961, S. 90-100).
SA.t-Raw’s Ehrung ging aber noch ganz entscheidend weiter:
Sie erhielt als erste (!) Privatperson ein Grab im Tal der Könige (!!!; KV 60).

Auch bei anderen Erziehern der Zeit Thutmosis’ III. zeigt sich ein aussergewöhnlich hoher Status. So hat zB. der Erzieher Sn-nfri (Erzieher des Prinzen Sa-Amun, Zt. Thutmosis III., TT 99) höchste Ämter inne und leitet als Tempelschatzmeister wichtige Expeditionen (nach Byblos; s. Eichler, in: SAK 26, 1998, S. 215ff.). Sn-nfri’s besondere Stellung zeigt sich aber v.a. daran, dass er im Rahmen seiner Grabtext exklusiv königliche Phraseologie zitierte (hierzu Eicher, in: SAK 26, S. 228).

In seiner sehr spannenden aber auch recht gewagten Rekonstruktion politischer Intrigen in der Thutmosidenzeit glaubt auch Helck (Königswahl, in: ZÄS 121 (1994), S. 38ff.) in den Erziehern (die i.d.R. auch Schatzmeister waren – so war zB. Sn-nj-mw.t’s Bruder Sn(.j)-mn neben seinem Titel als Erzieher der Nfr.w-Raw auch Vermögensverwalter ihres Schatzhauses) die treibende Kraft innerer Ränke und Machenschaften zu sehen:
„Welche Kräfte hinter der Thronbesteigung Amenophis’ I. standen, ist nicht mehr auszumachen; deulich ist aber, daß er von einer lokalen Gruppierung aus Elkab gestützt wurde. In Elkab waren die Offiziere angesiedelt, die unter Amenophis I. und teilweise auch schon unter Ahmose gekämpft hatten. Diese waren sicherlich auch für die Thronbesteigung Thutmosis’ I. verantwortlich, denn es war der Bürgermeister von Elkab Pa-Hrj, der Erzieher des Prinzen WAD-msw wurde. Diese Gruppe stützte auch Thutmosis II. Der Offizier JaH-msw Pn-nxbt wurde nicht nur Schatzmeister, sondern Erzieher der Prinzessin Nfrw-Ra. Seine Faru Ipw war Amme Thutmosis’ III. und Mutter der ersten Königin dieses Königs ZAt-JaH. Auch in diesem Fall scheint die stärkste Mach in die Hand des Schatzmeisters (und damit des Erziehers) zu liegen.
Dieser Elkab-Gruppe ist wohl auch die Entscheidung zuzuweisen,  daß beim Tode Thutmosis’ II. zwar der einzige Nachkomme Thutmosis III. als König ausgerufen wurde, aber nicht traditionsgemäß dessen Mutter Isis, sondern die Tante Hatschepsut zur „Regentin“ eingesetzt wurde. Wie sehr diese Einsetzung „weltanschauliche“ Bedeutung gehabt hat,  zeigt die Art und Weise, wie der Bürgermeister von Theben und Bauleiter Innj davon spricht: Thutmosis II. „ging zum Himmel und vereinigte sich mit den Göttern. Sein Sohn steht nun an seiner Stelle als König der beiden Länder und herrscht auf dem Thron seines Erzeugers, aber dessen Schwester, die Gottesgemahlin Hatschepsut, verwaltet die Angelegenheiten des Landes“ (Urk. IV, S. 39, 16/7). Hatschepsut wird mit Namen genannt, der neue König nicht... Wenn dann wirklich die Schwester des Innj TA-amTw mit der Gattin des damaligen Vezirs JaH-msw gleichen Namens identisch ist, so darf  man auch den damaligen o.äg. Vezir mit zu dieser entscheidenden Gruppe zählen.“


Helck vermutet weiter, dass im Jahr 9 der Hatschepsut ein friedlicher Wechsel an den Ämterspitzen (innerhalb einer Clique) erfolgte, da die Namen der Beteiligten nicht verfolgt worden waren (s. Helck, S. 39). Um das Jahr 20 der Hatschepsut muss es dann nach Helck zum gewaltsamen Austausch der höchsten Beamten im Umkreis des Königs gekommen sein (zwischen zwei Cliquen). Thutmosis III. strukturiert Ämter neu und löste offenbar Ämteranhäufungen auf – offenbar um keine machtvollen Konkurrenten/Gegner entstehen zu lassen. Dazu werden hohe Ämter auf eine Vielzahl kleinerer und mittlerer (neugeschaffener) Posten umverteilt. Amenophis II. setzt diesen Trend fort.

Eichler (2000) formuliert die Tendenz der Zeit Amenophis’ II. folgendermaßen:
„Diese (Ämter)Kumulation (unter Amenophis II.) bedingt, daß die strategisch wichtigsten Posten vom König gezielt mit Männern seiner Wahl besetzt werden, deren Loyalität er sich sicher sein konnte. In dieses Bild paßt nun die schon in der Literatur verschiedentlich hervorgehobene Tatsache, daß Amenophis II. sich in einem noch nicht dagewesenen Maße mit Beamten umgab, die seiner allernächsten Nähe entstammten und meist sogar mit ihm zusammen aufgewachsen waren. So wurden in die zentralen Posten der Verwaltung des ägyptischen Staates Männer eingesetzt, deren Mütter königliche Ammen, deren Väter prinzliche Erzieher waren oder die aus anderen Gründen eine persönliche Freundschaft mit dem König von Jugend an pflegten... Diese Politik der Stellenbesetzung ist auch im Bereich der Tempelverwaltung zu verfolgen. Von den zehn dokumentierten Beamten, die Amenophis II. nicht von seinem Vater übernahm, sondern selbst in der Tempelverwaltung neu einsetzte, sind immerhin vier Personen Kinder königlicher Ammen oder Erzieher, d.h. mit dem König zusammen aufgewachsen.“ (S. 224f.)
Auch Helck (Königswahl, in: ZÄS 121 (1994), S. 42ff.) kommt zu ähnlichen Beobachtungen:
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> Antwort auf Beitrag vom: 04.04.2004 um 20:06:53  Gehe zu Beitrag
Gast_A.  maennlich
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Re: Würfelstatuen 
« Antwort #14, Datum: 05.04.2004 um 15:33:22 »   

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Der Einfluss bestimmter, um den Harim und die Erzieher gruppierten Interessensverbände zeige sich beim Thronwechsel zu Amenophis II. besonders drastisch:
„Schlagartig werden die wichtigsten Ämter im Staate mit Leuten besetzt, die „Schulkameraden“ („Milchbrüder“) des neuen Königs gewesen waren oder schon mit seiner Erziehung in Verbindung gestanden hatten. Das muß weitgehend eine starke Verjüngung der Bürokratie zur Folge gehabt haben. Die Verwaltung der Hauptresidenz Prw-nfr kam in die Hand des Milchbruders Qn-Imn, die Verwaltung Nubiens mit dem Hauptkontingent der stehenden Truppen Ägyptens in die des Milchbruders Mrj, das At des 3. Gottesdieners des Amun in die des Milchbruders KA-m-Hrj-jb.sn. Auch beförderte man den Mann der Amme des Königs BAki namens Imn-m- Hb, einen alten Offizier seines Vaters, zum „Stellvertreter des Heeres“. der damit die Versorgung der Truppen unter sich hatte; sein Kollege war der „Stellvertreter des Königs“ PH-sw-xr, ebenfalls der Mann einer königlichen Amme. Am bezeichnensten ist aber, daß das Amt des o.äg. Vezirs und das des Bürgermeisters von Theben einem Imn-m- jpt und einem Sn-nfr übertragen wurden, die Söhne des Erziehers des Königs HmAi waren; beide erhielten Grabanlagen im Königsgräbertal (KV 48 und 42). Ein bruder von ihnen (sein Name ist zerstört) wurde zum Bürgermeister von Thinis eingesetzt.
Man erkennt also deutlich, wie hier der Anstoß zu einem politischen Wechsel vom königlichen Harim ausgeht...“ .

Die Macht der Erzieher unter Hatschepsut und Thutmosis III. war also noch so groß, dass sie kontrollieren konnten, wer mit dem jungen König zusammenkam. Dies waren dann „zufällig“ v.a. die Kinder der Erzieher selbst, die dadurch starken Einfluss auf den Prinzen ausüben konnten (Cliquenwirtschaft). Der König rekrutierte dann seine Beamten eben aus diesem Bekanntenkreis (Der Erzieher IaH-ms konnte, wie von Helck bereits angesprochen, seinen Sohn Sn-nfr (TT 96) als Bürgermeister von Theben „unterbringen“. Sein zweiter Sohn Imn-m-ipt (TT 29) wurde Vezier unter Thutmosis III./Amenophis II.; die Position des Sn-n-mw.t-Bruders Sn(.j)-mn im Umkreis der Nfr.w-Raw habe ich oben ja bereits angesprochen).

Wir kennen vor und nach Hatschepsut/Thutsmosis III. weitere Ammen bzw. Erzieher des Königshauses, doch ist ihr Status generell deutlich unter dem der oben genannten Personen. Die Macht der genannten Personen spiegelt sich auch rein zahlentechnisch wieder. Sn-nj-mw.t etwa ist die Privatperson mit dem größten Korpus an Statuen, das aus Ägypten bekannt ist. Berücksichtigt man die nicht gerade aussergewöhnlich lange Laufbahn des Mannes ist das schon aussagekräftig. Auch zeichnet sich das Korpus der Sn-nj-mw.t Statuen dadurch aus, dass es das formenreichste und „innovativste“ (also neue Attribute) darstellt.

Die Macht der Erzieher dürfte wohl v.a. in ihrer direkten Nähe zum König begründet liegen. Unter Hatschepsut stellt sich ausserdem die Frage, ob Sn-nj-mw.t’s besondere Rolle nicht auch in der Situation begründet liegt, dass Hatschepsut eben kein männliches (königliches) Komplement neben sich hatte und die Rolle der Nfr.w-Raw als ihre eigentliche Nachfolgerin (M. Cozi, Neferourê et son épouse, in: GM 169, S. 17ff. möchte zB. eine Heirat zwischen der Tochter der Hatschepsut und Thutmosis III. rekonstruieren) bzw. als „Gottesgemahlin“ entsprechend bedeutsam war. Wenn auch die extremen Positionen in einem früher gern rekonstruierten Kleinkrieg Hatschepsut-Thutmosis III. wohl so nicht haltbar sind (vgl. A.R. Schulman,Some Remarks on the Alleged „Fall“ of Senmut, in: JARCE 8, 1969-70), S. 29ff.), ist doch der teils brutale Beamtenwechsel, wie auch die starke Lobby-Bildung am Hof unter beiden Herrschern so auffallend, dass hier wohl von diesen Personengruppen versucht wurde, direkt auf die Nachfolge und die Politik Einfluß zu nehmen- was dann jeweils mehr oder weniger glücklich gelang. Die Ramessidenzeit bricht mit dem Erzieherstatus offenbar völlig. Aus dieser Epoche wissen wir über die Personen, die im Harim die Prinzen unterwiesen so gut wie nichts (obwohl es sie sicher gegeben haben wird).

Gruss A.
> Antwort auf Beitrag vom: 05.04.2004 um 15:30:46  Gehe zu Beitrag
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